Mössingen

    Der baden-württembergische Denkmalschutz wird wieder einmal seinem schlechten Ruf gerecht. In Mössingen steht ein für dortige Verhältnisse stattliches Fachwerkhaus von 1616, das sogenannte Streibhaus (Infos und Bild). Vor zwölf Jahren kaufte es die Stadt Mössingen auf Abbruch. Doch es wurde damals noch rechtzeitig unter Denkmalschutz gestellt. Die Stadt ließ das Haus daraufhin einfach weiter verwahrlosen. 2012 tönte die Denkmalschutzbehörde: "So lange ein geschütztes Haus noch senkrecht stehe – ,egal in welchem Zustand' – ändere sich nichts an seinem Denkmalcharakter, erklärte Pressesprecher Oliver Knörr. [...] Eine Neueinschätzung von Seiten der Denkmalbehörde würde voraussetzen, dass von der Bausubstanz überhaupt nichts Erhaltenswertes mehr übrig oder das Gebäude akut einsturzgefährdet wäre. Davon könne beim Streibhaus noch keine Rede sein." (Quelle hier). Heute meldet das Schw. Tagblatt, daß der Denkmalschutz aufgehoben wurde und daß das Streibhaus abgerissen wird. Die Begründung: Die Sanierung sei zu teuer und angeblich könne weniger als 50% der Baustubstanz erhalten werden.

    Einfach nur eine ganz miese Nummer. Warum hat die Gemeinde denn nicht an private Interessenten (keine Investoren) mit der Auflage einer Sanierung verkauft? Warum hat sie nicht selbst saniert? Weshalb hat sie die ganzen Jahre nichts in die Erhaltung investiert? Weshalb saniert sie nicht?
    Hier ist einfach Desinteresse für das kulturelle Erbe am Werk, möglichenfalls - darüber kann man zumindest spekulieren - noch irgendwelche Profitabsichten im halbkorrupten Bereich.

    Zu den Plänen findet sich folgendes:

    Zitat

    Die Baugenossenschaft Pfullingen möchte das Streibhaus von der Stadt Mössingen kaufen und abreißen. Auf dem 10 Ar großen Grundstück plant sie zwei Mehrfamilienhäuser.


    http://www.tagblatt.de/Home/nachricht…rid,260185.html

    Hier ein Link zur Baugenossenschaft Pfullingen: http://www.baugenossenschaft-pfullingen.de/cms/

    Nochmals ein Zitat aus dem Artikel:

    Zitat

    Architekt Andreas Mehl sieht das Projekt als Chance für ein neues Quartier. Er hofft auf „eine Initialzündung“, um den alten Ortskern nahe der Peter- und Paulskirche zu beleben.

    Wenn so, also mit Abriss, die "Initialzündung" für den alten Ortskern aussieht, dann ... :gutenacht: