Villingen im Schwarzwald - die Zähringerstadt

  • Ich muss mich korrigieren, es ging nur um das Peterstor. Gemäß der Stadtchronik Wangen von Rainer Jensch wollte Uhl 1962 nach Vorbild des Überlinger Wagsauerturmes (Wiedererrichtung 1961) das Peterstor wiedererrichten.

    Herzliche Grüße

    Bilder von mir finden sich auch bei Wikimedia.

  • Zitat

    Neues Niederes Tor in Villingen
    Ein "Albtraum" oder ein "Hingucker"?

    Ein Architekt in Villingen-Schwenningen will das fehlende vierte Stadttor, das "Niedere Tor" wieder aufbauen – in Form eines Stahl-Skeletts. Seine Pläne sind derzeit kontroverses Stadtgespräch.

    Stand: 23.11.2016

    Quelle: http://www.swr.de/landesschau-ak…pisu/index.html

  • Auch wenn es mit der Nachtbeleuchtung ganz interessant aussieht, finde ich, es passt nicht so recht in die historische Umgebung. So einen Turm würde ich als Hingucker eher in einem Neubaugebiet platzieren, jedoch keinesfalls in der Altstadt.

  • Die historische Stadtapotheke von 1847, sie könnte im kommenden Jahr ihr 250-jähriges Jubiläum feiern, wird es infolge einer 3,5-fache Pachterhöhung seitens der neueren Immobilienbesitzer*in nicht länger geben. Abgesehen von der Altersabsicherung, welche für das in Ruhestand gehende Apothekerpaar durch fehlende Übernahme von Inventar und Stammkundschaft bei Übergabe an eine jüngere Generation mit dieser Maßnahme gefährdet ist, wird im baulichen Kontext bei der zukünftigen Nutzung die Denkmalbehörde das Zünglein an der Waage sein:

    Zitat

    Was künftig in dem historischen Gebäude einziehen soll, ist noch unklar. Hinter vorgehaltener Hand ist die Rede von einem Event-Gastronomie-Betrieb. Etwas Großes, sagt Haller, könne eigentlich nicht einziehen, da die Treppe vor dem Eingang, ebenso wie das ganze Gebäude, unter Denkmalschutz stehe. Einen barrierefreien Eingangsbereich könne es also eigentlich nicht geben.

    Quelle: http://www.suedkurier.de/region/schwarz…t372541,9053092

    Zitat

    Was mit dem im klassizistischen Stil von 1843 bis 1847 erbauten Haus, von dessen zentralem Balkon der Arzt und Revolutionsführer Karl Hoffmann am 14. März 1848 bei der zweiten Villinger Volksversammlung eine Rede hielt, geschehen soll, weiß der Apotheker nicht. Gehört habe er von einem Restaurant oder Café, das hier einziehen soll, "das sind aber nur Spekulationen".Eine andere Nutzung der Räumlichkeiten im historischen Apothekerinterieur, das als einzigartig in der Region gilt, kann er sich ohnehin nicht vorstellen.

    Quelle: http://www.schwarzwaelder-bote.de/inhalt.villing…920c59aec4.html


    Zu befürchten sind zum wiederholten Male in Villingen Durchbrüche bis auf Straßenniveau, welche das Fassadenbild in Mitleidenschaft ziehen.
    Und dass solch eine eingreifende und unsinnige Baumaßnahme selbstredend Gelder in hoher Summe verschlingt, liegt auch auf der Hand.

  • Zitat

    Kaum ist ein stilisierter Nachbau des Niederen Tores im Gespräch, wird die Stahlkonstruktion öffentlich demontiert. Doch wie halten es andere Städte mit modernen Nachbauten...

    Zitat

    Der Denkmalschutz: Was halten die staatlichen Denkmalschützer von den Plänen?...Wenn es nach der Landesdenkmalbehörde im Regierungspräsidium Freiburg ginge, könnte Villingen sein viertes Tor, aus Stahl, wiederbekommen. Dem Projekt schiebt die Behörde keinen Riegel vor. Die Konstruktion habe das Prädikat "unbedenklich" bekommen...

    Zitat

    Ravensburg...Der Grundzug in der Stadt­entwicklung sei aber klar: "Wir sind eine moderne Stadt in alten Mauern."...Würzburg: Dort fallen Entscheidungen einerseits für moderne Architektur, um ­Lückenschlüsse wieder zu füllen... Andererseits sei beispielsweise der Rathausturm in historisierender Form saniert worden.

    Und wie sieht es in anderen Städten aus: Sind deren Bürger aufgeschlossen gegenüber modernen Nachbauten oder eher ablehnend?

    Zitat

    In Rothenburg ob der Tauber...seien die Gebäude originalgetreu nachgebaut worden, ... Auch künftig werde in der Innenstadt historisierend wiederaufgebaut, falls ein Haus einstürzen sollte. "Die Passanten sollen sich ruhig fragen, ist das Haus jetzt alt oder neu", erläutert die Mitarbeiterin. "Einen modernen Bau wollen wir in der Innenstadt nicht haben."

    Zitat

    Isny: ...Die votierten bei einem Bürgerentscheid gegen die Pläne und der Glasbau verschwand in der Versenkung. 72 Prozent senkten den Daumen.

    Zitat

    Hanau: ...könnte die Blaupause für VS sein, finden ein paar Stadträte, darunter Renate Breuning. Dort wurde der Turm einer Kirche nachgebaut, als modernes Stahlkonstrukt...Die gotisch geprägte Johanneskirche sei wie der Großteil der Stadt 1945 zerstört worden, der ­skeletthafte Turm soll an den Fliegerangriff erinnern.

    Zitat

    Die Genügsamen: In Bad Wimpfen sieht man die Sache mit den historischen Bauten recht entspannt. ..."Das was wir hier an historischen Gebäuden haben, ist völlig ausreichend."

    Quelle: http://www.schwarzwaelder-bote.de/inhalt.villing…c5f4197ed8.html

  • Die Diskussion spiegelt im Kern das Bild der Debatten, die auch hier im Forum geführt werden: Entweder-oder!
    Die veröffentlichte Alternative oder Ergänzung mit den bedruckten Planen, ein Sowohl-als-auch, findet in diesem Artikel beispielsweise gar keine Erwähnung. Dabei stünde sie im optischen Einklang mit dem Stadtbild und könnte die Gegner mit der reinen Stahlkonstruktion bis zu einer realen Rekonstruktion durchaus versöhnen.

    Stattdessen werden im Artikel Bezüge zu anderen Städten erstellt, deren Einzelfälle nicht unmittelbar auf die Villinger Situation übertragbar sind. Allenfalls die Wiederaufbauthematik am Beispiel Rothenburgs ist meines Erachtens ganz grundsätzlich hilfreich, da sie wie selbstverständlich den alternativen Weg aufzeigt: Losgelöst von modernistischer Ideologie, mit der auch die staatliche Denkmalpflege - wo es geht - Rekonstruktionen torpediert und häufig einseitig modernistischen Neubauten in historischem Bestand das Wort redet, zeigt das Rothenburger Modell was auch bundesweit zielführend sein sollte, wo es um die Belange von Stadt- und Ortsbildern geht.

    Jeder, der sich die Fähigkeit erhält Schönes zu erkennen, wird nie alt werden.
    http://www.archicultura.ch

    Einmal editiert, zuletzt von zeitlos (22. Dezember 2016 um 06:12)

  • In Hanau wurde aber mit der Turmhaube der Johanneskirche nur ein Teil des Gebäudes und nicht das ganze als eine Stahlkonstruktion errichtet.

    Den ganzen Torturm als Stahlkonstruktion zu errichten macht aus meiner Sicht keinen Sinn, da das Gebäude weder zu nutzen ist, noch den ansonsten mit historischen Bauten gesäumten Straßenraum angemessen abschließt.

    In Hanau ist das anders. In der Altstadt stehen nur noch vereinzelt historische Gebäude. Der Turm der Johanneskirche (der allerdings nicht mittelalterlich ist) ist eines davon. Dieser Stand bis vor einigen Jahren, nachdem die Haube im Krieg zerstört wurde ohne solche. Das Stahlgerüst deutet die alte Haube an. Auch diese Konstruktion ist in Hanau nicht unumstritten gewesen. Ich finde sie aber im (hauptsächlich durch Bauten er 50iger Jahre geprägten) Stadtbild akzeptabel, zumal dann wenn sie Nachts beleuchtet ist.

    Der Turm der Marienkirche ist übrigens auch nicht vollständig erhalten. Auch hier war die Haube abgebrannt und wurde im Jahr 1954 durch eine neue nach Entwurf von Karl Gruber ersetzt. Dies zeigt, dass an historischen Gebäuden moderne Ergänzungen möglich sind, ohne das aufdringliche Brüche entstehen.

  • @Andreas

    Auch die Situation in Hanau lässt sich wie ich schrieb, wie Du schreibst, nicht unmittelbar mit dem Niederen Tor in Villingen vergleichen. Der Nachtrag stammt von einer Stadträtin, die das Beispiel Hanau an die Presse weitergeleitet hat, wohl um generell für das Villinger Turmprojekt zu werben.

    Ich bin froh, dass mit der Diskussion um die Idee von Herrn Flöß (Architekt der Stahlkonstruktions-Idee) wieder Leben in die Thematik um das Niedere Tor kommt. Und anders als die meisten sehe ich in der Konstruktion eine Chance, die zudem mit besagten Planen den historischen Straßenraum gut abschließt. Der Blick auf die unsäglich plumpe Fassade des Kinos (BlueBoxx) wäre somit, zumindest temporär, auch erledigt.
    Allein vom Nutzungsgrad würde ich hier nicht argumentieren, schließlich erfüllen die 3 noch bestehenden Stadttoren so gesehen auch keinen wirklichen Nutzen mehr.
    In Villingen "schreit die Seele nach einem Wiederaufbau" des fehlenden Torturms am Ende der Niederen Straße, betitelten die Stuttgarter Nachrichten einmal zurecht. Die Stahlkonstruktion kann selbstredend nur eine Übergangslösung bis hin zur realen Umsetzung eines historisierenden Wiederaufbaus sein. Die Haltung eines Entweder-oder, also aktuell der gänzlichen Verzicht auf die Konstruktion, halte ich jedoch aus folgendem Grund für einen Fehler: Die jüngeren Generation, explizit in Villingen-Schwenningen, hat schon heute die gemeinsame Stadt im Fokus und nicht die Geschichte der Zähringerstadt Villingen. Es ist schon ein Glücksfall, dass überhaupt jemand sich der Villinger Stadtbaugeschichte annimmt nach den vereitelten Plänen zur Rekonstruktion der Fassadenbemalung am alten Rathaus und der Rekonstruktion des Marktbrunnens, von unternehmerischen Plänen wie die Wiederherstellung der gründerzeitlichen Fassade des ehemaligen Hotels Blume-Post durch die Firma K&L Ruppert ganz abgesehen. Der Ruf oder Schrei nach einem Wiederaufbau dürfte ohne Stahlkonstruktion verklingen, mit ihr wird die Diskussion immerhin am Leben gehalten und bestenfalls befeuert.

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    Einmal editiert, zuletzt von zeitlos (23. Dezember 2016 um 21:48)

  • Ich kann mich mit dieser Stahlkonstruktion überhaupt nicht anfreunden und sehe keinerlei Gewinn für das Stadtbild. Eine ähnliche Stadttor-Attrappe stand bereits 2013 bei der Lichternacht dort und wirkte einfach nur deplatziert (siehe hier für ein Foto). Auch dem Anbringen von bedruckten Planen kann ich nichts abgewinnen - sowas funktioniert nur, wenn es von vornherein als Zwischenlösung gedacht ist wie beim Berliner Schloss. Steht das teure Ding aber erst einmal, dann wird so schnell niemand mehr über eine "echte" Rekonstruktion nachdenken. Dann hat man das Stadtbild auf unabsehbare Zeit mit einer billig aussehenden Attrappe verschandelt und ist keinen Schritt vorangekommen.

