Corena Nova (Neuenburg - Kornmarkt) (Galerie)

  • An beiden Seiten des unregulierten Donaustroms entstanden zeitgleich zwei sehr ungleiche Städte. Eigentlich war es nur eine Stadt, zumindest damals - Neuenburg (Niwenburg). Heute gehören diese Städte zwei verschiedenen politischen Bezirken an und sind durch den Strom voneinander beträchtlich abgeschirmt.

    Damals war eine Furt durch die damaligen Donauarme eine günstige Verbindung (heute gibt es eine krisengebeutelte Rollfähre).

    Zitat

    Der lateinische Name war Corena Nova. Im Jahre 1136 wurde es erstmalig urkundlich in der Gründungsurkunde des Benediktinerklosters Klein-Mariazell erwähnt, als neuer Marktplatz - novum forum, forum trans Danubium. 1298 erhielt CN das Stadtrecht durch Herzog Albrecht I., was die formelle Trennung von Klosterneuburg bewirkte.

    Das war Wikipedia, der ich indes in Sachen Corena Nova nicht allzuviel Glauben schenken würde, wie leicht zu sehen sein wird, wenn man dort nur ein paar Zeilen weiterliest. Doch dazu später einmal.

    Die Vorstellung dieser Stadt wird eine Weile in Anspruch nehmen, zumal ich gedenke, einiges von meinem historischen Photomaterial einzustellen. CN ist eine alte Stadt, mit einigem Erhaltenen, aber leider auch einigem Verlorengegangen. Wenn ich nicht die Lust vorzeitig verliere (was leider nicht auszuschließen ist), könnte es sein, dass dies die bisher umfangreichste öffentliche Darstellung der Stadt wird*.

    Für den Juhser hier soll diese Galerie den Nutzen haben, eine Stadt kennenzulernen, die er wohl nie in seinem Leben betreten wird. Sozusagen eine einzige Chance. Wenn ich daran denke wieviel hier noch nie in der Nachbarstadt Wien gewesen sind, erscheint es geradezu absurd, eine Reiseempfehlung für CN abzugeben. Der einzige Sinn für das Betreten dieser Stadt wäre in der Suche nach einem billigeren Ausgangsquartier für Wien gelegen (und man muss zugeben, dass diese Idee gar nicht so blöd wäre).

    Wir fangen wahllos mit ein paar Bildern an, die ich unlängst gemacht habe. Der Grund ist rasch erzählt (und für die Stadtmitte katastrophal): Da das Landesgericht vom Hauptplatz in die Peripherie übersiedelt, machte ich von dort noch rasch ein paar Bildlein.

    *Um gewisse (fremde) Privatsphären zu wahren, ersuche ich die Moderatoren, den heute gängigeren Namen dieser Stadt nicht in der Überschrift aufscheinen zu lassen( damit die Auffindbarkeit dieses Stranges erschwert bleibe.

    Wie man schnell sehen wird, entspricht diese Stadt nicht meinen Qualitätsanforderungen, allerdings habe ich sie mir nicht ausgesucht.
    Bild I:

    Bild II:

    Bild III:

    Bild IV:

    Bild V:

    Bild VI:

    Bild VII:

    Bild VIII:

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Die Stadt ist jetzt vielleicht keine, die mit besonderen Eizigartigkeiten aufwarten kann(befürchte Ich, lasse mich aber gern überraschen... :) ), aber irgendwie halt so wie man sich die österr. Kleinstadt vorstellt: Barock, Historismus, Kirche, Marktplatz... Ich erinnere mich, die Stadt mit dem Kloster besucht zu haben.

    Architektur ist immer subjektiv, da sie wie jede andere Kunstform vom Auge des Betrachters abhängt.

  • @ursus: besten Dank schon einmal für deinen einleitenden Beitrag über Korneu... Auch ich war natürlich noch nicht dort. Nach Betrachten deiner wenigen Bildern verstehe ich nicht ganz, warum du die Stadt so schlecht redest. Wahrscheinlich liegt es an meiner relativen Anspruchslosigkeit. Vielleicht ist es aber auch eher der mir unergründliche ursussche Humor oder der Wunsch, unerwünschte Besucher in dieser Stadt zu verhindern?
    Mich würde allenfalls der Autoverkehr im Zentrum stören, ansonsten sehe ich noch nichts, was mich besonders abschrecken würde. Im Gegenteil, mir gefällt diese Vermischung verschiedener historischer Baustile eigentlich sehr. Bin schon auf deine weiteren Bilder gespannt.

  • Wer echten ursianischen Humor liebt, möge den Wikipedia-Artikel über die Stadtanlage lesen.

    Wir aber machen ernst weiter:

    CN Hauptplatz - Verlorenes (oder wertfrei Nichtexistierendes):

    Stadtturm in unterschiedlichen Entwicklungsstadien.


    Gut, dies ist nicht unbedingt ein Verlust, wird man angesichts des Heutigen sagen. Aber immerhin beinhaltete die Schranne dies:

    Hier wird sie gerade abgebrochen, die romanische Nikolaikirche.

    westliche Problemseite: das ging dem historistischen Minnich-Kaufhaus samt Stadtsaal voraus (Bild I Haus mit grüner Kuppel):

    Vis-à.vis:

    Hier wird das Grätzl grad verkleinert. Der Giebel links, ein got. Speicher, fiel erst in den 50ern des 20. JH.

    Der schmerzlichste Verlust des Platzes: das Eckhaus Stockerauer Straße.


    Vgl Bild I. Der Abriss erfolgte um 1920. Ds Nachfolgebäude war schwächelnder, karger Posthistorismus, aber immer noch besser als der heutige Kitschbau, vom jüngst angebrachten Erker ganz zu schweigen.

    SSchräg gegenüberliegende Platzecke:

    = ehem Kladivo-Haus. Wurde aber um 1910 würdevoll ersetzt

    Das Fetterhaus (Nordseite) hingegen wurde dank der wirtschaftlichen Potenz des heutigen Franz Fetters (Fa Ö-Bau) in einen unsäglich kitschigen Neubau verwandelt.

    Wie man sieht, musste die STadt viel aushalten - und das war erst der Hauptplatz. Abseits desselben waren die ästhetischen Bedenken noch geringer, wie zu sehen sein wird.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

    Einmal editiert, zuletzt von ursus carpaticus (10. August 2012 um 21:10)

  • @DW Warum hast den Kommentar gelöscht und als PN gesandt? Das war doch Fragen von allgemeinem Interesse (so ein solches besteht).

    Die Nikolaikirche wurde 1193 eingeweiht, der Stadtturm erst 1440-47 gebaut. Er war nie als Kirchtum gedacht, eher als Solitär wie jener zu Enns. Er wurde im 30-jährigen Krieg beschädigt und darbte dann bis zu seiner Wiederherstellung so dahin. Man sieht, dass er schon vor dem Rathausbau hübsch hergerichtet worden ist. Beim Rathausbau wurde seine Einbeziehung sehr kritisiert (zu "plump" für diesen schönen Neubau). Die Türmerstube ist frei zugänglich.
    Die Nikolaikirche neben ihm wirkte allzu gedrungen, was dann wohl zur skurrilen Schrannenüberbauung führte.

