Abrißmeldungen der jüngsten Zeit

  • Wieso stand die Dyckerhoff-Siedlung früher unter Denkmalschutz? Heute nicht mehr? Das ist doch der reinste Mist dass solche Gebäude noch abgerissen werden. Werkssiedlungen sind in ein paar Jahren doch deutlich mehr wert als jetzige Neubausiedlungen wo jeder bauen kann wie er will. Wer das nicht glaubt soll sich mal ein paar der sanierten Siedlungen im Ruhrgebiet angucken, bestes Beispiel die Essener Margarethenhöhe, aber auch andere Siedlungen.

    Wo die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten
    Karl Kraus (1874-1936)

  • In Rheine hat diese Woche der Abriß der ehemaligen Textilfabrik Kümpers aus den 1880er Jahren begonnen.
    Das Ensemble steht ziemlich zentral in Rheine und steht unter Denkmalschutz da es eines der wenigen englischen Fabrikgebäude in Deutschland darstellt.
    Ursprünglich war geplant, die Fabrik zu entkernen und dort 67 Wohnungen einzurichten aber es haben sich keine Mieter gefunden und somit wird jetzt der gesamte Komplex abgerissen um einer Neubausiedlung Platz zu machen :boese:
    Leider ist im Internet kaum etwas.. bzw gar nicht darüber zu finden.

    Nach dem Abriß der gründerzeitlichen Post vor einigen Jahren (bis auf ein anderes Gebäude der einzige Vorkriegsbau im Bahnhofsviertel) mit der Begründung, dass der Entwurf, der den Erhalt nicht vorsah, schneller zu verwirklichen war hätte ich gehofft, dass Rheine mal umschwenkt. Aber scheinbar legen sie keinen Wert auf den Erhalt wichtiger architektonischer Zeugnisse (Kümpers prägte eine ganze Region, auch in meinem Heimatdorf hatten sie eine Fabrik, die bis auf das Kesselhaus vor ein paar Jahren abgerissen wurde.

    Wo die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten
    Karl Kraus (1874-1936)

  • Eine Frage:

    Kennt sich jemand in Wuppertal aus?
    Wenn ja: Weiß vielleicht jemand etwas über einen gerade erfolgten großen Abriss im Briller Viertel (Jugenstil-Villen)?
    Ich habe da kürzlich eine riesige Baulücke auf einem völlig umgepflügten Grundstück und ein Hinweisschild auf Neubebauung des Geländes gesehen. ich frage mich nun: Was hat da in diesem hervorrangendsten und wertvollsten Gründerzeit-/Jugendstil-Villenviertel, das ich kenne, zuvor gestanden?

    Wäre schön, wenn jemand eine Antwort wüsste.

  • Zitat von "Schloßgespenst"

    und statt zur "Abtreibung" entschließt sich die Frau zur "Rückzeugung" ihres ungeborenen Kindes.


    Abtreibung ist bereits ein Euphemismus für (Ab-)Tötung. Es ist dank modernerer Diagnostik mittlerweile klar, daß auch noch "abgetrieben" wird, wenn das Kind schon längst so weit entwickelt ist, daß es spürt was mit ihm passiert. Das Märchen vom Zellhaufen ist nicht weniger falsch als das Geheule der Religiösen.

    Der "Rückbau" ist nur ein weiteres Beispiel dafür, wie man die angeblich abgelegte Verlogenheit vergangener Zeiten mit anderen Mitteln weiterführt.

  • http://www.presche-chr.de/christian/PalaisReichenbach.htm

    Die letzten Reste des Palais Reichenbach in Kassel sind seit ein paar Tagen auch Geschichte... auf obiger Website ist der Abriß gut und informativ dokumentiert.

    ... irgendwie habe ich das Gefühl, dass in letzter Zeit wieder mehr historische Architektur verschwindet.

    Wo die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten
    Karl Kraus (1874-1936)

  • Natürlich ist es schade, dass so ein Gebäude abgerissen wir. Aber bei einer Stadt wie Kassel, die für mich neben Pforzheim zu den hässlichsten Städten Deutschlands gehört, wäre auch eine Rekonstruktion im Originalzustand kein Gewinn mehr. Es gibt Städte, die von einer dilettantischen Architektenhorde so dermaßen verschandelt wurden (und dazu zählt nunmal Kassel), dass höchstens ein Komplettabriss der Stadt und eine Wiedererbauung des Vorkriegszustandes eine Chance zur Besserung wären. Aber damit ist in unserer Zeit nicht mehr zu rechnen, leider...

    Der Tiefpunkt der Baukultur wurde in den 60er und 70er Jahren des 20sten Jahrhunderts erreicht...

  • Naja, Kassel ist sicherlich keine Schönheit. Ich muss aber dennoch sagen, dass ich mich dort immer wohl gefühlt habe. Das kann ich nichtmal richtig begründen, denn objektiv ist Kassel abgrundtief hässlich. Vielleicht ist es die wunderschöne Landschaft, und das Villenviertel rund um Wilhelmshöhe.

    "Nürnberg leuchtet wahrlich in ganz Deutschland wie eine Sonne unter Mond und Sternen"
    (Martin Luther)

  • Also, ich bin neulich mal beruflich bedingt durch die Stadt gegondelt (als Beifahrer, also genug Gelegenheit zum Rausgucken), und ich muß sagen:

    Sooo furchtbar hoffnungslos häßlich fand ich die Stadt gar nicht. Klar, viel übler 60er-Jahre-Dreck, aber auch noch eine insgesamt respektable Anzahl an Altbauten, nur eben ziemlich verstreut (aber das ist in Frankfurts Innenstadt streckenweise auch so) und sogar einige repräsentative Prachtbauten. Geht man etwa in Düsseldorf vom Hauptbahnhof bis zur Kö, sieht's keinen Deut besser aus.

    Von daher finde ich das Gerede vom Komplettabriß maßlos überzogen.

    Trotzdem: Ein (wenn auch kriegsbedingt arg entstelltes) Palais abreißen zu lassen ist eine unglaubliche Dummheit, die sich eine Stadt wie Kassel einfach nicht leisten kann!

  • Kassel würde sich einen großen Gefallen tun, wenn sie fernab der Dogmen der Architekturzunft den Friedrichsplatz inklusive historischem Opernhaus rekonstruieren würde. Und vielleicht ein paar Flecken der Altstadt. Auch wäre es schön, wenn das Regierungsgebäude zurückkäme.

    Wo die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten
    Karl Kraus (1874-1936)

  • Ich war zuletzt im Februar in Kassel und fand die Stadt eigentlich auch ziemlich häßlich. Besonders verblüffend fand ich, daß in den Nebenstraßen des Königsplatzes überhaupt nichts mehr los war, obwohl mit dem großen Einkaufszentrum doch viele Leute vor Ort waren. Aber 100 m entfernt waren überhaupt keine Leute mehr... und das an einem Freitag nachmittag/abend.