    Ich finde: entweder von vornherein eine echte Rekonstruktion anstreben oder es ganz sein lassen.

    Einmal editiert, zuletzt von samsa (4. Januar 2017 um 17:30)

  • @samsa
    Willkommen erst mal im Forum, trotz des polemischen Auftritts mit deinem ersten Beitrag.

    So "billig" sehen weder die Attrappen der Berliner Bauakademie noch des Sindelfinger Stadttors aus.
    Dass es nicht funktioniert, ist reine Spekulation.

    Vielleicht läufst DU mit deinem Ansinnen einer echten Rekonstruktion offene Türen bei Denkmalbehörden, Oberbürgermeister, Stadtverwaltung, Stadtrat sowie Geschichts- und Heimatverein ein. Meine Stimme hast Du. Bekanntlich zählt die Idee/ das Vorhaben weniger als der/ die Initiator(en) - auch in Villingen-Schwenningen, siehe Rekonstruktion Henybogen-Uhr.

    Viel Erfolg!

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    2 Mal editiert, zuletzt von zeitlos (5. Januar 2017 um 05:52)

  • Ackerbürgerhaus, Gerberstraße 14 (eigenes Bildmaterial)
    Das Haus konnte im Gegensatz zu den beiden rechts anschließenden Gebäuden der Häuserzeile erhalten werden und wird derzeit saniert. Die Gestaltung der Erdgeschosszone ist offensichtlich noch nicht abgeschlossen. Die Versprossung der Aufzugsgaube und der Schleppgauben ist nicht optimal, dennoch insgesamt ein vorbildliches wie harmonisches Beispiel in der Villinger Innenstadt, nicht zuletzt durch die solide Fenstergestaltung und die angenehme Farbgebung. Der neue Anbau links, in den Fotos nur angeschnitten, überbaut teilweise eine für Villingen exemplarische, als Garten genutzte und ummauerte Ecksituation, hier: Gerberstraße/ Schlösslegasse. Das Erscheinungsbild dieses Neubaus, seine Wirkung im Kontext sowie seine Sichtbeziehungen nach Abschluss der Arbeiten bleiben abzuwarten.

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    2 Mal editiert, zuletzt von zeitlos (24. Januar 2017 um 18:57)

  • Zitat

    ..., wird anstelle eines "Ur-Alt-G‘lächters"- ein dreistöckiges Einfamilienhaus mit Satteldach und der Traufseite zur Straßenseite entstehen.


    Über die Fassadengestaltung des Neubaus schweigt die Ankündigung, allein die mangelde Wertschätzung für alte Gebäude in dieser Region kommt hier rustikal zum Ausdruck.

    Quelle: http://www.schwarzwaelder-bote.de/inhalt.villing…a420f40b3a.html

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    Einmal editiert, zuletzt von zeitlos (14. Februar 2017 um 08:30)

  • Zitat

    Ausschlaggebend war nicht eine Stellungnahme der Planungsberatung des Landesamtes für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Freiburg zu dem Projekt. Darin heißt es: "Bei der geplanten Visualisierung des südlichen Stadttores in Villingen sind keine Belange der Bau- und Kunstdenkmalpflege betroffen, vorausgesetzt, dass die geplante Konstruktion in keiner Weise und auch nicht temporär verhangen oder verkleidet wird."

    Quelle: http://www.schwarzwaelder-bote.de/inhalt.villing…7999accba9.html

    Die demokratischen Abstimmung innerhalb des Vereins ist zu akzeptieren.

    Interessanter ist jedoch der erhobene Zeigefinger des Landesamtes für Denkmalpflege sich ausschließlich für eine reine Stahlkonstruktion auszusprechen, was den Versuch der Einflussnahme und die Engstirnigkeit eines modernistischen Schwarz-Weiß-Denkens dieser Behörde einmal mehr offenbart.

    Wie offensichtlich ist diese Indoktrination denn bitte?

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    3 Mal editiert, zuletzt von zeitlos (16. Februar 2017 um 00:04)