Dresden - Frauenkirche

  • Versteh die Belehrung gerade nicht so ganz, ich kann in dem Beitrag erstmal nichts verwerfliches erkennen.

    Aus der Perspektive hab ich die Ruine selbst noch nicht gesehen müsste mit der Elbe im Rücken fotografiert sein oder? Gespenstische Leere die man erst mit dem Bau des Hilton Hotels etwas gemildert hat.

  • Hallo Weingeist,

    ich kann Deine Kritik an meinen Beitrag durchaus verstehen zumal dies ein recht unschönes Kapitel deutscher Geschichte bezüglich der Frauenkirche ist. Nun, vielleicht gelingt es mir ja Dir meine Intension meines Beitrages näher darzulegen:

    Ich bin recht häufig mit dem Nachkriegskapitel Frauenkirche konfrontiert worden, daß erste mal als ich etwa 5 Jahre alt war. Im anatomischen Bereich der Kunsthochschule Berlin Weißensee, sichtete ich ein (natürlich abgesperrtes) verkohltes Kinderskelett, welches damals in dem meinigem Alter gewesen sein muß als es verbrannte. Ich erfuhr dann irgendwann daß es sich um ein geborgenes Kinderskelett aus der zerstörten Dresdner Frauenkirche handelte. Meine Eltern führen mit mir oft nach Dresden - der Parkplatz war genau vor dieser grauenvollen Ruine. Auch erfuhr ich von Dresdnern Bürgern später, was eigentlich mit der Kirche passiert war - sie stürzte nicht nach einem Bombentreffer ein, nein sie brannte eine Weile - in dem Gebäude Menschen welche Schutz suchten, und dem Inferno darinnen nicht mehr entkamen - die Steine zerbarsten unter der Hitze, und ließen das Gebäude vollendst einstürzen.

    Ich für meinen Teil war schon zu DDR Zeiten für den Wiederaufbau, es braucht meiner Meinung nach keine Ruine um an das fürchterlichste erinnert zu werden, ebenso unsinnig ist es Gebäude aus gewisser Zeit zu entfernen um "Geschichte wieder gut zu machen".

    Es tut mir leid, wenn ich Dir bezüglich des Bauwerkes ein unschönes Gefühl verschaffe, aber vielleicht kannst Du ja auch mich versuchen zu verstehen, daß für mich die Geschichte von Bauwerken mit unter einfach auch da zu gehören.

    Zitat


    Aus der Perspektive hab ich die Ruine selbst noch nicht gesehen müsste mit der Elbe im Rücken fotografiert sein oder? Gespenstische Leere die man erst mit dem Bau des Hilton Hotels etwas gemildert hat.

    Ja, das muß wohl mit dem Rücken zur Elbe gewesen sein - aber selbst in den 80iger Jahren war der Anblick nicht sehr viel angenehmer - ich für meinen Teil jedenfalls bin froh daß sie wieder in alter Pracht steht :smile:

    Viele Grüße

    Strandfliese

    3 Mal editiert, zuletzt von Strandfliese (17. Juli 2012 um 22:53)


  • Hier eine historische Ansicht des "ehemaligen Mahnmals gegen Krieg und Imperialismus": http://upload.wikimedia.org/wikipedia/comm…Rathausturm.jpg
    Die DDR Regierung wollte die Ruine weder aufbauen noch restlos beseitigen, sie sollte als drohendes Mahnmal beibehalten werden, und ideologisch zeigen wo zu der "Klassenfeind" alles fähig sei, wenn man denn nicht mittels Waffengewalt "den Frieden verteidige".

    Hallo Strandfliese,

    leider sind deine Informationen nicht vollständig.

    " Ab Mitte der 1980er Jahre wurde noch zu Zeiten der DDR eine historisierende Wiederherstellung der Umgebung des Neumarktes mit dem Fernziel des Neubaus der Frauenkirche diskutiert, zum Teil geplant und in Ansätzen realisiert. An der Töpferstraße begann Ende der 1980er Jahre der Bau des postmodernen Hotels Hilton, daneben entstanden postmoderne Plattenbauten mit Wohnungen. Die Umsetzung der ehrgeizigen Ziele verhinderte die Wirtschaftskrise in der kollabierenden DDR."

    Quelle Wikipedia/Neumarkt-Kurier

    abgesehen davon kann ich den Zynismus welcher Deiner Aussage innewohnt nicht nachvollziehen. Ich habe diese Ruine immer als Mahnmal empfunden. Abgesehen davon ist der Hauch der Demagogie, welcher die Ruine umwehte gewissermaßen auch den Umständen der Zeit geschuldet.

