Also, dass irgendwer im Bistum freudig die Abrissbirne schwingt bezweifle ich aber ganz stark!
Ein Bischof hätte wohl naturgemäß mehr Freude an der Errichtung neuer Kirchen, als Ausdruck in der Gesellschaft verankerter Religiosität.
Die Realität (nicht nur im Bistum Essen) sieht aber leider anders aus. Die haben keine andere Wahl. Wer mal die Zahlen vergleicht, wer Nutzen und Kosten mal vergleicht, der wird begreifen, wieso solche Entscheidungen zustande kommen.
Wer den Baum von seinen Wurzeln trennt, der darf nicht verwundert sein, wenn die Früchte verderben. Es ist also auch eine Frage an die Gesellschaft. Die Kirche wurde mal gebaut, weil das Volk sie wollte und brauchte. Jetzt wird sie abgerissen...Angebot und Nachfrage? Es jammern meist leider genau die am lautesten (nicht nur bei Abrissen von Kirchen, sondern auch bei der Schließung kirchlicher Einrichtungen, wie Kindergärten etc.), die selber durch Kirchenaustritt, Gleichgültigkeit und absolut indifferente Lebenseinstellung genau diese Entwicklungen mitverschulden müssen! Kirchengebäude dürfen nicht nur aus kunsthistorischen Gesichtspunkten bewahrt werden und dann zu einem Etikettenschwindel einer säkularen Gesellschaft verkommen. Ein Kirchengebäude hat einen ganz klaren Zweck: es ist ein kultischer Raum, ein sakraler und für den Gottesdienst reservierter Raum, der nicht so einfach "umgenutzt" werden kann. Nur ein architektonisches Konstrukt, das seines Sinnes und Inhaltes beraubt ist, zu erhalten, halte ich für falsch.
Ich bedauere zutiefst, dass die Marienkirche nun verschwinden soll! Ich bedauere sogar jede Betonkirche, die künftig abgerissen wird. Nicht um ihrer Architektur willen, aber weil jede abgerissene Kirche zum Ausdruck einer neuen Gesellschaft wird, die Gott scheinbar nicht mehr braucht. Ich bedauere, dass wertvolle Architektur, stadtprägende Gebäude verschwinden sollen. Ich bedauere aber vielmehr die Gründe, die dazu geführt haben.
Vielleicht wird es ja den einen oder die andere geben, die sich durch solch ein trauriges Ereignis zum nachdenken anregen lässt und sich fragt, ob unsere Gesellschaft noch auf einem guten Weg ist!? Dann wäre selbst aus solchem Tun noch Gutes erwachsen.
Gott gebe, dass in unserem Land wieder Zeiten kommen mögen, da wir Kirchen erbauen und freudig erhalten, weil sie nicht nur in unseren Stadtbildern, sondern vor allem in unserer Lebensgestaltung einen wesentlichen Platz und eine wichtige Funktion haben!