Wien – was vom alten Wien blieb (Galerie)

  • Heute beschäftigen wir uns mit einem der Hauptstraßenzüge der Inneren Stadt, der Singerstraße.
    Sie ist in gewisser Weise typisch für Wien, indem sie nämlich ihre Schönheiten eher im Verborgenen hält. Egal, von welcher Seite man sie betritt, ist sie zunächst nicht überwältigend. Erst in der Mitte wird sie zu einer Prachtstraße, die in Metropolen ihresgleichen sucht.
    Durch ihre Enge ist sie nicht besonders photogen, und vielen oberflächlichen Touristen wird sie nicht besonders auffallen. Naja, was sind auch schon die Palais Neupauer-Breuner bzw Rottal gegen die Ankeruhr oder das Stowasserhaus...

    wir kommen von Stephansplatz, übersehen die zwei-drei matten aber akzeptablen Nachkriegsfassaden.
    Das Churhaus, links im Bild haben wir schon gewürdigt (Stephansplatz), hier sehen wir in die Churhausgasse:

    Nun beginnt auf der linken Seite eine sehr lange, exquisite Fassadenfolge, während rechts bis zum Palais Neupauer noch schwacher Schablonenjugendstil vorherrscht.

    Hier ein sehr bedeutendes Beispiel, die Deutschordenskirche (im 14 Jh erbaut, "später geringfügig verändert", steht auf der Denkmaltafel, man fasst diesen Unsinn nicht):

    In Wahrheit handelt es sich um einen völligen Neubau aus der Barockzeit, im Stile der sog. böhm Barockgotik Santini-Aichels, mW das einzige Beispiel außerhalt der heutigen CR.

    Einmündung der Blutgasse, dahinter die Nrn 9, 11, 13 mit schönen Erkern:

    9 und 11:

    Eine vernünftige gebäudeweise Dokumentation ist aufgrund der Gebäudehöhen mit herkömmlichen Mitteln und Möglichkeiten unmöglich.

    Jetzt wird auch die rechte Seite interessant, und wie:

    Palais Neupauer-Breuner
    http://www.wissen.de/wde/generator/wissen/ressorts/reisen/europa/special_wien/index,page=1657302.html\r
    http://www.wissen.de/wde/generator/wiss ... 57302.html
    Wiener Barock, wie er leibt und lebt:

    Einfahrtshalle des Palais Neupauer:

    Blick zurück in Richtung Stephansplatz:

    Von weiter hinten:

    Und von noch weiter - rechts die frisch renovierte Nr 13 und die etwas klassizistisch-blasse Nr 15 (welches die Nicolaikirche aus der Renaissancezeit substituierte):

    Auch das schmale Nachbarhaus Nr 18 versuchte mit dem Palais zu konkurrieren:

    Im Innenhof von Nr 11:

    Daselbst, die Rückseite der Blutgasse mit spitzem Treppenturm:

    Bizarre durch Abbruch (wohl des Nicolaiklosters) entstandene Reste zur Grünangergasse hin:

    Ausblick nach Osten, von dem hier nur verraten wird, dass es sehr interessant bleiben wird:

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Dieses große und bedeutende Wort verdient Hervorhebung:

    Zitat von "Gil"

    What a joy!

    The world is a better place, since so much of this ingenious Viennese baroque still exists...

    Weiter geht s. Noch einiges harret unser.


    Das war nix Neues, nur eine sozusagen zusammenfassende Schau der bereits kennengelernten Gebäude.
    Die an das NP-Palais anschließende Nr 18:

    Portal von Nr 20:

    Ecke Franziskanerplatz, rechts Nr 22 mit barockem Fresko:

    So, nun aber zum berühmtesten Bauwerk der Singerstraße, nämlich der ehem. Staatsschuldenkassa mit komplizierter Baugeschichte:

    In den Neubau von 1752 wurde ein ganzes Palais integriert, nach welchem das Gebäude heute noch fälschlich 'Palais Rottal' genannt wird.

    Näheres hier:
    http://de.wikipedia.org/wiki/Palais_Rottal\r
    de.wikipedia.org/wiki/Palais_Rottal

    Treppenhaus:
    http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datei:Rottal-Treppe.JPG&filetimestamp=20071107121644\r
    de.wikipedia.org/w/index.php?tit ... 1107121644
    Heute (noch) Sitz der Finanzprokuratur, deren Auflösung jedoch bevor zu stehen scheint. Danach wird die SSK wohl ein weiteres Beutestück des Raubtierkapitalismus werden.

