Berliner Wohnsiedlungen bis 1945

  • Querverweis auf meinen Beitrag im Strang TV Tips. Sehr schöner Beitrag von arte über das Bauen in Berlin (und Paris) im 20. Jahrhundert, mit vielen Bewegtbildern der in diesem Strang gezeigten Quartiere. Unter anderem wird auch der Konflikt zwischen "Der Ring" (Modernisten um Gropius - Flachdach) vs. Der Block (Traditionalisten - Spitzdach) und der damit verbundene "Dächerkrieg" näher beleuchtet.

  • Hallo und Gruß an alle Mitglieder des Forums,

    ich bräuchte Eure Hilfe, und zwar ich suche die genaue Adresse folgender Wohnsiedlung:

    (Quelle: https://fortepan.hu/hu/photos/?id=171180 , fortepan.hu ist eine Bürgerinitiative und zugleich das ungarische Pendant zur Deutschen Fotothek, "Fortepan" war wie "ORWO" in der DDR eine nachfolgerfirma von Agfa)

    Da die Spenderin Katalin Sattler vermutlich in Berlin lebte und auch zahlreiche andere Berliner Bilder gespendet hatte, deshalb denke ich, das diese Wohnsiedlung auch irgendwo in Berlin zu finden ist/war. Ich wäre Euch sehr verbunden, wenn Ihr mir meine Vermutung bestätigen oder (im Idealfall mit Adresse) dementieren könntet .

    MfG

    Csaba Fehér

    Ungarn

  • C.A.Feher : die in diesem Thread auf Seite 1 beschriebenen Ceciliengärten haben einen ähnlichen, leicht Art-Deco- bzw expressionistisch inspirierten Baustil, der typisch ist für Berliner bzw deutsche Wohnsiedlungen der 1920er Jahre. Allerdings findet man in den Ceciliengärten fast nur rechteckige Erker, während die auf Deinem Foto spitz zu sein scheinen. Leider kann ich Dir also keine Adresse nennen. Vielleicht weiß jemand anders mehr?

    Eingestellte Bilder sind, falls nicht anders angegeben, von mir

  • Ich finde die expressionistischen Siedlungen ja ehrlicherweise sehr viel interessanter und signifikanter als die faden "Welterbe-Siedlungen". Ein Ensemble wie die Ceciliengärten könnte gern zu diesem Welterbe hinzugefügt werden. Das würde dem Eintrag eine Schicht hinzufügen, die ebenso zeittypisch für die 20er ist. Aber man will womöglich nur "Radikalmodernismus" darauf haben..


    Querverweis zu einem interessanten Buchtitel mit Themenbezug zu den Berliner Reform-Siedlungen:

    Reformblock Berlin: Wohnungsbau 1900-1930

  • Apropos Ceciliengärten in Friedenau: Stadtführer Michael Rost hat neulich ein sehr sehens- und hörenswertes Video zu dieser schönen Anlage aus den 20ern hochgeladen. :)

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  • Neben der eingangs in diesem Themenstrang gezeigten Wohnanlage am Volkspark gibt es in der Hildegardstraße in Wilmersdorf noch eine andere sehenswerte Wohnsiedlung, die denkmalgeschützte 'Wohnanlage Hildegardstraße'. Sie wurde 1902-03 nach Entwürfen des Architekten Erich Köhn (1870-1945) erbaut, dem Berlin noch einige weitere beachtliche Wohnanlagen zu verdanken hat. Wikipedia schreibt:

    "Am 1. September 1900 war er Mitbegründer des Beamten-Wohnungs-Vereins (BWV) zu Berlin, wurde in den Verwaltungsrat gewählt und leitete bis 1906 das technische Büro mit zwölf Architekten und Bauführern. In dieser Zeit errichtete Erich Köhn „nebenamtlich“ für den BWV insgesamt zehn Wohnanlagen (Prenzlauer Berg, Wilmersdorf, Mitte, Steglitz, Moabit, Charlottenburg, Friedrichshain, Dahlem, Neukölln) mit ca. 1800 Wohnungen. Alle Gebäude sind noch erhalten und stehen mittlerweile unter Denkmalschutz.

    Erich Köhn gilt auch als Reformer der Mietwohnungen. Arbeiterfamilien sollten in hellen einzelnen Wohnungen mit eigener Küche mit Speisekammer und eigenem Bad mit Toilette wohnen. Er wollte von den ursprünglichen Mietshäusern mit ihren dunklen Hinterhöfen weg. So schuf er grüne, bepflanzte, zur Straße geöffnete Höfe, Balkone und Loggien. Selbst Erker, Türen, Fenster und Treppengeländer entwarf und zeichnete er selbst und so zeigen alle von ihm entworfenen Häuser mit dem favorisierten Krüppelwalmdach seine Handschrift. Bevor er mit der Bauplanung eines Gebäudes begann, ließ er einen Wünschelrutengänger das Gebiet ablaufen, um störende Wasseradern auszuschließen. Und er ließ jedes seiner Häuser segnen."

    Statt faktisch für die Bewohner nutzloser Balkone zur Straße hin, liegen die Loggien und Balkone zu den ruhigen Hofgartenseiten. Heute scheinen manche Architekten froh darüber zu sein, dass straßenseitige Balkone ihren ansonsten völlig unstrukturierten Fassaden eine gewisse Lebendigkeit verleihen. Köhn hingegen gliederte seine Fassaden sehr schön mittels Erkern und Giebeln, unterschiedlichen Putzstrukturen, variierenden Fensterformaten und der in Backstein abgesetzten Sockelzone.

    Eingestellte Bilder sind, falls nicht anders angegeben, von mir