Linz - Museumsviertel (Galerie)

  • In diesem neuen Thema über die Denkmäler von Linz behandle ich das Viertel zwischen Donau im Norden, ehem. Stadtbefestigung bzw. Landstraße im Westen, Mozartstraße im Süden und Gruberstraße im Westen.

    An der Donau und deren industriell bedeutenden Seitenarmen gelegen, war das Viertel schon relativ früh besiedelt - schon seit dem Hochmittelalter werden Ledereransiedelungen vermutet, seit dem Spätmittelalter ist dieses Gewerbe hier nachgewiesen. Vor allem in den Bereichen vor den Mauern (ehem. Oberer und Unterer Graben), in der Lederergasse und an der Donaulände standen bald viele Häuser. In der Neuzeit siedelte man sich auch entlang der heutigen Bethlehem- und Harrachstraße an.

    Im 18. Jahrhundert entstanden mehrere Manufakturen in Flussnähe, so die Wollzeugfabrik, einst eine der größten Fabrikanlagen der gesamten Monarchie, die allerdings 1969 fast vollständig abgerissen wurde. Ebenfalls zu dieser Zeit wurden das Prunerstift, das Elisabethinenkloster und das Priesterseminar samt Kirche angelegt.

    Im 19. Jahrhundert wurden in diesem Viertel erstmals in Linz in großem Stil neue Straßenzüge angelegt - Ab 1847 wurde hier quasi ein neuer Stadtteil aus dem Boden gestampft. Allerdings ist die Dichte an historistischer Verbauung bei Weitem nicht so hoch wie z. B. im Neustadtviertel. Weitere Stadterweiterungen erfolgten im 20. Jahrhundert.

    Während man Im Westen, v. a. an den Straßenzügen Graben, Lederergasse, Donaulände, Marienstraße, Bethlehemstraße, etc... große Bestände an vorindustriellen Bauten findet, überwiegen, wenn man nach Osten geht, immer mehr nachkriegszeitliche Gebäude. Gründerzeit ist über das ganze Viertel verstreut; mit Schwerpunkt im Süden.

    Dieser Stadtteil wirkt insgesamt weniger großstädtisch. Überall finden sich Parks, Gärten und Grünanlagen, geschlossene Straßenfronten sind eher selten. Im Herzen des Viertels steht das namensgebende, historistische Landesmuseum in einem großzügigen Garten.

    Monumental- und Sakralbauten:

    Nordico: Linz - Museumsviertel

    Priesterseminar mit Priesterseminarkirche: Linz - Museumsviertel

    Straßen:

    Bethlehemstraße: Linz - Museumsviertel

    Dametzstraße: Linz - Museumsviertel

    Eisenhandstraße: Linz - Museumsviertel

    Elisabethstraße: Linz - Museumsviertel

    Fadingerstraße: Linz - Museumsviertel

    Gruberstraße: Linz - Museumsviertel

    Harrachstraße: Linz - Museumsviertel

    Huemerstraße: Linz - Museumsviertel

    Körnerstraße: Linz - Museumsviertel

    Museumstraße: Linz - Museumsviertel

  • Priesterseminar mit Kirche

    Den Kern der Anlage bildet ein Haus aus den 1620ern, welches den Besitzer mehrfach wechselte und, nachdem es kurz den Freiherren Khevenhüller gehört hatte, 1711 an den Deutschen Orden fiel. Umbauten des Gebäudes folgten bald, die Kirche wurde schließlich 1718-23 errichtet. Dieser nutzte die Anlage allerdings kaum, nach einer wechselvollen Geschichte befindet sich hier jedenfalls seit 1804 das Priesterseminar

    (Seminar)Kirche: Erbaut 1718-13, die Weihe erfolgte zwei Jahre darauf. Der Architekt war der immerhin der berühmte Johann Lukas von Hildebrandt, wobei der ausführende Linzer Leiter Johann Michael Prunner einiges veränderte. Die weiteren beteiligten Künstler will ich euch ersparen, die kennt/merkt man sich sowieso nicht. Das Besondere an dem relativ kleinen Raum (ca. 25 mal 15 Meter) ist jedenfalls, dass er nur aus einem Oval mit Altarnische, Seitenkapellen und der turmbekrönten Vorhalle besteht. Auch die reichen Dekorationen außen wie innen sind bemerkenswert - man merkt schon, welcher Meister hier am Werk war.

    Das Hauptportal im Westen:

    Und das ähnlich prachtvolle Ostportal:

  • Inneres: Wie so oft sind die Innenfotos qualitativ weniger berauschend. Ganz anders der Innenraum an sich - allererste Qualität!

    Man sieht besser als von draußen, dass der Raum nur aus einem kuppelüberwölbten Längsoval besteht, das sich auf drei Seiten zu Kapellen- bzw. Altarnischen und im Westen zum Vorraum inkl. Empore öffnet. Die pilastergegliederten Wände werden zudem durch Portale und Statuennischen aufgelockert. Über dem Hauptsims öffnet sich die reich stuckierte, stichkappendurchbrochene Kuppel. Nur wenige Fenster belichten das relativ dunkle Innere.

    Der Hochaltar (s. Bild oben) stammt übrigens ebenfalls von Hildebrandt und wurde in Salzburg gefertigt, bevor man ihn nach Linz translozierte. Das Bild der Kreuzigung stammt von niemand Geringerem als Martino Altomonte.

    Das Gitter ließ kein besseres Deckenfoto zu:

    Jenes prächtige aber deckenfotografiebedingungsverschlechternde Gitter, das die Besucher vom eigentlichen Kirchenraum fernhält:

    Unter der Empore im Westen:

  • Das schon vorher gezeigte Priesterseminargebäude in Form eines langen Riegels beherrscht diesen Teil der Harrachstraße. Im Kern geht es noch auf das Renaissancehaus der 1620er zurück, straßenparallel wurde es in mehreren Abschnitten von Johann Michael Prunner im 1. Viertel des 18. Jahrhunderts nach Westen und Osten erweitert. Weitere Erweiterungen (um insgesamt 10 Achsen nach Westen) erfolgten 1805-6 und 1831. Aufstockung außerdem 1898-1900.

    Bei der Fassadengliederung ist unklar, ob sie angepasst an den Erstbau der Renaissance entstand oder ob sie Prunner in Anlehnung an ältere Bauformen entwarf. Bei den Erweiterungen des 19. Jahrhunderts führte man sie jedenfalls in gleichen Formen fort.

    Die Portale wurden wohl von Hildebrandt entworfen.

    An der Ecke zur Dametzstraße stehen zwei zwischenkriegszeitliche Erweiterungsbauten, welche Hans Feichtlbauer (=Winkler-Bau, Karmelitenbau) 1931-32 errichtete.

    Nordwestlich an den alten Bau des Priesterseminars schließt ein weiteres Werk Feichtlbauers (von 1836-37) an.

  • Harrachstraße

    Nach dem Priesterseminar stelle ich als ersten Straßenzug die schon 1612 urk. erwähnte Harrachstraße vor, an der ja jene Anlage ja steht. Benannt ist es nach dem aus Südböhmen stammenden und v. a. im 18. Jahrhundert einflussreichen Geschlecht der Harrach (vgl. Palais Harrach in Wien), in erster Linie nach dem als Erzbischof von Salzburg tätigen Franz Anton von H., der für die Ansiedelung des Deutschen Ordens in Linz verantwortlich war.

    5-7, Priesterseminar, siehe Linz - Museumsviertel

    Nr. 9

    Das als Seminarhaus des Jesuitenordens im ersten Viertel des 17. Jahrhunderts erbaute Gebäude wechselte schon nach 1652 vielfach den Besitzer. Die heutige Fassade wurde 1848 von Franz Höbarth gestaltet, die kniestockartige Attikazone mit den Luken entstammt tatsächlich den 50er-Jahren - um dem Gebäude mehr Renaissance-Charakter zu verleihen.

    Nr. 12

    Die Häuser Nr. 10 bis Nr. 22 bilden miteinander ein schönes, wenn auch großteils entstucktes Gründerzeitensemble, welches v. a. durch die aufeinander abgestimmte Farbgebung reizvoll ist. Nr. 12 (ganz rechts) hat scheinbar eine mit Freiheiten rekonstruierte, schlichte Fassade.

