Ich seh das anders! - das Wien innerhalb der Stadtmauer war schwerpunktmäßig jahrhundertelang Wohnort des Kaisers, Adel und Klerus und in geringerem Umfang der einfachen Bürger - die Massen lebten in den Vorstädten!
Erst dadruch entstanden die ausgedehnten Stadtschlossanlagen, Adelspaläste und Kirchen/Klöster, die den Ruf Wiens als Touristmusmagnet ausmachen!
Durch den Zusammenbruch der Monarchie und Installierung der Demokratie wurde der heutige 1 Bezirk Wohnort auch des einfachen Mannes!
Heute nach fast 100 Jahren Demokratie wird diese Entwicklung wieder erneuert - kapitalkräftige In- und Ausländer erobern den Bezirk - Firmen ziehen hinaus in die Peripherie und machen Platz für zahlungskräftige Bewohner! Damit verliert der 1. Bezrik allmählich diesen Banken/Versicherungs/Bürokratie-Charakter und wird wieder verstärkt zum Wohnbezirk, wie das auch das aktuelle Projekt am Hohen Markt zeigt:Und wie man sieht - Wohnungsangebote jenseits der 200 m2 kann sich nur der "heutige demokratische Geldadel" leisten - sonst schaun eben die Gegenden so aus, wie du sie namentlich genannt hast - unwürdig für das Aushängeschild einer Innenstadt, gemieden von den Touristen und Wienern!
Daher finde ich diese "Verluxurisierung" des 1. Bezirk wohltuend und passend im historischen Kontext!
Das damalige Adelssystem lässt sich nicht auf unsere heutigen Verhältnisse spiegeln. Ja extreme arm/reich scheeren haben erst diese schönen Prunkbauten hervorgebracht, aber das ist nicht vergleichbar mit der heutigen Verteilung von Kapital. Und in erster Linie sollte es auch nicht das Ziel einer demokratischen Republik sein einen neuen Adel zu schaffen oder deren Entwicklung zu begünstigen.
Jedes gute Stadtbild funktioniert indem Arm und Reich sich die Viertel möglichst gleichermaßen teilen, was ja kein wirkliches Geheimnis ist.
Mit der Ausrede durch ein protziges Zentrum einen Touristenmagneten zu schaffen, werden andere Bereiche vernachlässigt und ghettoisiert. Nicht dass ich es nicht toll finde das Wahrzeichen für die Stadt, wie zB Schönbrunn und einzelne Palais schön herausgeputzt, renoviert und zu großen teilen öfftenlich zugänglich gemacht werden, aber wenn man sich zb das alte Prag ansieht erkennt man wie viel Charme in alten Gassen steckt die nicht auf Hochglanz poliert wurden und von irgendwelchen reichen, internationalen Geschäftsleuten kontrolliert wird. Für mich gleicht das einem Disneyland für Reiche und Touristen. Mit tatsächlichem Adel oder Stil hat dass dann nur noch wenig zu tun.
Stell dir vor das Hawelka und Cafe Alt Wien würden auf hochglanz poliert werden - schrecklich. Ich nenne es eher oberflächlich als die liebe zu den alten Gebäuden. Ich stimme dem zu dass der erste Bezirk nicht dem Verfall überlassen werden sollte und gezielt Gebäude durch renovierung hervorgehoben werden, aber zu viel ist zu viel.