  • Hallo Stefanius,

    Danke für die Ergänzung, das war mir in dem Zusammenhang nicht bekannt gewesen. Zwar war mir bekannt daß von Seiten der evangelischen Gemeinde der Wiederaufbau angestrebt wurde, daß allerdings die DDR Staatsführung ab Mitte der 80iger Jahre es befürwortete war mir neu - allerdings nicht undenkbar; haben sie sich doch letztendlich da zu aufgerafft das Dresdner Schloß wieder in Ordnung zu bringen, welches ja nur noch aus der ausgebrannten Fassade bestand - nun ja, ab der Mitte der 80iger Jahre fand wohl bezüglich der Architektur in der DDR ein Umdenken statt (aber das ist ein anderes Thema).

    Viele Grüße

    Strandfliese

  • Ich konnte mich mit dieser Mahnmals These noch nie abfinden. Wenn man so will war bzw. ist ganz Dresden ein Mahnmal. Und bis 1990 standen auch noch das Taschenbergpalais, das Schloss, und das Kurländer Palais als Ruinen in einer Mondlandschaft umher.

  • Ich konnte mich mit dieser Mahnmals These noch nie abfinden.

    Das sehe ich ganz genau so. Menschen welche diese grausige Hinterlassenschaft zu verantworten hatten, interessierte diese Art von Mahnmalen herzlich wenig, siem fühlten sich ja im Recht.
    Menschen hingegen welchen die Geschichte dieser Horrornacht mit beklemmendem Gefühl wissen, oder gar noch jene welche diesen Bombenholocaust (im übersetztem Sinne von Bombenbrandopfer) miterleben mußten, muß man nicht immer wieder mit der Nase draufstuken, gerade letztgenannte werden diese grauenvollen Bilder ohnehin nicht mehr vergessen können.

    Gerade von daher hätte Dresden einen schnellen Wiederaufbau verdient gehabt, allen voran die Frauenkirche.

    Viele Grüße

    Strandfliese

  • Die Wiederaufbaubestrebungen der 80er Jahre waren allerdings nicht der wirklich erste Anlauf zur Rekonstruktion der Dresdner Frauenkirche. Schon 1956 projektierte man den Wiederaufbau in Form einer mit Sandstein verblendeten Betonkonstruktion. Diese Planungen standen im Zusammenhang mit dem "maßstabsgerechten" Vorhaben der Neumarkt-Bebauung im gleichen Zeitraum.

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Danke Bilderbuch, das wird ja immer interessanter :thumbup:

    Ich stelle mir allerdings gerade die Frauenkirche im Stile der 50iger Jahre vor - ich fürchte dieses Bauwerk hätte dann nicht mehr all zu viel mit der historischen Kirche zu tun. Gut, auch der jetzige Neubau ist ja statisch gesehen so völlig anders als das Original, nur stört es? Ich würde sagen "Nein", denn ich denke hätte man zur historischen Bauzeit jene technischen Möglichkeiten gehabt wie wir heute, wären sie mit Sicherheit auch verwendet worden. Sofern historische Gebäude originalgetreu (von der Optik her) rekonstruiert wurden, ist ja gegen moderne Technologie überhaupt nichts einzuwenden, eine größere Stabilität ist ja sicher nicht von Nachteil :wink:

    Viele Grüße

    Strandfliese

  • Die Kirche wäre äußerlich rein denkmalgerecht rekonstruiert worden. Nur die Umgebung sollte im Stil der 50'er neubebaut werden. Das hätte dann ähnlich wie in der Inneren Klosterstraße in Chemnitz ausgesehen.

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Die Kirche wäre äußerlich rein denkmalgerecht rekonstruiert worden.

    Also ich bin ja kein Architekt, aber es interessiert mich doch mal spaßenshalber wie denn der Betonuntergrund so rein statisch hätte angelegt werden müssen um eine entsprechende Stabilität zu erzielen - vielleicht in der Art wie der Berliner Fernsehturm? Ich versuche mir das gerade vorzustellen, die Frauenkirche im Vollstahlbetonguß?

    Entschuldige bitte diese blöde Frage, aber ich bin da absoluter Laie in dieser Hinsicht.

    Viele Grüße

    Strandfliese

  • Noch ein kleiner Nachtrag zum Neumarkt:

    - bei einem Entwurfsseminar zum Neumarkt ( 1981 ), hatten die Herren Schwarzbach & Burggraf ( TU Dresden ) den 1. Preis erhalten.
    Neben einigen Leitbauten, war eine modernistische Bebauung vorgesehen, die den historischen Straßenverlauf weitestgehend wieder aufnahm.
    In den Entwürfen war dabei zunächst sogar die Reko der barocken Hauptwache ( vor der Frauienkirche ) vorgesehen.
    Diese kannte man jedoch nur noch von Ansichten Canalettos.

