• Wehrkirche Horka

    Horka liegt ca. 20 km nördlich von Görlitz. Die Wehrkirche in Horka, welche vermutlich Anfang des 13 Jh. errichtet wurde, ist eine der am besten erhalten Kirchen mit Wehrmauer in Deutschland.
    Die Kirche, sowie der alte Friedhof sind von einer ringförmigen, überwiegend aus Feldsteinen und Granitfindlingen errichteten Wehrmauer umgeben. Sie hat einen Durchmesser von ca. 50 m, ihr Alter wird auf 800-900 Jahre geschätzt. Die am Fuß gut 1,5 m starke Mauer ist etwa 6 m hoch und wurde zur Zeit der Hussitenkriege mit Zinnen versehen.
    Die Kirche, wurde einst im romanisch-gotischen Stil errichtet. Während des 18. Jahrhunderts erfolgten im Inneren wie im Äußeren Umbauten im barocken Stil.

    Die Mauer aus dem 13 Jh. ist noch vollständig und original erhalten und umgibt die Kirche komplett ohne Lücken.

    2005 wurde bei Untersuchungen festgestellt, dass die Mauer akut einsturzgefährdet ist und es wurde ein Spendenaufruf initiiert. Aktuell abhängig vom Spendenstand wird die Mauer saniert. Ca. die Hälfte ist bereits geschafft, und keine Sorge die Patina setzt sich wieder fest :wink: . Dabei stieß man unter der Mauer auf ein ca. 1000 Jahre altes Grab, deren Bewohner gleich nach Dresden zur Untersuchung gebracht wurde. :biggrin:

    Die Wehranlage diente der Verteitigung vor slawischen Horden und auch während der Hussitenkriege diente es der Dorfbevölkerung als Unterschlupf. Der Legende nach musste jede Bauersfamilie eine Zinne bewachen.


    Hier ein paar aktuelle Bilder



    alt und „neu“ Gegenüberstellung


    unsanierter Teilabschnitt







    Torhaus



    Innerhalb der Wehrmauer




  • Leider nicht, an dem Tag wo ich die Fotos aufgenommen habe, war die Kirche verschlossen. Vlt. bin ich ja irgendwann mal wieder in der Gegend...Ich denke aber nichts spektakuläres, scheint eine durchschnittliche Dorfkirche zu sein.

    Wollte euch auch lediglich die Wehranlage präsentieren, weil ich denke soviele gute erhaltene Wehrmauern bei Kirchen gibt es in Deutschland nicht mehr...

    oder kennt jemand weitere Beispiele??

  • Eine sehr interessante Anlage! Sie hat so etwas östliches, transsilvanisches an sich. Schön, dass es solche Orte auch in Deutschland noch gibt! :applaus:

    Mich erfreut, dass man auch die Zinnen wieder richtig rekonstruiert und nicht nur bei Bestandserhaltung geblieben ist.

  • ... soviele gute erhaltene Wehrmauern bei Kirchen gibt es in Deutschland nicht mehr...oder kennt jemand weitere Beispiele??

    Die Wehrmauer der Kirche von Horka ist wirklich sehr gut erhalten. Weitere Beispiele werden natürlich in der Wikipedia aufgelistet.
    München betreffend fällt mir die im Stadtteil Johanneskirchen gelegene Kirche St. Johann Baptist ein, deren Wehrmauer aber leider nur noch ansatzweise mit halber Höhe erhalten ist.

  • Am 04.10.2020, dem Erntedankfest, führte uns unser Ausflug als letzten Punkt und auch als Höhepunkt dieses schönen Tages nach Horka in die Oberlausitz. Dort steht eine Wehrkirche, die von einer sechs Meter hohen Wehrmauer mit mächtigen Zinnen umgeben ist, welche die Kirche ringsum umgibt. Ursprünglich war die Mauer nur 3 m hoch. Auf Grund der Hussiteneinfälle, die mit großen Grausamkeiten einher gingen, wurde um 1430 die Kirchhofsmauer auf die doppelte Höhe gebracht. Damit war ein Zufluchtsort für die Dorfbewohner geschaffen worden. Durch ein Torhaus gelangt man in den einstigen Friedhof.

