[Nach knapp 5 Jahren Liegezeit der Bilder und einem halben Jahr seit der letzten Ankündigung kommt diese Galerie nun endlich mal zustande]
Neustadt an der Orla
Zunächst einmal, wie immer, ein wenig Geschichtliches.
Neustadt ist, wie auch der Name verrät, eine typische deutsche Stadtgründung des 13. Jahrhunderts. Wann diese Gründung genau erfolgte ist nicht gesichert, die erste Erwähnung der Stadt in den Urkunden erfolgte erst 1287, man nimmt aber an, dass sie irgendwann in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts gegründet wurde. Die Blütezeit der Stadt waren das 14. und 15. Jahrhundert, so wurde Neustadt bereits Anfang des 14. Jahrhunderts mit einer Steinmauer befestigt, und um 1400 wurde die Stadtpfarre von der Mutterkirche im nahen Neunhofen unabhängig (von der Neunhofener Kirche hab ich auch noch 2-3 Bilder, die hänge ich einfach zum Schluss noch dran). Im 17. Jahrhundert wurde das hiesige Augustinerkloster (in dem auch Martin Luther bei seinen Besuchen in der Stadt mit Sicherheit weilte) zum Schloss umgebaut, und allgemein waren das 17. und 18. Jahrhundert eine gute Zeit für die Stadt, aus der auch noch eine erhebliche Anzahl hochwertiger barocker Stadthäuser zeugt. Das 19. Jahrhundert verlief in Neustadt im Gegensatz zum nahen Pößneck eher ruhig, so erfolgte auch der Anschluss an das Eisenbahnnetz recht spät, im Jahr 1871. Im Zweiten Weltkrieg wurden auch über Neustadt Bomben abgeworfen, die aber wohl dem Bahnhofsareal galten, denn die Altstadt trug keine Kriegsschäden davon.
Allgemein ist Neustadt ein gutes Beispiel für eine wohlhabende Kaufmannsstadt im thüringisch-sächsischen Raum, die zwar nie überregionale Bedeutung besaß, aber im Gegenzug auch nie eine Phase größerer Armut erlebte (von der DDR-Zeit mal abgesehen).
Nun zu den Bildern. Ich warne vor, mein Besuch ist lange her, daher könnte die Verortung von Gebäuden teils schwammig oder inkorrekt ausfallen).
Fangen wir auf der alten Hauptstraße an, die heute den Namen Ernst-Thälmann-Straße trägt. Zur Rechten sieht man das in mehreren Abschnitten erbaute spätgotische Rathaus, zur Linken die typische Altstadtbebauung aus dem 15. bis 19. Jahrhundert.
Nun zum Rathaus selbst:
Zunächst der ältere, westliche Teil von etwa 1460:
Und nun der etwas jüngere Ostteil von etwa 1480/90:
(zu der offensichtlichen Bausünde rechts im Bild weiß ich leider nichts)
Nun noch einmal der zum alten Teil gehörige Westgiebel, der mit seiner strengen Schönheit durchaus zu überzeugen vermag:
Eines der bedeutendsten Bürgerhäuser ist das sogenannte Lutherhaus aus dem 15. und 16. Jahrhundert. Der Legende nach soll Luther dort gewohnt haben, wenn er das Augustinerkloster besuchte, aber ist es nicht naheliegender, dass er im Kloster selbst untergebracht war?
Das Gebäude ist auch von innen reich gestaltet, und der Erker besitzt ein spätgotisches Rippengewölbe, nur leider habe ich keine eigenen Bilder davon. Deshalb hier nochmal eine Nahansicht des Erkers:
Neben dem Lutherhaus gibt es auch noch einige weitere Häuser der Gotik und Renaissance am Marktplatz, die jedoch in der Regel schlechter erhalten sind. Meist zeugen noch die Portale vom einstigen Reichtum der Fassaden und ihren Bauherren:
10 Bilder pro Beitrag sind ideal, daher gleich mehr im nächsten Teil.