Adorf im Vogtland

  • Hallo zusammen,

    heute möchte ich euch die Stadt Adorf, das "Tor zum oberen Vogtland " vorstellen.

    Um das Jahr 1200 entstand das "Dorf an der Ache", an der Mündung des heutigen Schwarzbaches in die Weiße Elster. Die bürgerliche Marktsiedlung entstand einige Jahrzehnte später, auf einer steil zum Tal hin abfallenden Hochfläche, die erste Erwähnung als Stadt stammt aus dem Jahr 1293.

    Die auf relativ regelmäßigem Grundriss angelegte und früher vollständig ummauerte Ackerbürgerstadt besitzt einige interessante Bauwerke.

    Die folgenden Fotos beschränken sich auf den Marktplatz und die Straßen in unmittelbarer Umgebung. Wir starten an der Westseite des Marktes, hier geht der Blick hinunter zur Stadtkirche St. Michaelis, die, direkt am Steilhang zum Elstertal gelegen, den östlichen Endpunkt der Altstadt bildet. Der Markt selbst ist mit seinen 231m der längste Marktplatz des Vogtlandes.

    Am Markt selbst haben sich einige Beispiele der typischen Ackerbürgerhäuser aus dem 18. Jh. erhalten:

    Der Großteil der Stadtanlage wird von Fassaden des 19. Jahrhunderts geprägt, wie hier an der Maktsüdseite:

    Integriert in die Nordseite des Marktes steht das Rathaus von 1896. Leider wurde der große Schmuckgiebel im Zuge kriegsbedingter Schäden nach 1945 nur vereinfacht wieder hergestellt.

  • Das Rathaus befindet sich an der Einmündung der Freiberger Straße, benannt nach dem in der Nähe gelegen Dorf. Hier hat sich das einzige Stadttor des Vogtlandes erhalten, das Freiberger Tor.

    Das Tor wurde in der heutigen Gestalt 1778 fertiggestellt. Seit 1955 beherbergt es das Perlmutter- und Heimatmuseum.

    Feldseite:

    Bilder von den erhalten Teilen der Stadtmauer werde ich bei Gelegenheit nachreichen...

    Vor dem Tor steht die auf einen älteren Bau zurückgehende und im Jahr 1858 fertiggestellte Johanniskirche. Das gotische Portal trägt die Jahreszahl 1498:

    Blick zurück in Richtung Markt. Links, vom Freiberger Tor verdeckt, zweigt in Richtung Osten, parallel zum Markt, die Hellgasse ab. Hier konnten sich einige der ältesten Häuser von Adorf erhalten:

  • Die Hellgasse. Die hier versammelten Häuser vermitteln einen guten Eindruck davon, wie vogtländische Siedlungen bis ins 19. Jahrhundert ausgesehen haben:

    Zurück am Markt steht man direkt vor der Adorfer Stadtkirche St. Michaelis. Die Kirche wurde, nachdem ein Feuer den historischen Bau zerstörte, 1906 geweiht:

  • St. Michaelis beherbergt seit 2005 ein fünfstimmiges Bronzegeläut der Fa. Grassmayr aus Innsbruck Bachert. Es ist, basierend auf H0, eines der größten des Vogtlandes.

    Blick von St. Michaelis über den Marktplatz:

    Das Kriegerehrenmal:

    Der Euregiobrunnen aus dem Jahr 1996 (wir befinden uns in der Grenzregion der 3 Länder Sachsen, Bayern und der Tschechischen Republik):

  • Auch südlich des Marktes konnten sich einige Häuser früherer Jahrhunderte erhalten. Hier in der Hohen Straße:

    In der Reinhold-Becker-Straße:

    Blick hinauf in Richtung Markt:

    Blick nach Osten in die parallel zum Markt verlaufende Lange Straße. Ein typisches Bild vogtländischer Städte bis etwa 1875:

    Ich hoffe, die Bilder gefallen euch.

    Viele Grüße vom Frank.

  • Wie sieht es mit dem Leerstand in solchen Kleinstädten aus? Einige Häuser stehen auf jedem Fall leer. Ansonsten ein schönes Städtchen.