    Wir hatten großes Glück, dass die Kirche offen stand, als wir dort waren. Das Gotteshaus stammt in den ältesten Teilen, namentlich dem Chor noch aus der ersten Hälfte des 13. Jh. Wohl erst im 20. Jh. hat man im Chor beeindruckende Malereien in drei Zeitschichten entdeckt und freigelegt. Aus der Romanik, der Gotik und aus der Spätgotik. Das Chorgewölbe ist mit Sternen bemalt. Der Altar ist mit 1667 bezeichnet. Anstelle von Gemälden besitzt er mehrere Hochreliefs mit den Themen Abendmahl, Kreuzigung und Auferstehung .Die Säulen des Altares sind gewunden und jede ist mit einem Rebstock samt Trauben umwunden. Die Kanzel gehört dem Frühklassizismus/Zopfsteil/Louis Seize an. Die Kirche strahlte eine ganz wunderschöne Stimmung aus. Lasst die Bilder auf euch wirken:

    Hier geht es durch das festlich gezierte Portal des Torhauses, rechts steht das Pfarrhaus, im Hintergrund erscheinen Giebel und Turm der Kirche:


    Das Pfarrhaus:


    Rechts das Hauptportal der Kirche, ein erster Blick auf die Wehrmauer mit Laufgang und Zinnenkranz:


    Die schöne barocke Kirchentüre:





    Das einstige Sakramentshaus ist zugemauert, aber die Malerei aus der Spätgotik ist darauf bezogen. Die Engel schweben über dem Sakramentshaus mit einer Turmmonstranz mit der konsekrierten Hostie, dem Leib des Herrn. Darüber sehen wir den "Gnadenstuhl", Gottvater (mit dem blauen Gewand und der Krone, der das Kreuz mit Gottsohn in den Händen hält, dazwischen in weißer Farbe die Taube des Hl. Geistes:



  • Die Gewölbekappen des Chores sind mit Sternen bemalt, stellen also das himmelszelt dar. Das Wappen des Schlusssteins ist mir, wenn ich mich recht erinnere bereits in Rietschen OT Daubitz an den Epitaphien an der dortigen Kirche begegnet, hier aber ist es farbig gefasst. Es dürfte sich um das Wappen des Kirchenpatrons bzw. des Bauherrn handeln.


    Diese spätromanisch/frühgotischen Malereinen sind leider fast gänzlich verblasst bzw. verschwunden.


    Man beachte bitte auch die Dienste, aus denen die Gewölberippen erwachsen.



    Die nachfolgende Malerei unten rechts könnte die Abendmahlsszene darstellen:


    Das Kirchenschiff ist relativ schlicht, wobei die Bestuhlung, so wie der Altar auch, von 1667 stammen könnte. Der Orgelprospekt ist klassizistisch, wie auch die Kanzel:


    Der Orgelprospekt:


    Die Kanzel mit Girlanden und Zopfgehängen, aud dem Schalldeckel befinden sich vielerlei Gegenstände, die aber erst von den Emporen aus richtig zu erkennen sind:


    Hier erkennt man über der Kanzeltüre, dass die Kartusche mit dem Text noch ans ganz späte Rokoko erinnert (allerdings schon wieder symetrisch gestaltet), die "Zöpfe" sollen Gebinde von Lorbeer darstellen, die vergoldeten Beeren, die Früchte des Lorbeer:

  • Grabplatten an der Kirche von Horka, versehen mit Wetterschutzdach:

    An der Inschrift hat der Zahn der Zeit leider schon arg genagt.



    Das Pfarrhaus sitzt teilweise auf der Wehrmauer auf.


    Der Kirchturm mit kupferner Haube:


    Es geht wieder durchs Torhaus hinaus:


    Das alte mit Stocknägeln beschlagene Tor, das kleine Türchen, war für die Fußgänger bestimmt:


    Gegenüber dem Kirchplatz steht ein Fachwerkgiebel. Es soll im Dorf noch weitere Fachwerkhäuser geben, aus Zeitmangel konnten wir leider nicht mehr erkunden:

  • Architektonische Rundschau 1901: Das Landhaus Lucius in Niederhorka bei Görlitz Dem Vernehmen nach soll das Haus noch stehen. Inwischen bilden Nieder- und Oberhorka eine politische Gemeinde.