Dresden - Revitalisierung Sachsenbad (auf Eis)

  • Das Sachsenbad im Sachsenspiegel (Bericht in der MDR-Regionalsendung vom 12. Mai 2021)

    (wohl nur kurze Zeit verfügbar)

    Das Sachsenbad, davor die Bushaltestelle Wurzener Straße, Buslinie 64 (Foto: Z thomas, 20. Februar 2011, CC-BY-3.0)

    Ich wäre nicht auf die Idee gekommen, dass dies ein Schwimmbad sein soll. Es sieht doch sehr industriemäßig aus.

    Das Sachsenbad mit dem Sportplatz im Vordergrund (Foto: Bybbisch94, 7. September 2010, CC0)

    Das Sachsenbad (Foto: Bybbisch94, 26. November 2020, CC-BY-SA-4.0)

    Das Sachsenbad an der Wurzener Straße 18 (Foto: Jörg Blobelt, 11. April 2014, CC-BY-SA-4.0)

    Ein eigenartiges Gebäude, aber es hat schon eine gewisse Ausstrahlung. Erbaut 1929. Die zwanziger Jahre waren in der Architekturgeschichte eigentlich auch eine interessante Zeit.

  • Kleiner Exkurs nach Leipzig (LZ und LVZ) in ähnlicher Sache:

    Oliver Gebhardt, Aufsichtsrat Sportbäder Leipzig [...]: „Mit dem kommunalen Eigenbetrieb Sportbäder Leipzig GmbH (SBL GmbH) haben wir einen erfahrenen Schwimmhallenexperten und zuverlässigen Partner der Stadt vor Ort. Gemeinsam könnte es gelingen, das Stadtbad wiederzubeleben und es zugleich in kommunaler Hand zu erhalten. Wir haben hier die klare Vision, dass unser Stadtbad mittelfristig fester Bestandteil der Leipziger Schwimminfrastruktur wird und darüber hinaus, ganz in seiner Tradition angelehnt, weitere Erholungs- und Freizeitangebote bieten kann.“

    [Der] Ratsbeschluss aus dem Jahr 2013 zum Verkauf der städtischen Immobilie in der Eutritzscher Straße [soll] aufgehoben und stattdessen eine künftige Nutzung als Badeort durch die Stadt angestrebt werden.

    [...]

    Gutachter hatten seinerzeit einen Investitionsbedarf von 25 Millionen Euro ermittelt.

    Es gibt aber auch eine Förderstiftung und zwischenzeitlich anderweitige Nutzung im Leipziger Stadtbad. Das Dresdner Sachsenbad wurde einfach zu lange vernachlässigt - wirklich schade drum, v.a. dass die Stadt das Gebäude aus der Hand gibt und sich spätere Optionen selbst zunichte macht.

  • Hier noch eine schöne Luftaufnahme vom Sachsenbad (Bildrechte: MDR)

    Ja, das Leipziger Stadtbad ist ein ähnlicher Fall. Auch der MDR hatte das Thema am 13. Mai gebracht:

    mdr.de/nachrichten/sachsen/leipzig/leipzig-leipzig-land/stadtbad-leipzig-zukunft

    In Leipzig besteht also noch Hoffnung. Aber auch dort zieht sich das Trauerspiel schon ewig hin. Die Stadt sollte doch froh sein, ein solch einzigartiges Badehaus zu haben! Nun will sie das Bad wohl behalten, aber wird sie auch das Geld für die nötigen Investitionen und Betriebskosten haben?

    Es wäre wichtig, diese Häuser auch als Bäder zu erhalten. Zumindest die wichtigsten Interieurs sollten erhalten bleiben. Die Fassaden sind in Dresden wie in Leipzig alles andere als aufregend. Man sieht es beiden Bädern von außen nicht an, welche Bedeutung sie als Denkmal haben.

    Ein schönes Detail beim Sachsenbad fiel mir bei "Neues Dresden" auf. Dort ist eine Skulptur von Eugen Hoffmann abgebildet, die "Wasserspielerin" (hier die Abbildung in groß, während einer Ausstellung im Dresdner Stadtmuseum 2019). Ich dachte: Nanu, die Plastik kenne ich doch. Aber nicht aus Dresden, wo sie einst im Sachsenbad stand, sondern aus Halle. Dort war die "Wasserspielerin" 2018 in einer Sonderausstellung des Kunstmuseums Moritzburg zu sehen ("Ideale. Moderne Kunst seit Winckelmanns Antike" - auf der zweiten Seite des PDF sieht man sie auf Bild 2 in der Ausstellung). Das war eine herrlich unkonventionelle Schau, Hoffmanns Wasserspielerin ist eine Plastik, die Spaß macht. So prall und rund und sinnlich. Sie war aber keine Leihgabe aus Dresden und auch nicht aus Bronze. Es gibt wohl mehrere Exemplare.

    Das führt uns dann zur Moderne der Weimarer Republik in Mitteldeutschland. Ja, Dresden hatte da eine große Bedeutung, aber auch Magdeburg und Halle. Das Sachsenbad lässt sich in einen größeren kulturgeschichtlichen Zusammenhang einordnen. Und so wird ein Gebäude, das auf den ersten Blick von der Straße aus wenig hermacht, doch interessant und facettenreich.

  • Die unendliche Geschichte geht weiter, nachdem die Stadtverwaltung Geld "gefunden" hat, nämlich überschüssige 109 Millionen Euro aus dem Jahresabschluss 2020, wodurch sich die Fraktion DIE LINKE im Stadtrat getäuscht und die knappe Entscheidung zum Verkauf des Sachsenbades unter falschen Voraussetzungen getroffen sieht.

    Mit einem Antrag will sie eine neue Entscheidung, die im Sinne des Votums des Bürgerforums einen Erhalt des Gebäudes in kommunaler Hand (bzw. einem kommunalen Unternehmen) und eine Sanierung als Gesundheitsbad vorsieht. Auch die Grünen kritisieren das Vorgehen. Die Sächsische Zeitung und Dresdner Neueste Nachrichten (auch hier) berichten, nachdem die Bürgerinitiative "Endlich Wasser ins Sachsenbad" in einem offenen Brief an den Oberbürgermeister ihre Enttäuschung ausgedrückt hatte.

    Es bleibt die Frage, wie sich die SPD zu diesem Antrag positionieren wird, da sie den Beschluss zum Verkauf nach Offensichtlichwerden einer fehlenden Mehrheit für den Erhalt in kommunaler Hand schließlich mitgetragen hatte. In der Mitteilung der Fraktion zum Jahresüberschuss wird das Sachsenbad nicht explizit erwähnt.

  • Das Sachsenbad wurde am 5. November 2021 verkauft, wie die Stadt in einer Pressemitteilung schreibt. Auch die Sächsische Zeitung, die Dresdner Neuesten Nachrichten und Pieschen Aktuell (letztere auch hier) berichten.

    Käufer ist die MONTIS Real Estate, der Kaufpreis betrug 1,1 Mio. Euro. Bis 2024 soll das Gebäude denkmalgerecht saniert werden und als "Innovationscampus" Büroflächen und Erholungsangebote (u.a. Sauna und Yoga), sowie Gastronomieflächen beinhalten.

  • Snork 28. Oktober 2023 um 17:58

    Hat den Titel des Themas von „Revitalisierung Sachsenbad (auf Eis)“ zu „Dresden - Revitalisierung Sachsenbad (auf Eis)“ geändert.