    Die Attika-Figuren stammten übrigens nach der Aufstockung von 1852 vom Stadtpalais des Prinzen Eugen. Man stelle sich das sich heute ergebende Disneylandgeschrei vor...
    Gesamtansicht des wertvollen Straßenabschnittes:

    Franziskanerkloster vis-à-vis der Staatsschuldenkassa, die seltsame Ornamentik stammt wohl noch aus der Übegangszeit Renaissance/Barock:

    Zusammenspiel der beiden längsten Fassaden der Singerstraße:

    In der Straßenflucht übrigens ein Anpassungsbau aus den 50ern.

    Rückfront der SSK in der Kumpfgasse mit Domturm:

    Erhaltener Abschnitt der Kumpfgasse, rechts SSK, in der Bildmitte Wiener Wiederaufbau (80erJahre):

    Kumpfgasse gegen Schulerstraße, charakteristisches Wr. Altstadtbild:

    Erhaltener Krüppelwalmgiebel in der Kumpfgasse, aufgrund der Gebäudehöhe (sechs Geschosse) kaum sichtbar:

    Der bereits kurz angeschnittene Neubau Nr 21 wirkt hier weit brutaler denn in natura. Er liegt bereits im vom Historismus zerstörten Stadtgebiet ist vom wertvollen Abschnitt der Singerstraße aus dank Straßenkrümmung nicht sichtbar. Darüber hinaus ist er mE so übel nicht, jedenfalls immer noch besser als die KL-Entwürfe für die DDer Hauptstraße (wobei man nicht den Hauptunterschied vergessen darf: hier wurde bloß ein Historismusbau ersetzt, Barockbauten wären wohl schon in den 50ern rekonstruiert worden!)

    Schon an der Seilerstätte liegt das Palais Coburg, dessen Mittelrisalit keine Aufschlüsse über die beträchtliche Palaislänge gewährt:

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Zitat von "ursus carpaticus"

    Die an das NP-Palais anschließende Nr 18:

    This relatively simple house, with its nicely organized windows, is one of my favorites. What is known about its history?

  • Singerstraße 18. Als gar so schlicht würde ich diese Fassade nicht bezeichnen. Fassade wird vom Denkmalamt auf 1720 geschätzt, wahrscheinlich im Zusammenhang mit dem Palais Neupauer-Breuner (1716) entstanden. Kern wohl älter. Oberstes Geschoß wohl Mitte 19 JH.
    1986 wurde der gut erhaltene Originalkalkputz freigelegt und restauriert. In diesem Pilotprojekt sollte gezeigt werden, dass Kalkputze auch in Großstädten geeignet sind.
    Heute werden hier Suiten vermietet (Carlton).

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Hier eine historische Aufnahme des unteren, nicht erhaltenen Teiles der Singerstraße, gesehen vor 1860 vom Stephansturm (hist. Museum der Stadt Wien).

    links vorne das lange Dach der SSK, die Attika ist lediglich der Mittelrisalit, darüber die verloren gegangenen Altstadtdächer. Dazwischen nach links die gezeigte Kumpfgasse. Gegenüber der bis heute erhaltene Verlängerungsbau des Franziskanerkloster, der sich fast bis zum Straßenabschluss hinzieht. Dort steht heute der erwähnte Anpassungsbau, die hier gezeigten Altstadthäuser kragten weiter in die Seilerstätte hinein. Dahinter erkennen wir die langgezogene Fassade des Palais Coburg, hinter welchem die Stadt abrupt endete. Diese über 400 Jahre währende Verunmöglichung einer harmonischen Stadterweiterung und - entwicklung, die wohl ziemlich einzigartig dasteht, muss man sich mal vor Augen führen. Ein paar Schritte vom Herzen der Stadt entfernt war alles aus.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Singerstraße nach Salomon Kleiner (Ecke Grünangergasse):
    http://www.google.at/imgres?imgurl=http://cache1.asset-cache.net/xc/56456830.jpg%3Fv%3D1%26c%3DIWSAsset%26k%3D2%26d%3D45B0EB3381F7834DBEA852754087A0247A1ACCC422D666BA8D468227FCA651B6&imgrefurl=http://www.gettyimages.com/detail/56456830/Hulton-Archive&usg=__iBzAZYa79-Psgy8V9QGR49OEAO4=&h=406&w=594&sz=60&hl=de&start=771&um=1&itbs=1&tbnid=P4SL9n9LyusAwM:&tbnh=92&tbnw=135&prev=/images%3Fq%3Dsalomon%2BKleiner%26start%3D756%26um%3D1%26hl%3Dde%26sa%3DN%26ndsp%3D18%26tbs%3Disch:1\r
    http://www.google.at/imgres?imgurl=http ... s%3Disch:1

    Rechts heute die SKK. Die Nicolaikirche war typ. Manierismus, vgl Neuhaus/Jind?ich?v Hradec Jesuitenkolleg (das steht natürlich noch!)

    hier die Deutschordenskirche:
    http://www.google.at/imgres?imgurl=http://cache2.asset-cache.net/xc/56457112.jpg%3Fv%3D1%26c%3DIWSAsset%26k%3D2%26d%3D45B0EB3381F7834DE473323A372E59CD7F319DD224B7398B35EE3381EFF18E35&imgrefurl=http://www.gettyimages.com/detail/56457112/Hulton-Archive&usg=__exdqM9RtTv0UC6VauSzlYCqRGEQ=&h=414&w=594&sz=71&hl=de&start=355&um=1&itbs=1&tbnid=_fdZXQ5ZseMaAM:&tbnh=94&tbnw=135&prev=/images%3Fq%3Dsalomon%2BKleiner%26start%3D342%26um%3D1%26hl%3Dde%26sa%3DN%26ndsp%3D18%26tbs%3Disch:1\r
    http://www.google.at/imgres?imgurl=http ... s%3Disch:1


    In Richtung Süden geht s ab zum Franziskanerplatz:

    Hier handelt es sich einen besonders charaktervollten Altstadtplatz.
    Sogar die notorisch-schrecklichen Dachausbauten haben ganz ausnahmsweise auf die Bestandsharmonie des Platzes Bedacht genommen, wie links oben zu sehen ist):

    http://farm4.static.flickr.com/3359/3453584840_a87414603b_b.jpg\r
    farm4.static.flickr.com/3359/345 ... 603b_b.jpg
    Ein klassisches Altwiener Ensemble - so echt und organisch wie es nur in einer wahrhaft alten, von gröberen Eingriffen verschonten Stadt heranwachsen konnte.
    Könnte man zu mindest meinen. Aber der Schein trügt, wie so oft.
    Der Franziskanerplatz ist kein 'natürlich' entstandener Platz, sondern das Ergebnis früherer verkehrspolitischer Hoffahrt. Schon zur Zeit des 30jährigen Krieges hatte man keine andere Sorgen als die Stadt 'autogerecht', pardon 'kutschengerecht', zu gestalten. Da die 1611 fertiggestellte Franziskanerkirche für die herrschaftlichen Kutschen schwer erreichbar war bzw im Umfeld weder park- noch Wendemöglichkeiten vorhanden waren, riss man 1624 das Eckhaus Franziskanergasse/Weihburggasse einfach ab.

    Die hier zu sehende 'urige' Häuserstaffelung ist erst danach entstanden und nicht auf mittelalterliche Pittoreskheit zurückzuführen.
    Da auch die an der Südseite liegenden Häuser jüngeren Datums (Barock/Biedermeier) sind, ist die Kirche demnach das älteste Gebäude des Platzes.
    Der Mosesbrunnen in der Platzmitte wurde überhaupt erst 1798 von Johann Martin Fischer hinzugefügt.

    http://farm4.static.flickr.com/3608/3452790363_0da4fa2bdc_b.jpg\r
    farm4.static.flickr.com/3608/345 ... 2bdc_b.jpg

    Hier sieht man rechts noch den mittelalterlichen Zustand der Franziskanerplatzbebauung:

    http://www.gettyimages.com/detail/56456827/Hulton-Archive\r
    http://www.gettyimages.com/detail/56456 ... on-Archive
    Die Franziskanerkirche, als Renaissancekirche ein Wiener Unikat.
    Besonders bemerkenswert ist zum einen das relativ späte Errichtungsdatum, das eigentlich schon in die Barockzeit fällt.
    Zum anderen diese stilistische Unsicherheit...
    Die Gotik ist äußerlich noch immer nicht richtig überwunden, aber schon innerlich fremd geworden. Eigentlich wirken die Spitzbögen bereits 'barockgotisch' im Santini-Aichelschen Sinne, sie sind nur mehr hohles Zitat, ohne wirklichen Schwung. Auch mit der Aufgabe, die eigentliche Fassade zu gestalten, wusste man sich nicht viel anzufangen - die schlichte Scheinquadrierung wirkt mehr als abgestanden und ideenlos. auch der Giebel wirkt aufgesetzt und ohne kompositorische Stringenz. Das Ganze wird irgendwie durch den barocken Eingangsbau gerettet.
    Auch der spätere Turm trägt viel zur Wirkung bei, deren Reiz gerade in ihrer Diffusität liegt:

    http://farm4.static.flickr.com/3397/3452793931_3bde1dcfe7_b.jpg\r
    farm4.static.flickr.com/3397/345 ... cfe7_b.jpg
    Links in der Mitte ist zu sehen, wie weit die damaligen Eingriffe auch die Weihburggasse betrafen, mE sind die ersten beiden, also die 'blinden' Fensterachsen damals als nötiger Abschluss hinzugekommen.
    Rechts eine typisch brutalistisch-gründerzeitliche Bausünde. Statt historistischer Schablonenarchitektur mal hier jugendstilartige, was das Ergebnis jedoch um keinen Deut wertvoller macht.

