Leer (Galerie)

  • Ich möchte euch hier gerne die Stadt Leer vorstellen, die allgemeinhin als schönste Stadt Ostfrieslands gilt:

    Leer in Ostfriesland - Geschichte und Architektur
    Leer - karolingische Missionsstätte, protestantischer Handelsort niederländischer Glaubensflüchtlinge und zentraler Ort des Häuptlingswesens
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    Leer im Mittelalter

    Die Stadt Leer in Ostfriesland ist vor allem für ihren Tee bekannt. Hier hat die Firma Bünting ihren Stammsitz, betreibt ein Teemuseum und gleich nebenan ein Teegeschäft. Die ostfriesische Teekultur ist schließlich seit einigen Jahren Immaterielles Kulturerbe, woran Bünting einen erheblichen Anteil hat. Doch die Stadt hat auch Geschichte und historische Architektur zu bieten, wodurch sie zu den interessantesten auf der ostfriesischen Halbinsel zu zählen ist.

    Leer gehört zu den ältesten christlichen Missionsstätten Ostfrieslands. Wahrscheinlich hat hier nahe am Zusammenfluss der Leda und der Ems der Friesenmissionar Liudger gewirkt. Von einer frühen karolingischen Kirche hat sich nichts erhalten. Ältestes Zeugnis des frühen Christentums ist eine zweischiffige gewölbte Krypta aus der Zeit um 1200. Sie gehört zu der 1785 abgerissenen Kirche St. Liudger. In der Folge der missionarischen Tätigkeiten wurde der Ort zur Propstei des Bistums Münster.

    Erst im Spätmittelalter ist die Quellenlage für Leer dichter. Das 15. Jahrhundert ist die Zeit des Häuptlingswesens in Friesland und auch in Leer. Häuptling Focko Ukena errichtete 1421 in Leer die Fockenburg und besiegte seinen Kontrahenten Ocko tom Brok. Das nur wenige Jahre existente Gebäude konnte archäologisch nachgewiesen werden. Jüngere Häuptlingsburgen wie die noch spätmittelalterliche Hardewykenburg und die frühneuzeitliche Haneburg bereichern aber bis heute das Stadtbild. Die Hardewykenburg ist von Hajo Unken errichtet worden und stellt einen typischen Vertreter eines ostfriesischen Steinhauses dar, das als Wohnturm diente.

    Aufschwung durch niederländische Glaubensflüchtlinge

    Erst mit dem 16. Jahrhundert und der Reformation kam der wirtschaftliche Aufschwung nach Leer. 1508 verlieh Edzard I., Graf von Ostfriesland, dem Ort Marktrechte. Die Grafschaft existierte seit 1464 und war über Jahrhunderte in den Händen des Häuptlingsgeschlechts der Cirksenas. Die Festung Leerort, die sich in Nachbarschaft des Ortes Leer auf einer Landzunge zwischen Ems und Leda befand, wurde zur stärksten Festungsanlage Ostfrieslands ausgebaut. Sie ist heute nicht mehr existent.

    Zahlreiche protestantische Glaubensflüchtlinge aus den Niederlanden ließen sich in Leer nieder und brachten ihr Wissen über die Leinenweberei in die Stadt. Das 16. und 17. Jahrhundert war die Blütezeit des Marktfleckens und führte zu einem Anstieg der Einwohnerzahlen und einem Ausbau des Hafens. Der niederländische Einfluss spiegelt sich auch heute noch in der Architektur der Bürgerhäuser wider, zu deren schönsten zweifelsohne das 1643 mit einer neuen Fassade versehene Haus Samson zu zählen ist. Für das 18. Jahrhundert finden sich typische Backsteinfassaden mit Kolossalordnung wie die Waage und das Amtsgericht.

    Galerie:

    Leer: Hafenansicht mit Rathaus und Waage über einen Altarm der Leda

    Rathausstraße in Richtung Hafen

    Brunnenstraße mit Bürgerhäusern des 19. Jahrhunderts

    Klassizistische Bürgerhäuser in der Mühlestraße

    Die Große Kirche ist die reformierte Kirche in Leer

    Haneburg – heute Volkshochschule

    Harderwykenburg

    Haus Samson in der Rathausstraße

    Waage am Hafen

    Kunsthistoriker, Historiker, Webdesigner und Fachreferent für Kulturtourismus und Kulturmarketing

    Mein Bezug zu Stadtbild Deutschland: Habe die Website des Vereins erstellt und war zeitweise als Webmaster für Forum und Website verantwortlich. Meine Artikel zu den Themen des Vereins: Rekonstruktion / Denkmalschutz / Architektur / Kulturreisen