    Zwar sah man die Frauenkirche in mehreren Projekten an ihrem angestammten Platz, ihr Wiederaufbau stand jedoch auch bei "vertiefenden" Wettbewerben ( 1983, 1989 ) nicht mehr im Focus.
    Vielmehr sollte die Ruine der Frauenkirche vom Trümmer/Steinschutt beräumt werden und die Umfassungsmauern stabilisiert werden.

    Eine frühere, weitere Variante sah vor, das Innere des Kirchenraums mit Sandsteinplatten auszulegen und eine "ewige Flamme" zu installieren.

    ZUM HILTON HOTEL :

    Baubeginn war 1987. Im Frühjahr 1990 als Hotel "Dresdner Hof" der Öffentlichkeit übergeben.
    Auf vorgeschlagene Fassadenrekos verzichtete man leider.

  • @ Strandfliese:

    Rein konstruktiv würde es sich um ein sogenanntes Schalentragwerk handeln. Dieses wurde schon (siehe Pantheon) von den alten Römern verwendet und hatte gegenüber herkömmlichen Steinkuppeln den großen Vorteil der bei weiten erhöhten Spannweite bei gleichzeitiger Dünnwandigkeit der Konstruktion.
    Mit der Verbesserung und dem zunehmend üblichen Einsatz von Stahlbetonkonstruktionen ab dem Ende des 19. Jh., kam es auch zu Verbesserungen bei Schalentragwerkskonstruktionen. Ein frühes Beispiel ist die Breslauer Jahrhunderthalle mit einer damals rekordverdächtigen Spannweite von immerhin 65m. Vielleicht ist dir noch Ulrich Müther ein Begriff, der mit seinen spektakulären Konstruktionen gegen die Ödnis des industriellen Wohnungsbaues der DDR ankämpfen durfte. Hier wären das "Ahornblatt" in Berlin, der "Teepott" in Warnemünde, die "Seerose" in Potsdam oder das Ruderzentrum in Dresden Blasewitz zu nennen. Allerdings handelte es sich bei diesen Objekten um teure Einzelanfertigungen, deren nötige Schalungen eine große und damit teure Herausforderung darstellten.

    @ Bernd Ludwig

    Im Rahmen der Lösung des Wohnungsproblems bis 1990 hatte die DDR wahrlich ehrgeizige Pläne für das Dresdner Stadtzentrum, die natürlich weit über 1990 hinausgingen und sich bis in das Jahr 2000 erstrecken sollten. So war nicht nur an eine "behutsame" Flächensanierung der Äußeren Neustadt und der Friedrichstadt gedacht. Man wollte auch große Brachflächen im Stadtzentrum mit den Mitteln des industriellen Wohnungsbaues füllen. Hierzu hatte man im Baukombinat Dresden den Typ WBS 14,40m entwickelt, der mit zahlreichen Sonderelementen auch für kleinflächige Standorte geeignet war.
    So sollte im Stil der Straße der Befreiung Nordabschnitt auch bis 1991/92 die nördliche Prager Straße, daran anschließend die Südseite des Altmarktes und bis 1995 der Postplatz bebaut werden. Außerdem waren größere Maßnahmen am Schützenplatz und entlang der Pillnitzer Straße/Steinstraße vorgesehen. Daneben sollten die Bauten der 50er- und 60er Jahre umfassend generalüberholt werden.
    Für den eigentlichen Neumarkt war an eine spätere Bebauung gedacht worden. Aber dazu - off topic lässt grüßen - kam es ja - Gott sei Dank - nicht mehr.

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Vielen Dank Bilderbuch, für die ausführliche Beschreibung. Ja, Ulrich Müther sagt mir durchaus was, das Zeiss Großplanetarium auf dem Gelände des ehemaligen (Ost) Berliner Gaswerkes (heutige Thälmanpark) hat er ja auch entworfen (obwohl ich die alten Gasometer hübscher fand - aber das nur mal so nebenher). Auch wenn ich jetzt seine Architektur nicht sonderlich schön empfinde, so muß man ihm doch lassen daß es schon eine Leistung ist derart riesige Hallen aus Beton ohne tragende Zwischenwände zu konstruieren.
    Nun habe ich auch eine Vorstellung da von, wie ein in Beton gegossener Neubau der Frauenkirche zu realisieren gewesen wäre. Ob die DDR Führung es hätte bezahlen können (oder wollen) steht natürlich auf einem anderem Ahornblatt :biggrin:

    Was mich ja beim Wiederaufbau stark beeindruckt hat, war die Neuberechnung der Statik mittels Computeranimation - schade, ich finde darüber keine Bilder mehr, es ist damals beim Beginn des Wiederaufbaus in der Tageszeitung gestanden.

