Deutschlandpremiere von "Die andere Heimat" in Simmern

  • Am nächsten Samstag, dem 28.09. findet in Simmern die Deutschlandpremiere des Films "Die andere Heimat" von Edgar Reitz statt. Schon zum jetzigen Zeitpunkt hat der Film einen einzigartigen Zuspruch erfahren, und dieser Film wird in Rheinland-Pfalz in die Geschichte eingehen; natürlich ist man auch etwas stolz darauf, daß dieses große Meisterwerk bei uns in Rheinland-Pfalz spielt und dort auch gedreht wurde. An der Deutschlandpremiere in Simmern teilzunehmen, wird denn auch eines der Lebensereignisse sein, die man nie mehr vergißt.
    Unbedingt ansehen in Youtube: Trailer 1, 2 und 3 von DaH!
    Die Premiere in Simmern wird demgemäß auch ein Ereignis sein, was man in dieser Form nie mehr wieder erleben wird; daher ist die Anwesenheit in "Siemere" für mich ein "Muß".
    Das Programm an diesem Tag sieht u.a. wie folgt aus:
    - 10.00 h: "Geschichten aus den Hunsrückdörfern" im ProWinzkino
    - 10.00 h: Ausstellung "Die andere Heimat" im Hunsrückmuseum
    - 12.00 h: Eröffnung des Premierentags vom Balkon des ProWinzkino´s am Fruchtmarkt mit Edgar Reitz, Jan Schneider, Marita Breuer, Salome Kammer
    - 17.00 h: Eröffnung der Ausstellung "Auswanderer" im Hunsrückmuseum im Schloß
    - 19.45 h: Enthüllung und Inbetriebnahme der Dampfmaschine am Fruchtmarkt mit Edgar Reitz
    - 21.00 h: Enthüllung des Kornfeldbildes am Fruchtmarkt mit Edgar Reitz
    - 24.00 h: Zusammenkunft und Abschluß, offenes Konzert an der Stummorgel der Stephanskirche.

    Da allerdings alle Karten in den Kinos restlos vergeben sind, gilt es, bis zum regulären Start am 3.Oktober zu warten.

  • Ich denke, es ist auf jeden Fall ganz wesentich Edgar Reitz zu verdanken, den Heimatbegriff von Besitzergreifendem zu befreien und ihn zugleich als Wurzel und Identität neu einzuführen.

    Wer kann sich nicht entsinnen, wie sehr der Begriff der Heimat in den 1950ern mit dem "Block der Heimattreuen und Entrechteten", in den 1960ern mit "Dreigeteilt, niemals!" und selbst in den 1970ern noch mit Verrat gleichgesetzt wurde, als das ohnehin Faktische dann vertraglich formuliert wurde?

    Ich selbst will die gewiss gewagte These formulieren, dass ein Großteil der Nachkriegs-Stadtzerstörungen auf das Fehlen eines adäquaten Heimatbegriffs zurückgeführt werden kann, zurückgeführt auf die bloße Umdrehung, dass JEGLICHE Form von Heimat doch nur Blut, Boden und eingezäunter, wehrhaft verteidigter Besitz sei.

    Mit dem Aufkommen eines ANDEREN Heimatbegriffs (vgl. Filmtitel), der sich davon frei macht, war der Weg frei, lokal und regional gebundene Bauten zu errichten, jenseits des vorher aufkommenden Verdachtes, Heimattümler im negativen Sinne zu sein. War der Begriff der Heimatklänge in Berlin in den Anfangszeiten nicht frei von Ironie und Selbstironie, so ist dieser Begriff inzwischen vollkommen unverdächtig und gängig geworden. Ein hervorragendes Zeichen.

    Das Eigene ist doch nicht dadurch eigen, dass es erklärtermaßen besser wäre als das andere.
    Das Eigene ist dadurch eigen, schlicht, dass es eigen ist.

  • Natürlich hat Heimat auch mit Besitz zu tun, wer seine Heimat verlor (und verliert) verlor/verliert seine immobilen, oft auch seine mobilen Güter, nicht selten auch sein Leben und/oder seine Angehörigen, und auf jeden Fall die Einbettung in seine kulturelle Umgebung. Es mag Leute geben, die letzteres aus ideologischen Gründen angeblich wurscht ist. Bei den anderen Sachen wird es sie das wohl weniger sein.

    Daß keiner aus seiner Heimat schließen darf, er sei etwas grundsätzlich besseres als ein auswärtiger, ist natürlich objektiv so. Die Heimat kann aber auch auf einer normalen Weise als prägend für den Charakter und die Identität einer Person angenommen werden, wovon stolze Namen wie "Regiomontanus" oder "Leomontanus" (letzterer von Kepler) aus der Vergangenheit kund tun.

    VBI DOLOR IBI VIGILES

  • Kleine Anmerkung: Es war der "Bund der Heimatvertriebenen und Entrechteten", der übrigens an der bislang letzten SPD-Regierung in Bayern als Koalitionspartner beteiligt war (1954-1957).

  • @ slesiano,

    ja, Danke für den Hinweis!

    @ Brandmauer:

    ich will das genannte Besitzergreifende mal mit dem Besitz unter bestimmter Flagge präzisieren.
    Also die Vorstellung, dass Besitz nur mit einer spezifischen Flagge einhergehen könne.

    Dass Lokalität und Regionalität, auch in der Bauweise, mit der Flagge auf dem Amtsgebäude nichts zu tun haben muss,
    das ist neu gewonnene Freiheit, die sich auch in der Baukultur niederschlägt.

    Bei aller Verwüstung der Moderne nach wie vor oder schon wieder.

  • Wie letzte Woche schon geschrieben, fand gestern die Deutschlandpremiere von "Die andere Heimat" in Simmern statt. Die Leserinnen und Leser des Forums erhalten heute sozusagen APH-Exclusiv einen kleinen Eindruck des gestrigen Premierentages in "Siemere" dieses faszinierenden und erhabenen Films, der ab dem 03. Oktober regulär in den Kinos zu sehen sein wird. Ihn anzusehen kann man nur rundheraus empfehlen.
    Daß diese Premierenfotos den Weg ins APHforum finden, mag vielleicht zunächst befremden. Die Gründe hierfür liegen zum einen in der Nicht-Wiederholbarkeit der gestrigen Premiere, als auch darin, daß der Film einen Blick dafür öffnet, wie die ungezählten Reihen unserer Vorfahren über so viele Jahrhunderte hinweg gelebt haben. Das in die Jahre 1843-44 zurückgeführte "Simon-Haus" in Gehlweiler bietet hierfür vielfältige Möglichkeiten, sich mit dieser Frage auseinanderzusetzen.

    Nach den "Geschichten aus den Hunsrückdörfern" morgens im Pro-Winzkino zunächst die Eröffnung des Premierentags mit Edgar Reitz.

    Salome Kammer, "Clarissa Lichtblau" aus Heimat 3.

    Marita Breuer spielte schon in Heimat 1 und 2 die Rolle der Maria Simon und nun wiederum die Rolle der Mutter der Simons, die "Margret Simon". Frau Breuer treffen zu können, war mir eine ganz besondere Freude.

    Jan Dieter Schneider, Medizinstudent aus Kastellaun. Obwohl er kein ausgebildeter Schauspieler ist, spielt er die Hauptrolle des "Jakob Simon" in Perfektion, ganz große Leistung.

    Links: "Eich sin Schmied". Rüdiger Kriese, Laiendarsteller. Im Hauptberuf Hunsrücker Schmied. Rüdiger Kriese spielt die Rolle des grundbitterbösen und tobsüchtigen Simon-Vaters und Schmiedes "Johann Simon" so überzeugend, daß es nicht gerade leicht fällt, dem realen Darsteller einer fiktiven Person, zu der man nur ganz zwangsläufig eine gehörige Portion Hass aufbauen kann, realiter zu begegnen. Rechts Christian Reitz.

    Eva Zeidler spielt die Rolle der über der Zeit stehenden Oma Mathilde und führt mit ihrer starken Präsenz und ihrer Lebensklugheit durch den ganzen Film, genauso wie Gertrud Bredel als Oma Katharina Simon in Heimat 1. "Träume han eines Tags ihr Zeit und gehn in Erfüllung".

    Christian Reitz, Jan Dieter Schneider und Edgar Reitz präsentieren das Filmplakat.

    Zwischendurch: Blick auf die Simmerner Stephanskirche sowie rechterhand das aus Heimat 1 bekannte "Kröber-Haus", Werkstatt und Wohnhaus des Uhrmachers Robert Kröber und seiner Frau Pauline geb. Simon.

    Orgel von Johann Philipp und Johann Heinrich Stumm in der Stephanskirche, größte Stummorgel des Hunsrücks.

    Vor Beginn der Premiere nachmittags: Edgar Reitz führt die Zuschauer im Pro-Winzkino in den Film ein. "Die Zeiten reichen sich die Hände".

    Nach dem Film: die Dampmaschin aus dem Film steht auf dem Fruchtmarkt. "Sie leeft!" Auch der Fliehkraftregler, der im Film eine gewisse Rolle spielt, ist zu sehen.

    Andreas Külzer, "Dorfpfarrer Wiegand" (sowie in Heimat 3 bekannt durch die Rolle des "Dieter Simon").

    Martin Schleimer, "Walter Zeitz", Moselwinzer aus Wolf und Ehemann von Lena Simon.

    Martin Haberscheidt, der depressive und verstummte Edelsteinschliffer "Fürchtegott Niem", der sich am Tag der Hochzeit seiner Tochter in seiner Schlifferwerkstatt aufhängt.

    Zoe Wolf, "Margotchen".

    Mitte: Barbara Philipp, "Lotte Niem", taffe Ehefrau des Schliffers Niem, sowie Melanie Fouche´, "Lena Zeitz" (geb. Simon). Da sie einen katholischen Moselwinzer liebte, wurde sie zur verstoßenen Tochter der Simons, und ist nun ebenfalls Winzerin an der Mosel.

    Maximilian Scheidt, "Gustav Simon", älterer der beiden Simon-Brüder, wandert ganz unvorhersehbar gemeinsam mit seiner Frau Jettchen nach Brasilien aus.

    Sowie zum Abschluß: Eva Maria Schneider, die berühmte "Marie-Goot" aus Heimat 1 und 2. Frau Schneider ist "das" Hunsrücker Wahrzeichen, dessen "Seele" und ein echtes "Original".