    Unsere große Aufmerksamkeit für die Belange des Denkmalschutzes ist bekannt, aber weder ökonomisch noch kulturhistorisch lässt es sich vertreten, aus jedem alten Gebäude ein Museum zu machen. E. Honecker

  • Hallo Däne,

    das ist eine sehr gute Frage. In allen Städten der Region gibt es Leerstand. Überall fressen sich Lücken in die einstmals geschlossenen Quartiere. In Adorf sind besonders die Bereiche in Richtung Weiße Elster betroffen. Das sind gleichzeitig auch die Quartiere mit den aufwändigsten Bauten der Gründerzeit. Die hatte ich hier außen vor gelassen. Ansonsten fürchte ich in den nächsten Jahren eine deutliche Zunahme baufälliger Häuser in den Zentren. Wir erleben derzeit einen starken Bauboom banalster Einfamilienhäuser auf den Dörfern und in den Randbereichen der Städte. In Verbindung mit dem anhaltenden Bevölkerungsschwund ist das Ergebnis abzusehen. Statt Konzepte für den Erhalt der alten Strukturen zu entwickeln, werden ständig neue Baugebiete ausgewiesen. Schwer auszuhalten für mich.

  • Wir bauen gerade ein neues Werk in der Nähe von Greiz. Das Problem ist hier, junge Leute zu finden von der Produktion bis zum Ingenieur.

    Heißt, jetzt kommt die Arbeit ins Outback, dann gibt es wenige Mitarbeiter.

    Ohne Jobs sterben die kleinen Städte auch aus. Kommt ein Unternehmen, ist die Auswahl sehr überschaubar. Wir drehen uns also im Kreis.

  • Vor wenigen Jahren teilte mir ein Immobilienverwalter in Plauen mit, dass es dort noch 5000 leerstehende Wohnungen gäbe. Teils hätte man schon durch den Abriss von Plattenbauten den Wohnungsüberschuss verringert.

    Ebenso erfuhr ich vom Fachkräftemangel. Handwerksbetriebe finden keine geeigneten Lehrlinge mehr. Gleichzeitig aber laufen eine Menge junger Hartzer durch die Stadt. Ich hatte dort selbst etwas längere Zeit mit einem solchen zu tun. Ein junger, gesunder Mann, aber Jahre lang ALG II. Anscheinend ist das komfortabler.

  • Es gibt sicherlich Leute, die ein Leben ohne Arbeit komfortabler finden. Das ist aber ja nicht die Regel. Die Regel ist die Abwanderung der jüngeren, gerade auch im Hinblick auf die im Vergleich schlechten Verdienstaussichten. Dabei profitiert die Region noch von der Nähe zu Franken und der Möglichkeit zu Pendeln.

    Dass Plauen diesen Leerstand hat leuchtet mir ein. Die Stadt hatte bis zum Krieg über 120.000 Einwohner. 1990 waren davon noch ca. 75.000 übrig, heute sind es nochmal 10.000 weniger. Viel Plattenbauten wird man nicht mehr abreißen, die meisten sind saniert. Was dort zusammenfällt sind die Häuserzeilen der Gründerzeit in den Vorstädten und entlang der Hauptstraßen. Das wäre mal was für den Plauen-Strang.

  • Das hört sich gar nicht gut an! Es ist einfach absurd, neue Häuser in Randlagen zu errichten, während die Innenstädte/Dorfkerne langsam aussterben. Sowas sehen wir auch in Dänemark, die Lage ist aber natürlich nicht mit Ostdeuschland vergleichbar. Es ist abzusehen, dass die Bevölkerung sich langfristig in den grösseren Städten konzentriert. Dazwischen wird es irgendwann sehr viel Natur geben - die Entwicklung kann man schon z.B. in Bulgarien betrachten. Bald wird das in Deutschland auch der Fall sein. Umso wichtiger ist es bei der Regionalplanung deutliche Prioritäten zu setzen und die Erhaltung der wertvollsten Altstädte und Kulturdenkmäler zu fördern. Adorf wird in 100 Jahren wahrscheinlich nur aus der Kirche und ein Paar Fachwerkhaüser sowie einige Einzelheime bestehen.

    Zu Plauen gibt es diese Interessante Prognose (Link)

    Unsere große Aufmerksamkeit für die Belange des Denkmalschutzes ist bekannt, aber weder ökonomisch noch kulturhistorisch lässt es sich vertreten, aus jedem alten Gebäude ein Museum zu machen. E. Honecker

  • ^Bei unattraktiven Wohnlagen müssten sich die Kommunen eine alternative Nutzung überlegen und mit den Hauseigentümern sprechen, um auf diese Weise historische Substanz zu retten. Bei Gewerbebauten, Büros, Behörden, öffentliche Nutzung (Archive), Lagerflächen usw. würde z.B. eine angrenzende Hauptverkehrsstraße weniger Probleme bereiten.