• Noch einige Fragen zu den historisch korrekten deutschen Bezeichnungen bzw zur frühen Geschichte.

    a) Der historische deutsche Name ist eindeutig Bechin, und nicht Beching oder Bechingen. Wikipedia präsentiert hier oft irgendwelche Bezeichnungen aus der Früh- und Urzeit als ernstzunehmende Varianten.

    Weder im Tschechischen noch im Deutschen ergibt der Name so etwas wie einen Sinn bzw lässt sich von irgendwas ableiten oder irgendwie erklären. Rastrelli schreibt zu meiner ursprünglichen Vermutung, es handle sich um einen im Zuge von bayerischer Kolonisierung entstandenen PN:

    Zitat

    Die tschechische Form - Bechin - lässt sich bis ins 12. Jahrhundert zurückverfolgen. Seit dem 9. Jahrhundert lässt sich ein slawischer Burgwall archäologisch nachweisen. Hinweise auf eine bayerische Kolonisierung sehe ich in der Gegend nicht.

    Wie der slawische Burgwall nun hieß, also ob er auch "Bechin" oä lautete, ist mir allerdings unbekannt. Tábor liegt auch neben einer alten Burg, die allerdings Kotnov hieß und nicht in den Stadtnamen Eingang fand. Die Stadt Bechin entspricht an sich dem ost. Zentralmarktschema - riesiger Rechteckplatz, davon ausgehend Ansätze einer parallelen Straßenführung. Die Burg selber ist nicht in die Stadt eingebunden, sondern steht daneben. Bechin sieht anders aus als Nicht-Kolonistenstädte wie Teltsch oder Neuhaus (wo jedoch auch der Deutsche Ritterorden seine Finger im Spiel hatte).

    Letztlich dürfte die Stadt sehr früh in Bedeutungslosigkeit versunken sein, weshalb wohl nicht sehr viel über ihre Anfänge überliefert ist. Jedenfalls wurde sie als regionales Zentrum offensichtlich von Tabor verdrängt.

    b) Wie heißt der Fluss Lužnice auf Deutsch?

    Hiezu abermals Rastrelli:

    Meyers Lexikon, 7. Aufl., Leipzig 1924-1933, hat den Eintrag "Luschnitz" und handelt unter diesem Namen den gesamten, rund 200 km langen Fluss ab - mit dem Hinweis, dass dieser als Lainsitz in Niederösterreich entspringt. Ein Stichwort "Lainsitz" gibt es in dem Lexikon nicht - nicht mal einen Verweis von "Lainsitz" nach "Luschnitz". Der böhmische Abschnitt ist mit rund 160 km der deutlich längere.

    Ich hatte ja schon darauf hingewiesen: Wir müssen uns den realen Sprachgebrauch des 19. und des ersten Drittels des 20. Jahrhunderts ansehen, um zu ermitteln, was der deutsche Name ist. Denn es geht ja darum, Geschichte zu bewahren.

    Das kann man wohl so stehen lassen. Für euch heißt daher der Fluss Luschnitz und damit basta. Für mich als Österreicher klingt das irgendwie blöd. Die Lainsitz entspringt in Ö, und ist ein für uns sehr wichtiger Fluss - der einzige halbwegs bedeutende, der jenseits der europäischen Zentralwasserscheide liegt, somit in die Nordsee führt (die Maltsch und andere Bäche sind da vergleichsweise vernachlässigbar). Damit wird der Name "Lainsitz" in jedem österreichischen Geographiebuch genannt. Daher ist für mich Lainsitz zu bevorzugen, Ausnahmen bestehen nur bei konkreten Ortsnamen wie Veselí an der Luschnitz. Das hat eben so geheißen, daran gibt es nichts zu rütteln. Veselí an der Luschnitz liegt dann scheinbar entgegen seinem Namen an der Lainsitz.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.