Posts by unify

    Der Potsdamer Plögersche Gasthof (Kommandantur) und dieses Komandantenhaus teilen etliche Gemeinsamkeiten:


    Zur selben Zeit erbaut (1753/54) auf direkte Anweisung / Skizze Friedrich II. kurz nach Erwerb der Werke Palladios

    Kolossalordnung mit Pilastern über die zwei Hauptgeschosse

    Ionische Eckvoluten mit Drehung in den Kapitellen

    Relieffelder zwischen den Hauptgeschossen

    Mezzanin im Erdgeschoss

    Stark ausgeprägte Attika mit je einem Dachschmuck (Statue oder Vase) pro Pilaster (laut Zeichnung von FdG)


    Das es Unterschiede gibt (vor allem Vereinfachungen für ein Bauwerk am Stadtrand) ändert nichts an Gemeinsamkeiten. Nach der Logik hätte der Plögersche Gasthof auch nichts mit dem italienischen Vorbild zu tun, da es dort ebenfalls Unterschiede gibt, etwa die Abwesenheit von Dachschmuck, kein Mezzanin im Erdgeschoss und zusätzliche Dreiecksgiebel über den äußeren Fenstern, um drei Unterschiede zu nennen.


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    Eine weitere Bestandsaufnahme der Straße Am Kanal (Ostende).


    Dieses Eckhaus Berliner Straße 10 / Am Kanal ist eines der verblieben Typenhäuser mit Kasernenfunktion aus der Zeit Friedrich Wilhelms I. Es wurde vermutlich 1724 nach dem Entwurf von Pierre de Gayette errichtet. Der Balkon wurde erst später hinzugefügt, als daraus normale Wohnhäuser wurden.



    Symbol Fridericus Rex über dem Giebel (späterer Umbau)



    Etwas weiter dann das zweite Typenhaus Am Kanal 4 ebenfalls 1724. Dazwischen wurden in der DDR in den 1950ern mehrere, dreigeschossige Füllbauten gesetzt (links), die ihre Funktion ganz gut erfüllen. Auch diese Füllbauten stehen unter Denkmalschutz.



    Gegenüber auf der Südseite Am Kanal 66-67a gibt es dann dieses ziemlich einmalige Bauwerk. Ursprünglich ein Kindergarten der Deutschen Post. Architekt W. Höll 1954 und heute denkmalgeschützt. Passt eigentlich erstaunlich gut in die Gegend.



    1024px-Postkindergarten_Potsdam_Am_Kanal%2C_2019.jpg


    Direkt daneben der moderne Anbau... vielleicht spiegelt sich hier bald der Stadtkanal.



    Zum Ostende der Straße dann noch ein paar mäßige Dreigeschosser. Ich erinnere mich an Photos, die bereits in den 1930er Jahren hier Neubauten gezeigt haben? Denkmalschutz gibt es hier aber nicht.



    Insgesamt ist das Ostende der Straße Am Kanal brauchbar mit einigen Highlights. Problematisch ist vor allem der fehlende Anschluss bis zum Platz der Einheit, der eine Beton- und Asphaltwüste ist.

    Eine weitere Handzeichnung von FdG um 1751–52, diesmal sogar gleich zwei Häuser und ein Verbinder.


    Quelle: Friedrich der Große: Potsdam, Skizze zum Haus Am Kanal 3 (und 2 rechts)



    Das Offizierskasino (Am Kanal 2, rechts), um 1920.


    Potsdam_Stadtkanal_Kellertorbr%C3%BCcke_1900.jpg


    ... und nach dem Zweiten Weltkrieg teilbeschädigt. Die Kellertorbrücke hatte auch gelitten.


    800px-Kellertorbr%C3%BCcke_mit_Offizierscasino_nach_dem_Krieg.jpg


    Der heutige Blick auf das Kommandantenhaus der Garde du Corps Am Kanal 3.


    Laut Dehio / Denkmalliste:

    Palastartige dreigeschossige Fassade mit leicht geböschtem Sockelgeschoss, 1752/53 von G. W.v. Knobelsdorff. Die beiden Hauptgeschosse sind durch ionische Kolossalpilaster zusammengefasst. Auf der Attika stehen vier Vasen von J.M. Kambly.


    Meines Erachtens ist dieses Haus auch inspiriert vom Palazzo Valmarana von Palladio so wie der Plögersche Gasthof (ebenfalls Kommandantur) oder die Alte Post. Insbesondere die spezielle Kolossalordnung prägt den Gesamteindruck. Die Dachvasen wirken in der Realität übergroß, als ob die für ein anderes Gebäude bestimmt waren.



    Beim benachbarten, ehemaligen Offizierskasino gibt es eine Art Walmdach / Technikaufbauten statt Haube. Die Dachvasen sind leider weg. Anscheinend gibt es hier keinen Denkmalschutz.



    Die DDR Laternen könnten eventuell auch mal ersetzt werden.


    Blick von der Großen Fischerstraße zum "Kirchturm".



