• Es hat mich sehr gewundert, dass unser Architekturforum noch überhaupt keine Galerie zu Paris besitzt, der Hauptstadt Frankreichs und einer der beeindruckendsten Metropolen Europas mit einer enormen, qualitativ hochwertigen Anzahl an Altbauten, vorallem aus dem 19 Jh! Für meinen 1000 Beitrag (einfach Wahnsinn :anbeten: ) habe ich mir daher vorgenommen, diese doch spürbare Lücke zu füllen!

    Ich habe viele Bilder damals vor 5 Jahren + aufgenommen und werde sie euch peu à peu zeigen! Insgesamt stammt das Bildmaterial aus 2 Bildungsreisen, die ich mit dem Gymnasium in der Oberstufe unternommen habe. Die erste Reise war mehr gedacht, um die Stadt kennenzulernen, mit dem wichtigen Sehenswürdigkeiten, dem Eiffelturm, Champs-Elysées, Louvre, Montmartre, Père Lachaise, usw... Bei der zweiten Reise geht es ein wenig in die Tiefe, ich werde euch da ein Quartier vorstellen, das (zum Glück) ein wenig von Haussmann, dem großen Stadtplaner des 19 Jh., verschont wurde und noch mittelalterliche Architektur und sogar Fachwerkhäuser bewahrt hat!

    Ein kurzer historischer Abriss: bereits zur Römerzeit gab es eine Stadt auf dem Boden der heutigen Hauptstadt Frankreichs. Sie hieß Lutetia, es gibt sogar noch ein Amphitheater und römische Thermen als Überbleibsel aus dieser Zeit. Die Insel der Kathedrale Notre-Dame de Paris galt als Siedlungsgebiet und Wiege der Stadt, sowie nördlich davon, rund um die Tour St-Jacques. Doch durch die Völkerwanderung im 5 Jh kam das jähe Ende für die aber trotzdem relativ unbedeutende römische Kleinstadt. Die Merowinger unter Clodwig I (Clovis in frz. ) machten die Siedlung zu ihrer Hauptstadt. Nach den Teilungen des großen karolingischen Reiches wurde Paris Hauptstadt des westfränkischen Reiches, später des Königreichs Frankreich. Mit dem Louve wurde auch das Königshaus im Herzen der Stadt sesshaft. Die Stadtfläche der Altstadt blieb bis in die Neuzeit konstant. Erst unter Ludwig XIII. und vorallem Ludwig XIV. bekam die Stadt eine nennenswerte Erweiterung mit dem Marais, das Palais du Luxembourg und der Invalidendom, etc stammen ebenfalls aus dieser Zeit. Unter dem Sonnenkönig wurden die großen Boulevards angelegt, jedoch ohne Bebauungen, sondern nur als Alleen! Mit Napoleons Triumpfbogen folgte eine städtebauliche Großerweiterung der Stadt mit Boulevards, die unter Haussmann mit großen, 5 und mehrstöckigen Häusern gesäumt wurden. Doch leider wurde dafür auch fast die gesamte mittelalterliche Fachwerkstadt zerstört :weinenstroemen:


    Beginnen wir unseren Entdeckungsgang durch die Stadt ganz klassisch mit dem Place Trocadéro: Dieser befindet sich in unmittelbarer Nähe zum Eiffelturm und ist nach dem ersten Palais, das zwischen dem Platz und der Seine/Eiffelturm erbaut wurde, dem Palais du Trocadéro benannt, heute steht dort das Palais de Chaillot:



    Ein Foto der Avenue Kléber:

    So sieht das Palais de Chaillot heute aus, es ist ein monumentaler Bau aus den 30er Jahren und wurde für die Weltaustellung 1937 erbaut:




    Nun kommen wir wohl zu der weltberühmtesten Ansicht, die jedes Kind kennt: der Eiffelturm von der Terrasse des Palais de Chaillot aus gesehen:





    Gehen wir über die Seine, die mit ihren silbernen Wellen einen düsteren, mysteriösen, aber irgendwie auch wieder ein fasziniertes ungewöhnliches Bild für den frühen April abliefert!



    Blick Richtung Norden:



    und nun Richtung Süden (die Hochhäuser des 15 und 16 fallen hierbei stark auf):


  • Der Eiffelturm von der Nähe aus mit erster Plattform:

    Ein Blick zurück (im Hintergrund das Palais de Chaillot)


    Ein Wunder der Technik, dieser Eisenfachwerkturm cclap:) Zur Information: der Eiffelturm wurde für die Weltausstellung 1889 (100 Jahre frz. Revolution) errichtet und war zuerst nur temporär gedacht. Bis zur Fertigstellung hat die Presse gegen den Eiffelturm laut protestiert, der jedoch direkt verstummte bei der Eröffnung am 31 März 1889 :biggrin: Doch er wurde so beliebt bei Touristen und Einheimischen, dass man sich entschied, ihm nicht abzureißen. Bei seiner Eröffnung 1889 war er mit 312 Metern das höchste Bauwerk der Welt (heute 324 Meter)



    Ein Fuß des Gigantens.




    Nun steigen wir zuerst mit dem Aufzug hinauf zur zweiten Plattform die rund 115 Meter über den Erdboden liegt!



    Blick auf die Seine. Oben links ist der Triumphbogen angeschnitten:



  • Der Triumphbogen in einem Bild:

    Das Grand Palais, eine große Ausstellungshalle, oben links die Kirche Sacré Coeur auf dem Montmartre:


    Die perfekte Symmetrieachse von den Marsfeldern mit dem Tour Montparnasse:

    Der Invalidendom mit goldener Kuppel:



    Nun das Palais de Chaillot mit den Gartenanlagen und im Hintergrund die große Hochhausstadt "la Défense"




    Auch der Blick Richtung Süden gehört noch zu Paris...




    Jetzt geht es zu Fuß die Treppen hinunter:


  • Die Technik mit den Rädern gehört wohl noch zu dem Aufzugssystem :--)


    Nun erreichen wir die erste Plattform die nur 57 Meter hoch ist, aber ein interessanten Blick "in" das Bauwerk gewähren lässt:




    Wahrscheinlich ist die Tafel, die das Datum 5 April 1889 als Eröffnung angibt, falsch. Trotzdem fanden wir es einen Schnapschuss wert, da wir am 5 April 2011 den Eiffelturm besucht haben.



    Die klassische Ansicht mit dem Marsfeld:

    Die Militärschule (école militaire) am anderen Ende des Marsfeldes stammt aus dem 18 Jh.


    Davor hat man ein "modernes" Friedensdenkmal aus Beton und Glas gebaut!



    Nun spazieren wir über die Avenue de Tourville Richtung Invalidendom:

    --- Morgen geht es weiter ---

  • Der Invalidendom befindet sich in einem Gebäudekomplex, der "Hôtel des invalides" genannt wird! Die gesamte barock-klassizitische Anlage wurde 1679-1708 unter Ludwig XIV errichtet. Jules Hardouin Mansart war der Architekt des gigantischen Kuppelbaus.



    Im Gebäudekomplex selbst befindet sich das Waffenmuseum:



    Der beeindruckende Innenhof:




    Nun gehts in das Museum:


  • Noch ein paar Impressionen von der Militärsammlung:

    Nun treten wir in den Kirchenbau ein über dieses prächtige Portal:


    Die Kuppel mit den großartigen Fresken entstand durch die Baumeister René de Cotte und Pierre Lassurance:




    Das Grab von Napoleon wurde erst 1840 hier eingerichtet:


  • Ein Miniaturmodell der Kirche:


    Eine Seitenkapelle:



    Die Gesamtansicht von vorne. Die Säulen im Erdgeschoss sind dorisch, die dadrüber korintisch:

    Der Vorplatz ist nach dem berühmten Festungsarchitekten Vauban benannt!

    Ein Seitenflügel des Invalidenkomplexes:

    Mit Festungsgraben.




    Nun geht es über die Rue de Constantine zur Seine:



    Die Rückseite des Invalidengebäudes:


  • Ein klassizistisches Eckpavillon zum Seineufer. Hier ist das Musée Air France untergebracht!

    Die prächtigen Brückenfiguren der Pont Alexandre III


    Gegenüber das Grand Palais




    Die Pont de la Concorde. Diese Brücke führt zum gleichnamigen, weltberühmten Platz:



    Doch bevor wie diese passieren, werfen wir ein Blick auf das Palais Bourbon, weches von den selben Architekten erbaut wurde wie der Invalidendom für die königliche Familie. Heute befindet sich im klassizistischen Bauwerk, welches stark einem griechischen Tempel ähnelt, die Assemblée Nationale, das Unterhaus des frz, Parlaments.



    Die Seine mit den typischen "bateau mouche" Booten



    Der Place de la Concorde wurde von Ludwig XV angelegt und bebaut ab den 1750er Jahren. In der frz, Revolution fanden hier viele Hinrichtungen statt. Napolepon ließ aus seinem Feldzug nach Ägypten einen Obelisk in die Mitte aufstellen !



  • Blick von der pont de la Concorde Richtung Eiffelturm:

    Der Platz selbst erzeugt ein sehr urbanes, großstädtisches Gefühl. Leider auch mit viel Verkehr verbunden, welcher den Platz in viele Inseln unterteilt...

    Im Hintergrund, am Ende des mitlleren Boulevars (rue royale), erkennt ihr ein weiteres tempelartiges Gebäudes. Dabei handelt es sich um die Kirche église de la Madeleine!


    Hinterm Obelisk die Tuileriengärten:






    Die perfekte Symmetrieachse über die Champs-Elysées zum Triumphbogen:



  • Nochmal ein Blick auf das herrliche Grand-Palais von den Champs-Élysées aus:


    Der Rond-Point des Champs Élysées, ein runder Platz mit schönen Blumenbeten:



    Nun gehts direkt zum Place Charles de Gaulle:



    Hier reitet die Polizei auf Pferden!




    Und nun der berühmte Triumphbogen, von Napoleon Bonaparte nach seiner erfolgreichen Schlacht von Austerlitz 1806 in Auftrag gegeben. Doch nach dem Tod des Architekten Jean Francois Chalgrin 1811 und Napoleons Abdankung 1814, wurde das klassizistische, nach römischen Vorbild errichtete Bauwerk erst unter dem sogenannten "Bürgerkönig" Louis-Philippe 1836 vollendet!



  • Unter dem Platz Charles de Gaulle der modernistische Eingang zu U-Bahn:

    Mit dem Bus geht es nun über die Champs-Élysées zurück zum Louvre:


    Auch auf dem wohl berühmtesten Boulevard der Welt gibt es modernitische "Kontraste" wie diese hier:

    Nun geht es zum renommiertesten Museum Frankreichs:


    Der Vorplatz im östichen Teil mit der teiweise gotischen Kirche St. Germain-l'Auxerrois:




    Das typische Bild von Paris: im Erdgeschoss Boutiquen dadrüber die schmiedeeisernen Balkons und oben die Zinkdächer!



    Die Ostfassade mit den Kolonnaden wurde im 17 Jh durch Louis le Vau:


  • Noch ein paar Bilder von St- Germain-l'Auxerrois, einer Kirchen, dessen Schiff aus dem Mittelalter stammt, und somit aus der echten gotischen Architekturepoche. Der Turm stammt aus dem 19 Jh und ist somit neugotisch. Insgesamt gesehen ein wie ich finde sehr gelungenes Nebeneinander zwischen Neugotik und echter Gotik!


    Die Rue de Rivoli, eine perfekte architektonische Achse:


    Der Nordflügel vom Louvre:


    Nördlich vom Louvre, jenseits der Rue de Rivoli, das ehemalige Palais Royal im typisch klassizitischen französischen Stil gehalten, heute Staatratgebäude:




    Wieder Louvre:



    Eines der überdachten nördlichen Innenhöfe (erinnert an das Zeughaus Berlin)


  • Am anderen Ende des Ehrenhofs steht der kleine Bruder des Arc de Triomphe de l'Étoile, dem wir eben gesehen haben. Dieser hier nennt sich Arc de Triomphe du Caroussel und wurde ebenfalls von Napoleon erbaut nur ein Jahr später als der große, nämlich 1807. 1809 wurde er vollendet und ist daher noch ein authentischeres Zeugnis seiner Herrschaft!



    Gewisse Ähnlichkeiten mit der Quadriga auf dem Brandenburger Tor in Berlin gibt es schon :D



    Vom anschließenden Jardin des Tuileries aus hat man einen guten Blick auf den ehemaligen Stadtpalast der französischen Könige:



    Wieder zurück zum Ehrenhof:

  • Hier stand bis 1871 der Tuilerienpalast, der den Ehrenhof nach Westen abgeschlossen hatte. Eine ältere Ansicht des Gebäudes:

    Quelle: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/comm…s_du_Louvre.jpg


    Und so sieht die Situation heute aus:



    Also mir gefällt die Öffnung des Louvrepalast dadurch viel mehr. Ausnahmsweise kann man einer "Lücke" positiv etwas abgewinnen :lachentuerkis: Eigentlich hat man dadurch erst das früh/hochbarocke Ideal des Ehrenhofes dadurch realisiert. Zuvor hatte man an dem vom Grundriss eher der Renaissance zugeschriebenen Vierseitenhof festgehalten!


    Noch ein paar Impressionen der wundervollen Südseite des Louvres:




    Am anderen Ufer der Seine erblickt man das Gebäude des Institut de France:



    Doch nun wieder zurück zum Louvre:

  • Neben dem nach Westen offenen Ehrenhof und den verglasten kleineren nördlichen Innenhöfen gibt es noch den völlig quadratischen Hof, der sich hinter der Ostfassade verbirgt. Er wird daher auch "Cour carré" genannt:

    Zur vorhin gezeigten oberirdischen Pyramide, welche gleichzeitig als Eingang für das Museum benutzt wird hier eine ANsicht von Innen

    gibt es auch ein Pendant dieser Pyramide in umgekehrte Weise im Untergrund:


    Nun noch ein paar Bilder des Inneren des Museums. Die Bilder sind relaiv dunkel geraten, da das Fotografieren relativ einfeschränkt blieb:


  • Als ich das erste Mal in Paris war, fühlte ich mich (architektonisch) sofort zuhause. Es ist nach wie vor meine Lieblingsstadt. Die Mischung aus Pracht, Monumentalismus, Homogenität und Sichtachsen mit dem Lebensgefühl der Boulevards, Straßencafes, der romantischen Plätze und Museen sucht seinesgleichen.
    Nur leider ähneln die Franzosen bei Freundlichkeit und Aufgeschlossenheit doch mehr den Deutschen als den angelsächsischen Völkern, was das Ganze bei Besuchen doch etwas eintrübt.
    Doch für das Auge ist Paris immer eine Reise wert. Ich habe mir dort oft tagelang die Füße wundgelaufen und konnte doch immer wieder neue fasziniererende Straßen und Winkel entdecken. Das Ausmaß der Innenstadt ist einfach gigantisch.

    " Dem Wahren, Schönen, Guten "

  • Die Mischung aus Pracht, Monumentalismus, Homogenität und Sichtachsen mit dem Lebensgefühl der Boulevard

    Ging mir genauso, man ist erschlagen von dieser Größe. DIe Ausdehnung der Stadt ist im Vergleich zu anderen europäischen Metropolen viel kleiner, jedoch ist Paris, dadurch dass die Vororte nicht eingemeindet wurden, in der AUsdehnung seines Zentrums "intra-muros" verglichen mit anderen Hauptstädten auf jeden Fall Nummer ein! Man sich in den Straßen todlaufen, durch Haussmanns Vereinheitlichung der Fassaden sind zudem viele Eckhäuser fast identisch, was einem die Orientierung noch dazu schwerfällt!


    Nur leider ähneln die Franzosen bei Freundlichkeit und Aufgeschlossenheit doch mehr den Deutschen als den angelsächsischen Völkern, was das Ganze bei Besuchen doch etwas eintrübt.

    Ja man muss wenigstens mit ihnen in französischer Sprache (zumindest versuchen) zu kommunizieren, dann werden sie schon aufgeschlossenener ;) im Gegensatz zu uns angepassten Deutschen, die sich dem Englischen überall beugen, finde ich es sehr löblich, dass die Franzosen ähnlich wie die Italiener einen anderen Weg gegangen sind. Auch fällt es positiv auf, dass in den Bahnhöfen die berühmten amerikanischen Schnellrestaurants nicht vorzufinden sind wie bei uns disgust:)

  • Ja man muss wenigstens mit ihnen in französischer Sprache (zumindest versuchen) zu kommunizieren, dann werden sie schon aufgeschlossenener

    Ja ich weiß, damals konnte ich recht gut französisch und da lief es dann schon. Doch so richtig warm wird man mit ihnen trotzdem nur sehr schwer. Ich hatte aber mal in einer Boutique ,wo ich mir einen Pulli gekauft hatte, ein bizarres Erlebnis. Die Verkäuferin musterte mich mit hochgezogenen Brauen und fragte woher ich stamme (das machen sie oft), Als ich antwortete daß ich aus Deutschland komme reagierte sie völlig erleichtert. Sie meinte dann, sie dachte zuerst ich sei Amerikaner und die möge sie nicht. :smile:

    " Dem Wahren, Schönen, Guten "