Bad Radkersburg - Allgemeines

  • Vor zirka einer Woche kam ich in Bad Radkersburg an der österreichischen-slowenischen Grenze vorbei und machte einen Augenblick halt, um mir die Stadt anzusehen, da ich schon gehört habe, dass sie sehr schön sein soll.

    Aus dem Augenblick wurde dann ein ganzer Nachmittag, was für die schön hergerichtete Stadt spricht. Nach dem verlorenen 1.WK wurde die Stadt leider geteilt. Ein Teil (zum Glück mit der Altstadt) verblieb bei Österreich, der andere Teil (mit schönem Schloß) kam leider zum neugegründeten Königreich Jugoslawien. Während einer kurzen Periode (während des 2.WK) kam dieser Teil, wie auch ein Teil der vorher abgetrennten Südsteiermark, wieder zurück und wurde schließlich nach dem abermals verlorenen 2.WK entgültig an Jugoslawien (heute Teil Sloweniens) abgetrennt und verlor durch Vertreibung seine gesamte deutschsprachige Bevölkerung.

    Die Stadt selbst ist von einer Stadtmauer umgeben, die momentan gerade teilweise saniert wird. Die Stadtmauer hat jedoch eher die Funkion von Bastionen und ist nicht mit einer Rothenburger oder Nürnberger Stadtmauer zu vergleichen.

    Was mir besonders auffiehl, das war die mediterrane Stimmung in der Stadt. Sowohl was die Architektur anging, als auch das Klima, das dort herrscht (Kein Wunder, mit dem Auto ist man ja nun durch die neuen slowenischen Autobahnen innerhalb einer Stunde an der Adria). Echt zu beneiden diese Radkersburger. Ach ja, und von 12 Uhr bis 15.00 waren die Geschäfte (Ausnahem Supermarkt) geschlossen - Siesta.

    Besonders erfreut haben mich die sehr zahlreich vorhandenen Fensterläden, wie man sie bei uns fast kaum noch sieht!

    Hier ein paar Bilder dieser wirklich schönen Stadt:

    Hauptplatz

    Rathaus

    Schönes Portal am Rathausplatz

    Diese Gedenktafel ist auf dem rechten Haus des übernächsten Bildes angebracht

    Wunderschönes Renaissancegebäude

    Vormals Palais der Familie Eggenberg, dann Palais Nadasdy und nun Hauptschule


    Noch ein paar Eindrücke aus der Umgebung. Dieser Teil Österreichs liegt an der ehemals unmittelbaren ungarischen Grenze. Heute nicht mehr, da Westungarn nach dem 1.WK Österreich angeschlossen wurde - das heutige Burgenland. Somit ist es auch erklärbar, dass dieser Teil Österreichs die höchste Dichte - steht zumindest in den Reiseführern - an Burgen und Schlösser in ganz Europa aufweist. Aufgrund der Tatsache, dass hier über mehrere Jahrhunderte die unmittelbare Gefahr des Türkeneinfalls gegeben war (Die Schlacht von Mokersdorf spielt in dieser Gegend eine bedeutende Rolle).


    Hier die berühmte Riegersburg von der einen Seite...

    ...und hier von der anderen Seite (leider etwas unscharf). Die Türken haben sich hier mehrere Male die Zähne ausgebissen, denn sie wurde niemals erobert.

    Schloss Kornberg ( Karasek: dieses Schloss wird von Nachfahren des Erbauers von Schloss Althörnitz und eines Zittauer Bürgermeisters bewohnt)

    Die Gegend ist auch so sehr sehenswert. So gibt es unter anderem mehere Weinstraßen, bei denen man herrliche Ausblicke auf die zahlreichen Obstanbaugebiete sowie eben auch auf die Weinberge hat.

  • @Johan

    Eigentlich schon. In Österreich gibt es eigentlich eh nur kleine und klitzekleine Städte (abgesehen natürlich von Wien und vielleicht noch Graz). Das wird auch der Grund sein, dass diese im Krieg nicht wirklich in Mitleidenschaft gezogen wurden. Sogar das kriegswichtige Wiener Neustadt, bei dem auch das gesamte Zentrum in Schutt und Asche gelegt wurde, hat man nach dem Krieg zu einem erheblichen Teil wieder traditionell aufgebaut. Wenn man auf dem Hauptplatz steht, würde man nie glauben, dass dort nach dem Krieg nur noch drei kleine Häuser standen.

    Also besonders schöne Altstädte rund um Wien haben zum Beispiel, Baden (Biedermeier und Klassizismus), Krems (Barock, Mittelalter, Renaissance), vor allem Dürnstein (ganz viel Mittelalter! und Renaissance) et cetera. Extrem schön und auch nur ca. 40 Min von Wien entfernt ist die Stadt Rust im Burgenland (wunderschöne Barockstadt und auch die Landeshauptstadt von Burgenland, Eisenstadt, mit dem Barockschloß Esterhazy im Zentrum, die beide erst seit etwas über 80 Jahren zu Österreich gehören - vorher immer bei Ungarn) und so weiter und so fort...

  • Salzburg und vor allem Linz mit der Schwerindustrie wurden schon auch relativ stark getroffen. Daneben gibt es aber doch viele mittlere und sehr sehenswerte Städte - von Innsbruck über Klagenfurt und Villach bis hin zu Wels und insbesondere Steyr (also nicht nur ganz kleine Städte wie Bad Radkersburg).

  • Ich werde mal östtereich mal richtig machen. Ich habe als Teenager 3 Monaten in Wien gewohnt, seit dann bin ich zweimal in Wien, und auf ein Sprachschule in der nähe von Salzburg. Eigentlich kenne ich ausser dieser Region nicht Österreich so doll.

  • @silesianopostato

    Das stimmt schon, allerdings habe ich die österreichischen Städte mit den Städten in Deutschland in Relation gesetzt und dann ist Salzburg natürlich wahrlich keine Großstadt mit seinen unter 150.000 und Linz mit seinen ca. 180.000 Einwohnern.

    Die anderen von mir vorher erwähnten Klein- und Kleinststädte kann man um unzählige andere (Du nanntest Villach, Wels, Klagenfurt und Steyr) natürlich noch erweitern.

    Bad Radkersburg hat einen ganz besonderen Eindruck bei mir hinterlassen und das liegt wahrscheinlich an den heimeligen Fensterläden und den einladenen klimatischen Bedingungen dieser Region.

  • @Johan

    Wenn einmal eine Österreichtour machen willst, dann stehe ich Dir für etwaige Anregungen gerne zur Verfügung.

    Man glaubt als Außenstehender eigentlich gar nicht, wie unterschiedlich die einzelnen Regionen in diesem kleinen Österreich sind. Sowohl was die Architektur anbetrifft als auch die Menatlität der unterschiedlichsten Bewohner. Das rührt natürlich auch aus der Geschichte der verschiedenen Regionen her, die in Relation sehr oft eine ganz unterschiedliche war.

  • Auf mich (als gebürtigen Oberbayern) wirkt Österreich aber schon relativ homogen, wenn man mal vom Gegensatz Baiern (nicht zu verwechseln mit den Bayern mit y) und Alemannen ganz im Westen absieht.

    Da entdecke ich in Bayern auch sprachlich viel größere Unterschiede - Altbaiern, Franken, Schwaben... und selbst innerhalb des baierischen Sprachgebiets erscheint mir die Variation größer - wenn man beispielsweise mal den Oberpfälzer Dialekt heranzieht.

  • Die Riegersburg fand ich auch sehr beeindruckend, vor allem auch die vielen Burgvorhöfe und die schöne Aussicht von der Burg.
    In der Burg selbst gibts ein tolles Hexenmuseum. :schlaechter:

  • @silesianopostato

    Zitat

    Auf mich (als gebürtigen Oberbayern) wirkt Österreich aber schon relativ homogen, wenn man mal vom Gegensatz Baiern (nicht zu verwechseln mit den Bayern mit y) und Alemannen ganz im Westen absieht.

    Na, dann komm mal rüber und laß Dich vom Gegenteil überzeugen :zwinkern:

    Wie von Dir schon angesprochen hat ein Wiener oder noch besser, ein Burgenländer, mit einem Vorarlberger weniger am Hut, als dieser mit seinen alemannischen Brüdern und Schwestern in der Schweiz oder Baden-Würtemberg sowohl in Sprache als auch bezgl. Mentalität. Während unsere oberösterreichischen Innviertler ja sowieso annektierte Bayern sind :zwinkern: .

    Die Unterschiede und das finde ich in Österreich so schön, drücken sich vor allem in den unterschiedlich traditionell-regionalen Bauweisen aus. So kann man in der Altstadt von Bregenz auch Fachwerk zu Gesicht bekommen, das im Osten Österreichs so gut wie kaum vorkommt (abgesehen von vielleicht ein paar auf altdeutsch getrimmten Gründerzeitlern). Der Baustil im vor noch nicht so langer Zeit zu Ungarn gehörigen Region (heutiges Burgenland) weist typisch magyarische Stilelemente auf. Wenn man durch die nordburgenländischen Dörfer fährt, könnte man leicht vermuten, dass man bereits auf der anderen Seite ist. Ganz abgesehen von den kroatischen Dörfern, die ihre eigene Sprache und Kultur noch pflegen und zur Bereicherung sehr viel beitragen.

    Wenn ich an Bad Radkerburg denke, dann hat diese wahrlich "südliche" Stadt mit einer nordsteirischen Stadt des Alpenvorlandes (also sogar im selben Bundesland) auch ganz wesentliche Unterschiede aufzuweisen.

    Die Bauernhöfe in Tirol (Tirolerhöfe) sind gänzlich unterschiedlich zu den imposanten Vierkanthöfen, die, ob des Reichtums einiger Großbauern, schon schloßähnliche Merkmale aufweisen...und so weiter und so fort...

  • Schönes Städtchen. :D Im Osten Österreichs scheint mir der Fassadenschmuck reicher zu sein (gilt wohl eher nicht für das Burgenland). Auch ist dort die Stadtanlage kolonialer als Westen: die Straßen sind gerader, oft findet sich ein streng rechteckiger Marktplatz usw. (Bilder von Retz wären schön). Tendenziell ähneln die Stadtanlagen im Westen mit ihrer Ausrichtung auf einen platzartig ausgebauten, langgezogenen Straßenmarkt sehr denjenigen im benachbarten Altbayern. Die Tiroler Städte haben am meisten gotische profane Bausubstanz bewahrt (viele Laubengänge aus der Zeit um 1500 und davor etc.). Unterschiede wie zwischen, sagen wir, Passau, Marburg/Lahn und Lübeck gibt es Österreich allerdings nicht.

    "Meistens belehrt uns der Verlust über den Wert der Dinge."
    Arthur Schopenhauer

  • Hübsches Städtchen. Der Kirchturm sieht sehr interessant aus...
    Diese kleinen Gassen haben Ähnlichkeit mit jenen auf der Budapester Burg (leider war das Wetter nicht so schön)...

  • Wirklich sehr ähnlich. Vielleicht liegt es daran, dass die ehemalige ungarische Grenze unmitttelbar vor Radkersburg lag. Das Palais Nadasdy war ja auch des Haus eines Ungarn.