Das Saalachtal bei Lofer und Unken (Galerie)

  • Genau in dem kleinen nördlichen Zipfel des Landes Salzburg - eingeklemmt zwischen Tirol und Deutschland - befindet sich wider Erwarten eine Kultur- und Architekturlandschaft größter Schönheit, von welcher meine Bildergalerie nun handelt. Rund um die Saalach, die dort ein wunderschönes Tal in die Alpen gefräßt hat, liegen - umringt von zahlreichen Bauernhöfen und Wäldern - die Orte Unken, Au, Lofer und St. Martin. Begünstigt durch die wirtschaftlich günstige und politisch ungünstige Lage (an einer ehemals sehr wichtigen Handelsstraße und an der Salzburger Grenze zu Bayern und Tirol) haben sich so viele bedeutende und schöne Gebäude gebildet - wie die prächtigen Loferer Bürgerhäuser und die Grenzfestungen an den umliegenden Pässen. Daneben befinden sich einige äußerst bedeutende und hervorragend erhaltene Bauerhöfe, die nicht selten aus dem späten Mittelalter stammen sowie eine Vielzahl von barocken Kapellen und anderen bedeutenden Denkmälern. Selbstverständlich kann ich hier keinesfalls eine flächendeckende Abbildung der Sehenswürdigkeiten, sondern nur einige Impressionen aus dem Saalachtal zeigen.

    Zuerst beginne ich mit Lofer. Aufgrund der Lage an der Kreuzung dreier wichtiger Handelsstraßen - nach Zell am See, Bad Reichenhall und Tirol - ist das Ortsbild durch viele repräsentative Bürgerhäuser und Gasthäuser geprägt. Schon im 15. Jahrhundert wurde Lofer zum Markt ernannt. 1731 wurde der Ort durch einen Brand stark zerstört. Im 19. Jahrhundert kamen erste Touristen in den Ort, heute ist der Tourismus der Hauptwirtschaftszweig in der ganzen Gegend.

    Pfarrkirche St. Maria und Leonhard

    Die gotische Kirche wurde vermutlich 1315-38 erbaut (einschiffig mit eingezogenem Chor) und 1678 um zwei Seitenschiffe erweitert. Nach dem Stadtbrand wurde der Turm 1731/32 neu erbaut.

    Westfassade:

    1678

    Innenraum

    Das Mittelschiff 1. Hälfte 14. Jahrhundert, Seitenschiffe 1678

    Seitenschiffgewölbe. Diese Art von Stuckspiegel bzw. Vertiefung am Gewölbeschluss ist für die Gegend typisch. Ähnliches sieht man in einigen Kapellen der Umgebung.

    vgl. zum Beispiel St. Georgskapelle - Gemeinde St. Martin

    Zurück zur Loferer Kirche: Im Chor Malerei Evangelistensymbole und Maria mit Kind, 2. H. 15. Jahrhundert.

    Überraschung Hinter dem Hochaltar

    Wandmalerei Heilige Crescentia, Vitus, Modestus, an der Chornordseite 1. Viertel 15. Jahrhundert.

    Der prächtige neugotische Hochaltar von 1901:

    Rechter Seitenaltar von 1730

    Fortsetzung folgt

  • Weiter geht´s mit der Loferer Ortsverbauung. Wie gesagt reichen viele Häuser ins 15./16./17./18. Jahrhundert zurück, in den letzten Jahrzehnten wurden aufgrund des Tourismus die Gebäude aber oft verändert oder entkernt. Insgesamt ist das Ortsbild aber trotzdem recht toll und gut erhalten.

    Zuerst das Plätzchen westlich der Kirche

    Typischer Fall: Kern 16. Jh, vollkommen umgebaut.

    Gegenüber das Kaffeehaus Schopp, ebenfalls aus dem 16. Jahrhundert, wurde aber schon im 19. Jahrhundert ein Opfer des Tourismus.

    Unser Rundgang geht - nicht wie erwartet - Richtung Markt, sondern zuerst Richtung südliche Vorstadt, denn das Beste kommt ja schließlich zum Schluss.

    Zuerst eine nette Villa, Anfang 20. Jahrhundert, heute Sitz der Polizei.

    Zunächst eine ganz tolle Sehenswürdigkeit: Die Pestsäule aus dem Jahre 1564 (Sockel 1648), angeblich die älteste dieser Art in Salzburg.

    Der Sockel - wie gesagt - ist jünger.

    Aus dem 16. Jahrhundert stammt dieses spät- bzw. nachgotische Haus, wovon das Rundbogenportal und die Sohlbänke noch zeugen.

    Ebenfalls im 16. Jahrhundert wurde dieses Haus errichtet (1544)

    Giebel, Dach und Balkone 1888

    Villa um 1900

    Allgemein fällt auf, das die Saalachtaler Menschen irgendwie alles dekorieren und verzieren. Wirklich schön! Man kann´s aber auch übertreiben :biggrin:

    Kern wohl 16./17. Jahrhundert

    Dieses prächtige Anwesen wurde im 18. Jahrhundert erbaut, die Lüftlmalerei ist tatsächlich noch original (Tiroler Einfluss), nicht so aber der Balkon, eine Zutat aus den 60ern

    Dazu das moderne Gegenstück

    Kleines Auszugshäusl 1. Hälfte 19. Jahrhundert

    Prachtvoller Gasthof aus dem 15./16. Jahrhundert - Gasthof zum Schweizer, Fam. Kracher :D

    Nächstes Haus - Neubau?

    Von wegen!

    Laut Bezeichnung wurde dieses Gebäude 1674 errichtet, Das Erdgeschoss des linken Gebäudeteils (vorspringend) scheinbar noch älter (die Küche, die früher als der Rest in Stein aufgeführt worden war)

  • Nun zum Zentrum von Lofer.

    Der Steinerwirt, ein Gebäude wohl aus der 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts oder aus der 1. Hälfte des 16. Jahrhunderts hinter einer historistischen Fassade.

    1606 - "Gott segne deinen Ausgang wenn du gezahlt hast"

    An der Rückseite noch ein altes Fenstergewände sichtbar

    Inneres: Im Gegensatz zum Äußeren sind die Innenräume hervorrangend erhalten (Wie fast alle Häuser in der Gegend: Mittelflurgrundriss mit flurparalleler Treppe und seitlich am Mittelflur angeordneten Räumen)

    Die Marktstraße Richtung Osten - Rathaus, Kirche. Häuser durchwegs im Kern 15./16./17. Jahrhundert.

    Das Hotel Bräu, erbaut 1639 ?, vielleicht auch älter. Fassade 3. Drittel 19. Jahrhundert.

    Am winzigen Platz vor dem Rathaus

    Gasthof zur Post, 15./16. Jahrhundert (hier die Rückseite), Lüftlmalerei modern

    Gegenüber dem Rathaus die Raiffeisenbank, 15./16. Jahrhundert

    Das prächtige Rathaus, 2. Hälfte 16. Jahrhundert, bemerkenswert die zwei zinnenbekrönten Eckerker

    Des Rathauses andere Seite

    Innen Mittelflurgrundriss (hier das Obergeschoss)

    Gefallenendenkmal von 1900 (hundertstes Jubiläum der Schlacht gegen die Franzosen)

    Nun zu den Gebäuden östlich des Marktplatzes:

    Ehemaliges Postamt von 1735, schöne Barockfassade der Bauzeit. Kern wohl noch älter (siehe rückseitiger Böschpfeiler)

    Ackerbürgerhaus, wohl 1. Hälfte 19. Jahrhundert mit sicherlich älterem Kern

    Ehemaliges erzbischöfliches Bräuhaus; erbaut um 1670. Die prächtige Fassade bezeichnet 1753

    Am Giebel (Firstpfette) findet sich die Bezeichnung "1670"

    Im seitlichen Garten ein komisches undefinierbares Ding bezeichnet 1794

    Hinter dem Brauhaus befindet sich ein Gebäude, dessen Zweck mir rätselhaft ist. Auf den ersten Blick wirkt es mit seiner neugotischen Fassade wie eine Fabrikslagerhalle eines reichen Unternehmers aus dem 19. Jahrhundert, bei genauerer Betrachtung entdeckt man aber die Fensterrahmungen und Böschpfeiler, die eher ins 16./17. Jahhundert weisen. Wahrscheinlich irgendein ehemaliges Brauereigebäude, ich bin mir aber nicht sicher. Heute - so scheint es mir - wird es als private Geheimmilitärbasis oder so genutzt.

    Zum Abschluss etwas außerhalb des Ortes:

  • Nun zur Umgebung von Lofer und den südlich davon gelegenen Gebieten: Rund um die Gemeinden St. Martin und Weißbach. Besonders hier sind meine Fotos nur sehr lückenhaft, hauptsächlich Kapellen und Bauernhöfe habe ich fotografiert.

    Zuerst einige Bauernhöfe: Es ist wirklich überraschend, wie gut die Bauernhöfe erhalten sind und wie alt sie sind. Scheinbar begann man schon im 16. Jahrhundert, Steingebäude zu errichten, die sich logischerweise in vielen Fällen bis heute erhalten haben. Aber auch die hölzernen Bauteile (Giebel, Dach) stammen oft aus dem 17./18. Jahrhundert.

    Hier fand ich südwestlich von Lofer dieses nette Anwesen, scheinbar eine ehemalige Mühle mit einer Landwirtschaft. Sie stammt wohl aus dem 16. oder 17. Jahrhundert (zu beachten die Fenstergewände), der prachtvolle Holzbalkon um 1900.

    Wahrscheinlich in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts wurde dieser nahegelegene Hof erbaut.

    Im östlich von St. Martin gelegenen Dörfchen Strohwolln steht diese Kapelle aus der 1. Hälfte des 18. Jahrhunderts

    In selbigem Orte:

    An der Straße nach Weißbach

    Das Dorf Weißbach südlich von Lofer:

    Im Bergdorf Wildbach, ganz in der Nähe vom vorhin vorgestellten Strohwolln, steht die St. Georgskapelle.

  • In Zell am See gibt es jede Menge große Häuser (von Höfen kann man dort nicht mehr sprechen) aus dem 15. Jahrhundert mit Kielbogenportalen, etwa dieses Gebäude :

    In Saalfelden sieht es ähnlich aus, wenn auch weniger beeindruckend.
    Wäre noch zu prüfen, wie groß das Verbreitungsgebiet dieser regionalen Spätgotik ist.

  • Nun zur Ortschaft Au (Gemeinde Lofer), die sich nordwestlich vom Gemeindehauptort befindet

    Dort steht ein entzückendes Kircherl aus dem Jahre 1648. Erweitert und neu eingerichtet wurde der Bau 1709 und um 1745. Verständlicherweise ist der kleine Sakralbau ein beliebtes Ziel für Tagestouristen, die in großen Zahlen aus dem benachbartem Bayern kommen.

    Interessant ist das Loch neben dem Portal, das zum Opferstock geht, falls die Kirche geschlossen ist. So etwas habe ich noch nie gesehen, kommt aber hier scheinbar öfter vor.

    Inneres: Der Hochaltar stammt aus dem Jahre 1709, die Seitenaltäre aus der Bauzeit.

    Rund um die Kirche befinden sich zahlreiche sehr prächtige und alte Bauernhofe, besonders toll diese beiden:

    Dieses Gehöft wurde laut der Bezeichnung am Portal 1751 errichtet, schon aber die Formensprache des Portalgewändes weist in eine ältere Zeit, wohl 16./17. Jahrhundert. Laut einer jüngeren gemalten Bezeichnung wurde das Gebäude schon 1495 urkundlich erwähnt. Die Firstpfette ist mit der Bezeichnung 1865 versehen.

    Die seitlichen galerieartigen Holzgestelle dienten ursprünglich zur Lagerung von Brennholz.

    Das Nachbargehöft hat ebenfalls einen sehr alten Kern. Die Stein- und Portalgewände wurden wohl im 16. Jahrhundert oder sogar etwas früher aus dem Stein gemeißelt. Die Putzfassade aus der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts? die Balkone sehen jünger aus (19./20. Jahrhundert)

    Umgebung von Au:

    Beim Lenzengut erzählt ein Marterl von einer tragischen Geschichte:

    Ein weiteres Pestmarterl

  • Da möchte man am liebsten gleich mal wieder in die Berge fahren...

    Lofer selbst habe ich mir noch gar nicht angeschaut, hat mal wieder die Zeit dafür bisher offenbar nicht gereicht. Dachte gar nicht, dass es da doch einiges Interessanteres aus älterer Zeit gibt. In der Kirche von St. Martin war ich aber auch schon und in Maria Kirchental. Sonst kenne ich das Land Salzburg abseits der Landeshauptstadt noch recht wenig.

    Eigene naturlastige Aufnahmen von einem Tagesausflug nach Lofer und Umgebung im Extremfrühjahr 2007 (das genaue Gegenteil zu heuer):
    Lofer - April 2007


    Lofer und die Loferer Steinberge

    Maria Kirchental:

    Irgendwann, irgendwo habe ich mir mal eine Postkarte gekauft mit der rückwärtigen Bezeichnung „Ein schöner Tag in den Bergen“. Etliche Jahre war mir nicht klar, welche Kirche darauf abgebildet ist bis ich wohl durch Zufall darauf gekommen bin, dass es sich dabei um die Auer Antoniuskirche handelt.

