Beiträge von unify

    Woran liegt das, dass in der Neusser Innenstadt noch so viel historische Bausubstanz vorhanden ist? Neußer hat man nicht so gnadenlos abgerissen wie in Mönchengladbach?

    Die Erdgeschosse wurden ganz schön ausgeweidet. Selbst das 1629 Haus steht quasi auf Stelzen. Der Denkmalschutz muss sich mehr für den Erhalt oder Wiederherstellung von Erdgeschossen einsetzen.

    Bonus: das alte Rathaus Neuss

    Die Fassade sah aus eine Kombination aus zwei Palladio Entwürfen mit diversen Anpassungen für den Ort.

    1. Palladios Entwurf für Palazzo Thiene Hoffassade mit einem rustifizierten Erdgeschoss und zurückversetzen Fenstern, so wie es laut Gemälde auch in Potsdam realisiert wurde.

    Quelle Abbildung X: https://archive.org/details/gri_33…e/n135/mode/2up

    Palazzo Thiene Hoffassade realisiert in Vicenza. Die etwas schmaleren und höheren Fenster im zweiten Geschoss entsprechen vielleicht eher der Potsdamer Version, wobei es hier auch eine starke Ähnlichkeit zur Santa Maria della Caritá in Venedig gibt.

    1024px-Palazzo_Thiene_%28Vicenza%29_-_courtyard.jpg

    2. Palladios Entwurf für Santa Maria della Caritá. Das dritte Geschoss mit den aufrechten Fenstern und der Abwesenheit von Statuen entspricht eher der Potsdamer Version. Es sieht auf dem Potsdamer Gemälde/Stich auch so aus, als wären keine Säulen oder Pilaster realisiert worden, wahrscheinlich da neben der Kirche diese als zu imposant (oder teuer?) gesehen wurde.

    Quelle Abbildung XXII: https://archive.org/details/gri_33…e/n161/mode/2up

    Um die Ecke gibt es dann den langen Neubau... leider sieht er aus der Distanz grau-grau eintönig aus.

    In der Fußgängerperspektive gibt es dann ein paar Details zu beobachten.

    Gezahntes Gesims und grüne Fenster, irgendwie postmodern

    ... und die vertikal profilierten Flächen neben dem Eingängen. Leider sind solche Details nicht aus der Distanz wahrnehmbar.

    Zum erfrischen der Augen

    Meines Erachtens war es ein Fehler für die nicht-Rekos einen weiß-grauen Farbton vorzuschreiben, denn dieser erzeugt eine dröge, einförmige Atmosphäre. Zum Vergleich die ebenfalls einfachen Fassaden in Pisa, die aber durch Farbigkeit ein angenehmeres Innenstadtgefühl aufkommen lassen.

    Wenn nachts die Farbheinzelmännchen kommen.

    Gesamteindruck

    Diese schräge Art, wie das erhaltene Teil installiert wurde, steht dem modernen Künstler nicht zu.

    Das originale, klassizistische Haus war ja bereits ziemlich zurückhaltend gestaltet, so dass eine beinahe-Leitfassade relativ einfach zu bauen war. Gestrichen wurden die Festons unter den drei Fenstergiebeln, die Stuckelemente über den Fenstern im Mittelrisalit und die Stuckelemente unter den Lünetten im Erdgeschoss (waren nur im linken Haus noch erhalten). Dafür ist die Regenrinne heute besser integriert.

    Potsdam Museum - Forum für Kunst und Geschichte. "FS 892: Potsdam, Am Alten Markt 13/14" last modified 2023-10-05. https://brandenburg.museum-digital.de/object/2627

    Der Entwurf von van geisten.marfels architekten hatte eigentlich mehr Details, etwa angedeutete Festons unter den Dreiecksgiebeln und horizontale Fenstergiebel unter den Lünetten im Erdgeschoss.

    Quelle: Neubau eines Wohn- und Geschäftshauses Alter Markt 6 (Am Alten Markt 13-14) in Potsdam
    Visualisierung: PONIE Images GbR, Aachen (i. A. der Wohnungsgenossenschaft 'Karl Marx' Potsdam eG)
    WB Kunst am Bau 'Fassadenschmuck': Wolf von Waldow, Berlin (1.Preis), https://vangeistenmarfels.de/alter-markt-13-14-potsdam.html


    Die neue Sichtachse zur Garnisonkirche wird dennoch wahrscheinlich hervorragend mit den zwei benachbarten Leitbauten im Quartier IV und V.