    Die Frage nach dem historischen Rathaus kann ich auch nicht zuverlässig beantworten. Ich vermute, dass sich dieses an Stelle des (bald ehemaligen) Landesgerichtsgebäudes am Hauptplatz befand. Es ist interessant, dass sich für mich kein Bild vom Vorgängerbau findet. vgl dieses Bild von ca 1850: WebGallery
    Bild 36 Gebäude rechts.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Der Turm wurde über das Chorquadrat der Kirche gebaut, sozusagen nach der Art von Ostturmkirchen. Dh. dass eigentlich Substanz des alten Baus erhalten sein müsste. Der Turm war immer als Stadtturm und niemals als Kirchturm disponiert gewesen. An ihm ist nichts typisch für die Region - einen zweiten Turm dieser Art gibt es bei uns nicht. Die historistischen Buntziegeln am Dach sind schon typisch für NÖ, auch Wien, vgl St. Stephan, man findet sie in ganz Altösterreich, und wie man bei einem der letzten Rätseln gesehen hat, auch in Bayern.
    Man muss die Weite des Platzes ins Auge fassen: 170x110m, einen derartig großen Zentralmarkt gibt es weit und breit nicht, Kleinstädte wie Wien oder Pressburg können da nicht mithalten, nicht einmal Linz, da muss man schon weit ins Mährische hinein, mitten auf die böh.-mähr. Höhe.

    Und dieser Platz war ganz offensichtlich nicht besonders würdig ausgefüllt, überhaupt, nachdem Neuenburg Nord selbständig geworden war. Ausschlaggebend waren wohl auch forifikatorische Aspekte, nicht zuletzt als Wach- und Feuerturm. Man stand ohnehin am Vorabend großer Auseinandersetzung, bald kam Mathias Corvinus und danach die türkische Pest, letzterer hielt die Stadt zweimal stand. Davor musste die Stadt sich den Schweden ergeben, was sich von einer osmanischen Besetzung nicht sehr stark unterschied, zumal dies der physischen Vernichtung der Einwohnerschaft ziemlich nahegekommen sein dürfte...
    Kanpp vor Kriegsende wurde die Stadt von der Roten Armee eingenommen, was das heißt, dürfte bekannt sein. Zuvor wurde sie durch amerikanische und russische Bomber wiederholt angegriffen. Da die Öllager getroffen wurden, schwimmt die Stadt heute auf einem riesigen unterirdischen Ölsee. Der einzige Stadtteil, der ziemlich unbeschadet davongekommen ist, ist die Altstadt (komplementär zum britischen Zerstörungsmuster). Alle äußeren Teile sind heillos zerrüttet, nur im Osten gibt es einen kleinen zusammenhängenden Gründerzeitgürtel.
    Der dargestellte (und noch viel weitergehende) Verlust von Baudenkmalen ist dagegen hausgemacht.

    Fahren wir fort mit historischen Bildern vom Hauptplatz. Alles Gezeigte ist erhalten.

    Das links angeschnittene Haus (Kladivohaus) wurde wie erwähnt ersetzt. Der Nachfolgebau ist unten links angeschnitten. Erstaunlicherweise blieb die Brandruine bis heute erhalten:

    Die gut erhaltene Südseite. Man beachte den Erker links:

    Voilà:

    Der heutige Zustand ist erbärmlich, wenngleich wohl keine Gefahr besteht. So was lässt man nciht einmal bei uns verkommen.

    Zum Abschluss ein Bild vom Rathaus in winterlicher Pracht:

    So, damit wär ich fürs Erste mal fertig. Weitere Bilder müssen nämlich erst gemacht werden.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

    Einmal editiert, zuletzt von ursus carpaticus (11. August 2012 um 15:24)

  • Interessantes Örtchen. Danke für die Einführung.
    Ich hoffe, ich kann hiermit Betrachtenswertes ergänzen:

    Liste der denkmalgeschützten Objekte in Korneuburg – Wikipedia
    Eine doch recht umfangreiche Liste, die (falls berechtigt) K. doch recht sehenswert erscheinen lassen muss.

    Historische Postkarten > Ansichtskartensammlung
    Leider ist die Seite (zumindest bei mir) schneckenlangsam...

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Danke für die Hinweise, demnach steht der gesamte Hauptplatz unter Denkmalschutz, was jedoch in Anbetracht der laufenden (natürlich nachteiligen) Veränderungen nicht viel bedeutet.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.