    Nr. 16

    Erbaut 1890 von Michael Lettmayr, eine ganz schöne Aufstockung erfolgte 1929.

    Nr. 17

    Zinshaus, errichtet von Ernst Hillbrand 1903. Die Fassade ist ein Vertreter dieses wunderbaren "Barocksecessionismus", den ich so mag.

    Nr. 18

    Erbaut 4. Viertel 19. Jahrhundert.

    Nr. 20

    Erbaut 1869 von den Architekten M. Lettmayr und Michael Riedl.

    Nr. 22

    Schlichtes Zinshaus um 1890, mit pseudoangepasster Aufstockung.

    Blick zurück vom ehem. Jesuitenseminar:

  • Nr. 32

    Das Gebäude geht im Kern offensichtlich auf ein ehemaliges Vorstadthaus zurück, das stark verändert wurde. Wenn einem der 1819 bezeichnete Stein auf der Fassade nicht auffallen würde, würde man gar nicht merken, dass es sich dabei um einen vorkriegszeitlichen Bau handelt.

    Nr. 34

    Errichtet von Josef Keplinger (aber nicht der da??) im Jahre 1903; mit ganz ansehnlicher secessionistischer Fassade.

    Nun folgt eines meiner absoluten Lieblings-Zwischenkriegszeit-Gebäude: (absichtlich in falscher Reihenfolge)

    Nr. 33

    Das Eckgebäude zur Bethlehemstraße wurde 1931 vom Architektenbüro Pyrkl und Eisert errichtet. Mit den wunderbaren Runderkern, der geraden Abschlussmauer und überhaupt dem ganzen Gehabe greift es historische Bauformen des Inn-Salzach-Stils auf, wirkt dabei aber trotzdem modern. Dass an einem Bau des 20. Jahrhunderts so eine großartige Altertümlichkeit haftet, die aber keineswegs aufdringlich ist und zudem irgendwie doch zeitgerecht wirkt, habe ich, glaube ich, noch nie gesehen.

    Wäre das nicht perfekt geeignet für einen Kompromiss zwischen den Lagern der Modernisten und der Anhänger der historisierenden Bauens?

  • Bethlehemstraße

    Parallel zur vorher beschriebenen Harrachstraße verläuft nördlich die Bethlehemstraße, welche bei der Landstraße beginnt und nach einem Knick nach Südosten in die vorhin genannte Straße mündet. Am Kataster von ca. 1825 ist auf beiden Seiten des gesamten Straßenzuges tw. geschlossene Verbauung, vorwiegend Vorstadthäuser, eingezeichnet. Einige von dieses haben sich erhalten; beherrschend sind heute aber größere Baukomplexe des 20. Jahrhunderts, Gründerzeitler und der Komplex des Elisabethinenklosters.

    Nr 7: siehe Nordico

    Nr. 9-11: siehe Poschestraße

    Nr. 10:

    Das schöne, kleine Biedermeierhaus (Erbaut von Johann Metz 1834) wirkt durch die Lage - eingeklemmt zwíschen zwei außerordentlich hässlichen Gebäuden (beide wohl zu den Top Ten der Brechmittelersatzarchitektur in Linz gehörig) bemerkenswert deplatziert.

    Ein Blick von der anderen Seite auf die geradezu groteske Straßensituation.

    Nr. 12

    Fasziniert vom Grauen des anschließenden Parkhauses widme ich ihm ein eigenes Bild: (Der Holzturm ist nur vorübergehend auf dem Dach, er gehört zur Höhenrausch-Ausstellung.)

    Blick in Richtung Osten:

    Nr. 13 - Fadingerschule: siehe Fadingerstraße

    Nr. 20

    Das prachtvolle Barockhaus mit fast unveränderter Fassade wurde um 1715/20 von Johann Michael Prunner errichtet.

    Über dem schönen Marmorportal stehen in Nischen die heiligen Joh. Nepomuk und Donatus.

  • Nr. 21-23 - siehe Elisabethinen

    Nr. 25

    Das zum Elisabethinenkloster gehörige ehemalige Benefiziatenstöckl wurde von Johann Rueff 1842 erbaut und 1932 aufgestockt.

    Nr. 26

    Das kleine ehemalige Vorstadthaus, das sich v. a. durch die schönen Kastenstockfenster und den regional untypischen Kniestock auszeichnet, dürfte in des 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts entstanden sein. Rückseitig befindet sich der Komplex der Linzer Synagoge, den ich nicht abgelichtet habe.

    Die Nummern 30, 38 und 42, der Rest einer einst größeren Zeile vorstädtischer Bebauung des 17. bis 19. Jahrhunderts, bilden ein schönes Ensemble

    Nr. 30

    Errichtet wohl im 18. Jahrhundert, leider stark verschandelt

    Nr. 38

    18. Jahrhundert, mit Resten einer Fassadengliederung Ende 19. Jahrhundert.

    Nr. 42

    Das 1788 möglicherweise unter Verwendung älterer Bauteile erbaute Haus besitzt noch die originale Fassade, die am Übergang von Barock zum Klassizismus steht.

    Hier, im östlichen Bereich der Bethlehemstraße war die Südseite trotz der relativ großen Entfernung zur Innenstadt fast geschlossen mit Vorstadthäusern bebaut (nix mehr davon da), während nordseitig ein Acker lag.

    Nr. 35

    ist das älteste Haus an der nördlichen Straßenseite. Das repräsentative klassizistische Gebäude wurde von Johann Metz 1936 erbaut. Nicht nur die Fassade, sondern auch die gewölbte Einfahrt ist reich mit Stuck dekoriert.

    Nr. 37

    Das Architektenbüro Pirkl & Eysert plante 1933 das Hochhaus, das Büroräume der Arbeiterkrankenversicherungskasse beherbergt.

    Mit Harrachstraße Nr. 33 bildet es dieses ja schon bekannte, tolle Ensemble.

    Nr. 50

    Schlichtes biedermeierliches Zinshaus, Mitte 19. Jahrhundert.

  • Nordico

    Das an der Ecke Bethlehemstraße/Dametzstraße situierte Stadtmuseum Nordico erscheint heute als sehr einheitlich wirkender Bau, tatsächlich blickt es aber auf eine sehr wechselvolle Geschichte zurück. Das Stift Kremsmünster ließ hier 1608-09 von Francesco Silva ein Sommerhaus errichten, welches 1675-77 von Franceso Canevale erweitert wurde. 1708 richtete der Jesuitenorden eine Anstalt zur Erziehung von protestantischen Kindern aus den nördlicheren Ländern (=Nordicum, wurde später zu Nordico) ein, die u. a. die Bethlehemkirche (=Bethlehemstraße) erbauten und vermutlich das Haus aufstockten. Nach der Auflösung 1787 wurden alle Bauteile (auch Wirtschaftsgebäude bestanden) bis auf des erhaltene Rudiment abgebrochen. Seit 1973 befindet sich im Haus das Stadtmuseum Nordico.

    Die strenge Fassade stammt vom Umbau 1675-77.

    Die unsymmetrische Fassade geht auf eine weitere Verstümmelung, nämlich den Abbruch der rechten Achse im Zuge einer Straßenverbreiterung, zurück. Immerhin hat man die Fassadengliederung an der Seite zur Bethlehemstraße originalgetreu hergestellt.

    Rückseite:

    Die zum Teil prächtig ausgestatteten Innenräume zeichnen sich durch Stuckaturen, einer freigelegten Rankenmalerei der Bauzeit etc... aus.

    Das Museum im Inneren hat immer wieder gute Ausstellungen, ein Besuch empfiehlt sich.


  • 1708 richtete der Jesuitenorden eine Anstalt zur Erziehung von protestantischen Kindern aus den nördlicheren Ländern (=Nordicum, wurde später zu Nordico) ein, die u. a. die Bethlehemkirche (=Bethlehemstraße) erbauten und vermutlich das Haus aufstockten.


    Donnerwetter aber auch! Gab es dafür keine einheimischen, katholischen Erwachsenen? eye:) Und zum Dank auch noch zwangsbekehrt? :zwinkern:

    Danke für die vielen fotografischen Darstellungen von Linz, obgleich mich die Stadt nicht sonderlich zu einem Besuch reizt.

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Zitat

    obgleich mich die Stadt nicht sonderlich zu einem Besuch reizt.

    Diese Bilder dienen der Dokumentation eines sehr interessanten Stadtviertels, das auf eine mW ziemlich einzigartige und groteske Stadtentwicklung zurückzuführen ist. Nirgendwo sonst findet sich in einem halbwegs zentralen großstädtischen Bereich so ein Neben-, oder besser Durcheinander seinerzeit inselhafter Altbestände und nachfolgender (modener) Verdichtung. Was diese Bilder ganz sicher nicht wollen, ist einen Linz-Besuchz u propagieren.
    Dazu müsstest du auf Tobis noch ausständiger Dokumentation der Innenstadt warten bzw auf deinen in ästhetischen Dingen sicher nicht ganz unbewanderten Landsmann Adolph Friedrich Erdmann von Menzel hören. Man muss bei der angemessenen Würdigung seines hierzulande einigermaßen berühmt gewordenen Dictums immerhin bedenken, dass er immerhin den Breslauer Ring und ganz sicher auch andere schlesische Ringplätze wie den von Neiße noch VOR der historistischen Entstellung gekannt haben muss.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.


  • Donnerwetter aber auch! Gab es dafür keine einheimischen, katholischen Erwachsenen? eye:) Und zum Dank auch noch zwangsbekehrt? :zwinkern:

    Nun, muss so gewesen sein. Es ist ja sowieso absurd, auf was die Jesuiten in einem so erzkatholischen Land wie dem Habsburgerreich alles gekommen sind. Die einheimischen katholischen Erwachsenen waren scheinbar nicht katholisch genug, da mussten die strengsten her... ^^

    Diese Bilder dienen der Dokumentation eines sehr interessanten Stadtviertels, das auf eine mW ziemlich einzigartige und groteske Stadtentwicklung zurückzuführen ist. Nirgendwo sonst findet sich in einem halbwegs zentralen großstädtischen Bereich so ein Neben-, oder besser Durcheinander seinerzeit inselhafter Altbestände und nachfolgender (modener) Verdichtung. Was diese Bilder ganz sicher nicht wollen, ist einen Linz-Besuchz u propagieren.
    Dazu müsstest du auf Tobis noch ausständiger Dokumentation der Innenstadt warten bzw auf deinen in ästhetischen Dingen sicher nicht ganz unbewanderten Landsmann Adolph Friedrich Erdmann von Menzel hören. Man muss bei der angemessenen Würdigung seines hierzulande einigermaßen berühmt gewordenen Dictums immerhin bedenken, dass er immerhin den Breslauer Ring und ganz sicher auch andere schlesische Ringplätze wie den von Neiße noch VOR der historistischen Entstellung gekannt haben muss.


    Vielen Dank!

    Nun ja, jede Stadt hat so ihre nicht ganz so schönen Viertel, die dem zu Trotz voller mehr oder weniger interessanter Denkmäler sind. Gerade die zu dokumentieren, weil da ja niemand hin kommt, ist mir ein Anliegen. Die Bilder von der Altstadt werden hoffentlich weniger touristenverschreckend sein. Der Reiz des Museumsviertels liegt ja wirklich in seiner geradezu "grotesken" Siedlungsstruktur. Es herrscht, wie ihr noch sehen werdet, ein Nebeneinander von Biedermeier, Historismus, 70er-Jahre-Hochhäusern... nicht gerade Orte, die man besichtigt, die es aber trotzdem wert sind, in dieser Weise dokumentiert zu werden.

  • Dametzstraße

    Jetzt wo oben gerade diskutiert wurde, wie besuchenswert das Museumsviertel ist - alle, die sich eine Besichtigung vorstellen konnten, werden durch den folgenden, augenkrebserregenden Beitrag verscheucht werden.