    Blick vom Platz in die Weihburggasse:

    http://farm4.static.flickr.com/3357/3453591978_e14f82212c_b.jpg\r
    farm4.static.flickr.com/3357/345 ... 212c_b.jpg

    Die Weihburggasse selbst ist stilistisch eher durchmischt, aber nicht ohne Reiz:

    http://farm4.static.flickr.com/3574/3453713280_3c18211d4c_b.jpg\r
    farm4.static.flickr.com/3574/345 ... 1d4c_b.jpg

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • When I see such intimate wonderful corners like the Franziskanerplatz, I think that we should be grateful that Vienna (unlike Paris) did not suffer from a massive redevelopment project in the 19th cent. Of course, we have the Ringstrasse with its grandiose monuments, but the pattern of the Altstadt is preserved.

  • @Gil

    Nun ja. Nicht in diesem Ausmaß wie Paris. Aber immerhin noch genug (dass es anders geht, siehe Prag).
    Das ist hier thematisiert:
    http://www.architekturforum.net/viewtopic.php?f=34&t=2881">viewtopic.php?f=34&t=2881

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Vom Franziskanerplatz zwoigt eine besonders enge Gasse ab:

    http://farm4.static.flickr.com/3602/3452744791_3d703b7e0e_b.jpg\r
    farm4.static.flickr.com/3602/345 ... 7e0e_b.jpg
    Ballgasse, benannt wohl nach einem Ballhaus (vgl Ballhausplatz, das Ballspiel (gioco della palla) war ein spätmittelalterlicher Vorläufer des Tennisspiels. Durch die letztendlich unselige Machtübernahme des spanischen Hohlkopfes Karl V und dessen Bruder Ferdinand I kamen viele spanische Einflüsse nach Wien. Man kann sagen, dass die Wiener das Spanische hassten, was sich an einigen Redewendungen und Ausdrücken bis heute manifestiert: aus den Granden wurde der Urwiener Grant,[ das Attribut i] spanisch [/i]wurde zum Synonym für unverständlich. aber das Ballspiel liebtten sie, und aus den Ballhäusern wurden später Theater- und Tanzhäuser.
    Die Ballgasse ist mit ihren malerischen Krümmungen mittelalterlichen Ursprungs, aber völlig barock überformt. Die Fassaden wirken sehr einheitlich und weisen kaum architektonische Höhepunkte auf.
    Nach Norden (in der Bildmitte angedeutet) zweigt eine Verästelung ab, die gleich gestaltete Blumenstockgasse, Beide münden ziemlich parallel in die Rauhensteingasse.

    http://farm4.static.flickr.com/3583/3453571734_f80bb83ac6_b.jpg\r
    farm4.static.flickr.com/3583/345 ... 3ac6_b.jpg
    Der Name rührt vom Blumengarten des Himmelpfortklosters her, das unter dem zweiten Josef wie so vieles aufgelassen wurde, womit sich auch der einheitlich-barocke Baubestand erklärt:

    http://farm4.static.flickr.com/3543/3453561868_e671f29f6f_b.jpg\r
    farm4.static.flickr.com/3543/345 ... 9f6f_b.jpg

    http://farm4.static.flickr.com/3652/3453565956_1a27e4f25d_b.jpg\r
    farm4.static.flickr.com/3652/345 ... f25d_b.jpg

    http://farm4.static.flickr.com/3372/3452754711_511b9b33a0_b.jpg\r
    farm4.static.flickr.com/3372/345 ... 33a0_b.jpg

    http://farm4.static.flickr.com/3299/3452761675_3f0f465ef9_b.jpg\r
    farm4.static.flickr.com/3299/345 ... 5ef9_b.jpg
    Mit frechem Wiener Gassenkind und Durchgang zum Franziskanerplatz samt Vorbau zur Kirche:

    http://farm4.static.flickr.com/3336/3453577938_b17f311a04_b.jpg\r
    farm4.static.flickr.com/3336/345 ... 1a04_b.jpg

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Tja, Wien kann mit vielen Pfunden wuchern. Danke für die Veranschaulichungen!
    In Deutschlands Städten wäre wohl bereits ein einzelner verwinkelter Straßenzug solcher Prägung DIE Attraktion schlechthin.

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Nu übertreib mal nich...
    also so etwas wie die Ballgasse findet man natürlich zum Glück schon noch oft. In Regensburg, Erfurt, Bamberg uva Städten gibt es da wahrlich besseres.

    Zurück am Franziskanerplatz- biedermeierliche Häuser an der Südseite. Links nicht im Bild wäre der Durchgang zur Ballgasse.

    http://farm4.static.flickr.com/3624/3453588308_714a1af645_b.jpg\r
    farm4.static.flickr.com/3624/345 ... f645_b.jpg
    Irgendwann sollte es weitergehen mit dem südöstlichen Kärtnerviertel, das allerdings dzt leider durch Renovierungen (und Abrisse!) im Komplex des Finanzministeriums arg beeinträchtigt ist.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Ehe wir zu neuen Gefilden aufbrechen, noch ein letzter Rest zu Singerstraße/Franziskanerplatz uU.
    Das prächtige Interieur der Franzikanerkirche verdiente schon eine Extrapräsentation:

    Aber auch das Interieur der Deutschordenskirche ist interessant:

    Edelste Wiener Gotik, könnte man fast meinen.

    In Wahrheit eine Laune des (hier gar nicht so Wienerischen) Barock.
    Echte Gotik ist hier zu sehen:

    Man beachte die komplexe Dachkonstruktion rechts.
    Die Höfe des Deutschordenshauses werden meistens übersehen:

    von Alt- Wien ist hier nicht mehr viel übrig - wie schön muss die städtebauliche Situation in der Liliengasse einst gewesen sein...

    Nun, in München wäre man selbst über diese Bebauung froh...

    Die Rauhensteingasse verbindet die Weihburg- mit der Himmelpfortgasse. Von Interesse ist der Pragerisch anmutende zierliche Barockgiebel von Nr 4:

    Rauhensteingasse, geschönt von der Himmelpfortgasse aus:

    Und hier ungeschönt:

    Im Blickfeld stört der an sensible bundesdeutsche Nachkriegsarchitektur gemahnende Block des Kaufhauses Steffl. An dieser Stelle (Rauhensteingasse 8 ) stand das Sterbehaus Mozarts.
    Hier handelt es sich um die größte und einzig schwerwiegende Bausünde im geschlossenen altstädtischen Bereich der Stadt.
    Und weil wir gerade beim Thema Bausünden sind: über unsere Demkmalschutzbehörde und ihre ästhetischen Vorlieben kann man wirklich nur mehr den Kopf schütteln:

    Sehr taff und mehnstriemig, die pt Damen vom Bundesdenkmalamt.
    Das war die Blumenstockgasse, eine Verzweigung der Ballgasse und wie diese mit völlig intaktem Althausbestand, von der Rauhensteingasse aus.
    Vis à vis von Nr 4 steht die Nr 3, ein nicht besonders auffälliges barockes Bürgerhaus mit älterem Portal, das mit schwerer und tiefer, leicht okkulter Symbolträchtigkeit behaftet ist. Hier gehen wiederum nur Herren aus und ein, vor allem am Mittwoch abend. Dieses Bild entstand übrigens zu solcher Zeit.

    Wir gehen aber vorbei und erfreuen uns lieber der Wiener Altstadt, hier noch einmal an den Windungen der Ballgasse:

    die hier in den Franziskanerplatz mündet:

    Hier ohne freches Gassenkind, dafür mit voller Gebäudehöhe. Und hier wartete selbst für mich, der ich Wien ein klein wenig kenne, eine kleine Überraschung:

    Es gibt nämlich in diesem Kretzl neben der Ball- und der Blumenstockgasse eine dritte gewundene Gasse, die nur aus Hinterhöfen besteht und parallel zur Ballgasse in die Weihburggasse mündet.

    Das Tor des rosa Hauses ist der Durchgang. Rechts davon, unter dem weißen Schild finden wir den Durchgang zur Ballgasse.

