Blomberg (Galerie)

  • Nun folgt erstmal meine vorerst letzte Bildergalerie - ich muss erst neue Fotos machen :D

    Blomberg ist eine Kleinstadt im Kreis Lippe (knapp 20.000 Einwohner), deren Altstadt auf einem Bergsporn liegt und so von Norden ein schönes Panorama bildet. Außerdem ist es die Geburtsstadt von Altkanzler Gerhard Schröder, der im 1971 eingemeindeten Dorf Mossenberg geboren ist (darum hatte er sich letztes Jahre auch mit Jaques Chirac in Blomberg getroffen).

    Man sollte die Altstadt unbedingt von der Südseite aus betreten, denn dort befindet sich mit dem Niederen Tor das einzige noch erhaltene Stadttor im Kreis Lippe (und ich glaube auch der umliegenden Kreise). Leider zwängt sich noch immer der Autoverkehr durch dieses Nadelöhr:


    Die Burg im Stil der Weserrenaissance wird heute als Hotel genutzt:


    Der Innenhof der Burg wird durch eine hohe Mauer abgeschlossen:

    Das Amtshaus steht direkt neben der Burg und ist neben dieser das einzige (erhaltene) Fachwerkhaus mit Fächerrosetten (die meisten anderen Fachwerkhäuser haben sich am Rathaus orientiert, das vor allem Zahnschnitt zeigt):

    Im kleinen, aber parkartigen Garten des Amtshauses befindet sich ein Rest der Stadtbefestigung mit Schalenturm:

    Hinter der Stadtmauer fällt das Gelände etwa 30 m steil ab und man hat freien Blick auf die nahezu unbebaute Landschaft:

    Das Rathaus von 1587 mit drei Fachwerkgiebeln und steinernem Unterbau:

    Wie schon erwähnt, war dessen Fachwerkschnitzerei prägend für die übrigen Bauten der Zeit um 1600:




    Im neben dem Rathaus und der Burg einzigen frühneuzeitlichen Steinbau (Langer Steinweg 23) ist mal wieder eine Automatenspielhalle untergebracht:

    Die mittelalterliche Martinikirche wurde wegen Baufälligkeit Anfang des 19. Jahrhunderts abgerissen. Nur den Turm ließ man stehen:

    Zum Schluss noch ein Bild aus der Kuhstraße und eines aus der daran anschließenden Petersilienstraße mit nahezu geschlossenen Zeilen aus kleinstädtischen (teils noch verputzten) Fachwerkhäusern des 16. bis 19. Jahrhunderts. Man sieht auch sehr gut das recht stark ansteigende Gelände:

    P.S.: Über Pfingsten bin ich bei meinen Eltern in Lemgo. Vielleicht schaffe ich es da mal, nach Herford zu fahren und zu fotografieren, was man dort von der Altstadt noch übriggelassen hat.

  • Weil es diese schöne Fachwerkstadt (nach Lemgo bis zur Erklärung Detmolds zur Residenzstadt immerhin die zweitwichtigste Stadt Lippes) meiner Meinung nach verdient hat, gibt's heute noch einige weitere Fotos aus Blomberg, vor allem von Häusern, die ich bei meinem ersten Besuch vor inzwischen drei Jahren nicht gesehen habe.

    Auf dem ersten Bild sieht man die Silhouette der Altstadt, die auf einem Bergsporn liegt, wie sie sich dem Besucher bietet, wenn man sich der Stadt von Westen nähert. Von links nach rechts: Ehemalige Klosterkirche, heute Stadtpfarrkirche (mit den zwei Fachwerkgiebeln), Turm der im 19. Jh. abgebrochenen Pfarrkirche St. Martin, Amtshaus der Burg und die Burg selbst:

    Blick auf die Stadtmauer mit halbrundem Schalenturm (s.o.), rechts wieder das Amtshaus (ebenfalls s.o.):

    Blick in die Schulstraße, links Fachwerkhäuser des 17./18. Jh., hinten die ehemalige Augustinerklosterkiche, nach 1447 erbaut (in der Soester Fehde wurde die Stadt völlig dem Erdboden gleichgemacht, weshalb es kein älteres Bauwerk mehr dort gibt):

    Rechts der Kirche liegt in der Kirchhofstraße eine geschlossene Reihe relativ ursprünglich erhaltener Giebelhäuser des späten 17. Jahrhunderts. Das zweite Haus von links sollte allerdings dringend entputzt werden:

    Die Klosterkirche in voller Pracht (Blick von Süden). Aufgrund der umgebenden Bebauung lag die Klausur nicht südlich der Kirche, sondern nördlich. Leider ist davon nichts mehr übrig.