    Als östliche Parallelstraße der Landstraße wurde die Dametzstraße - nur teilweise auf vorindustriellen Wegen führend - zum größten Teil als Schneise durch Gärten und Rückgebäude der Landstraße sowie Vorstadtbebauung geschlagen. Bis jetzt konnten sich noch keine wirklich einheitlichen Straßenfronten herausbilden. Die teilweise grässlichen Bauten der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts und der dichte Verkehr geben dieser Straße den Rest. Nichtsdestotrotz wird dieser grässliche Ort selbstverständlich dokumentiert, um euch das Fürchten zu lernen!

    Im oberen Teil befindet sich an der Westseite der O(ffenes)-K(ulturhaus)-Komplex (siehe u. a. Harrachstraße), eine der am misslungensten gestalteten Anlagen...weltweit. Ziemlich vergewaltigt wurde dabei ein armes 20er-Jahre-Haus, das vielleicht einmal sogar schön war. Auch ohne der temporären Höhenrausch-Konstruktion als Horrorfilmkulisse geeignet wie kein anderer Ort.

    Gegenüber, Ecke Harrachstraße:

    Nr. 39

    4geschossiges Eckzinshaus, errichtet von Franz Weinberger 1846. Die originale Fassade in einem Mischstil aus Klassizismus und Frühhistorismus wurde leider stark verändert, dafür ist die Aufstockung recht gelungen.

    Nach Süden schließen hier die Häuser Nr. 41 (Mitte) und 43 (rechts) an

    Nr. 41

    Größtenteils entstucktes Zinshaus, erbaut 1895 von Ignaz Scheck.

    Nr. 43

    Zinshaus, erbaut 1912 in verspäteten Barockformen von den Architekten Wilhelm Fabigan und Carl Feichtinger.

  • Nr. 49

    Das Haus blickt auf eine relativ bewegte Baugeschichte zurück: Es wurde 1864 von Anton Schrittwieser errichtet, 1883 um drei Achsen nach rechts erweitert (deutlich sichtbar) und schließlich von Franz Weikl 1898 mit einer neuen Fassade und dem interessanten Dachaufbau an der Ecke versehen.

    Nr. 51

    Der nebenstehende Bau wurde von Michael Lettmayr 1872 gebaut.

    Weiter südlich öffnet sich die rechte Straßenzeile zum Hessenplatz; links steht dieser schöne Gründerzeitler (Hessenplatz).

  • Eisenhandstraße

    (Teil 2 siehe Neustadtviertel Linz - Neustadtviertel)

    Die vollkommen aus dem West-Ost-Schachbrettmuster fallende Eisenhandstraße, die vom Landesmuseum nach Südosten führt, erhielt ihren eigenwilligen Verlauf von der Trasse der einst hier verlaufenden Pferdeeisenbahn. Verbauung u. a. durch teilweise bemerkenswerte Zinshäuser der Jahrhundertwende. Nach einer [lexicon='Zäsur'][/lexicon] in Form eines kleinen Parks erfolgt die Fortsetzung des Straßenzuges auf Grundlage eines wesentlich älteren Weges im Neustadtviertel.

    Am Beginn der Straße (Austritt aus der Elisabethstraße) ist ein kleiner Dreiecksplatz ausgebildet.

    Nr. 1-5

    Ensemble von drei schönen und frisch renovierten Gründerzeitlern.

    Nr. 1 und 3

    Beide Zinshäuser wurden im vierten Viertel des 19. Jahrhunderts errichtet.

    Nr. 5

    Erbaut von Ignaz Scheck im Jahre 1886; Fassade in den typischen Formen des Strenghistorismus.

    Nr. 2

    Im Kern geht das Gebäude auf einen 1839 von Johann Rueff errichteten Bau zurück, welcher von Michael Lettmayr 1877 aufgestockt und neu fassadiert wurde.

    Nr. 8

    Das 1908 von Ernst Hillbrand in erbaute Gebäude hat eine Fassade in Mischformen aus Späthistorismus und Secessionismus, die durch einen markanten Erker belebt wird.

  • Nr. 10

    Kleines Zinshaus von 1875 (Michael Lettmayr).