    Weiter würde es jetzt normalerweise mit der erwähnten Himmelpfortgasse gehen, einer besonders harmonischen Altstadtgasse:

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Der Rundgang durch die HPG wird zweckmäßigerweise erst im Juni 2011 fortzusetzen sein - bis dahin wird der Komplex des Finanzministeriums 'generalsaniert' sein. - die HPG ist geradezu ein Synomym für das BMF.
    Das wird nicht nur Gutes zu bedeuten haben, wie die für das heutige Wien typisch skandalös-geschmacklosen Dachausbauten an einem zu diesem Komplex gehörigen bedeutenden Barockbürgerhaus schon itzo erkennen lassen.
    Das letzte Bild zeigte den Eckbereich HPG/ Kärtnerstraße. Generell wurde die Wiener Altstadt im Bereich dieser Geschäftsstraße um 1900 in jenem Maße wie die Nürnberger am 2.1.45 ausgelöscht - selbst Mozarts Sterbehaus in der nicht unmittelbar betroffenen Rauhensteingassse ging da drauf - dem gründerzeitlichen Expandierdrang von Geschäftsleuten war eben kaum eine Grenze gesetzt.
    Die besonders schimm getroffene HPG fängt architektonisch eigentlich erst nach der Einmündung der Rauhensteingasse zu existieren an, was heute deutlicher als früher ist.
    Nachdem der völlig wertlose Erweiterungsbau des BMF wohlverdientermaßen abgerissen ist (glücklicherweise blieben die stockzahnartigen Eckbauten bestehen, was in summa ein wahres Armutszeugnis für die moderne Arschitektur darstellt, wenn man nämlich die völlige Wertlosigkeit dieses Retortenjugendstils oder wie man es nennen will bedenkt), kann es nur noch besser werden.
    An der Kärnterstraße wird wacker auf Post/Neo - also auf jeden Fall -faschismus gesetzt , Meister Chippindale in action. Auch die Erwartungshaltung für die HPG ist nicht allzu hoch.

    Hier Bilder des alten Teils der HPG,

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Nachdem wir momentan in der Himmelpfortgasse und der Johannesgasse nicht so recht weiter können, setzen wir halt woanders fort - tatsächlich fehlen uns ja noch große und va bedeutsame Teile der Wiener Innenstadt, vor allem des Widmerviertels, für viele sogar der großartigste Teil Wiens. Wilhelm Hausenstein etwa bezeichnete den Platz vor der Minoritenkirche mit Blickwinkel Liechtensteinpalais als die schönste Stelle der Stadt.

    Auch hier gelten natürlich GFs bemerkenswerte Sätze, die ich recht gerne mag, weil sie in deer Tat das Wesens Wien wie keine anderen (positiveren) charakterisieren:

    Zitat

    Wo sind die giebelständigen Bürgerhäuser aus dem Spätmittelalter und der Renaissance um den Stephansdom? Was wir am alten Braunschweig, Frankfurt oder Nürnberg bewundert haben, fehlt der Stadt geradezu vollkommen. Man könnte den Eindruck gewinnen, eine bürgerliche Renaissance habe in Wien nie stattgefunden. Der fürstliche Bauwurm des Barock und die Aufbruchsphase der Ringstraßenzeit haben fast alle Spuren des altdeutschen Wiens hinweggefegt.

    Nun, Hausenstein etwa schrieb sein Lob auf Wien (Hier ist das Heroische mit dem Gemütlichen übereingekommen) zu einem Zeitpunkt, als Braunschweig, Nürnberg und Frankfurt noch standen, dh er brauchte niemals die Erwartungshaltung oder Illusion zu haben, dass Wien für diese Altstädte irgendeinen befriedigenden Ersatz bieten könnte, er war vielleicht gerade darum ob der Andersartigkeit Wiens besonders begeistert.
    Was uns hier jedoch in erster Linie interesssieren wird, ist die Frage, ob es um die vorbarocke Substanz Wiens, insbesondere um jene aus der Zeit der Renaissance wirklich so besonders schade war.
    Ich meine, dazu bietet der folgende Spaziergang einige brauchbare Aufschlüsse.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • @UC

    Ich habe mir gestern nachfolgendes Buch besorgt:

    Wiener Wahrzeichen – Verschwunden, entstellt, bedroht (Landerer, Süss, Schediwy)

    Kosten: 10,20 € und man erhält 174 Seiten vorzüglichster Information und mit Bilder unterlegt (die ich bis dato noch nicht kannte) von der barocken und gründerzeitlichen „Zerstörung“ des alten Wiens.

    Unter anderem wird zB erklärt, weshalb die Bastionen in Wien geschliffen wurden, während und warum die Stadtmauern zB Nürnberg etc. stehen blieben. Auch die Barbarei der üblen Nachkriegszeit wird eingehend und mit traurigen Bildern veranschaulicht sowie die heutige Zerstörung der Dachlandschaft im 1. Bezirk. Die Denkmalschutzbehörde kommt hier (berechtigterweise) nicht gut weg, da sogar noch eine Vielzahl von Barockhäusern und Palais tatsächlich noch nicht endgültig unter Denkmalschutz stehen wie ZB das gerade von Dir erwähnte Palais Liechtenstein in der Bankgasse. Ich habe auch nicht gewusst, dass gerade versucht wird auf das Künstlerhaus einen hässlichen Glaskubus zu stellen wie bspw. am Ronacher!!!

