Beiträge von Leine1977

    Sollte tatsächlich die alte Leineinsel wiederentstehen?

    Erste Ergebnisse aus dem Großprojekt Hannover City 2020. Sofern Geld da ist, würde es die hannoversche Innenstadt komplett auf den Kopf stellen. Ich bin absolut beeindruckt, dass die Architekten von selbst auf die Wiederherstellung der historischen Leineinsel gekommen sind (Anm.: Nach dem Krieg hat man die Insel aufgegeben zugunsten des Autoverkehrs).

    In der Tat erstaunt mich immer, dass alle Straßenräume so sauber, hochwertig und funkelnagelneu sind (nicht nur in [lexicon='Leipzig'][/lexicon]) im Osten. Da ist ja richtig Geld geflossen. Neulich war ich in Bonn, da kann man sehen, dass es wohl schon länger kein Geld mehr dafür gab. Bei uns im Norden sowieso nicht - wird mit dem neuen Bauminister ja jetzt noch schlimmer...

    Jedenfalls ziemlich schick alles, ein paar Bäume mehr an den Straßen würd ich noch als Verbesserung vorschlagen.

    Genau das ist es, was ich meine. Es sind typisch bremische Viertel. Aufgrund der Kaufmannstätigkeiten gab es keine geordnete Stadtplanung. Oftmals geht eine Straße nicht mehr als 50m gerade aus, die Stockwerke sind niedrig. Ist doch schön, dass jede Stadt einen anderen Charakter hat. Warum mit anderen Städten vergleichen?

    Selbst unser Stadtbaurat in Hannover hat den Unterschied zu Bremen fundamental hervorgeheoben. Er selbst war jahrelang in der Stadtplanung in Bremen tätig.

    @Johan: mit Braunschweig wolltest Du mich jetzt necken, oder? :zwinkern:

    Familiär bedingt bin ich Bremer - von daher erlaube ich mir mal ein paar Sätze.

    Ich möchte nur darauf hinweisen, dass ich es wenig förderlich finde, wenn man - zurecht - auf einige positive Eindrücke einer Stadt hinweist, zugleich aber pauschal andere Städte degradiert. Dass Hannover in 99% der Fälle genannt wird, weil es usus ist, ist mir da sogar mittlerweile schnurz egal.

    Alle genannten Städte sind doch schwer vergleichbar. Und gerade Hannover ist ein erstaunlich ganz anderer Stadttyp als Bremen (Residenz- versus Bürgerstadt). Ich finde beide Städte fundamental anders - und das allein finde ich interessant. Mir selbst - ich geb es zu - gefällt Hannover wesentlich besser. Große Gründerzeitviertel, geordneter Stadtbau, das viele Grün, keine Ghettos wie Tenever und zumindest eine kreisförmige Stadt sprechen mich da an.

    Natürlich hat Bremen als alte Kaufmannsstadt auch seine Vorzüge und eine (andere) interessante Geschichte. Der Schnoor ist mir mittlerweile zu touristisch. Den Wall, erst recht das Leben an der Weser und das Rathaus sind allerdings schon Pluspunkte. Die recht kaputte und überwiegend anspruchslose Architektur in der City erinnern mich zeitweise sogar wiederum an Hannover. Die Mentalität ist ähnlich - wenngleich der Bremer sehr stolz daherkommt.

    Wie dem auch sei - man kann über Geschmack streiten. Der eine mag halt Bremen lieber, der andere Hannover (ein dritter vielleicht Freiburg?).

    Man gut, dass wir nicht über Bremerhaven reden - das kenn ich nämlich noch sehr viel genauer!

    Zitat von "ursus carpaticus"

    Danke, Däne.
    Lysander
    kannst ja in Nürnberg, Hannover, Dortmund oder Frankfurt auf Suche nach solchen Marktplätzen, einem Schnoorviertel oder der Böttcherstraße gehen, ich wünsche nur viel Geduld.

    @ursus: was soll denn so eine Aussage! In den genannten Städten findest Du dafür andere Schmuckstücke. Bremen unterscheidet sich von diesen Städten in dieser Hinsicht wenig.

