Ein Bericht in der heutigen Hannoverschen Allgemeine lies mich aufhorchen. Mit dem Hinweis auf Plattenbauabrisse im Osten werden wohl auch im Westen Massenabrisse empfohlen. ich schätze mal, dass es nicht nur für Hannover von Bedeutung sein könnte.
ZitatAlles anzeigenFachleute empfehlen Abriss von Häusern
http://www.haz.de/newsroom/regional/art185,786677
Eine bundesweite Studie beunruhigt Hannovers Wohnungswirtschaft. Berechnungen des angesehenen Pestel-Instituts zufolge hat in etwa jedem fünften Wohngebäude aus den Nachkriegsjahrzehnten eine Sanierung wirtschaftlich keinen Sinn – Fachleute empfehlen den Abriss.
Rückbau von Wohngebäuden gibt es im Raum Hannover bislang nur in Einzelfällen wie im Jahr 2004 beim Abbruch der Betonhochhäuser im Vahrenheider Klingenthal. Foto: Franz FenderGerade in Hannover würde das aber spürbare Auswirkungen haben: Die Stadt gilt als Mustergebiet für Nachkriegsbauwerke, mehr als die Hälfte der Gebäude stammen aus der Wiederaufbauzeit.
Während im Osten der Republik Plattenbauten in Massen abgerissen werden, handelt es sich beim „Rückbau“ von Wohngebäuden im Raum Hannover nur um Einzelfälle. Spektakulärstes Beispiel war 2004 der Abbruch der Betonhochhäuser im Vahrenheider Klingenthal. Fachleute sind sich aber sicher, dass die Zahl stark zunehmen dürfte. „Abriss von Häusern wird ein Riesenthema“, prognostiziert Carsten Ens vom Verband der Wohnungswirtschaft (vdw). Allerdings werde es die Wohnungsunternehmen unterschiedlich hart treffen. „Die bei uns organisierten Unternehmen investieren jedes Jahr 500 Millionen Euro allein in die Bestandspflege ihrer Häuser“, sagt Ens: „So erhält man die Qualität.“ Trotzdem muss gelegentlich eine Abrissentscheidung gefällt werden. Im Ronnenberger Ortsteil Benthe etwa hat die Kreissiedlungsgesellschaft (KSG), die Wohnungsbaugesellschaft des ehemaligen Landkreises, Anfang Januar ein Wohngebäude abreißen lassen, das gerade einmal 50 Jahre alt war und wo eine Sanierung trotzdem unwirtschaftlich schien.
Glaubt man aber den Zahlen des vom Bauhandwerk beauftragten Pestel-Instituts, die im Februar auch regionalisiert vorgelegt werden sollen, dann drohen in den nächsten Jahren immer häufiger Abrisse. Hannovers Baudezernent Uwe Bodemann sieht deshalb einen „nachhaltigen Bedarf“ an Neubauten – schließlich müssen die bisherigen Bewohner der Abrisshäuser irgendwo untergebracht werden, und zusätzlich wächst der Anspruch nach größerem Wohnraum immer weiter. „55 Prozent von Hannovers Gebäuden stammen aus den fünfziger bis siebziger Jahren“, sagt Bodemann, damit sei die Größenordnung definiert. Die Abrisswelle werde „noch nicht in diesem oder dem nächsten Jahr“ kommen, trotzdem müssten Wohnungswirtschaft und Stadtverwaltung sich auf veränderte Bedingungen einstellen.
l Die Zahlen: Hannover hat laut jüngster Gewos-Studie etwa 270.000 Wohneinheiten, wovon etwa 44.000 in Ein- oder Zweifamilienhäusern liegen. Wenn sich von den verbleibenden 226 000 Wohnungen 55 Prozent in Mehrfamilienhäusern aus der Nachkriegszeit befinden, von denen 20 Prozent als „nicht sanierungsfähig“ gelten, dann müssten in den nächsten Jahren fast 25 000 Wohnungen abgerissen und weitgehend neu aufgebaut werden, also elf Prozent des Gesamtbestands. Zum Vergleich: Zurzeit werden bundesweit 0,3 Prozent des Wohnungsbestands erneuert.