• Ich war überrascht, dass eine Galerie zur alten Hussitenstadt Tabor fehlt. Dem kann abgeholfen werden.

    Wir beginnen ganz profan, wenngleich mit einem altehrwürdigen tschech. Sprichwort, das da lautet: besser eine lebendige Brauerei als eine tote Burg! Da ist was dran.

    Auf der Hauptstraße, wenn man so sagen will:

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Durch das Rathaus geht es auf den Stadtplatz, der nach dem Hussitenhäuptling Schischka (phonetisch) benannt ist:

    Dabei müssen wir feststellen, dass anders als in anderen böhmischen Denkmalreservationen der Fall der Platz einen recht dominanten Nachkriegsbau aufweist. Das hätte man in diesem Nationalen Kulturdenkmal, das die Stadt ja als Ganzes bildet, nicht erwartet.

    Sehr viel Bilder findet man gar nicht von diesem Nicht-ganz-Schmuckstück:

    O městě | Tábor

    O městě | Tábor (visittabor.eu)

    Der Bau ist klug und abwechslungsreich strukturiert und weist mit seinem versetzten Zinnenkranz ein "altertümelndes Element" auf. Gut möglich, dh ich bin mir sogar sicher, dass er heute unter Denkmalschutz steht.

    Auch sonst hat der Platz Substanz eingebüßt (wenngleich zu früheren Zeiten):


    Husitské muzeum v Táboře - Nejen o husitství… | Žižkovo náměstí v proměnách  času II

    Hier ein Übergangsstadium:

    Tábor - Pozdrav z Tábora - hlavní náměstí s radnicí - Tiskárna Herbia České  Budějovice
    Pohlednice – Okres Tábor – Tábor – Náměstí – CP – Lidé – Antikvariát –  Sběratelství

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Weitere Bilder vom Platz:


    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Damit hätten wir die Prager Straße betreten:


    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Einmal noch Prager Gasse:

    Blick durch den Rathauskomplex in eine Altstadtgasse:

    Variante:

    Blick zurick:

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • ein zweiter Altstadtplatz, ganz nett, aber ohne Glanzlichter:

    westliche Altstadt:

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Die Altstadt ist relativ groß und verwinkelt, jedoch bar bemerkenswerter Glanzlichter, sieht man von einigen wenigen Renaissance-Giebelhäusern mit der charakteristischen Halbbogen-Motivik ab.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Apropos Glanzlichter- dazu zählt unbedingt der Chor der Stadtpfarrkirche ("natürlich Christi Verklärung):

    Nachdem die Stadt Sobieslau ihre Kirche in Anschluss an die Bechiner Bauaktivitäten um das Minoritenkloster im sensationell neuen "sächsischen Stil" einwölben ließ, konnte Tábor nicht nachstehen.

    Hier noch ein bisschen Wikipedia-Wissen:

    Unter Tabor wird heute im Allgemeinen eine spätmittelalterliche oder frühneuzeitliche Wehranlage verstanden, die häufig um Kirchen errichtet wurde. Bei der Bezeichnung handelt es sich um ein kriegstechnisches Lehnwort, das in der Hussitenzeit in den deutschen Sprachschatz gelangt ist.

    Ursprünglich nannten die Mitglieder des radikalen und militanten Flügels der Hussiten nach dem Vorbild des biblischen Bergs Tabor einen Ort unter freiem Himmel, an dem sie sich versammelten, um das Abendmahlsub utraque“ einzunehmen, Tabor und wurden deshalb Taboriten genannt. So kam auch die Stadt Tábor in Tschechien zu ihrem Namen. Schließlich wurden bald auch die Feldlager und Wagenburgen der Hussiten so bezeichnet, und in dieser Bedeutung wurde das Wort auch von den Feinden der Hussiten übernommen. In der tschechischen Sprache wird tábor heute allgemein für Lager, ob Feld-, Zelt-, Ferien- oder Sommerlager, verwendet.

    In den deutschsprachigen Quellen wurde die Bezeichnung „Taber“ bzw. „Teber“ fortan vor allem für Feldbefestigungen aus Erdwerk und mit Palisaden gebräuchlich.

    In vielen Teilen Österreichs, vor allem im Norden und Osten, hat sich Tabor als topografische Bezeichnung bis heute erhalten, meist im Zusammenhang mit einer Befestigung. Zum Teil handelt es sich dabei auch um jene Gebiete, die während der Hussitenkriege schwer in Mitleidenschaft gezogen wurden. In Wien erinnern die Taborstraße und die Bezeichnung Am Tabor noch daran, dass die Stadt in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts einen Tabor in der Nähe der Donauübergänge anlegen ließ. Im Burgenland und in der Steiermark existieren heute noch Wehrkirchen und sonstige Wehrbauten, die lange als Taborkirche, Taborhöhle usw. bezeichnet wurden oder immer noch werden.