    Viele Grüße

    Strandfliese

  • Gottlob, d i e s e r Kelch ist gerade noch einmal an uns vorbeigegangen.

    Ich habe seinerzeit die umfangreichen, in einer Broschüre veröffentlichten Pläne, für die Gegend um den Albertplatz, Hauptstraße etc. mit Entsetzen gesehen.
    Dort waren ausschließlich wahrhaft gruselige Ungetüme zur Errichtung vorgesehen.

    Versöhnlich stimmte durchaus nicht, dass in den Plänen ein neues, kleineres Theater oder Kino am Albertplatz ( wohl als "Ersatz" für das
    abgerissene Alberttheater, später "Theater d. Volkes" ) in Formen einer Käseschachtel geplant war.

    Im Lapidarium sind gegenwärtig die beiden Nischenplastiken ( Tanzkunst und Musik ) von der Theaterfassade eingelagert.

    Besonders empörend, dass nach Willen der "Planer" der "Goldene Reiter" seinen angestammten Platz am Neustädter Markt verlassen sollte.
    Dafür sollte dort ein überdimensioniertes "Befreiungsdenkmal" errichtet werden.
    Wenn ich nicht irre, sollte "August" in den Großen Garten verbannt werden. Es waren wohl noch andere "Varianten" vorgesehen.

  • Lies, Bernd Ludwig!

    Ich sprach keineswegs vom Planungsstand von 1969, der eh nie eine Chance auf Realisierung hatte und spätestens 1977 mit dem neuen Generalverkehrsplan nur noch für die Akten taugte, sondern von den 80'er Jahren.
    Ironischerweise wurden die damaligen Planungen dann nur noch am Albertplatz/Platz der Einheit und an der nördlichen Hauptstraße/Straße der Befreiung (teilweise auch Prager Straße) umgesetzt. Sie zeigen eine in Anbetracht des industriellen Wohnungsbaues sehr gute Architektur, der die teilweise von der Gagfah durchgeführten Sanierungen nicht gerecht werden.

    Jetzt sollten wir aber nur noch in einem separaten Strang über die DDR-Planungen für Dresden sprechen und zur Frauenkirche zurückkommen.

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Einverstanden; aber dennoch - ich konnte allerhand an Makulaturwerdung diverser Pläne erleben. Gleichgültig ob 1969 oder später ! Dies ist ein weites "Feld" . . .

  • Das war mir immer noch am sympathischsten am "Neuen Dresden", daß man zu viel geplant, aber zu wenig gebaut hat.

    Ja mei, es war halt Planwirtschaft - der Zement war da, aber bis die "planübererfüllten" Stahlbewehrungen eintrafen war der Zement inzwischen verdorben - nun mußte man erst wieder neuen Zement anfordern...inzwischen waren die Stahlbewehrungen nimmer brauchbar, oder geklaut. Kein Witz sondern DDR Realsatire, ich hab als Jugendlicher ein solches Szenario an einer Baustelle selbst erlebt.

    Aber ich muß mich schon wieder selbst ertappen daß ich vom Thema abschweife, wir sollten vielleicht doch mal so langsam wieder auf das eigentliche Thema Frauenkirche zurückkommen:

    Was mir bisher noch nicht so ganz einleuchtet - man hat ja zum Teil alte Steine wieder verwendet, welche im Moment noch als tief schwarz rausleuchten...klar früher oder später wird das ganze Gebäude wieder dunkel. Nur es hätt doch schöner ausgesehen wenn man die alten Steine Sandstrahl gereinigt hätte, dann sähe die Kirche ned so aus, als wären da irgendwelche Schmierfinken dran gewesen.

    Viele Grüße

    Strandfliese

  • Da wir mittlerweile den 20. Jahrestag des Beginns des Wiederaufbaues der Frauenkirche begehen dürfen, wird der 1. Juni, der Tag der Bergung des Turmkreuzes, zum Anlass genommen, an die enorme Rekonstruktionsleistung zu erinnern, die nicht zuletzt durch eine überwältigende weltweite Spendenbereitschaft ermöglicht wurde.

    http://www.dresden-fernsehen.de/Aktuelles/Arti…esonderen-Fund/

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe