Bremen – Altstadt – Ratsgestühl von 1903

  • Brillantes und vielschichtiges Gesamtkunstwerk

    1. Integration in und Abrundung der vorhandenen Ausstattung

    Bei der - der Errichtung des Ratsgestühls um einige Jahre vorausgehenden - Vertäfelung der Oberen Rathaushalle hatte sich Johann Georg Poppe bereits an der – wie Villa1895 ganz richtig erkannt hat – im Knorpelstil des Frühbarock gestalteten Außenwand der Güldenkammer orientiert. Auch beim Ratsgestühl bildeten zahlreiche Elemente der Letzteren die Inspirationsquelle für den Künstler. Die Vorbildwirkung von Außenwand, Portal, Wendeltreppe und Innentür des ‚Alten Archivs’ ist dabei ganz offensichtlich. Durch darüberhinausgehende Zitate, wie das der Wappenbekrönung des Portals der ehemaligen Rheederkammer gelang es Poppe das Ratsgestühl nicht nur perfekt in die vorhandene Gesamt-Ausstattung zu integrieren, sondern mit diesem die Obere Rathaushalle überhaupt erst abzurunden. Durch das Gestühl wurde die Halle zu einer optisch geschlossenen und ästhetisch stimmigen Einheit.

    2. Einbeziehung der anderen Institutionen der Stadt

    Poppe verstand es zudem, durch klug gewählte Architektur-Zitate und Sichtbezüge zu den Symbolbauten der wichtigsten Institutionen der Stadt, die Letzteren in der Rückwand der Bürgermeisterstühle gewissermaßen aufscheinen zu lassen. So stellt z.B. der von korinthischen Säulen getragene Bogen mit seinen begleitenden Kriegerfiguren nicht nur ein – leicht variiertes – Abbild des Portals des Gewerbehauses (des Sitzes der Handwerksammer) dar, sondern er bildet auch eine Hommage an die ähnlich gestaltete Eingangszone des Hauses Schütting (des Sitzes der Handelskammer); hier sind es dann auch die beiden Ochsenaugen rechts und links der zentralen Säulenstellungen, die die Parallelität augenfällig machen.

    Aufgrund seiner Position innerhalb der Rückwand eröffnet der Bogen zudem eine Sichtachse auf den St. Petri Dom, das Symbol der neben Handel und Handwerk dritten entscheidenden Säule Bremischen Lebens jenseits von Rat und Senat. Die Macht des Doms – der hier für den historischen Landesherren und das ehedem ‚heilige Bremen’ steht - wird aber durch die beiden Krieger mit ihren Lanzen und den mit dem Bremer Stadtwappen geschmückten Schilden regelrecht ‚eingehegt’ und dadurch für die Interessen der Stadt unschädlich gemacht. (Ob das Medusenhaupt im Scheitel des Bogens hier noch gezielt eine apotropäische Wirkung gegen die Macht des Klerus entfalten, oder doch eher das Böse allgemein von der Oberen Rathaushalle fernhalten soll, kann nicht mit Bestimmtheit gesagt werden.)

    Portal des Gewerbehauses am Ansgarikirchhof

    Portal von Haus Schütting (in der Form , die ihm vom 1897 verstorbenen Max Salzmann gegeben wurde).

    St. Petri Dom grüßt durch den Bogen (den mit dem erzbischöflich bremischen Wappen zu schmücken, ich mir erlaubt habe).

    3. Rathaus en miniature

    Bereits auf den ersten Blick fällt bei einem groben Vergleich der Rückwand der Bürgermeisterstühle mit Mittelrisalit und Mittelgiebel der Südseite des Rathauses die starke Ähnlichkeit von Struktur und optischer Erscheinung auf: So entsprechen sich die vertikale Dreiteiligkeit bis zum Hauptgesims und die Umrißlinien der Giebel mit ihren Obelisken und Figurenstellungen recht umfänglich.

    Zudem sind die kleinen freistehenden Bögen zwischen Giebelkorpus und Eckfiguren /- obelisken ein direktes Zitat.

    Nachdem Poppe zudem bei seiner später Errichteten Baumwollbörse das Motiv des Giebels mit einliegendem Bogen wieder aufgegriffen hatte und von seinen Kritikern – durch den Meister unwidersprochen - der Doppelung der Rathausfassade geziehen wurde, kann man davon ausgehen, daß der Giebel der Rückwand in der Tat ein Zitat des Bentheim’schen Mittelgiebels des Rathauses sein soll.

    Baumwollbörse.


  • Weitet man nun den Blick, so fallen einem bei genauerer Betrachtung die Übereinstimmungen der arkadenartigen Rückwand über den Senatorensitzen mit den Rathausbögen, der Gestühlsschranken mit den beiden Balkonbrüstungen und der Obeliksenaufsätzen mit ihren Entsprechungen auf der Arkatur über den Senatorensitzen auf. Diese Parallelen springen einem deshalb nicht unmittelbar ins Auge , weil Poppe die Elemente in der Vertikalen gegeneinander verschoben hat, eine Vorgehensweise, die er am Ratsgestühl noch ein weiteres Mal anwandte (was weiter unten thematisiert werden wird).

    Nimmt man nun noch die Tatsache hinzu, daß Längsfront und beide Seitenflügel im Verhältnis dem Grudriß des Rathauses entsprechen, so hat man mit dem Ratsgestühl gewissermaßen ein um neunzig Grad gedrehtes und in die Obere Halle eingestelltes Rathaus en miniature vor sich, wobei der Standort die Bürgermeisterstühle der Position der Güldenkammer entspricht.

    Indem Ratsherren und Bürgermeister sozusagen ‚vor’ der Rathausfassade zu sitzen kamen, wurde auch der Tradition des Ratsstuhls als Ort der Rechtssprechung Ehre erwiesen, denn ein Teil der mittelalterlichen städtischen Gerichtsbarkeit hatte sich ja unter den Arkaden abgespielt. Da die Rechtsprechung (bis auf die Handelsgerichtsbarkeit) zur Zeit der Errichtung des Ratsgestühls schon lange in das neue Gerichtsgebäude an der Domsheide umgesiedelt war, so erweist sich Poppe mit diesem Verweis als traditionsbewusster Zeitgenosse.

    Nebenbei bemerkt: auch die Rückseite des Ratsgestühls (Richtung Dom) weist natürlich dieselbe Ähnlichkeit zur Rathausfassade auf, wie die Vorderseite.


    4. Christliches Reich von Konstantin bis zu den Hohenzollern

    Am oberen Ende des Hauptgiebels des Rathauses befindet sich zwischen dem Stadtwappen und der Figur eines Kriegers ein Feld, in welches ein hochkant stehender Edelstsein gestellt ist. Dieser wird von der Lokalforschung als biblisches Symbol für den Thron Gottes angesehen. Legt man diese Annahme auch hier zugrunde, so würde das – wie der in Stein gehauene ‚Edelstein’ – oben gerundete offene Feld unterhalb des Obelisken auf der Spitze des Ratsgestühls, den Thron und damit die Herrschaft Gottes symbolisieren unter deren Schutz sich das Stadtregiment Bremens stellt.

    Die weltliche Umsetzung eines vom christlichen Gottesbegriff geprägten Staatswesens begann nun aber mit dem Mailänder Toleranzedikt Kaiser Konstantins des Großen . Auch wenn das Christentum erst Jahrzehnte später unter Theodosius Staatsreligion wurde, so galt doch für lange Zeit Konstantin als der eigentliche Initiator des christlichen Römischen Reiches. Was sollen diese Ausführungen im hiesigen Zusammenhang ? Nun, hier kommt wieder Poppes phantasievolle - oben bereist einmal erläuterte - ‚Vertikalverschiebung’zum Tragen: Zieht man den Bogen auf eine Position unterhalb des Hauptgesimses und verlegt man dafür die Sockelzone mit den vier Kardinaltugenden und der Inschrift nach oben, dann ergibt sich optisch ein Konstrukt, welches doch sehr an den Konstantinbogen in Rom erinnert.

    Wenn man dann den Hohenzollern-Aar über dem oberen Abschluß dieses ‚Konstantinbogens’ mit in die Betrachtung einbezieht, dann grüßt einen ganz leise das Esosanderportal des Berliner Stadtschlosses in seiner durch S.M. Kaiser Wilhelm II. erneuerten Gestalt. Das dahinter aufragende gotische Fenster als Verweis auf die Stüler’sche Kuppel zu sehen, wäre allerdings doch etwas zu weit hergeholt. So oder so hat man aber mit diesem ‚Bogen’ einen Verweis auf die Traditionslinie des christlichen Europas von der Spätantike bis zum Bismarckreich vor sich, dessen integraler Bestandteil zu sein, Bremen sich stets rühmte.


    5. Fazit

    Poppe hat es mit seinem Ratsgestühl-Konzept somit verstanden, ein die Obere Rathaushalle ästhetisch vollendendes Gesamtkunstwerk mit einer teils ortsspezifischen, teils das Erbe des christlichen Europas umgreifenden, mehrschichtigen historischen Tiefendimension in einer Weise zu verbinden, die man unumwunden als genial bezeichnen muß.

    Wäre das Wissen davon in den 1950er Jahren noch vorhanden gewesen, so hätten die in der Tradition von Poppes Konkurrenten stehenden Ignoranten ihr Zerstörungswerk sicherlich nicht umsetzen können !

  • Teil 6: Die Arkatur über den südlichen Senatorensitzen

    Foto der Ostseite der südlichen Arkatur (2001), damals in Privathand befindlich und als Dekoration in einem Gewerbetrieb genutzt.

  • Position in der Oberen Rathaushalle.

    Westseite

    Partie der Ostseite

    Details der Ostseite

    (eigene Fotos von 2001)

    Motive in der zentralen Gesimszone: Engel, Fruchtgehänge, Groteskenkopf, Blüte.

    'Schlußstein-Motive': Bär, Medusa, Pan und Löwe.

    Auch hier gibt es Fehlstellen (ob das abgängige Element (dreiviertel-plastischer Kopf) gezielt abmontiert wurde oder verloren gegangen ist, muß hier dahinstehen).

  • Teil 7: Die Arkatur über den nördlichen Senatorensitzen

    Position in der Oberen Rathaushalle.

    Westseite.

    Ostseite.

    Partie der Ostseite des Diagonalteils (Vordergrund der rechten unteren Bildhälfte).

    Die nördliche Arkartur konnte 2001 nicht fotografiert werden. Über ihren Verbleib ist leider nichts mit Bestimmtheit zu sagen.

  • Teil 8: Die Aufsätze auf der Arkatur

    1. Vasen und Obelisken

    Auf beiden Arkaturen standen insgesamt acht Vasen (je vier pro Arkatur) und sechs Obelisken (je drei pro Arkatur). Von diesen haben sich drei Obelisken und fünf Vasen im Magazin der Denkmalpflege erhalten.

    Position der Obelisken (blau) und Vasen (rot) auf den beiden Arkaturen.




    Fünf Vasen im Magazin .

    (eigene Fotos von 2001)

    Drei Obelisken im Magazin.

    (eigene Fotos von 2001)

  • 2. Statuensockel auf den beiden Diagonalteilen der Arkaturen

    Positionen (gelb markiert).

    Der Sockel auf der südlichen Arkatur (gelb hervorgehoben).

    Nahansicht.

    (Alle folgenden Bilder: eigene Fotos von 2001)

    Da auf diesem Sockel ursprünglich eine die Schiffahrt symbolisierende Statue stand, könnten die beiden bärtigen Greisenköpfe rechts und links möglicherweise Gott Poseidon / Neptun darstellen.






    Als ich diesen Sockel im Jahre 2001 in dem floristischen Gewerbebetrieb fotografierte, fiel mir schon die (von mir mit einem roten Pfeil markierte ) Bruchstelle am linken 'Neptun-Kopf' auf. Auch ein leichtes Abrutschen des Kopfteils nach unten (durch blauen Pfeil markiert) war deutlich sichtbar.

    Leider muß sich diese Tendenz in den Folgemonaten verschlimmert haben, denn als sich das Staatsarchiv Bremen für seine im November 2003 beginnende Sonderausstellung ' 700 Jahre Bremisches Stadtrecht' diesen Sockel als Leihgabe vom Eigentümer erbat, war der Kopf bedauerlicherweise schon abgebrochen. Er lag in der Vitrine separat an der Seite. Für mich war das recht schockierend.

  • Der Sockel auf der nördlichen Arkatur (gelb hervorgehoben).

    Nahansichten.


    (Alle folgenden Bilder: eigene Fotos von 2001)

    Da auf diesem Sockel ursprünglich die Statue der Göttin der Landwirtschaft, Ceres, stand, könnten die beiden behelmten Puttenköpfe und die unter diesen angebrachten Flügel ein Verweis auf den Handel - und damit auf Gott Merkur - sein, der mit Windeseile die Erzeugnisse von Ceres um die Welt transportiert.

    Wo sich die auf diesem Foto gerade noch in das Bild hineinragenden ohrmuschelartigen, ehemals auf beiden Seiten des Sockels angebrachten Stützen (rot eingekastelt) gegenwärtig befinden, ist leider unklar.

    Zusammenschau von 'Merkur ' und 'Neptun'.

  • 4. Statuen

    Höhepunkte des Aufsatzes waren vier Statuen, die Personifikationen der wichtigsten Elemente der Bremischen Wirtschaft darstellten und dazu die Erscheinung antiker griechisch-römischer Gottheiten erhielten: Industrie (Vulcanos), Landwirtschaft (Ceres), Schiffahrt (Athene ?), Handel (Merkur). Alle Statuen wurden nach dem Abbau des Gestühls in - hoffentlich gute - private Hände gegeben.

    Positionen.

    Vulcanos mir Hammer und Amboß.

    Ceres mit Ährenbündel.

    Athene (Schiffahrt) mit Segelschiff und Anker.

    Merkur mit Flügelhelm und Stab.

  • Teil 9: Senatorensitze

    Der Abbau der Aufbauten des Ratsgestühls betraf die Senatorensitze grundsätzlich nicht . Diese verblieben in der Oberen Rathaushalle. Allerdings fielen im Zuge der Beseitigung der Rückwand der Bürgermeisterstühle zwei Senatorensitze weg.

    Positionen der beiden weggefallenen Senatorensitze.

    Abbildung der einzelnen Sitze (von Nord nach Süd voranschreitend) .

    (eigene Fotos von 2001)

    Großaufnahme einer der Sockelkonsolen der Senatorensitze

  • Traurig, dass sich in der Politik irgendwie eine Aversion gegen "Bürgersinn" etabliert hat. Selbst Projekte, die vollständig spendenfinanziert und privat organisiert sind (keine Investoren), sehen sich Missbilligung und Schmäh von politischer Seite ausgesetzt, ist in Nürnbegr leider auch so.

  • Teil 10: Bürgermeisterstühle

    Auch die Bürgermeisterstühle wurden beim Abbau der Aufbauten des Ratsgestühls in den 1950er Jahren 'vereinfacht'. Die oberhalb der mit geprägtem Leder bespannten Rücklehnen befindlichen, geschnitzten Aufsätze wurden abgenommen. Im Magazin der Denkmalpflege haben sich diese größtenteils erhalten, inklusive der Aufsteckzapfen. Allerdings sind die auf den oberen Endungen installiert gewesenen kleinen Figuren nicht mehr vorhanden.

    Position der beiden Bürgermeisterstühle (jeweils rot markiert).


    Die in den 1950er Jahren entfernten Aufsätze (rot hervorgehoben).

    Einer der beiden Bürgermeisterstühle im Jahre 2001. Man erkennt die mit reichlichen Verzierungen (Rankenwerk) versehene Prägung der Rückenlehne.

    Das Herz der Prägung bildet ein Oval mit der Buchstabenfolge 'SPB'. Dies steht für 'Senatus Populusque Bremensis' (Senat und Volk von Bremen). Dabei handelt es sich um ein Zitat der altrömischen Formel: 'Senatus Populusque Romanus' - SPQB - (Senat und Volk von Rom). Ob hier die - in Form einer rundum gehenden Nagelung ausgeführte - Außenkante des Ovals das fehlende 'Q' ersetzen soll, kann nicht mit Bestimmtheit gesagt werden. Eindeutig ist aber jedenfalls die Bezugnahme auf die Traditionen des antiken Römischen Senats.

    Vom einen der beiden Stuhläufsätze haben sich im Magazin der Denkmalpflege Ober - und Unterteil erhalten. Vom zweiten ist nur noch das Unterteil erhalten. Auf den folgenden Fotos sind jeweils Vorder- und Rückseite abgebildet.

    (eigene Fotos von 2001)



  • Teil 12: Tische und Stühle für Syndici und Protokollanten

    Auch dieses Mobiliar hat sich unverändert erhalten, wenn man einmal von der Erneuerung der Lederbespannung und der wiederholten Änderung der farbigen Fassung absieht. Letztere war ja ursprünglich eine dunkle Beize , die dann nach Abbau der Aufbauten des Gestühls abgewaschen wurde, sodaß die helle Holzfarbe zum Vorschein kam. Seit ungefähr einem Jahrzehnt wird nun wieder an den in der Oberen Halle verbliebenen Teilen des Rastsgestühls und auch der Wandvertäfelung eine dunkle Beize aufgebracht...

    Position der Sydici- und Protokollantentische und -stühle (jeweils rot markiert).

  • Hundert Jahre Nutzung des Ratsgestühls in Bildern

    Beim Staatsbankett in der Oberen Rathaushalle am 22. März 1905 - anläßlich der Enthüllungsfeierlichkeiten des Kaiser -Friedrich-Denkmals - wird auch S.M. Kaiser Wilhelm II. Gelegenheit gehabt haben, das seinerzeit nagelneue Ratsgestühl gebührend in Augenschein zu nehmen. Aquarell von Willy Stöwer.

    Staatsbankett für Reichspräsident Paul von Hindenburg am 21. Oktober 1926. Gemälde von Karl Dannemann. Das Bild hängt heute noch im Neuen Rathaus und zwar in der kleinen Halle am Fuße der Festtreppe.

    Empfang der drei Ozeanflieger Hermann Köhl, Ehrenfried Günther Freiherr v. Hünefeld und James Fitzmaurice im Bremer Rathaus am 18.Juni 1929, durch ...

    ... den Senat unter der Leitung von Bürgermeister (und Präsidenten des Senats) Dr. Martin Donandt.

    Besuch von Hermann Göring im Rathaus am 13. Februar 1935 (links - der in Oldenburg residierende [!] - Gauleiter Carl Röver , rechts Bürgermeister Otto Heider).

    Bürgermeister Wilhelm Kaisen bei der Aufzeichnung einer Fernsehansprache vor 1955 (dem Jahr des Abbaus der Aufbauten).

    Der Lieblingsplatz von Bürgermeister Henning Scherf im Bremer Rathaus... (Bericht aus dem Jahre 2000)

  • Hersteller-Firmen

    Einen ganz maßgeblichen Anteil an der Umsetzung der Ideen Poppes für das Ratsgestühl hatte die Firma 'J. H. Schäfer & Co. , Dampftischlerei und Parquettfußbodenfabrik', ansässig im Steintorviertel (Ortsteil der Östlichen Vorstadt) und zwar in der Straße Fehrfeld Nr. 39/40 sowie 48/49.

    Lage des Betriebes auf der Stadtkarte von 1938.

    Ansicht des Fabrikgeländes von der Straße Fehrfeld aus gesehen.

    Belegschaft der Firma um 1875. Einige der hier abgebildeten Tischler dürften ein Vierteljahrhundert später noch am Ratsgestühl mitgearbeitet haben.

    Hier noch ein Link zu einer Abhandlung über die Firma J.H. Schäfer.

    https://tuprints.ulb.tu-darmstadt.de/1045/1/Benje_Regionalstudie.pdf

    (Dort zu finden auf den Seiten 83 bis 86.)

    Auch von der Firm Buchner aus Schwachhausen (vielen Bremern ja noch vom Cafe Buchner her bekannt), wird behauptet, daß sie am Ratsgestühl mitgearbeitet habe.

  • Vergleich mit den Hansischen Schwestern

    Betrachtet man die Ratsgestühle im Audienzsaal des Lübecker Rathauses bzw. im Festsaal des Hamburger Rathauses , so fällt auf, daß sie entweder eine Schranke (Lübeck) oder eine hohe Rückwand (Hamburg) besitzen. Ein gänzlicher Verzicht auf beide Elemente - wie in Bremen - ist dort nicht zu verzeichnen. Bremen hat sich somit mit der weitestgehenden Demontage seines durchdachten und anspruchsvollen Ratsgestühls ohne Not zur unscheinbarsten der drei Schwertern gemacht !

    Audienzsaal Lübeck.

    Festsaal Hamburg.

    Bremen.