Architektur als Handwerk

Ich wollte Euch mal zeigen, wie handwerklich Architektur schon im reinen Entwicklungsprozess der Pläne vor der Digitalisierung auch war. Man kam fast von allein in Kontakt mit Fragen nach Funktionalität und Design, so mussten die eigenen Zeichnungen verständlich sein, und handwerklich gut gemacht. Wie liest meinen Plan der ausführende Handwerker, welche Informationen sind praxisrelevant. Die Computer heute nehmen einem viele diese Überlegungen vollständig ab.

Teils scheinen die technischen Zeichner auch ganz körperlich mit dem Entwurf in Kontakt getreten zu haben.

Hier noch mehr Aufnahmen, jedoch auch aus dem nicht architektonischen:

19 Amazing Vintage Photos That Show How People Worked Before AutoCAD

Technological advances cause some professions to cease to exist, but in the case of drafting technicians, it just made their desks smaller and tidier. AutoCAD…

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Die Beschleunigung des Entwurfsprozesses führt m.E. gerade auch heute zu manchen missglückten Ergebnissen, was jedoch auch das Zeichnen nicht immer verhindern kann, so hatte dieses offensichtlich teils auch manufakturartige Dimensionen:

Wer jedoch heute noch einen ganz bestimmten Teil dieser handwerklichen Fähigkeit erlernen möchte, so kann er dies außerhalb des Studiums:

Ein spannender Beitrag zum Entwurf des Stuttgarter Hauptbahnhofs bzw. seines Kernelements, der Kelchstütze:

Exemplarisch wird hier im Kapitel ,,Der Architekt" gezeigt, dass das Architekturhandwerk viel mit der Beschäftigung von physikalischen Phänomenen zu tun hat, und hier, um sich der Komplexität etwas zu entledigen, auf raffinierte Modellarten zurückgegriffen wird bzw. wurde. Sehr ähnliche physische Modelle halfen auch bei der Gestaltung z.B. der Sagrada Familia in Barcelona. Die konkrete Zusammenarbeit mit Otto Frei führt nicht zufällig entsprechend auch zu Assoziationen mit dem Münchner Olympiagelände.

Wie Herr Ingenhoven im Video ausführt, steht damit dieser Bau in einer Traditionslinie zu historischen Konstruktionsweisen. Von der Konstruktionsweise des römischen Pantheons über Gewölbetechniken im Ziegelbau kommt mit modernen Methoden die nächste Evolutionsstufe. Und ich finde, man merkt dem Bau diesen handwerklichen Ansatz heute bereits an. Er wirkt sehr in sich ruhend, trotz der gewagten Gestaltung, wirkt wenig abweisend und menschenfeindlich, trotz des omnipräsenten glatten Betons. Und auch nicht plump oder banal, trotz des hoch repetitiven Einsatzes der Architekturelemente. Diese elegante ,,Mühelosigkeit", die man von vielen historischen Bauwundern kennt, wird hier auch spürbar.

Zitat von Sir Moc

Das CAD zeichnen hat dazu beigetragen, dass heute alles quadratisch ist. Denn Rechtecke und Quadrate lassen sind digital viel leichter zeichnen, als organische Formen per Hand.

Das merkt man auch in meinem Beitrag #2, bei dem über das physische Modell und mithilfe von Vermessungsingenieuren dem Computer erstmal diese organische Form ,,beigebracht" werden musste. Ein gewaltiger Aufwand, nur um dann bei Formen zu landen, die man früher quasi empirisch entwickelt hat.