    Giebeldetail mit Erker:

    Das Innere präsentiert sich als recht schlichte dreischiffige spätgotische Hallenkirche. Die Kanzel stammt aus dem Barock. Die Grabstätte des Stifterehepaars Bernhard VII. und Anna von Holstein-Schaumburg entstand 1511. Leider bin ich nicht näher herangekommen.

    Auch von der im Westteil der Kirche liegenden Gruft habe ich keine Fotos machen können, da sie nicht zugänglich ist. Unter den 22 Särgen befinden sich unter anderem fünf Lippische, Grafen, darunter auch Simon VI. (1554-1613, Erbauer von Schloss Brake).



    Die Rückseite der Kirche ist schlicht gehalten, da hier ehemals die Klausurbauten anschlossen (heute ganz stilvoll als Parkplatz genutzt). Bei genauerem Hinsehen erkennt man allerdings im Putz des Mauerwerks auf etwa 3 m Höhe eine Reihe von Bögen. Vermutlich die ehemaligen Schildbögen der Kreuzganggewölbe, wofür auch ein im hinteren Bereich aus der Wand herausschauender Konsolstein sprechen würde.



    Chor mit Sakristei (?):

    Nun noch eine kleine Wanderung durch die Straßen der Stadt. Überall gibt es reichlich Fachwerk, größtenteils aus dem 17.-19. Jahrhunderts, teils jedoch auch älter. Zwei Häuser konnten dendrochronologisch ins 15. Jahrhundert datiert werden, das Haus Neue Torstraße 14 steht jedoch heute im Freilichtmuseum Detmold, da man meinte, es in den Sechzigern durch einen "modernen" Neubau ersetzen zu müssen. Na, immerhin blieb es durch die Translozierung ins Museum überhaupt erhalten (die Fassade wurde im 17. Jahrhundert erneuert):


    Das Ostende der Schulstraße:

    Die Neue Torstraße ist heute eine der Hauptgeschäftsstraßen, was dem Fachwerkbestand nicht unbedingt gut getan hat:


    Vor 100 Jahren verstand man wenigstens noch etwas von stilvollen Ladeneinbauten (auch wenn der hier wenig Rücksicht auf das vorhandene Fachwerkgefüge nimmt):

    Aua!

    Seufz!

    Schlichter westfälischer Barock (mit hässlichen Fenstern):

    Interessante Ecklösung (Ecke Pideritstraße / Burgstraße):

    Der größte Teil der Nordseite der Burgstraße (sowie der Marktplatz-Westseite) fiel einem Stadtbrand im Jahre 1907 zum Opfer. Vor allem die Neubauten am Markt sind exzellente Beispiele des Späthistorismus mit Lokalkolorit:




    Ein Haus an der Marktplatz-Südseite erhielt um 1900 zumindest einen historisierenden Erker:

    Oben gab es schon einige Bilder des Renaissance-Rathauses. Hier noch ein paar weitere (inklusive dem historistischen Erweiterungsbau):


    Die historischen Hauptstraßen der Stadt sind der Lange und der Kurze Steinweg, da dort der Hauptdurchgangsverkehr durch das erhaltene Niederntor und durch das ehemalige Heutor führte. Der Baubestand im steil ansteigenden Langen Steinweg wurde im 19. und 20. Jahrhundert vor allem im oberen Teil stark erneuert, nicht immer einfühlsam:


    Noch einmal Lokalhistorismus. Das Haus ist ein kompletter Neubau von 1912, mit massiven Außenwänden und Fachwerkgiebel:


    Sehr schöner klassizistischer Bau aus den 1830ern, in Details (Putz, Fenster) allerdings überarbeitungswürdig:


    Zwischendurch ein Blick in die Straße Im Siebenbürgen mit der ehemaligen Synagoge, heute als Stadtarchiv genutzt. Die Sanierung mit dem... äh, zurückhaltenden Treppenturm vor einigen Jahren hat glaube ich sogar einen Denkmalpreis gewonnen:

    Ein Blick bergauf:

    Die größte Bausünde in der Altstadt (nach der Sparkasse, die allerdings haarscharf außerhalb liegt). Die anscheinend moderne, völlig sinnfreie Glas-Stahl-Konstruktion vor der Fassade hat die Situation eher noch verschlechtert:

    Sehr eigenwilliger Historismus - aber immerhin kreativ. Der Blick auf die Trauseite am rechten Bildrand enthüllt aber, dass sich hinter der Fassade offenbar ein älterer Fachwerkbau befindet:

    Unten angekommen fällt unser Blick auf das Niederntor und das mächtige Fachwerkhaus am rechten Bildrand, das Anfang der 1980er abgebrannt ist. Die Fassade konnte allerdings größtenteils gerettet werden und wurde dem massiven Neubau wieder vorgeblendet:

    Das Kaufmannshaus Petersilienstraße 38 von 1606, das schönste Bürgerhaus der Stadt, habe ich im ersten Teil der Galerie schon gezeigt. Hier noch einige Detailaufnahmen:




    Das Eckhaus an Petersilienstraße und Großem Steinweg ist ein schlichter Fachwerkbau des 19. Jahrhunderts, der aber offenbar auf einem deutlich älteren Keller aufsitzt:


    Dieses Haus in der Petersilienstraße stammt aus dem 18. Jahrhundert und besitzt über der Toreinfahrt und im Giebel noch seine ursprünglichen Lüftungsgitter:


    Zwar habe ich im ersten Teil der Galerie schon eine Ansicht der Petersilienstraße gezeigt, doch hier kommen noch ein paar weitere Impressionen. Auch wenn nur wenige Einzelbauten prachtvoller gestaltet sind, ist die Straße doch insgesamt ein ziemlich gut erhaltenes Ensemble und beeindruckt auch durch ihre Topographie. Interessant finde ich, das so eine Straße mit den für Ostwestfalen typischen Giebelhäusern völlig anders wirkt als die Reihen traufenständiger Fachwerkhäuser in den niedersächsischen Städten, zumal die Giebelhäuser meist noch eine schmale Traufgasse an den Seiten haben und somit nicht so dicht zusammengebaut sind wie die Traufenhäuser in Einbeck oder Goslar:




    Der stark gekrümmte Nordteil der Petersilienstraße, nachdem diese den Kleinen Steinweg gekreuzt hat:


    Entlang der Mauerstraßen findet man eine Reihe von Kleinhäusern, die in das schmale Stück zwischen Stadtmauer und Mauerstraße gequetscht wurden und oft mit der Rückseite auf der Stadtmauer aufsitzen. Ein Blick in die Weinberggasse (Stadtmauer rechts):

    In der Straße An der Großen Mauer sieht man, wie winzig die Häuschen teilweise sind und erkennt an manchen Stellen deutlich, wo die Reste der Stadtmauer in ihnen stecken:






    Zuletzt noch ein kleines, aber durchaus bemerkenswertes Detail, das ich auf der alten, nach Bau des "Neuen Wegs" nur noch als Fußgängerweg genutzten Straße, die in einem Bogen auf das Niederntor zuführt, entdeckt habe. Hier hat sich ein Rest eines historischen Straßenpflasters erhalten:

    So, ich hoffe, ich konnte ein paar Leute neugierig auf diese schöne, aber touristisch leider wenig erschlossene Fachwerkstadt machen. Ein Besuch lohnt sich auf jeden Fall.

  • Ich war schon da. :P
    Danke für die netten Erinnerungsfotos...

    Ich entschuldige mich von Herzen für meine früheren arroganten, provokanten, aggressiven und unfreundlichen Beiträge!
    Jesus ist mein Herr und Retter!

  • Danke für die Bilder aus Blomberg und die kenntnisreiche Kommentierung, Maxileen. Das sieht deutlich besser aus als die von dir präsentierten Barntrup und Alverdissen, nicht nur was die grundsätzliche Substanz angeht, sondern auch was den Umgang mit derselben betrifft. Die Durchführung des standardisierbaren Planes zur Reparatur der Schäden aus der Wirtschaftswunderzeit wäre in Blomberg nicht allzu aufwändig: Hier und da verdeckte Fachwerke freilegen, vermasselte Erdgeschosszonen dem verlorenen Zustand wieder annähern (diesbezüglich scheint man in Blomberg weniger radikal gewesen zu sein), sukzessive die Neubausünden (deren Zahl glücklicherweise offenbar noch recht überschaubar ist) aus dem Stadtbild entfernen und die freigewordenen Parzellen ansprechend wiederbebauen, per Altstadtsatzung Sprossenfenster vorschreiben sowie Rollos untersagen und wir hätten wieder eine wunderbare Kleinstadt vor uns.

    "Meistens belehrt uns der Verlust über den Wert der Dinge."
    Arthur Schopenhauer