  • Die Schleifung der Basteien wird nach mW hM mit staatspolitischen Erwägungen begründet, dh damit, dass diese anno '48 mehr den Aufständischen als der Staatsgewalt dienten.
    Daneben bin ich bei einem Heimatkundler auf folgende höchst interessante Erklärung gestoßen: In erster Linie sind diese unseligen Maßnahmen auf den bis heute nicht zu übersehenden Einfluss lokaler Bauunternehmen zurückzuführen, denen die alten Tore, Türme und Mauern als (hochqualititativer) Gratissteinbruch dienten.

    Das momentan nicht zu übersehende völlige Versagen des Wiener Denkmalschutzes ist ein höchst trauriges Kapitel. Hämische Anmerkungen (bzw Begründungen) hab ich an diesem Ort schon genug angebracht.
    Die Nachkriegszeit hingegen soll man nicht unbedingt schlechtreden, gerade nicht in einem bundesdt. Forum über derlei Fragen - die Wr. Aufbauleistung steht turmhoch über der bundes - (und DDR-)deutschen. Seien wir doch froh, dass etwa der Platz Am Hof so aussieht, wie er heute aussieht, und nicht so, wie wenn ( horribile dictu) Nürnberger Aufbaustrategen am Werk gewesen wären.

    Aber du kannst gerne was vom neu erworbenen Wissen preisgeben, zumal auch ich dieses Buch nicht kenne.

    ad Glaskubus auf dem Künstlerhaus:
    Muss ich raten, wie sich das BDA hiezu stellt?

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Bitte kauf Dir das Buch! 10 € sind wirklich nicht viel und je mehr Leser das Buch kaufen, desto mher gibt es Nachfrage zu diesen Themen. Nebenbei: Ic glaube sogar, dass es momentan eh bei den Sachbüchern Platz 1 einnimmt.

    Bis 1950 war tatsächlich der Wiederaufbau halbwegs OK, aber seit 1950...Barbarei hoch 3! Ich habe das Buch gestern gekauft und schon komplett aufgesogen - schleck. Von einigen abgerissenen Palais habe ich bis dato noch nicht einmal etwas gelesen.

  • Im Wesentlichen geht die drei vom Graben in Richtung Hofburgkomplex verlaufenden paralellen Altstadtgassen Dorotheergasse, Bräunerstraße und Habsburgergasse, die von der Stallburggasse gekreuzt werden. Obwohl sehr zentral gelegen, ist dieser Bereich nicht übermäßig bekannt.

    a) Dorotheergasse

    Doblingerhaus:

    eindeutig der Blickfang im inneren Bereich.

    Hier sehen wir ganz links die Fassade des Doblingerhauses und in der Mitte das einzige erhaltene barocke Grabenpalais, das seine Längsfassade in die Dorotheergasse hat. Rechts Art-deco-Bauten von brutaler Groteskheit, ein bizarres Stadtbild ergebend. Immerhin interessanter als die 'Kontraste' der noch neueren Architektur:

    Nach außen zu normalisiert sich das Gassenbild:

    Die beiden protestantischen Innenstadtkirchen AB (Fassade neoklassizistisch) und HB, ein eher provinzielles Stadtbild ergebend:

    Typisch Altwiener Gassenbild. In der Mitte das heutige Jüdische Museum, welches 1994 eher beziehungslos hier (neu)geründet wurde:

    siehe auch:
    http://de.wikipedia.org/wiki/Palais_Eskeles\r
    de.wikipedia.org/wiki/Palais_Eskeles
    Bild:
    http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datei:Palais_Eskeles1.JPG&filetimestamp=20081121032757\r
    de.wikipedia.org/w/index.php?tit ... 1121032757


    Blick zum hohen Dachfirst der Augustinerkirche. Nicht zu sehen, da zurückversetzt (zum Glück!): das Palais Dorotheum, heute Auktionshaus. In der Mitte sind Nachkriegsbautennicht zu übersehen. Um die Albertina kam es zu schlimmen Bombentreffern mit vielen Toten. An der Augustinerstraße bemühte man sich um einen ordentlichen Wiederaufbau, was man in diesem Bild leider nicht behaupten kann.

    b) Bräunerstraße

    Hier handelt es sich wohl um die 'Wienerischte' der drei Gassen, um die engste und dunkelste, um die architektonisch geschlossenste. Wohl hat der Historismus an der Kreuzung mit der Stallburggasse seine Wunden hinterlassen, aber über weite Strecken ist der Altstadtcharakter erhalten geblieben.
    Bilc zum Graben mit Pestsäule. Links Nestroys Geburtshaus:

    Hier ganz im Bild:

    Konsole im Innenhof (es gibt sehr viele davon, dh in dieser Art):

    Blcik von der Stallburggasse:
    Solche Gassenbilder muss man eben mögen - die mittelalterliche Heiterkeit Deutschlands fehlt ihnen ebenso wie die Leichtigkeit des Südens.

    Sehr ausdrucksvolles Barockportal:

    Ganz rechts die unscheinbare Rückseite des Palais Cavriani (Nr 8 = Habsburgergasse 5):

    Die Stallburggasse beendet imgrunde die Bräunerstraße, dh schneidet sie ab. Wohl geht die Bräunerstraße danach noch ein kurzes Stück weiter, das man jedoch als nicht mehr zu ihr gehörig empfindet. Die Bauten sind schon imperialer, alles Bürgerliche ist entschwunden. Blick zur Burg (Josefsplatz), links mittig das Palais Pallavicini, rechts die Stallburg:

    c) Habsburgergasse und Stallburggasse

    Die Habsburgergasse ist vielschichtig. Im Grabenbereich fast völlig historistisch überformt, nimmt sie gegen ihre Mitte zu direkt altertümlichen Charakter an, während der äußerste Bereich von den imperialen Bauten bestimmt wird.
    Ein großartiges Spätbarockbürgerhaus:


    Derzeit in Renovierung: Palais Cavriani, weshalb es nur das Portal zu sehen gibt:

    Hier jedoch mE auch nur die langweiligere Fassade zur Bräunerstraße:
    http://www.spaziergang.at/plan/vollbild.php?bild=2208\r
    http://www.spaziergang.at/plan/vollbild.php?bild=2208
    Eine wahre Fiakerdurchzugsstraße:

    links Stallburg, rechts der alte Michaelertrakt der Hofburg:

    Das Nämliche aus etwas anderer Perspektive:

    Immer noch prägen gotische Türme das Stadtbild, hier der dritte von ihnen (ganz am Ende des 16 Jhs baute man zu Wien noch so, die Renaissance hatte hier wahrlich keinen leichten Stand, keine Wunder, dass sie kaum was Rechtes hervorgebracht hat):

    Hier ist ein authentisches Stück mittelalterliches Wien erhalten geblieben, zumindest von den Strukturen her.


    Die Stallburggasse wirkt durch die schräge Zurückgesetzheit der Stallburg (bzw vielleicht eventuell auch durch die neuen Fluchten der Gründerzeitler) mehr wie ein Dreiecksplatz, wie ein sehr hübscher, wie gesagt werden muss.

    Wr Renaissance (Stallburg):

    Ansichtskartenblick:

    Dorotheerkirche:

    'Dreiecksplatz':

    Hier besonders deutlich zu sehen:

    Damit ist unser Rundgang durch dieses Gewinkel abgeschlossen und es steht uns nichts mehr im Wege, uns zu den einzigartigsten und vollkommensten Platzfolgen zu begeben, die Wien zu bieten hat. Dort wo noch Ordnung und klar Proportionsverhältnisse herrschen.

    Nicht um die Burg wollen wir uns diesen Kunstgenuss entgehen lassen.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Die Wiener Hofburg hat schon so manchem reichs- oder bundesdeutschen Touristen eine gewisse Enttäuschung bereitet. Das ist teilweise verständlich, darf man doch bezüglich der vormaligen Mitte des Reiches einigermaßen gehobene Erwartungen hegen.

    a) In der Burg

    Das ist der Name des zentralen Platzes in der Burg, der in der Tat mehr einem urbanen Platz als einem Innenhof ähnelt.
    Er hat sich erst im Laufe der Jahrhunderte herausgebildet, weshalb einige Baustile anzutreffen sind.
    Amalienburg und Reichskanzleittrakt (rechts):

    Mit Leopoldinischem Trakt (links):

    Reichskanzlei- und Schweizerhoftrakt (rechts):


    Amalienburg mit Reichskanzleitrakt:

    Sanfteste stilistische Kontraste.
    Schweizerhof- und Leopoldinischer Trakt:


    Mein Resumée:
    4:0 für den Wr Hochbarock, für Fischer von Erlach!

    Nochmal Barock:


    gegen Renaissance:

    In Wien eine klare Sache!

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.