• Die zwei Fixpunkte in eines vollkommen veränderten Stadtraums:

    Das Hintergebäude von Daniel Schad (grün) und der Giebel der Firma Suding & Soeken (rot). Die Langenstraßen-Fassasden von Daniel Schad stünden heute mitten auf der unwirtlichen Nachkriegsmagistrale der Martinistraße.

    Mit dem veränderten Straßenraum erklärt sich auch das 'schräge aus-der-Reihe-Tanzen', wie Sie es, Heinzer, so treffend formuliert haben: Früher stand das Hinterhaus direkt und in gerader Linie hinter dem Vorderhaus. Durch die Verlegung des Straßenverlaufs erscheint die Lage heute hingegen schief.

    2 Mal editiert, zuletzt von Pagentorn (6. Januar 2020 um 21:47)

  • Und zum Abschluß - wie versprochen - Daniel Schad auf der Stadtkarte von 1938 (Vorderhaus: rot; Hinterhaus: grün).

    Vergrößerung mit Verortung markanter Fotos:


    Links: Seiteneingang an der Heerenstraße von dem aus man über einen winzigen Hof das Hinterhaus erreichen konnte. Rechts der 'Knick' im Hinterhaus. Vorder- und Hinterhaus waren übrigens durch einen - hier nicht eingefärbten - niedrigen Zwischentrakt miteinander verbunden.

  • Bremer Geschäftsbücher-Fabrik Daniel Schad

    Mit Daniel Schad übernahm 1894 die vierte Generation der Familie das Ruder in dem seit 1793 bestehenden Unternehmen. Er zog 1913 mit dem Betrieb von der Molkenstraße in die Langenstraße. Dort war ein moderner Fabrikneubau errichtet worden (das heute noch stehende und von Heinzer fotografierte ‚Hinterhaus’). In dieses und im ‚Vorderhaus’ an der Langenstraße waren Buchdruckerei, Linieranstalt, Buchbinderei, Bürmaschinen-Reparaturwerkstatt sowie sämtliche Verkaufsräume für Bürobedarf, Büromöbel, Schreib- und Buchungsmaschinen untergebracht. Die Firma trug seit dem Umzug 1913 den Namen „Bremer Geschäftsbücher-Fabrik Daniel Schad“. Daniel Schad starb 1936. Er mußte die Zerstörung seines Lebenswerkes im Bombenkrieg nicht mehr erleben.

    Sein Sohn Kurt Schad leitete den Wiederaufbau nach dem Kriege. Dabei konnte er wenigstens den Standort des Hinterhauses halten, da dieser nicht vom Straßendurchbruch der Martinistraße tangierte wurde. Das alte Haupthaus konnte wegen der neuen Straßenführung jedoch nicht wiederhergestellt werden und so wurde der Neubau des ‚Vorderhauses’ eng um das Fabrikgebäude von 1913 gelegt. 1961 fand die Einweihung statt. Heute erinnert am Neubau von 1961 nichts mehr an die Firma und lediglich das Hinterhaus gibt mit seinem Namenszug Anlaß zu interessierten Nachfragen…

    Ansicht des Neubaus im Jahre 1961 (deutlich erkennbar der Firmenname) und in der Gegenwart.

    Aktuelles Luftbild, welches erkennen läßt, wie sich der Neubau geradezu schützend um den erhaltenen Fabrikteil von 1913 schmiegt.

  • Übrigens: Einen ganz dezenten Bauschmuck besitzt das Fabrikgebäude von 1913 dann aber doch noch (rote Einkreisungen) :

    Der Bauschmuck befindet sich genau an den Bereichen, die vor dem Kriege von dem winzigen Zugangshof (der von Jakobikirchhof und Heerenstraße zum Fabrikgebäude führte) überhaupt nur einsehbar waren. Ungefähr dort wo auf dem Foto der Schriftzug 'Daniel Schad' rechts endet, setzten schon Gebäude an, die diesen Teil der Hofwand für den Betrachter so gut wie unsichtbar machten. Damit ist auch klar, daß es sich bei der Inschrift mit dem Firmennamen um ein Nachkriegsprodukt handelt.

    Einmal editiert, zuletzt von Pagentorn (7. Januar 2020 um 22:31)

  • Nachdem Pagentorn die Ecke Martini- Pieperstrasse vorbildlich geklärt hat, versuche ich mich mal schräg gegenüber. Zu sehen ist das Ende der Martinistrasse an der 2. Schlachtpforte.

    Ich habe hierzu 3 Fotos.

    1890

    1949

    Heute

    Das 3er-Ensemble links (heute Handelskrankenkasse) ist offenbar im Kern erhalten, zumindest die Giebel. Das linke Haus scheint aber schon vor dem Krieg eine neue Fassade erhalten zu haben und das mittlere Haus ist wohl ganz neu, einige Zentimeter zurückgesetzt und von Giebelständig auf `Irgendetwas´ geändert zu sein.

    Diese Ecke ist sogar von der Nachkriegs-Abrisswut verschont geblieben, das Haus rechts (früher Bremer Nachrichten) hat sogar nach dem Krieg noch einen Giebel erhalten (!)

    Für die Butenbremer: So sieht die `Idylle´ der Martinistrasse heute aus.


  • Martinistrasse – Eine Strasse kommt groß raus.

    Es gab in Bremen mal eine kleine Strasse namens Martinistrasse. (Auf dem Murtfeld-Plan von 1796 so bezeichnet) Sie hieß wohl so, weil sie an der Martinikirche lag. Sie verlief parallel zur Weser, begann im Osten an der Wachtstrasse/Große Weserbrücke und endete im Westen an der 2. Schlachtpforte die zur Schlachte führte. Die Verlängerung der 2. Schlachtpforte Richtung Langenstrasse und City hieß ab Martinistrasse dann Albuten-Strasse. Albuten ist friesisch und heißt übersetzt `schondraußen´ Das deutet darauf hin, dass das Gebiet südlich der Langenstrasse früher als `draußen´ also Hafengebiet angesehen wurde. Es gab von hier zur Weser auch nur wenige Zugänge: 1. Schlachtpforte, 2. Schlachtpforte, Ansgaritränkpforte und Kranpforte. (Die Kaiserbrücke kam erst 1875)

    Östlich der Martinikirche, gegenüber der Böttcherstrasse -dort wo sich heute Kühne&Nagel breit und breiter macht- war die Martinistrasse zur Weserseite von mächtigen Packhäusern bestanden.

    Weserseite

    selbst profane Packhäuser hatten damals Erker !



    Dann kam der Krieg.

    Den hat die Martinistrasse noch ganz gut überstanden. Die Packhäuser waren in Dutt (kaputt) aber sonst war noch einiges da. Das Ensemble Eingang Böttcherstrasse, Martinikirche, Ensemble Handelskrankenkasse. (siehe Beitrag 377)

    Dann kam die Stadtplanung der 1950er Jahre und die hatte mit der idyllischen Martinistrasse Großes vor.

    Breit sollte sie werden. Und lang. Bis zum Brill. Die Langenstrasse, eine seit Jahrhunderten gewachsene repräsentative Hauptstrasse mit Strassenbahn wurde kurzerhand durchschnitten, die `kurze Wallfahrt´ zur Einfahrt zu einem Parkplatz (früher Jakobikirchhof) degradiert und die Molkenstrasse am westlichen Ende gleich ganz entfernt. Pandora`s Box war geöffnet.


    1963 war es dann soweit, der Durchbruch konnte bis zur Pieperstrasse fertiggestellt werden.


    Der Weiterbau bis zum Brill verzögerte sich durch ungeklärte Besitzverhältnisse noch, aber 1968 konnte die Fertigstellung bejubelt werden.

    Intermezzo:

    Ich erinnere mich noch, vor ca. 25 Jahren haben einige Wirte an der Schlachte begonnen, eine Aussengastronomie zu etablieren indem sie Gestühl und Kübelpflanzen an die Strasse stellten. Solche Eigeninitiative war seinerzeit von der Stadt nicht gern gesehen und jegliches Mobiliar musste zur Nacht wieder weggeräumt werden. Es wurde aber ein Erfolg und mittlerweile ist die Schlachtegastronomie ein Aushängeschild der Bremer Politik.

    Nun ist die gross (gemacht) gewordene Martinistrasse aber ZU groß. Un wat nu?

    Die kleine Martinistrasse wäre wohl doch besser klein geblieben. . .

    1958 vor dem Durchstich Martinistrasse

    und heute

  • Bremen ist bei Touristen sehr beliebt. Besonders stark frequentiert ist die "Schlachte" direkt an der Weser. Dass allerdings sogar Engel einen Abstecher nach Bremen machen, war mir bisher nicht bekannt.

  • 2. Der Beirat möge sich dafür einsetzten, dass die beiden Giebel des Kontorhaus am Markt in der Langenstraße, wie vom Investor zugesagt, wirklich rekonstruiert werden und nicht den gleichen Weg eines gebrochenen Versprechens - wie bei der Essighausfassade - gehen müssen.

    Weiß nicht, ob es hier schon beantwortet wurde, aber es sieht so aus, als hätte man sich inzwischen von der Rekonstruktion der zwei Giebel verabschiedet.

    Hier die ursprüngliche Visualisierung des Balgequartiers:

    https://balgequartier.de/wp-content/upl…_kontorhaus.jpg

    Und hier die aktuell auf der Website gezeigte Visualisierung:

    https://balgequartier.de/wp-content/upl…neu_lang_01.jpg

    Das Versprechen wurde also tatsächlich gebrochen. Eine echte Enttäuschung, dieses Balgequartier.

  • Eigentlich war es doch klar. Wer sich einigermaßen mit Sprichwörtern auskennt, der wusste doch schon vorher bescheid:

    "Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht und wenn er auch die Wahrheit spricht"!

  • Und wenn ich dann sehe, wie die Lübecker ihre Altstadt wieder mit den historischen Giebeln - auch wenn nicht alles gut ist, da zu modern - neu bebauen, dann packt mich nur noch die kalte Wut. Lübeck zeigt, dass es geht und vor allem, dass Bremen aufgrund seines Bewusstseinsmangels dazu nicht in der Lage ist - es gibt hier ja nicht mal auch nur annähernd eine Idee zu dem Thema. Hätten die Lübecker dieses Essighausensemble bei sich vorgefunden - ich bin mir sicher, da wäre was anständiges und schönes entstanden.

    Aber das ist ja nicht das einzige Ärgernis. Wie jetzt in einer dieser Wochenendwerbezeitungen - dem Weser-Report - die Sonntags im Briefkasten stecken und zu 95 % aus Werbung bestehen, zu lesen war, jauchst der Hamburger Projektentwickler den Abriss nun zu einer Umweltmaßnahme hoch. Der Abbruch des Essighauses werde nachhaltig sein, DER UMWELT ZULIEBE? Jean Jaques de Chapeaurouge, Geschäftsführer der hanseatischen Projektentwicklung lobt in diesem Zusammenhang Bremen: "Was nachhaltiges Arbeiten angeht, ist Bremens eher weit vorn". Na, das ist ja mal ne´ Ansage, da fühlt sich der Bürgermeister gleich gebauchpinselt und schmeißt dem Investor bald das nächste Gebäude hinterher. Ich behaupte: Diese Art von Nachhaltigkeit wäre in Lübeck nicht möglich. Man sollte den Lübecker Senat mit dem Bremer tauschen.

    Hier der Artikel aus dem Werbeblatt:

    Dass das Essighausensemble abgerissen worden ist, verwundert auch deshalb, weil die Stadt ja SELBST durch eine Tafel auf dessen Bedeutung UND die Bedeutung der Langenstraße hingewiesen hatte. Die Stadt Bremen informierte folgendermaßen:

    "Die wenigen Überreste der aufwendig gestalteten historischen Fassade in der Langenstraße verweisen auf die zentrale Bedeutung dieser ehemaligen Hauptstraße der Kontorhäuser".

    Mit den Abrissen wird diese zentrale Bedeutung konterkariert.

  • Kleine Auffrischung/Revitalisierung an der insgesamt schlimmen Balgebrückstraße:

    Das oben mittige Gebäude, das von der Katholischen Kirche in verschiedenen Funktionen genutzt wird, wird folgendermaßen umgebaut:

    Auch der rückseitige Anbau ist Teil des Umbauvorhabens:

    Naja. Das Bestandsgebäude ist natürlich ziemlich gruselig und kann fast nur profitieren. Insgesamt ist die Aufstockung in Ordnung, mir gefallen auch die einmal vertikal geteilten Fenster.

    Verantwortlich zeichnet der Bremer Projektentwickler Dawedeit:

    urban.immo – Projektentwicklung, Projektrealisierung und Immobilienmanagement

    Weitere Information bei der Katholischen Gemeinde:

    Neue katholische Kita im Schnoor
    Umzug von der Kolpingstraße direkt an die Propsteikirche St. Johann
    www.kgv-bremen.de
  • Lieber Heinzer,

    vielen Dank für diesen Hinweis !

    Erstaunlich dieser Umbau, wenn man bedenkt, daß die 'glaslastige ' Aufstockung des Bestandsgebäudes noch gar nicht so alt ist. Wenn man weiß, was für ein Bau einstmals an dieser Stelle verortet war , dann kann man zumindest froh sein, dass der aktuelle Zustand durch den geplanten Umbau nicht noch verschlimmbessert wird...

    Hier die historische Bebauung dieses Teils der Balgebrückstraße: Der "König von Preussen"...

    Sogar mit Fassaden-Malerei !

  • ...fast so wie der 'König von Preußen'

    ... sehen alle 'Häuser' der 'Spielstation' Dieter-Klink-Platz aus, welche Teil eines ominösen 'temporären Innenstadt-Spielwegs' ist.

    Diese Station entdeckte ich heute südlich des Gebäudes der Bremischen Bürgerschaft; eher per Zufall und anscheinend kurz vor deren Eröffnung, zu der möglicherweise auch die ehemalige grüne Bausenatorin , Frau Dr. Schäfer (Stichwort : Verengung der Martinistraße) und der Schatmeister der Landes-Grünen, Herr Kommer (Stichwort : Vermarktung des ehrwürdigen Krankenhauses St.-Jürgen-Straße) , strebten, die mir kurze Zeit später auf dem Marktplatz über den Weg liefen.

    Ich muß schon sagen, daß ich schlichtweg empört war: Wie kann man heute noch den Kinder solch rückwärtsgewandte Bauten, wie Giebelhäuser, als Symbol für die Innenstadt präsentieren. Dadurch werden bei unserem Nachwuchs doch nur unnötig Erwartungshaltungen geweckt, die später mühsam wieder in Richtung der edlen Glas-, Beton-, und Metallsichtigkeit korrigiert werden müssen.

    Also wirklich, daß führt bei unseren armen Kleinen letztlich doch nur zu Schizophrenie und Heuchelei...

    Als 'Spielstation Innenstadt' wäre ein Müllcontainer oder ein Glasbassin doch wesentlich zielführender gewesen.

    IRONIE OFF ! :kopfschuetteln:

    Urheber: Senatorin u.a. für TRANSFORMATION... hört, hört ! Man denke sich seinen Teil !

    IMG_2921.jpeg

    Schild.jpeg

    IMG_2923.jpeg

    (Eigene Fotos vom 25.01.2024)

  • Domshof

    Der Bremer Domshof soll umgestaltet werden. Es gab einen Architektenwettbewerb. Die Pläne wurden in der Glocke ausgestellt. Ich habe mir das angesehen - ohne Begeisterung verließ ich die Ausstellung. Habe einige Fotos gemacht, mit anderen Besucher, genau so wenig begeistert wie ich, habe ich diskutiert. Übereinstimmung mit mir völlig fremden Personen beiderlei Geschlechts.

    Zwei der sogenannten "Visualisierungen" habe ich unten eingestellt. Erst den Gewinner "Sawatorini Landschaft und RB+ Landschaftsarchitektur", danach der zweite Sieger, dessen Namen ich mir nicht notiert hatte.

    Bei dem Siegerentwurf habe ich zu kritisieren, dass das schönste Gebäude am Domshof, die ehemalige Bremer Bank, hier links Richtung Dom, von Bäumen und einem zeltartigen Unterstand verdeckt wird. Leider kein Foto gefunden, vielleicht kann noch jemand liefern. Es gibt auch keine Visualisierung, wie das Ganze nun vom Marktplatz aussieht. Ich denke, mit Absicht. Bei der wieder mal sonnigen Ansicht unten lässt sich diese Problematik leider nicht feststellen.

    Bei dem anderen Entwurf wurde ein Wasserspiel in den Domshof eingelassen. Ich weiß nicht, wie viele Plätze in Deutschland inzwischen schon über diese Wasserspiele verfügen. Und immer spielen fröhliche Kinder auf diesen Wasserplätzen. Authentizität sieht anders aus. Das Foto ist leider nicht gut geworden.

    Es gab nun einige Leserbriefe zum Thema, alle kritisch. Ich sehe es genau so.

  • Ich habe heute noch mal das für mich schönste Gebäude am Domshof fotografiert. Vor die Fassade werden nun Bäume - ich bin übrigens ein großer Baumfan - und dieses seltsame Zelt gestellt. Leider wurde diese Ansicht von Seiten der Architekten nicht dargestellt bzw. sie wurde im Konzerthaus Glocke nicht ausgestellt. Warum auch immer.

    Wenn man sich weiter nach rechts Richtung Marktplatz bewegt, stößt man auf ein kupfernes Modell der Bremer Innenstadt.

    Über dem Dom, der längliche Platz, das ist der Domshof. Ich habe einen kleinen Ausschnitt ins Visier genommen, der der heutigen Wirklichkeit nicht mehr entspricht. Das Essighausensemble, unten im roten Kreis noch sichtbar, gibt es nicht mehr.