Zum Tod von Rüdiger Patzschke

  • Der Architekt Rüdiger Patzschke ist vor wenigen Tagen verstorben, knapp 3 Jahren nach seinem Zwillingsbruder Jürgen.

    Die Trauernachricht auf Facebook:

    Link

    Der Berliner Stadtbild-Ortsverband hat dazu einen Text veröffentlicht Facebookgruppe von Stadtbild Deutschland e.V. Ortsverband Berlin:

    "Mit Rüdiger Patzschke verliert Berlin einen Architekten, der mit außergewöhnlicher Stilsicherheit Gebäude entworfen hat, die sich nicht nur zurückhaltend ins Stadtbild einfügen, sondern dieses mit ihrer positiven Ausstrahlung wahrhaftig bereichern. Er hat es verstanden, Gestaltungsmittel der klassischen und traditionellen Baukunst unbefangen und respektvoll wiederaufzunehmen und in seine überzeugenden Entwürfe einfließen zu lassen. Dabei haben Rüdiger Patzschke und sein Bruder Jürgen nicht nur einfach Architekturmotive der Vergangenheit reproduziert, sondern mit eigenem Talent und Stilgefühl einen individuellen, wiedererkennbaren Ausdruck geschaffen. Sie haben der zerstörten und verwüsteten Stadt Berlin, die sie als junge Menschen erlebt haben, mit ihren sensibel eingefügten, gekonnt gestalteten Häusern einen bedeutenden Dienst erwiesen, dies vielleicht als ihren Beitrag zur Heilung verstanden. Ginge es um die Frage, welcher Architekt die lückenhafte, fragmentierte Mitte Berlins nach 1990 am überzeugendsten wiederaufgebaut und ergänzt hat, so wäre die Antwort wohl: Rüdiger Patzschke, zusammen mit seinem Bruder Jürgen. Dabei von tonangebenden Kreisen der Kollegenschaft belächelt und geschnitten zu werden und trotzdem den Weg zu gehen, den man als den richtigen erkannt hat, zeugt von Charakterstärke und Souveränität. Berlin hat Rüdiger Patzschke viel zu verdanken. Die unmittelbare Schönheit und die Beliebtheit seiner Architektur, die beispielsweise im Publikumspreis des BDA für das Stadthaus in der Oberwallstraße ihren Ausdruck gefunden hat, gibt der Stadt einen täglich neu zu erlebenden Wert. Sein Werk wird Bestand haben."

    Eingestellte Bilder sind, falls nicht anders angegeben, von mir

  • Sehr nobles Formempfinden. Sicher einer der allerbesten Architekten seiner Zeit RIP

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Sein Werk wird hoffentlich vom Büro fortgesetzt. Vor allem menschlich reißt es eine schwere Lücke in die Reformbewegung unter den Architekten, weil er durch seine einnehmende, großherzige Art wirklich die Herzen der Menschen angesprochen hat. Es war unmöglich, sich dieser Aura zu entziehen und ich bewunderte ihn sehr dafür. Was ich über Architektur und v.a. die Machenschaften vieler Bauämter gelernt habe, das habe ich zum großen Teil von Rüdigers Erzählungen gelernt. Vor allem aber hat er mir beigebracht, an die Sache des klassischen Bauens zu glauben, zu glauben, dass die intelligenten Investoren das wollen und es keine spleenige Spinnerei eines kleinen weltfremden Vereins sei, wie uns oft nachgesagt wird.

    Er hätte ein Buch schreiben sollen. Schade, dass es dazu nicht mehr kam.

    Wenn er uns in Zukunft von oben her zukuckt, dann sollte dies uns allen eine Mahnung sein, uns mehr anzustrengen, um für die gemeinsame Sache zu kämpfen.

  • Ein wirklich toller und herzlicher Charakter, ein engagierter Verbündeter für schönere Städte und ein Pionier der neuklassischen Baukunst in Europa. Rüdiger, ich danke dir! <3

    Auch in seiner Rolle als Gründungsmitglied des Council of European Urbanism CEU (http://www.ceunet.org, http://www.ceunet.de) sowie des International Network for Traditional Building, Architecture & Urbanism INTBAU (http://www.intbau.org) hatte er mit Jürgen eine sehr wichtige Rolle und hat uns und anderen Stadtaktivisten mit den Weg bereitet.