Nöfer meldet sich zu Wort

  • Interessant auch die Kommentare. Die meisten sind durchaus zustimmend.
    Der negative Kommentar eines Dr. Zirbel hingegen ist derart leicht zu widerlegen, dass es schon peinlich ist.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Gut gekontert vom Vorsitzenden! :thumbup:

    Ich gebe Tobias Nöfer zutiefst recht in seiner Ablehnung des Neuen als Attitude, als Aushängeschild eines vor allem auf das Urteil der Kollegenschaft schielenden Fortschritts-Gehabes. Das soll ja nicht heißen, dass Architektur auf der Stelle treten und sich auf dem Bewährten ausruhen soll. Es gibt immer auf dem Feld des Bauens unendlich viel zu verbessern; entscheidend ist, dass Fortschrittsimpulse das Funktionale mit dem Ästhetischen innig verbinden. Ein innovatives Element im Fassadenaufbau kann die Ausdruckskraft des Gebäudes steigern, noch besser ist es, wenn das innovative Element zugleich als Resultat einer tiefer durchdrungenen und verfeinerten Zweckmäßigkeit zu erahnen ist. Oberflächlich wirkende bloße Abweichungen vom Gewohnten, provozierendes Anders-Machen erfüllen diesen Anspruch natürlich nicht.

    Indessen frage ich mich, wo diese Zukunftshaltigkeit nur vorspiegelnden Machenschaften überhaupt in Masse zu besichtigen sind; im Architektur-Alltag, in der deutschlandweit sich erstreckenden Architektur-Provinz ganz bestimmt nicht. Hier herrscht doch seit Jahrzehnten deprimierendes Bauhaus-Epigonentum, und die Frage, ob Innovationen erwünscht sind oder nicht, geht hier völlig am Problem vorbei. Wir wünschen weder Bauhaus-Historismus noch grob-funktionale Nachkriegs-Stangenware noch oberflächlichen Avantgardismus – entscheidend ist, dass deutsche Architektur endlich wieder in ihrem Breitenschaffen zu Qualitätsanspruch und Ausdruckskraft zurückfindet; wie “neu” oder “bewährt” die dabei eingesetzten Gestaltelemente sind, ist eine zweitrangige Frage.
    - Dr. Harald Streck