    Aber sie erfüllen eine wichtige formale Funktion. Wie schon dargelegt ist die Ikonologie noch ungeklärt.

    WvW erklärt sein Kunstwerk: https://www.vonwaldow.de/potsdam-alter-markt

    "Ursprünglich befand sich auf der Dachkante eine Allegorie der Abundantia (Überfluss) aus Sandstein, die ihr Füllhorn über der Stadt Potsdam ausschüttet. Links neben ihr eine Figur, die verzweifelt auf umgebende Ruinen hinweist, in einer Hand ein Tuch, mit dem sie sich die Tränen trocknet. Diese Gruppe bezog sich auf einen verheerenden Stadtbrand 1795 – das Haus selbst wurde kurz danach errichtet. Mit ihren Gaben tröstet Abundantia die Weinende, die sich deshalb auf eine rosige Zukunft freuen darf. Über dem Eingang weiter unten zeigte eine Relief dazu passend Putten, die einen Brand löschen....

    Meine Grundidee war darum, die Position der beiden Figuren umzukehren. Mein Projekt zeigt also, was passiert, wenn eine zeitgenössische Abuntantia alle ihre Waren verschwendet, ohne sich um die Verteilung zu kümmern, während in dem Fries über der Tür bereits ein Feuer ausbricht."

    Erklärbilder:

    https://www.vonwaldow.de/files/Bilder/Kunstambau/Potsdam%20Alter%20Markt/normal/6-Potsdam-Motiventwicklung1.jpg

    https://www.vonwaldow.de/files/Bilder/Kunstambau/Potsdam%20Alter%20Markt/normal/7-Potsdam-Motiventwicklung2.jpg

    Das entscheidende Gestaltungselement am Erdgeschoss waren aber die Pilaster. Ich zeichnete somit einen weiteren Vorschlag, wie das Erdgesschoss mit minimalem Mehraufwand mit solchen Pilastern anstatt mit Schlusssteinen hätte versehen werden können:

    Potsdam-Friedrich-Ebert-Str.-118-20240213_170528xxx.jpeg

    Fotomontage 3 mit Pilastergliederung am Erdgeschoss (Bildgrundlage von Unify).

    unify Du hast hier schon mehrmals Fassadenpläne aus dem 18. Jahrhundert eingestellt. Gibt es auch einen von Friedrich-Ebert-Str. 118? Oder gibt es solche nur von vereinzelten Bauten?

    Ich habe leider keine weiteren Pläne, nur noch zwei weitere Photos (hier und hier). Die Bauform mit den Pilastern im Erdgeschoss ist ziemlich selten in Potsdam und die Kombination mit einer Art stilisiertem Gebälk drüber ist wohl einmalig(?). Beim ehemaligen Gontard-Haus von 1767, Vorgänger der Wilhelmgalerie, gab es ebenfalls Pilaster im Erdgeschoss.

    Platz_der_Einheit_1912%2C_Gontard-Haus.jpg

    Das größte zusammenhängende Gebiet mit relativ geringen Zerstörungen liegt genau in der Mitte Deutschlands in Thüringen und den angrenzenden Teilen Sachsens, Niedersachsens und Sachsen-Anhalts. Mit Erfurt, Halle und Leipzig liegen dort gleich drei größere Städte mit nur kleinen/moderaten Kriegsschäden, zudem konzentriert viele erhaltene Mittelstädte. Wäre Dresden nicht zerstört, würde auch Sachsen (außer dem Süden) zum Flächengebiet zählen.

    Ansonsten gibt es entlang der Ostsee noch eine Kette an gut erhaltenen Städten mit Flensburg, Schleswig, Lübeck, Schwerin, Wismar, Güstrow, Stralsund, Greifswald. Selbst Rostock sieht immer noch überwiegend gut aus, so dass nur Kiel fast völlig verloren ist. In der Banane Nord- und Ostbayern gab es ebenfalls viel weniger Zerstörungen

    Zwei Photos vom zukünftigen Molkenmarkt. Die neue Grunerstraße (6-spurig) ist fertig umverlegt.

    Zweite Richtungsfahrbahn am Molkenmarkt ist ab heute in Richtung Pankow befahrbar. Damit ist die Umverlegung des Hauptstraßenzuges abgeschlossen. Der Kfz-Verkehr wird nun ausschließlich über die neuen Fahrbahnen geführt. Quelle


    "So waren auf dem Gebiet der späteren DDR 9,4% des Wohnungsbestandes von 1939 total zerstört, während auf dem Territorium der Bundesrepublik Deutschland ein Wohnungsverlust von 18,5% zu beklagen war.

