Es hat wirklich was von Filmarchitektur. Das marvelsche Asgard wurde ja schon als Beispiel genannt. Aber das hat im innersten ein gestalterisches Paradigma, aufstrebende Prunkskyline mit (pseudo)nordisch-ornamentalen Versatzstücken. Es bildet eine Einheit mit dem cineastisch zu vermittelnden Eindruck.
Davon kann beim hiergennanten Hochhaus in meinen Augen leider keine Rede sein. Ein nach maximum-profit-Manier hochgezogener, zu lang gestreckter Glasquader. Der "Mut zur Lücke" eines Seagram ging diesem Bauherren wohl ab (aber hierfür sind die Zeiten wohl anscheinend auch schon länger vorbei). Das Ornament ist, schlimm genug, vollkommen ohne Rücksicht auf die Logik des Gebäudes angebracht, überschneidet sich willkürlich mit Fensterachsen, bildet Vorsprünge scheinbar ohne proportionale Grundlage und lässt alles irgendwie etwas kopflastig ausschauen. Doch dazu kommt zu allem Überfluss noch das Ornament an sich: Da wechseln sich funktionsbefreite Zahnräder mit geköpften Adlerschwingen ab, erscheinen die mannigfaltigsten Geometrien im friedlosen Nebeneinander aus Kupfer, Zink, rund, eckig, ortho-, hexa- oder oktogonal, und schließlich endet der metallumfasste Balkon mit einem Glasgeländer, weil der Gestalter das alles zu keinem einheitlichen Ende bringen konnte.
Was will er uns zeigen? (und ist "ER" Architekt oder Bauherr?) Die Kraft eines Greifvogels? Den Charme von Steampunkmechanik? Das Spiel mit Geometrie? Die zeitlose Gültigkeit der klassischen Form? Einen alternativen Zukunftsentwurf? Nichts von alledem, er will Aufmerksamkeit und Alleinstellungsmerkmale, und sei es durch schlechten Geschmack, den der geldgesegnete Kunde "Eyecatcher" nennt, denn so wie Jugendstil und Historismus das gleiche sind und August der Starke König von Preußen war, ist alles was glänzt Gold. Oder zumindest das neue iPhone.
Man nehme als Vergleich das Chrysler Building. Das zoning law wird konsequent zur kreativen Proportion ausgenutzt, das Ornament geht schlüssig aus dem Motiv "Chrysler Automobiles" hervor, wird nach den Regeln des Art Deco durchdekliniert und findet sich dem großen Ganzen entsprechend an der Fassade wieder; alles an seinem Platz. Heraus kommt kein Eyecatcher, sondern eine Ikone.
Was ich bevorzuge, sollte klar sein.