Das einfachere Fachwerk dieser Stadt erinnert stark an dem, was auch im ehem. Erzbistum Lüttich vorzufinden ist, wie in Hasselt oder einigen wallonischen Städtchen. Das mehr aufwendige Fachwerk wie am Haus Windeck ist eher mittelrheinisch oder moselländisch beeinflußt.
Bad Münstereifel (Galerie)
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Mich erinnert's eher an Köln als Lüttich/Aachen/Maastricht (wo das Fachwerk eher burgundisch/französisch beeinflüsst worden ist).
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Snork
7. Februar 2020 um 18:57 Hat das Thema aus dem Forum NRW / Rheinland nach Galerie verschoben. -
Auch in Bad Münstereifel möchte ich die schöne Galerie von Neußer ergänzen. Die Bilder habe ich Mitte Mai gemacht. Es wird eine Mischung aus noch nicht gezeigten Stellen und den schönsten Motiven aus meiner Bildersammlung, von der ich hier nur einen kleinen Teil einstelle.
Beginnen wir die Galerie wie meinen Ausflug an der Quelle des Flusses, der quer durch Bad Münstereifel fließt, der Erft. Die Quelle liegt einige Kilometer entfernt in dem Dorf Holzmülheim in der Eifel:
Die Erft kommt dort schon relativ breit aus dem Berg und mündet dort in den Kuhbach, der ab da Erft heißt. Die Erft fließt von der Eifel nordwärts in einem großen Bogen um Köln herum und mündet erst bei Neuß in den Rhein.
Nun aber genug der lokalen Geografie, kommen wir zur Architektur
In Bad Münstereifel starten wir am schönen Jugendstil-Bahnhof außerhalb der Stadtmauer:
Besonders gut gefällt mir die Wetterfahne:
Blick auf das Werther Stadttor:
Hinein in die Stadt und Blick zurück auf das Stadttor:
Eine romantische Brücke über die Straße, nur das Geländer passt leider nicht ganz...:
Direkt daneben ein Bogen über der Erft, ich vermute, dass der zugehörige Gebäuderest Teil der Stadtbefestigung war:
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Blick hinauf zur Burg Münstereifel:
Hinter der Erft liegt der romantische Entenmarkt:
Eine gemütliche Gasse am östlichen Stadtrand unterhalb der Burg:
Und eine tolle Holztür. Ich bin immer wieder begeistert, welch kunstvolle Architekturelemente man aus dem Kaiserreich selbst in der tiefsten Provinz irgendwo in Nebenstraßen findet:
Die Burg stammt aus dem 13. Jahrhundert und wurde im 1689, also 41 Jahre nach Ende des dreißigjährigen Krieges, durch die Franzosen zerstört.
Sie besteht heute noch aus Turmresten, der Umfassungsmauer, und wohl erst in jüngerer Zeit eingebauten Wohnhäusern, die leider etwas unstimmig wirken, den hässlicheren Part links habe ich gar nicht erst fotografiert:
Immerhin einer passt auf, dass die Franzosen nicht wiederkommen :
Blick von der Burg auf die Stadt hinunter, in der Mitte St. Chrysantus:
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Wir kommen zur zweiten Kirche von Bad Münstereifel, der Jesuitenkirche St. Donatus, errichtet als Klosterkirche 1659-68:
Neben dem Kirchenschiff ist ein Treppenturm aus Fachwerk, an einer Kirche habe ich das so auch noch nie gesehen:
Der Chor:
Blick die Straße hinunter:
Die Kirche ist wirklich eigenartig. Hier Fenster in einem massiven Stück Stützmauerwerk (Wenn jemand den Fachbegriff kennt, immer her damit ) :
Ein Nebeneingang:
Das Hauptportal:
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Gehen wir in die Kirche hinein:
Vorbild beim Bau soll die Kirche St. Mariä Himmelfahrt in Köln sein (ebenfalls eine Jesuitenkirche), die 41 Jahre vorher erbaut wurde. Eine gewisse Ähnlichkeit im Inneren kann man definitiv nicht abstreiten, seht selbst: Galerie St. Mariä Himmelfahrt
St. Donatus ist natürlich deutlich kleiner und bei weitem nicht so prächtig wie das Vorbild in Köln, aber für ein Städtchen wie Bad Münstereifel kann sich dieser Hochaltar durchaus sehen lassen:
Es gibt zwei Nebenaltäre:
Blick zurück auf die Orgel:
Mich hat diese schwebende, das Kirchenschiff umlaufende Empore fasziniert:
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Direkt daneben die von den Jesuiten gegründete Schule St. Michael, erbaut 1724-27, zeitweise die einzige höhere Schule zwischen Köln und Trier:
Gegenüber die in meinen Augen markanteste Häusergruppe der Stadt am Marktplatz:
Leider hat man es geschafft, das Ensemble durch eine schlimme Bausünde zu verhunzen. Die findet man in Bad Münstereifel sonst eigentlich nicht, die einzige größere, die da ist, ist dafür an einer der zentralsten Stellen der Stadt:
Weiter geht es links und rechts entlang der Werthstraße, sozusagen der Hauptstraße der Stadt:
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Weiter geht es an der Werthstraße:
Erker an dem Haus rechts:
Blick zurück:
Weiter vorne erreichem wir schon das Windeckhaus, was auch in meiner Galerie nicht fehlen darf:
Wie schon angemerkt, derartige Schnitzereien sind für den Niederrhein und das Kölner Umland absolut untypisch, hier machen sich schon Einflüsse von Mosel und dem Rheinland rund um Koblenz bemerkbar, wo die Fachwerkhäuser auch Verzierungen aufweisen.
stadtbild-deutschland.org/foru…ry/index.php?image/34751/
Links angrenzend dagegen wieder ein schlichtes Fachwerkhaus, was so ähnlich auch in Köln hätte stehen können:
Damit sind wir am Rand der mittelalterlichen Stadt am Orchheimer Tor angekommen:
Noch ein Blick zurück:
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Wir verlassen die Stadt natürlich nicht, sondern biegen nach Nordwesten ab.
Ein Fachwerk-"Sichtfenster":
Wir folgen der Stadtmauer:
Ulkiges Haus direkt an der Mauer:
Wir steigen ebenfalls auf die Stadtmauer und genießen den Blick über die Stadt:
Die Stadtmauer ist ein gutes Stück begehbar:
St. Chrysantus, diesmal von der anderen Seite:
Blick auf St. Donatus und dahinter das Johannistor:
Und ein Blick stadtauswärts in die Eifel:
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Wir steigen von der Stadtmauer wieder herunter und erreichen St. Chrysantus, vollständig St. Chrysantus und Daria:
Die Kirche wurde als Stiftskirche der Benediktiner im 11. Jahrhundert gegründet, Vorbild ist abermals eine Kirche aus Köln, nämlich St. Pantaleon, die ebenfalls ursprünglich als Stiftskirche der Benediktiner fungierte und im 10. Jahrhundert erbaut wurde. Auch hier ist die Änhlichkeit unübersehbar: Galerie St. Pantaleon
Direkt um die Ecke steht das Rathaus, links daneben leider auch eine kleine Bausünde:
Ein paar Häsuer weiter ein Treppengiebel aus Bruchstein:
Wir folgen der Straße, die an St. Chrystantus vorbeiführt...:
...und erreichen den Platz hinter dem Chor, der als Parkplatz fungiert:
Die Kirche von hinten:
Hinter dem Chor führt eine kleine Wasserrinne entlang, die allerdings bei meinem Besuch kein Wasser führte.
Natürlich ist die Kirche recht klein, ich finde es trotzdem überraschend, ausgerechnet in diesem abgelegenen Eifelstädtchen eine echte romanische Kirche zu finden. Vielleicht hat ja der Status Kölns, um die Jahrtausendwende eine der größten und bedeutendsten Metropolen Europas auch ins 44 Kilometer entfernte Bad Münstereifel abgestrahlt. Auch die Benediktinerabtei Maria Laach, die von Bad Münstereifel knapp 40 Kilometer weiter südwestlich in der Eifel liegt, entstammt der Romanik. Diese Bauten würden dafür sprechen, dass die Eifel nicht immer so zurückgeblieben und arm war, wie als sie Anfang des 19. Jahrhundert an die Preußen fiel.
Noch ein Blick in die nächste Straße:
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Rechts am Bildrand des letzten Bildes sehen wir das nächste Bildmotiv, so ein Fachwerkhaus hab ich auch noch nie gesehen:
An der nächsten Straßenecke finden wir ein neobarockes Gebäude:
Wir wenden uns um und Blicken die Straße zurück in Richtung des Platzes hinter St. Chrysantus. Das Fachwerkhaus links ist laut Inschrift von 1555:
Rechts dahinter sehen wir schon nicht nur eines der ältesten Wohngebäude der Stadt, sondern vermutlich von ganz Deutschland:
Das Gebäude wurde auf dem Immunitätsgelände der Benediktiner 1167 als Wohnhaus für einen Stiftsherrn an der Klostermauer errichtet. Man sieht es auf dem Foto nicht ganz, aber als wirklich gerade kann man die Natursteinmauer nicht bezeichnen:
Blick vom Klosterplatz (dem eben erwähnten heutigen Parkplatz), das Klostergelände endete am linken Bildrand an der bildabgewandten Mauer des romanischen Hauses:
Wir verlassen den Klosterplatz in die Richtung aus der wir gekommen sind und erreichen wieder das neobarocke Haus, hinten schon wieder die Stadtmauer:
Links in roter Farbe ebenfalls ein sehr altes Gebäude, ein gotisches Haus aus dem 15. Jahrhundert, welches allerdings in den 60er Jahren laut Inschrifttafel wiederhergestellt wurde. Auch in Bad Münstereifel hat es einige Bombenangriffe gegeben, vermutlich waren die dafür ursächlich:
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Kurz vor der Stadtmauer finden wir noch dieses süße Häuschen:
Auf der gegenüberliegenden Straßenseite:
Blick die Straße hinunter, ganz hinten nochmal das romanische Haus:
In entgegengesetzter Richtung die Reste des Stadttores:
Wir schauen die Stadtmauer entlang, hinten wieder das Werther Tor, wo wir die Stadt am Anfang betreten hatten:
Noch einmal etwas weiter im Stadtinneren, links wieder das Werther Tor:
Und mit Blick auf das kuriose Fachwerkhaus von eben beenden wir unsren Stadtrundgang in Bad Münstereifel:
Bad Münstereifel ist ein hübsches Städtchen, noch von viel Natur umgeben und nicht mit riesigen Neubaugebieten und Gewerbeparks wie andere Städte in NRW. Die Altstadt hat viele schöne Ecken zu bieten, mit einer romanischen Kirche, einigen sehr alten Gebäuden, einer noch fast komplett erhaltenen Stadtmauer und vielen tollen Fachwerkhäusern.
Was mir aufgefallen ist, dass einige Fachwerkhäuser wohl in den dreißiger Jahren erneuert wurden, was man an der Ausführung teilweise merkt. Leider bietet sich in einigen Nebenstraßen kein so geschlossenes Bild (was in dieser Galerie nicht gezeigt wurde) mit vielen Nachkriegshäusern und eher banal wirkenden Höfen und Ecken. Ob hier Bombenschäden oder Nachkriegsabrisse kleiner Fachwerkhäuser ursächlich sind, weiß ich nicht. Es fehlt der Stadt somit ein wenig an Tiefe, wenn man abseits der Hauptstraßen hofft, noch eine romantische Nebengasse zu finden, wird man eher enttäuscht. Das tut den erhaltenen Gebäuden aber keinen Abbruch und schlimme Bausünden sind, bis auf ein paar genannte Ausnahmen auch kaum zu finden. Wer mal in der Region ist, sollte sich Bad Münstereifel also auf jeden Fall mal ansehen.
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„Das Leben wär‘ nur halb so schwer, wenn der Eigennutz nicht wär.“
Das steht auf einem Gebäude in besagtem Städtchen.
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