    Beispiele sind:

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Zum Abschluss noch das Bechiner Tor mit Brauerei und dem einzigen Überbleibsel der Burg Kotnov.


    Ich persönlich stieß auf den Namen "Tábor" das erstmal im Zuge des symphonischen Zyklus Mein Vaterland von Friedrich Smetana. Ich wusste natürlich nicht, was das heißen sollte, ebenso wenig wie "Blaník" oder Scharka. Von Wischehrad wusste ich, dass das irgendwo in oder bei Prag war.

    Smetana: Mein Vaterland - Tábor (youtube.com)

    In der österr. Nachkriegsliteratur, natrugemäß nicht allzu tschechophil, wurde Tabor so ungefähr als die "einzige nicht von den Deutschen gegründete Stadt Böhmens" gelistet, was natürlich nicht ganz genau stimmt. Draus geht jedenfalls hervor, dass es sich um keine Kolonistenstadt, sondern um eine späte Gründung des 15Jh handelte. Dementsprechend entspricht die Stadt weder dem ostdt. Zentralmarkt- noch dem süddt. Straßenmarktschema. Mit ersterem verbindet sie immerhin der große zentrale Platz in der Mitte. Aber damit hat es sich. So etwas wie Straßen in rechtem Winkel oder Bogenform gibt es nicht. Vom zentralen Platz zweigen elf Gassen ab, etliche davon mittels Durchgänge (vor allem an der West-= Rathausseite). Der Platz selbst liegt an der höchsten Stelle eines Höhenrückens, der von zwei Flüssen begrenzt wird, der Lainsitz (Luschnitz) im Süden und einem einmündenden Bach im Westen und Norden, während der Ostteil weitgehend durch den Teich "Jordan" abgeriegelt wird. Sehr biblisch, das alles.

    Die vor allem vor der Wende vielkolportierte Legende sagt, dass bei der Gründung auf dem Platz riesige Bottische standen, in welchem die Neusiedler all ihr Hab und Gut einwerfen mussten. Die Taboriten entwickelten sich zu einer radikalen Strömung innerhalb der Hussiten. Ihre Kriegstechnik machte sie auf dem Schlachtfeld schier unbesiegbar. Die genialste Invention Zizkas dürfte in den Riesentrommeln bestanden haben, deren Schlag die Pferde der Ritterheere wahnsinnig machte und in die Speere und Sensen der Hussiten trieb. Bei Tabor soll eine riesige Trommel gestanden haben, die man herich bis Budweis hören konnte. Na ja, das wird wohl eine Legende sein, anders als das mit den Bottichen.

    Heute ist es als schöner Akt anzusehen, dass ausgerechnet Konstanz die deutsche Partnerstadt von Tabor ist. Ich habe auf Naumburg getippt, wegen des dortigen "Kirschfestes", aber diese beiden Städte sind nur in einer gemeinsamen Vereinigung mit hussitischem Bezug.

    Nun zu etwas weniger Blutrünstigem, könnte man meinen - zum jenseits des Baches auf einem Hügel gelegenem schönen Klöster Klokoty.

    Könnte man meinen. Wiki belehrt uns eines Besseren.

    Im 13. Jahrhundert befand sich auf diesem Hügel eine Festung.[1] Bereits im 14. Jahrhundert entstand eine kleine Wallfahrtskirche, die der hussitische Heerführer Jan Žižka 1421 zerstören ließ, wobei er auch die Verbrennung von etwa 50 Mitgliedern der Pikarden anordnete.[1]

    Die Benediktiner erwarben das Areal im Jahr 1679 und errichteten das Kloster in den Jahren 1701 bis 1734.[1] Um diese Zeit wurde die Verwaltung des Klosters den Benediktinern vom Stift Melk übertragen. Die Wallfahrtskirche wird heute von den Oblatenmissionaren betreut.

    Zu den Pikarden:

    Als Pikarden (Pikarti) wird eine Gruppe religiöser Flüchtlinge aus der Picardie bezeichnet, die sich vor 1420 unter ihrem Anführer Richardus Picard zunächst in der Stadt Tábor in Böhmen ansiedelten.