  • Mündener: Mir gefallen diese Kielbogenportale auch sehr gut. Sie sind scheinbar in großen Teilen Salzburgs verbreitet: Ich habe solche auch schon in Rauris südlich des Inntals gesehen (hier sind sie noch viel eleganter, steiler und spitzer), Im Pongau (Ich habe einmal St. Johann i. P. und umliegende Orte besichtigt) habe ich sie - glaube ich zumindest - nicht gesehen. Meine Erinnerung ist nur vage, aber im Gegensatz dazu bilde ich mir ein, dass im Lungau eher Rundbogenportale verbreitet waren. Übrigens sind die Kielbogenportale nicht immer gotisch; Im 16. und im frühen 17. Jahrhundert hat man diese auch verwendet.

    Markus: Danke für deine Bilder! Maria Kirchenthal konnte ich leider nicht besichtigen, wir hatten nur drei Tage Zeit, und ich plante die Touren nicht. Aber eine sehr schöne Wallfahrtskirche!

    Übrigens kommen in den nächsten Tagen noch ein paar Bilder von Unken.

  • Noch ein paar Bilder zu Maria Kirchental, dem neben Maria Plain bedeutendsten Wallfahrtsort im Land Salzburg.

    Die Wallfahrtskirche Maria Kirchental in einem Hochtal oberhalb von St. Martin bei Lofer stammt vom bekannten J. B. Fischer von Erlach, der v.a. in Salzburg und Wien viel tätig war und dort u.a. Kollegienkirche und Dreifaltigkeitskirche bzw. die Karlskirche schuf. Bauzeit war 1694-1701.


    mit Loferer Steinberge


    im neubarocken Hochaltar das Gnadenbild des frühen 15. Jh., das Jesukind mit Stieglitz


    Laut Wikipedia besitzt Maria Kirchental die größte Votivbildersammliung Österreichs.


    mit Berchtesgadener Alpen

  • Nun zum letzten Ort: Unken

    Die Gemeinde befindet sich etwa 10 km nördlich von Lofer und ist an drei Seiten von Deutschland und Bergen umgeben.

    Die schöne barocke Kirche wurde nach einem Brand 1758-60 errichtet. Der Turm ist im Kern gotisch.

    Die Altäre aus der Bauzeit:

    Einige Details:

    Im hinteren Teil der Kirche befand sich eine Osterkrippe:

  • Ortsverbauung:

    Pfarrhof

    In einem scheinbaren Neubau (Gasthof) stieß ich überrascht auf dies:

    Etwas außerhalb des Ortszentrum stand dieser spektakuläre Gasthof aus dem Jahre 1832:

    Daneben ein Bildstock: 1762

  • Zum Abschluss noch ein paar Bilder einer Kapelle auf halber Strecke zwischen Lofer und Unken:

    Nun ja, das war´s dann aus dem Saalachtal. Ich hoffe euch aht der Strang gefallen! :smile:

  • Herzlichen Dank Tobias, dass du uns diese vielen eher unbekannte Gegend deiner Heimat genauer vorstellst. dieser Einklang von Natur und lokaltypischer alpenländischer Bebauung ist immer wieder schön anzusehen.

    Wenn ich mir übrigens die auch von Markus (Danke!) vorgestellte Wallfahrtskirche Maria Kirchenthal ...


    ... genauer ansehe, muss ich sagen, dass für meinen Geschmack selbst ein Genie des Barocks wie Fischer von Erlach nicht nur Meisterwerke hervorgebracht hat. Ähnlich wie die Fassade der Salzburger Markuskirche finde ich auch die hier gezeigte Fassade von Maria Kirchenthal wenig überzeugend. Die Dachgestaltung mit den Turmaufsätzen scheint mir unproportioniert und der Fassade fehlt auch der barocke Schwung und die Plastizität, wie Fischer v.E. sie in seinen Meisterwerken wie der Wiener Karlskirche oder der Salzburger Kollegienkirche umgesetzt hatte.

  • Danke auch für deinen Beitrag, Frank!
    Ich muss dir Recht geben, ich finde auch, dass Maria Kirchenthal nicht so gelungen ist. Die Fassade wirkt sehr streng und steif, und - du hast recht - die barocke Lebendigkeit fehlt. Außerdem hätte man den Giebel niedriger oder die Türme höher ausführen sollen, sonst wirkt die Fassade so blockhaft. Die Idee der Türme mit den Laternchen finde ich aber interessant.
    Trotzdem finde ich die Kirche aber recht nett, besonders die Lage ist toll.

    aus dem Internet:

    http://www.st-martin.co/media/cms/2012…-kirchental.jpg

    http://jbdatko.files.wordpress.com/2012/06/img_1553.jpg

    http://www.tagschmetterlinge.de/images/2007/lo…007_04_15_3.jpg

    http://www.tauernradweg.at/images/ausflug…ahrtskirche.jpg