    Die Kongresshalle ist für mich unbedingt erhaltenswürdig. :!: Ich bin immer noch sehr angetan von meinem Besuch auf dem Reichsparteitagsgelände. Diese Gigantonomie, das hervorragende Doku-Zentrum,... dadurch erlebt man m.E. hautnah, wie sehr die NSDAP doch eine Art Sektenverein war. Eine bessere Belehrung als jedes Schulbuch wie ich finde. Auch wenn natürlich Nürnberg besonders unter dieser Zeit gelitten hat. Das weiß ich natürlich.

    Euer Nachkriegsrathaus ist wenig beliebt - erst recht natürlich in diesem Forum. Dennoch ist es für sich genommen ein vorzügliches Bauwerk der Nachkriegszeit.

    Mit einem klassischen Bau darf nicht gerechnet werden. Mit einer Reko schon gar nicht - das ist in Hannover nicht durchsetzbar. Ich weiß auch gar nicht, was da mal stand vor dem Krieg.

    Ich finde den Entwurf gar nicht so schlecht. Persönlich rechne ich aber mit einem noch schlimmeren Ergebnis. Es sind nur noch vier Büros im Rennen. Alle haben Proportionen, Traufhöhen etc. nicht eingehalten und müssen nachsitzen. Irgendwann im September steht der Sieger dann fest. Ich werde dann berichten.

    In der Altstadt von Hannover wird demnächst der Sieger des Wettbewerbs für ein gemischtes Objekt (Hotel mit Wohnungen) bekannt gegeben. Es hat direkten Zugang zur Leine und wird direkt neben dem noch ältesten Fachwerkhaus Hannovers stehen. Dafür wird die Sehbehindertenschule abgerissen - ein übler Bau aus den 60ern/70ern.

    Es wird am Ende dieser Straße stehen - leider hab ich kein Foto von der Stelle:


    Quellen: flickr, http://www.mikaellykmadsen.dk/skyscrapercity/Hannover\r
    http://www.mikaellykmadsen.dk/skyscrapercity/Hannover

    Zitat von "ursus carpaticus"

    No, das neue Leibnizhaus ist aber auch recht erbärmlich. Mit Projekten wie diesem wurde die Rekonstruktion erst richtig verunglimpft.
    Am Leibnizhaus ist nichts authentisch: weder der Standort, noch Material oder Ausführung, noch die neue Umgebung, rein nichts. Es sieht einfach nur beschissen aus. Ein postmodernistisches Zitat, weiter nichts.
    Wo Rekos möglich, ja geboten gewesen wären, sind sie in H nicht erfolgt: zB beim weitgehend erhaltenen Haus der Väter.

    Ich bin gänzlich anderer Meinung als ursus. Das Leibnizhaus ist wahrlich keine gute Reko, aber eine notwendige gewesen. Sie belebt ein ganzes Areal. Der Standort ist sekundär - das Haus der Väter war auch an verschiedenen Stellen. Dass es beschissen aussieht, finde ich nicht ganz sachlich argumentiert. Das Gegenteil ist der Fall - es ist Postkartenmotiv. Das Haus der Väter steht in Resten an der Leinstraße - Rekonstruktion ist damit ausgeschlossen.

    Hannover kann nicht mehr den Weg gehen, alles zu rekonstruieren. Hier und da vielleicht ein paar Leuchttürme vielleicht. Ansonsten muss sich die Stadt auf herausragende moderne Architektur konzentrieren, die sich einfügt (sprich: keine Bausünden mehr). Ich würde da gerne mehr Sandstein, Backstein und rote Ziegeldächer sehen.

    Im übrigen verstehe ich die Fotoserie oben nicht. Fast alle Bauwerke stehen doch heute noch in Hannover bzw. sind wieder aufgebaut worden.

    Es ist immer gut, wenn Redakteure nicht soo viel Ahnung von Architektur haben. Denn sonst haben die meist eine vorgefertigte Meinung (siehe SPIEGEL). Insofern verzeihe ich den Fehler. Selbiger Redakteur schreibt ansonsten immer recht gut über Stadtbau und prangert oft auch misslungene moderne Architektur an.

    Zitat von "Georg Friedrich"

    Überhaupt kommt es im Nordwesten erfreulicherweise immer mal wieder zu wichtigen Rekonstruktionen. Braunschweig und Hannover seien hier lobend erwähnt - in Nürnberg, Augsburg oder München ist es viel schwieriger eine Rekonstruktion verlorener Gebäude durchzusetzen.

    Oh, das glaub ich nicht. :!: Es ist nach meinem Erfinden gerade hier sehr schwierig. Hannover und Braunschweig haben dazu große Architektur-Fakultäten an den Universitäten, was sich belastend in diesem Punkt auswirkt. In Nürnberg gibt es doch weit größere Bestrebungen und Initiativen. Zugegeben: die Schloßneubauten und der Zuckerhut sind wichtig und notwendig.

    Aber zumindest in Hildesheim tut sich ja wirklich was Erfreuliches! :D Hoffentlich schwappt es auch mal 30 km nördlich über...

    Leider haben ja auch alle drei Städte im Krieg ordentlich gelitten...

    Wird denn in Hildesheim jetzt großflächig rekonstruiert? Komisch, dass in der HAZ - also unsere HAZ, nicht eure HAZ - nie etwas über Hildesheim berichtet wird. Aufgrund der Nähe und weil ich auch viee hier arbeiten und umgekehrt hätte ich das eigentlich erwartet.

    Ach ja, eigentlich wollte ich ja noch meinen Erfahrungsbericht zur letzten City2020-Veranstaltung reinstellen. Vielleicht tut es erst einmal noch der andere Zeitungsbericht der 2. größten Tageszeitung Hannovers. Wesentlich neues gab es in der Veranstaltung nicht. Jedoch zeigte ein Professor ein interaktives Simulationsmodell des Verkehrs, wie dieser sich auswirkt, wenn man auf Fahrspuren verzichtet. Irritiert war ich, als eine Stadtplanerin sprach, die Nikolaikirche (Hannovers ältestes Bauwerk aus dem 13. Jh.) solle wieder aufgebaut werden. Heute steht nur noch eine Ruine. Man hat sie teilw. abgebrochen, um Platz für Straßen zu machen.

    Bei der Bebauung von Freiflächen (Hannover hat viel davon) gab es zum Teil jedoch Protest. Dies aus unterschiedlichen Gründen - z.T. historisch bedingt, z.T. weil es Grünfläche bleiben soll und z.T. weil man sich mittlerweile an der Weitläufigkeit Hannovers gewöhnt hat. In den Tagen danach gab es auch viele Kommentare von Autofahrern, die partout keinen Straßenrückbau haben wollen.

    Insgesamt soll wieder Stadtgrundriss der Altstadt sichtbarer werden. Realistisch ist zumindest dass im Süden der Altstadt ein großer Verwaltungsklotz abgerissen wird und kleinteilige Wohnbebauung dort entstehen wird. Dies ist so gut wie beschlossen.

    Der Platz der alten Flusswasserkunst am Leineschloß soll auch unbedingt bebauut werden. Natürlich wollen die Stadtplaner aber dort etwas modernes. Da müssen wir noch Überzeugungsarbeit leisten. :zwinkern:

    Ansonsten tut sich einiges in der Kern-City: die große Bausünde am Stadtmittelpunkt Kröpcke wird komplett umgestaltet, häßliche Kaufhäuser aus den 70ern werden nach und nach abgerissen und auch an Hannovers Problemort - dem Raschplatz/ZOB läuft bzw. wird der Umbau vorangetrieben. In der Altstadt werden zudem jetzt nach und nach die Fachwerkhäuser flott gemacht.

    Zitat von "Der Herzog"


    @leine 1977: Die Berliner sagen" Nix ist doov(f)er als Hannover

    Ja, damit müssen wir leben... und wir leben eigentlich auch ganz gut damit. :D

    Zitat von "Hildi"

    He, Göttingen ist schon eine sehr alte und rühmliche uni-Stadt. Ich erinnere da an die Göttinger Sieben (7 gegen den König), die Naturwissenschaftler Gauß. Lichtenber,... Man kann auch eine Zelle besichten, wo der Student Bismarck mal absitzen mußte. Es gi bt übrigens viele alte schöne Villen in Göttingen.

    Hannover2020: Es wurde gezeigt, wie man den City-Ring zurückbauen kann und somit mehr Platz bekommt. Ich fands toll, das Publikum auch. Mehr kann ich ja nochmal im anderen Thread schreiben.