    Picards Nachfolger wurde der Schmied Adam Rohan aus Veselí, nach dem sie auch als Adamiten bezeichnet wurden. Sie wurden aus Tábor von den Hussiten vertrieben und siedelten sich in der Nähe von Příběnice an und besetzten Ostrov. Jan Žižka ließ sie 1421 vernichten, 50 wurden verbrannt, weitere 25 dem Volkszorn freigegeben.

    Die Pikarden waren radikale Hussiten. In ihrer Messe verzichteten sie auf Kelch und Ornat, sie verwendeten gewöhnliches Brot. Die Pikarden glaubten, dass eine perfekte Seele keine Tugend nötig hätte. Ihre Ideen beeinflussten Martin Húska, der sich aber von ihnen fernhielt. Ähnlich den Adamiten sollen sie einen rituellen Nudismus geübt und Liebesfeste veranstaltet haben.

    Blut und Boden... um Tabor irgendwie sehr miteinander verschränkt...

    ...glücklicherweise jedoch kaum in jüngerer Zeit.

    Das Kloster mutet irgendwie orthodox an:

    undefined

    Wallfahrtskirche Mariä Himmelfahrt im Kloster Klokoty

    Vlach Pavel - Eigenes Werk

    010679_05_045145.jpg?seek=1480492299

    Poutní místo Tábor Klokoty - Radio Proglas

    010687_05_045177.jpg?seek=1517410154

    ditto

    Das war s aus dieser schönen Stadt. Alles hab ich nicht gesehen und folglich auch nicht photographiert, aber die Zeit war recht knapp. Tabor (bzw die Linie zu Pilgram und Iglau) ist für mich so ziemlich der maximale Punkt für einen Tagesausflug (natürlich nebst anderem, zB Bechin, Sobieslau und die Dorflandschaft Blatná). Und im März wird es auch zeitlicher finster als später. Es war eh ein ganz schönes Programm, auch wenn ich Pilgram ausfallen lassen musste. Vielleicht ein andermal. Frohe Ostern

    Category:Klokoty Monastery – Wikimedia Commons

    Honza und Ivana Ebr -eigenes Werk

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Nicht wenig verwunderlich, da es im Russischen

    табор

    heißt, wie auch im Bulgarischen.

    Andere Lehnwörter aus der Hussitenzeit wären Haubitze (houfnice) und Pistole (píšťala). Auch die Robot kommt aus dem 14/15 Jh.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Moment:

    "Tabor" bezieht sich ursprünglich auf den Berg Tabor, würde dann im Tschechischen zur Bezeichnung für "Lager, Heerlager" und hat sich dann aus dem Tschechischen in sämtliche anderen slawischen Sprachen ausgebreitet? Das halte ich für nicht sehr wahrscheinlich. Die Hussiten haben in Russland oder Bulgarien keine Rolle gespielt, warum sollten hussitische Worte übernommen worden sein? Außerdem muss es doch auch vor dem 15. Jahrhundert schon ein Wort dafür gegeben haben...

  • Auch in der ukrainischen Sprache hat табір diese Bedeutung.

    Das ist vollkommen richtig. Bemerkenswert dabei ist, dass ukrainisch tabir den gleichen Bedeutungsumfang hat wie tschechisch tábor. Das finden wir darüber hinaus nur im Slowakischen (tábor), Ungarischen (tábor) und Slowenischen (tabor, taborišče). Der Lautwechsel o > i ist eine Gesetzmäßigkeit des Ukrainischen, die in der Slawistik als Ikavismus bezeichnet wird. Im Russischen ist tabor zwar lexikalisiert, kommt aber in der Sprachpraxis extrem selten vor. Die Standardübersetzung zu tschech. tábor ist russ. lager (eine Entlehnung aus dem Deutschen). Auch die polnische Sprache kennt das Wort tabor. Dort hat es die Bedeutung "Tross", "Train" (im militärischen Sinne), "Wagenpark", zuweilen auch "Zigeunerlager". Die Standardübersetzung zu tschech. tábor ist poln. obóz.

    Alle südslawischen Sprachen kennen das Wort tabor. Es ist nicht ganz klar, ob es wirklich hussitischer Herkunft ist. Auch ein turksprachiger Ursprung wird diskutiert.

    Nicht wenig verwunderlich, da es im Russischen табор heißt

    Diese Formulierung suggeriert eine Kausalität, die nicht gegeben ist. Ukrainisch ist eine eigenständige Sprache. Und wie ich schon schrieb, ist tabor im Russischen absolut randständig.

    Hierzu noch:

    Durch das Rathaus geht es auf den Stadtplatz, der nach dem Hussitenhäuptling Schischka (phonetisch) benannt ist

    Naja, das wirkt eher unbeholfen als phonetisch. Wir brauchen hier das stimmhafte Gegenstück zu sch, also das j von Journal.

    Žižka-Platz, Žižkovo náměstí

    die Prager Straße

    Pražská

    Bei dem Namen "Prager Straße" muss ich immer an Dresden denken. Diese hier in Tábor ist tausendmal schöner.

    Das Wichtigste zum Schluss: Vielen Dank für diese schöne Galerie einer wirklich schönen Stadt!

  • Naja, das wirkt eher unbeholfen als phonetisch. Wir brauchen hier das stimmhafte Gegenstück zu sch, also das j von Journal.

    Bräuchten, und nicht brauchen, weil wir das eben nicht haben... Ich war halt zu faul zum Hatschek-kopieren (übrigens ein deutsches Lehnwort). Žižka wird natürlich üblicherweise nicht so transkripiert, sondern eher so: Zischka, was aber den Unkundigen nur mehr verwirren würde.

    Moment:

    "Tabor" bezieht sich ursprünglich auf den Berg Tabor, würde dann im Tschechischen zur Bezeichnung für "Lager, Heerlager" und hat sich dann aus dem Tschechischen in sämtliche anderen slawischen Sprachen ausgebreitet? Das halte ich für nicht sehr wahrscheinlich.

    Meiner Meinung nach: Ja, schon. Daher auch die erwähnten Ortsbezeichnungen im Österreichischen. Die kommt sicher aus dem Tschechischen. Eine turksprachige Wurzel ist mir bis dato unbekannt geblieben, könnte allenfalls bei den Südslawen eine Rolle gespielt haben. Allerdings ist zu bedenken, dass die südslawischen Länder in Spätmittelalter und Neuzeit da von den Türken unterworfen keine militärische Rolle spielten, folglich wohl auch kein einschlägiges Vokabular entwickelten, und somit nach der Befreiung auf tschechische Wörter zurückgriffen. Der tschechische Einfluss auf Bulgarien etwa ist vom Brauwesen bis zur Schlacht am Schipka-Pass jedenfalls nicht zu unterschätzen.

    Diese Formulierung suggeriert eine Kausalität, die nicht gegeben ist.

    Ich geb gern zu, dass ich diese Kausalität wirklich suggerieren wollte, weil mir dieser Themenbereich mittlerweile gründlich verleidet ist. Für uns in Ö. jedenfalls ist und wird immer das Russische maßgeblicher bleiben.

    Bei dem Namen "Prager Straße" muss ich immer an Dresden denken. Diese hier in Tábor ist tausendmal schöner.

    Man müsste eher Prager Gasse übersetzen. Was ich hier gezeigt habe, ist eine Altstadtstraße, die als solche in Dresden niemals eine Entsprechung hatte. Sie geht in der Neustadt nahtlos und nicht unhübsch weiter.

    Im Fluchtpunkt eine typische hussitische Kirche aus der 1. Hälfte des vorigen Jahrhunderts.

    Vielen Dank für diese schöne Galerie einer wirklich schönen Stadt!

    Schön, dass es dir gefallen hat, und Tabor ist sicher eine schöne Stadt, allerdings hatte ich vor meinem Erstbesuch (im tiefsten Kommunismus) zu einer gewissen Überschätzung geneigt. Das Stadtbild ist über weite Strecken ziemlich beiläufig und hält keinen Vergleich zu Kalibern Budweis, Krumau, Kuttenberg, Olmütz ua. aus. Kann man natürlich sagen: selber schuld für eine solche Erwartungshaltung, die genannten Städte sind überdies zT ungleich größer. Aber Tabor ist abgesehen vom Platz und der Prager Gasse äußerst kleinstädtisch und lässt dort das für viele böhm. oder tschechische Städte charakteristische pittoreske Vokabular (Lauben, Giebel, Sgraffiti, Attika-Zinnen) ziemlich vermissen. Vielleicht ist es ketzerisch, aber mir gefallen Neuhaus (J. Hradec) und auch Prachatitz eigentlich besser.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • .....

    Žižka wird natürlich üblicherweise nicht so transkripiert, sondern eher so: Zischka, was aber den Unkundigen nur mehr verwirren würde.

    .......

    Deutsche Demokratische DDR -Lehrplan Geschichte in der 7. Klasse - Hussitenbewegung --- Schischka oder Zschischka

    Da von uns aber keiner in der Zeit dabeiwar, wird es ziemlich schwierig, eine überall gültige "Aussprache-Regel" zu bestimmen.

  • Für uns in Ö. jedenfalls ist und wird immer das Russische maßgeblicher bleiben.

    Halte ich für sehr sehr fraglich. Für weiland Kaiser Franz Joseph II. war definitiv das "Ruthenische", wie die ukrainische Sprache damals genannt wurde, relevanter. Seine Untertanen sprachen nun mal kein Russisch. Im Reichsrat sprachen die Abgeordneten in ihrer Muttersprache; Ukrainisch wurde dort oft gehört, Russisch vermutlich nie. Die St.-Barbara-Kirche in der Postgasse besteht als ukrainische Pfarrei seit 1773, die St.-Nikolaus-Kirche als russische Botschaftskirche erst seit 1893. Die Ukrainer sind in Wien, der alten Reichshauptstadt, zu Hause, die Russen nur Gäste.

  • Das ist doch alles Schnee von gestern, und wenn dran noch ein winziger Schatten eines Zweifels bestanden haben sollte, würde sich dieser angesichts der aktuellen Lage und der völligen Ungewissheit der Zukunft in nichts auflösen. Über das Problematik, das damalige "ruthenisch" mit dem heutigen "ukrainisch" (oder genauer "westukrainisch") gleichzusetzen, haben wir uns schon ausgetauscht. Auch der Vergleich der beiden erwähnten Kirchen hilft heute nicht wirklich weiter: die Postgasse gehört den sog. Unierten, die ein eher ruthenisches, sprich westukrainisches und weniger gesamtukrainisches Phänomen sind. Die große Mehrheit der heutigen ukrainischen Kriegsflüchtlinge frequentiert die Russische Kirche, wo sie offenbar brüderlich aufgenommen wurden.

    Warten wir ein paar Jahre ab, dann wissen wir mehr über Maßgeblichkeiten. Wenn wir Glück haben und wir noch da sein dürfen.

    @ andersdenkender:

    Interessant. Ich hab die Form "Schischka" wahrscheinlich noch nie wo gelesen und sie eigentlich nur den westdeutschen Mitlesern zuliebe gewählt. Den Namen Zischka gibt es bei uns relativ oft, und das schon seit längerem:

    Anton Zischka – Wikipedia

    Wird dann wohl entsprechend falsch ausgesprochen.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Ursus, wie kannst du denn auf den Andersdenkenden hereinfallen? Der hat so einen Blödsinn.geschrieben!

    Deutsche Demokratische DDR -Lehrplan Geschichte in der 7. Klasse - Hussitenbewegung --- Schischka oder Zschischka

    Ich bin auch in der DDR zur Schule gegangen, und ich kann dir sagen, dass der Name des Hussitenführers in den Schulbüchern so geschrieben wurde, wie überall sonst, nämlich Žižka.

    Da von uns aber keiner in der Zeit dabeiwar, wird es ziemlich schwierig, eine überall gültige "Aussprache-Regel" zu bestimmen

    Wenn du in der DDR zur Schule gegangen bist, dann kennst du ja auch den Namen Walther von der Vogelweide. Den geben wir ja auch nicht in der mittelhochdeutschen Lautung an, sondern in heutigem Deutsch. Es gilt natürlich die Sprachnorm unserer Zeit, und zwar die der jeweiligen Herkunftssprache eines Namens. Žižka ist ein tschechischer Name und dementsprechend gilt die tschechische Sprachnorm. Davon abgesehen sind wir über die tschechische Sprache des 15. Jahrhunderts gut informiert. Überhaupt ist die tschechische Sprachgeschichte - ebenso wie die deutsche Sprachgeschichte - gut erforscht.

    Das Tschechische verwendet das lateinische Alphabet mit zusätzlichen diaktritischen Zeichen (im Volksmund: Sonderzeichen). Tschechische Namen werden folglich nicht transkribiert (also umgeschrieben), da sie ja schon in lateinischer Schrift vorhanden sind. Wer Schwierigkeiten mit den Diakritika hat, kann sie auch weglassen. Das hat man zu DDR-Zeiten oft gesehen und auch in den Jahrzehnten danach. Ohne Diakritika ist das Schriftbild immer noch weitgehend original. Unser Name sieht dann so aus: Zizka.

    Die Schreibweise eines Namens ist das eine, die Aussprache eine andere Sache. Für beides - Schreibung und Aussprache - gilt die Sprachnorm der Herkunftssprache. Dass Deutsche die nicht perfekt beherrschen, wird toleriert.