    Die erhaltenen barocken Häuser im Detail. Eine Übersicht gibt es hier.



    Ebenfalls Große Fischerstraße mit der Mischung aus Alt- und DDR-Bauten. Im Vordergrund ist ein barockes Doppelhaus von Johann Gottlob Schulze aus dem Jahr 1786.



    In der Heilig-Geist-Str. gibt es noch dieses erhaltene Doppelhaus von 1838.



    Die rückwärtige Ansicht der Kirchenresidenz mit moderner Kunst im Vordergrund.



    Die Grünanlage ist gut gepflegt und öffentlich zugängig.



    Das Predigerhaus (eigentlich zwei Häuser) an der Nordseite der Burgstraße. Laut Dehio 2012:


    Nr. 32/33. Ehem. Predigerhäuser der Heilig-Geist-Kirche, 1781 von G. Chr. Unger. Rest. 1982–84, Nr. 32 auch 2008. Zweigeschossiges verputztes Doppelwohnhaus von zehn Achsen; im zweiachsigen Mittelrisalit getrennte Eingänge für den lutherischen und den reformierten Prediger, an den Fenstern darüber plastische Köpfe von Moses und Aaron. Die Attikakartusche begleitet von allegorischen Figuren, Glaube und Gelehrsamkeit, wahrscheinlich von den Gebr. Wohler.


    Wenn man sich umdreht wird dort gerade die Halle abgerissen (?) oder neu bebaut. Dort wäre theoretisch dort Platz für ca. 3 weitere barocke Häuser entlang der Nordseite der Burgstraße.


    Und der letzte Beitrag zur Ebräerstraße. Auf diesem Photo von ca. 1946 (Backup) sieht man den Schaden am Ostende der Straße mit dem Wilhelmplatz im Hintergrund. Das dreistöckige Eckhaus war ohne Beschädigung, aber die benachbarte Ebräerstraße 8 war teilzerstört.


    Laut Denkmalliste wurde die Ebräerstraße 8 ebenfalls von Andreas Ludwig Krüger 1776 erbaut. Zum Thema Wiederaufbau steht dort nichts, aber offensichtlich wurde das dritte Geschoss deutlich erhöht und die zwei Statuen entfernt. Das Eckhaus hat zwei Vasen bekommen, die auf dem Photo nicht vorhanden waren. Die große Lücke an der Südseite wurde dann durch einen weiteren Viergeschosser der DDR gefüllt.



    Ich glaube die weißen Punkte am rückversetzten DDR-Bau sind Schäden an der Wärmedämmung?


    Blick nach dem Krieg auf dieselbe Kreuzung wie im vorherigen Photo, nur die Perspektive um 90° gedreht.



    ... und die heutige Ansicht. Das weiße Eckhaus WSS 17 hat laut Denkmalliste keinen zugeordneten Architekten, nur Datierung 1782 und "Wiederaufbau, 1955-1956". Die einzelne Dachgaube zw. den Statuen (siehe Photo vorheriger Beitrag) wurde beim Aufbau entfernt.


    Das gelbe Eckhaus WSS 16 ist laut Denkmalliste von Unger 1780 und "Wiederaufbau, 1955-1956". Der Begriff Wiederaufbau bedeutet also nicht immer Rekonstruktion aus dem Nichts.



    Der umgekehrte Blick auf die Kreuzung und das Sichtachsenhaus WSS 6. Auch auf der Südseite (links) der Ebräerstr. gibt es einen rückversetzten Viergeschosser der DDR.


    Ein Blick in die Kreuzung WSS / Ebräerstraße (eh. Kupferschmiedsgasse) zum Wilhelmplatz ca. 1912.


    Wie man sieht gab es in der Ebräerstraße bereits deutliche Aufstockungen der mittleren Häuser (Nordseite).



    Die heutige Ansicht, wobei an der Nordseite der Ebräerstraße nur ein Hause erhalten blieb (Ebräerstr. 4). Die große Lücke im Straßenbild wurde durch einen leicht zurückversetzten Viergeschosser der DDR gefüllt. Beim gelben Eckhaus rechts im Bild wurde das übergroße (?) Gesims zurückgebaut.



    Im Detail das Haus Ebräerstr. 4. Laut Denkmalliste ein Entwurf von Andreas Ludwig Krüger aus dem Jahr 1784 und "Wiederaufbau, 1955-1956".



    Ein Ausschnitt aus dem vorherigen Photo mit der Ebräerstr. 4. Die geometrischen Muster (Kreise, Mäander, Kringel) scheinen original zu sein. Die ahistorischen Gauben wurden beim Wiederaufbau aber entfernt, dafür gab es zwei kleine Fenster in der Attika.


    Blick auf die Südseite des Wilhelmplatzes durch die Kaiserstraße mit dem Quartier V (links) und IV (rechts).


    Die Südseite vom Platz der Einheit ist noch nicht entschieden (jenseits der Bibliothek), aber äußerst wichtig für den Eindruck dieses geschundenen Platzes. Langfristig wird der Platz der Einheit wohl die eklektische Nahtstelle zw. allen möglichen Baustilen sein. Erinnert irgendwie an den Dresdner Altmarkt mit dem Kulturpalast.


    Ich vermute, Architekten werden sich wohl zuerst am neuen Hotel um die Ecke oder an der Wilhelmgalerie orientieren... Vielleicht bekommt man auch einen Patzschke präsentiert. Die drei Stockwerke der historischen Vorgänger werden wohl modernen Renditeversprechen nicht mehr genügen.



    Das Photo koloriert.




    Ca. 1900?


    Weiter an der Ostseite des Wilhelmplatzes, genauer Nr. 7/8.


    Das zehnachsige, auf der Ostseite des Wilhelmplatzes errichtete Doppelwohnhaus 7/8 (heute Platz der Einheit 6-14) wurde 1769 nach Entwurf Carl von Gontards errichtet. 1793/94 musste die Nr. 7 nach Bauschäden infolge schlechter Gründung abgerissen werden, entstand jedoch ein Jahr später in alter Form wieder. Das in palladianischem Barock gehaltene Haus mit Eingängen in der dritten und vierten Achse, deren Erstbesitzer die Familien Bellin und Wehnert waren, wurde 1919 von der Reichsbank erworben und umgebaut. 1778 begründete Carl Christian Horvath in der Nr. 7 eine Buch,- Kunst- und Musikalienhandlung mit Leihbibliothek. Der Verleger wurde 1809 zum ersten Stadtverordnetenvorsteher Potsdams gewählt und 1827 Begründer des Börsenvereins der deutschen Buchhändler in Leipzig. 1907 wurde daher am Haus eine erste Gedenktafel enthüllt, die beim Luftangriff vom 14. April 1945 samt dem Haus unterging. Heute hängt an dem hier befindlichen Haus aus den 1960er Jahren eine neue Gedenktafel. (Thomas Sander, 2014)


    Potsdam Museum - Forum für Kunst und Geschichte. "FS 1591: Potsdam, Wilhelmplatz 7/8" last modified 2021-11-26. https://brandenburg.museum-digital.de/object/2705


    Die linke Haushälfte Nr. 8. Auf der Wiki (Bildlink) gibt es eine sehr hochauflösende Version des Photos.


    777px-BfAuK_VI_119_Wonhnhaus_Wilhelmplatz_8_Potsdam.jpg


    Völlig zerstört war es aber bei weitem nicht, entgegen dem was die vorherigen Quellen sagen.


    Ein Photo von ca 1910, wobei die Häuser (außer dem Eckbau) viergeschossig aufgebaut wurden, wahrscheinlich schon nach dem Brand. Das mittlere Haus hat noch Rundbögen im Erdgeschoss wie auf dem Gemälde, vielleicht hatten diese den Brand überlebt.


    Ich hatte mich gefragt, wie der Vorgängers des Gründerzeithauses (Photo ca. mittig-rechts, Alter Markt 15) ausgesehen hat. An der Stelle wurde ja leider gleich mehrfach umgebaut.




    Jetzt hab ich noch ein sehr altes Photo des Vorgängers dieses Gründerzeithauses gefunden. Es entstand nach dem Brand 1795 wahrscheinlich durch Boumann d. J. ca. 1796-99 und wurde dann im Kaiserreich 1894 "im barocken Sinne" umgebaut. (Quelle: Giersberg, 1965). Obwohl Potsdam insgesamt Barock-Stadt war, so wirkte an der Stelle der Gründerzeitler eher überladen zwischen den schlichteren, klassizistischen Fassaden.


    Zusatz: interessanterweise wurden die Dachgauben auf dem Nachbargebäude links im Bild später entfernt (siehe neustes Photo im Zitat). Zudem waren dort keine Rundbögen im Erdgeschoss, welche auf dem neusten Photo im oberen Zitat aber schon wieder zu sehen ist. Es gab also einen permanenten Umbau an der Stelle.


    Der Vergleich kam durch Google images, nicht durch mich. Dabei werden per KI (neural nets) Bilder auf Ähnlichkeit verglichen und dies war das Ergebnis der Algorithmen. Also erst mal besser lesen und verstehen, bevor man sich beschwert.

    Noch ein paar Photos der Ostseite des Wilhelmplatzes mit dem gotischen Haus. Die ganze Ostseite wurde 1793 abgetragen, da wohl der sumpfige Untergrund nachgegeben hatte. Alle Häuser erhielten danach wieder die alten Fassaden, ausgenommen das gotische Haus mit einer .... gotischen Fassade Hausnummer 2 und 3, vermutlich von Boumann d. J. 1799.


    Dasselbe Photo aus zwei verschiedenen Quellen.




    Rechts im Photo



    Wenn man die umgekehrte Google-Bildersuche benutzt, dann schlägt es den Dogenpalast oder Palazzo Giustinian in Venedig als verwandt vor.


    Naya%2C_Carlo_%281816-1882%29_-_Venezia_-_Palazzi_Foscari_e_Giustiniani%2C_ca_1869.jpg