    Nach dem NS-Bau (Nr. 14-18) zur rechten folgt eine Reihe interessanter Gründerzeitler:

    Nr. 20

    Das vom Architektenbüro Bauer & Fabigan und Wilhelm Bauer geplante Zinshaus wurde 1898 errichtet und hat eine Neurenaissancefassade mit - wie beim Nachbarhaus - interessanter Farbgebung.

    Nr. 22

    Dieses monumentale und äußerst bemerkenswerte Zinshaus wurde vom Gustav Steinberger nach Plänen des Architekten Viktor Michaliczek im Jahre 1912 erbaut. Die Fassade ist in den Formen eines schon leicht versachlichten Secessionismus gestaltet; mir gefällt die mutige Farbgebung extrem gut. Ich bin ja eigentlich kein großer Freund wagemutiger Fassadenfarbgebungen, aber dieses Beispiel ist äußerst gelungen! Wäre interessant, ob die original ist...

  • Nr. 23

    An der gegenüberliegenden Straßenseite befindet sich ein ebenfalls bemerkenswertes Gebäude mit gleichem Baudatum und Baumeister: Diesmal nach eigenen Plänen errichtete Gustav Steinberger 1912 dieses villenartige Zinshaus in den schon stark reduzierten Formen des Secessionismus.

    Kreuzung mit Körnerstraße; rechts Eisenhandstraße Nr. 23, links Nr. 10

    Nr. 25

    An diesem Wohnblock der 50er oder 60er angebracht:

    Nr. 24 und 26

    Die beiden kleinen Zinshäuser wurden 1893-93 von Franz Weikl errichtet.

  • Elisabethstraße

    Die vielbefahrene Nord-Süd-Straße wird westseitig vom großen Komplex des Elisabethinenklosters/krankenhauses dominiert.

    Nr. 8

    Schlichtes, scheinbar vereinfachtes Zinshaus (Ecke Bethlehemstraße).

    Nr. 14

    Errichtet von Michael Lettmayr 1885

    Nr. 21

    Kleines Zinshaus, 1867 von Ludwig Gyri. Mit dem kleinen, seitlichen Garten an der Ecke zur Bethlehemstraße und dem dort stehenden Baum entsteht eine nette Situation.

    Nr. 23 - Ehemaliges Borromäerinnenkloster

    Die Borromäerinnen betreuten in Linz ab 1887 ein Heim für Arbeiterinnen und später auch Alte; heute dient es ausschließlich als Altenheim. Das an der Ecke Elisabethstraße/Bethlehemstraße situierte Gebäude wurde 1901-02 von Wilhelm Fabigan in interessanten Mischformen aus Neugotik, Neuromanik und Neurenaissance erbaut. Die sich im rechten, von einem Traufreiter (gibt es das Wort? ^^) betonten Mittelrisalit befindende Kapelle ist prächtig ausgestattet, ich konnte leider keine Fotos finden.

  • Körnerstraße

    Nur ein Denkmal der kurzen Straße im Osten des Viertels erscheint erwähnenswert:

    Nr 9 - Körnerschule

    Der bemerkenswerte Schulbau auf hakenförmiger Grundfläche, im Stil des Secessionismus von Julius Schulte und Gustav Steinberger 1910-11 erbaut, hat eine reich gegliederte und durch zahlreiche Vor- und Rücksprünge, Risalite, etc... und reichen Dekor belebte Fassade.

  • Huemerstraße

    Ein weiterer wenig bedeutender Straßenzug im Osten des Viertels.

    Nr. 6

    Schönes Biedermeierhaus, baut von Franz Höbarth 1836.



    Nr. 12a

    Errichtet von Franz Weikl 1903 im altdeutschen Stil.

    Nr. 12b

    Das an sich sehr schöne Haus am Übergang von Neubarock zu Secessionismus (Fassade 1904 von Gustav Steinberger) wird durch die plumpe Aufstockung vollkommen verschandelt. Dabei ist sie doch nur ein Geschoss hoch: Ich habe, denke ich, noch kein Haus gesehen, dessen Charakter durch eine derartig kleine Aufstockung so verändert wird.

    Gegenüber 1a Betonbrutalismus: