Soziale Effekte von Stadtplanung

  • fast überall da, wo ein einzelner Arbeitgeber (Konzern, Verwaltung, etc.) vor Ort die Musik bestimmt und umfassende Angebote macht, entsteht diese Mentalität. Ist ja heute besonders angesagt - die Unternehmen/Verwaltungen, die einem das Leben in möglichst vielen Bereichen abnehmen, gewinnen die Leute. Ansonsten halt gleich Beamter werden...

    Und hier mal ein praktisches Beispiel dafür, das ich durchaus besorgniserregend finde:

    Apple hat sich im kalifornischen Cupertino ein eigenes kleines Universum geschaffen. Abgeschottet vom eigentlichen Ort.
    Komplett mit Riesen-Bürobau für 12.000 Leute, eigenes Fitness-Studio nur für Apple-Leute, sogar eigene Krankenhäuser nur für Apple-Leute. Keinerlei Integration mit der umliegenden Gemeinde oder irgendein Anschluss an den Städtebau dort.

    Zugleich gibt es auch einige interessante Ideen. Hier werden sowohl diese als auch diverse Probleme gezeigt:

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    Immer wieder die gleichen Muster. Derartige Stadtplanung aus jenen Jahrzehnten im Video sind bis heute Räume von Vernachlässigung und sozialer Brisanz. Man kann Stadtraum bauen, in welchem soziale Durchmischung, ein funktionales Miteinander und ein attraktiver Stadtraum sich bilden. Man kann aber ganz klar auch genau das Gegenteil durch Architektur und Städtebau formen.

  • Und hier mal ein praktisches Beispiel dafür, das ich durchaus besorgniserregend finde:

    Apple hat sich im kalifornischen Cupertino ein eigenes kleines Universum geschaffen. Abgeschottet vom eigentlichen Ort.

    Beim dortigen Ortsbild macht das jetzt IMHO nichts.

    Wenn man mal virtuell durch die Straßen von Cupertino fährt, ist ohnehin kein städtisches Leben zu entdecken. Der Ort ist zu 100% autogerecht gestaltet und gleichzeitig insgesamt sehr offen und grün. Riesige Straßenräume, links und rechts viele Büsche und Bäume. Ob sich hinter den Büschen und Bäumen nun Apple oder was-auch-immer verbirgt, ist nicht auszumachen.

    Apple Cupertino <-> Nicht-Apple Cupertino

    Selbst die zentrale Einkaufsstraße wird wenig belebt.

  • Diesen Beitrag von Helge will ich hier mal aufnehmen, weil mich diese Frage im Grunde schon seit meiner Kindheit umtreibt. Ich bin die ersten Jahre im Plattenbau aufgewachsen und habe schon damals nicht verstanden, warum man sowas baut.

    Was mich noch einmal in meinem vor 2 Tagen im Schloß-Strang geäußerten Statement bestärkt: Die politische Karte ist nur ein Vorwand, sie wird gezogen, wenn es eben mal passt oder auch nur halbwegs passen könnte. Die wirkliche Motivation ist das Zielbild der Stadt der Charta von Athen - ein paar funktional sortierte, gesichtslose Klötze mit viel ödem Abstandsgrün ringsherum. Weshalb man so etwas will - keine Ahnung.


    Wer will selbst in einem solchen Umfeld leben?

    Findet man irgendwo genauere Dokumentationen darüber, was eigentlich die Motivationen für die CIAM-Charta von 1933 um Corbusier und Co. waren? Also nicht das offiziell verlautbarte Geschwurbel von der modernen, funktionalen und sozialen Stadt, sondern was wirklich bzw. zusätzlich dahinter steckte?

    Ich will den Initiatoren gar nicht den Mangel guter Absichten unterstellen, aber mir scheint doch eine erhebliche emotionale Komponente darunter zu liegen, dass man Menschen so etwas "antun" wollte. Auch die "Geburtsurkunden" des Brutalismus interessieren mich diesbezüglich genauer.

    Einige Antworten gibt der Historiker James Stevens Curl in seinem empfehlenswerten Buch "Making Dystopia - The Strange Rise and Survival of Architectural Barbarism", aber das reicht mir in diesen Fragen noch nicht und ist teils auch recht polemisch verfasst.

  • Es gibt umfassende Untersuchungen, die einen Nachweis erbringen, dass zunehmende Bevölkerungsdichte in direktem Zusammenhang mit niedriger Fertilitätsrate steht. Interessant ist dabei, dass es auch Untersuchungen gibt, die dies nach Wohnform aufschlüsseln. Ich dachte zunächst bei den Ergebnissen, na toll, was sagt es schon aus, dass die höchste Fertilität bei Menschen in Einfamilienhäusern liegt, schließlich ziehen ja werdende oder junge Eltern bevorzugt in ein eigenes Haus. Doch vor dem Hintergrund eines allgemeinen Zusammenhangs von Bevölkerungsdichte, bekommt die Aussagekraft doch eine eigenkräftige Bedeutung.

    Zahlen von 2021 aus den USA zeigten: Bei den Wohnformen schnitten insbesondere jene schlechter ab, die besonders viele Wohnungen unter einem Dach versammelten. Häuser mit mehr als 50 Wohnungen unter einem Dach haben eine um 26% verringerte Geburtenziffer, wie Häuser mit 3 bis 4 Wohnungen.

    Nun sind Fertilitätsraten äußerst komplex in der Interpretation. So kann z.B. das Verschieben des Alters der Mütter bei der ersten Geburt den Wert nachweislich verzerren. Insofern ist für mich unklar, wie die Wissenschaftler diesen oben beschriebenen Effekt aufdröseln können nach Ursache Wirkung. Eine Untersuchung mit finnischen Daten kommt zum selben Ergebnis bzgl Wohnform und Fertilität und leitet eine Bestätigung der These daraus ab, dass die Wahrscheinlichkeit für ein drittes Kind je nach Zeitdauer nach Einzug in ein Einfamilienhaus ansteigt. Erwartbar wäre hier, dass wenn das dritte Kind von Anfang an geplant gewesen wäre, dass es nicht zu den in der Studie beschriebenen zeitlichen Abständen zwischen den Kindern kommt.