    Von den 54 Großstädten (1939) auf dem heutigen Gebiet Deutschlands überstanden lediglich Lübeck, Wiesbaden, Halle und Erfurt den
    Zweiten Weltkrieg mit relativ geringen Schäden. In der Rangfolge der prozentualen Wohnungsverluste steht Würzburg mit 75% in der Schadensstatistik an der Spitze, gefolgt von Dessau, Kassel, Mainz und Hamburg. Von den 151 Mittelstädten wies etwa ein Drittel einen Totalzerstörungsgrad am Wohnungsbestand von mehr als 20% auf"

    Hamburg fällt noch aus dem Rahmen, da die Innenstadt weniger zerstört war (innerer Kreis) als die Außenbezirke (äußerer Kreis). Thüringen ist als Bundesland wohl am besten davongekommen, während das dicht besiedelte Ruhrgebiet am intensivsten zerstört wurde.

    Quelle: https://archiv.nationalatlas.de/wp-content/art…8-91_archiv.pdf

    Erdgeschoss gefällt mir sehr gut. Die Gliederung zwischen den Gesimsen finde ich einen schlechten Einfall, da sie die Unruhe der unterschiedlichen Abstände der Fensterachsen zwischen Erdgeschoss und Beletage noch verstärkt.

    Generell habe ich eine so seltsame Gliederung noch nie gesehen. Beruht das auf barocken Ansichten?

    Es gibt ein Photo von ca 1910, welches aber schon die großen Ladenfenster hat. Die Aussparungen im Gurtgesims entsprechen dem vorherigen Zustand, es fehlen aber die inneren Stuckteile. Eine Profilierung im Erdgeschoss gab es im Photo bereits nicht mehr.

    "Die Fassade von Hohewegstraße 9 (heute Friedrich-Ebert-Straße 118) erzielt ihre Wirkung vor allem durch die Verdachungen der Fenster; im 1. Obergeschoss sind es Segmentbögen und im Geschoss darüber Dreiecke. Die Fenster liegen auf einem flachen, durchgehenden Putzfeld, was der Fassade oberhalb des Sockelgesimses einen vertikalen Zug verleiht. Mit denselben profilierten Faschen gerahmt, werden die Öffnungen in beiden Geschossen im Sturzbereich von kraftvollen Agraffen akzentuiert. Bei den Fenstern im 1. Obergeschoss sind die Agraffen von Tuchgehängen durchzogen und im 2. Obergeschoss von kleinen Blütenzweigen flankiert. Dort ist zudem unterhalb der Sohlbank jeweils eine Tuchdraperie gehängt. Die einst ruhige Wirkung der Fassade ist durch den Einbau dreier Läden ab den frühen 1890er Jahren stark beeinträchtigt. Die zu DDR-Zeiten erfolgte symmetrische Anlage der Schaufenster und Türen beruhigte zwar das Bild, erzeugte aber keine Einheit mit den Obergeschossen. (Thomas Sander, 2014)"

    Potsdam Museum - Forum für Kunst und Geschichte. "FS 1457: Potsdam, Hohewegstraße 9" last modified 2023-10-05. https://brandenburg.museum-digital.de/object/2700

    Das ehemalige Feston/Agraffe über dem mittleren Eingang/Fenster ist jetzt ein schlichterer Schlussstein.

    ^Der Albers-Entwurf müsste ein ein Haus weiter sein mit den Gerüsten.

    Es gibt auch erfreuliche Nachrichten: der Valmarana ist äußerlich fast fertig und wird bestimmt bald abgerüstet.

    Das Haus daneben hat ein stark plastisches Gesims und profilierte Platten im obersten Geschoss bekommen.

    Das Haus neben dem Klingerschen Eckhaus hat ein gezahntes Gesims.

    "Schlossfreiheit" an der Spree

    "Im Baustellen-Spezial unserer Reihe #mittespricht mit Bezirksstadtrat Ephraim Gothe erfahrt ihr mehr zu den größten Bauvorhaben rund um den Alexanderplatz."

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    "Die Freitreppe „Schlossfreiheit“ aus Granit und Sandstein öffnet sich mit einladender Geste zum Stadtraum in Richtung Schlossbrücke. Eingefügte Sitzstufen, schattenspendende Bäume und ein wasserseitiger breiter Balkon schaffen öffentlich nutzbare und barrierefreie Aufenthaltsqualitäten am Spreekanal."Quelle: https://www.berlin.de/sen/stadtentwi…eppe-zur-spree/