"Kaoru", das mit dem Abfärben ist auch heute gegeben. Heute wird den Leuten eine amerikanisiserte Pop-Elite in den Massenmedien angeboten, woraufhin viele Medienkonsumenten auf die Idee kommen, sich Baseballkappen, Muskel-T-Shirts oder Einfamilienhäuser im Bauhaus-Stil zu kaufen oder "coole Raps" zu reimen. Der "Volkskitsch" ist stets eine Verarbeitung der Hochkultur, bei der aber die Proportionen verloren gegangen sind. (Beispiel Plastik-Sprossenfenster)
Mein kleiner Exkurs bezüglich Eliten- und Massengeschmack wurde, dies zur Erinnerung, hervorgerufen durch eine Äußerung "Thomosius´" (siehe unten), nach der sich die "Standard-Architekten" gegen den Geschmack bzw. das Wohlbefinden "des Großteils unserer Bevölkerung" wenden. Wenn Du nun schreibst, man solle nicht immer auf den "Volksgeschmack" hören, nimmst Du praktisch eine Gegenposition zu "Thomosius" ein.
Nun kenne ich Deine Sichtweise mittlerweile schon ein wenig und weiß, dass Du Dich weder ganz der Haltung der heutigen Architektur-Elite, noch des einfachen Bürgers zugehörig fühlen möchtest. Ich wollte aber auf den Riss in der Argumentation hinweisen, der durch uns geht.
Einerseits zu sagen, dass das Volk in Bezug auf röhrende Hirsche und Gartenzwerge einen schlechten Geschmack habe, auf den man nicht hören solle, andererseits aber anzumahnen, dass die Architekten zu wenig nach dem Geschmack der Bevölkerungs-Mehrheit bauen würden, birgt einen Widerspruch in sich. Diesen Widerspruch muss man sich deutlich machen, wenn man nicht immer und immer wieder klagen (und an die Wand rennen) möchte.
All dies lässt mich ebenso staunen und leider auch am 21. Jahrhundert verzweifeln. Das muss doch irgendwann dem deutschen "Standard-Architekten" einleuchten, dass sich der Großteil unserer Bevölkerung in solch stilistisch volkommenen, vorallem historischen Stadtvierteln wohler fühlt als in diesen 08/15-Gebieten des internationalen Stils.