Beiträge von Dante

    Ostdeutsche Identität: „Wir haben uns oft zu schnell von Dingen aus der DDR getrennt“
    Hartmut Dorgerloh, Intendant des Humboldt-Forums, sagt: Herkunft verbindet die Ostdeutschen. Trotzdem hat er seine manchmal verborgen.
    www.berliner-zeitung.de

    Interessante Selbstbeschreibung aus dem obigen Artikel:

    "Bei Gesprächen mit Denkmaleigentümern hat es oft geholfen zu signalisieren, dass ich auch aus dem Osten komme. Das hat Brücken gebaut, die andere nicht bauen konnten. Manchmal habe ich es verschwiegen, ganz bewusst, damit mein Gegenüber nicht merkt, woher ich komme. Adressatenbezogenes Kommunizieren – das lernte man übrigens schon früh in der DDR."

    tegula

    Vielen Dank für das Aufgreifen der vorherigen Kommentare und die damit zusammenhängende Bearbeitung in Ihrem sehr lesenswerten Artikel, den sie hier verlinkt haben.

    In der Gesamtschau sollte man allerdings sich nicht zu sehr auf "kolonialen Raub" verengen, sondern grundlegende Bedingungen von Landnahmen, Landkriegsführung etc. (s. Haager Landkriegsordnung) berücksichtigen. Im speziellen Kontext sollte man auch kritisch berücksichtigen, dass der Oba von Benin eine britische Handelsdelegation von ca. 100 Mitgliedern vorab massakriert hat und die britische Strafexpedition noch auf die Reste der Menschenopfer stieß, was zur weiteren Eskalation führte.

    Elsbeth Huxley spent some time researching in Benin in 1954, and wrote [14]:

    Zitat
    " ... to hear an account of the Benin massacre of 1897 and its sequel from one who had taken part. It is a story that still has power to amaze and horrify, as well as to remind us that the British had motives for pushing into Africa other than the intention to exploit the natives and glorify themselves. Here, for instance, are some extracts from the diary of a surgeon who took part in the expedition.:- 'As we neared Benin City we passed several human sacrifices, live women slaves gagged and pegged on their backs to the ground, the abdominal wall being cut in the form of a cross, and the uninjured gut hanging out. These poor women were allowed to die like this in the sun. Men slaves, with their hands tied at the back and feet lashed together, also gagged, were lying about. As we neared the city, sacrificed human beings were lying in the path and bush—even in the king's compound the sight and stench of them was awful. Dead and mutilated bodies were everywhere – by God! May I never see such sights again! . . .'"[15]

    [14] "Four Guineas" Elsbeth Huxley

    [15] "Great Benin: Its Customs, Art and Horrors" by H. Ling Roth. The surgeon was Roth's brother

    Der Oba wurde seinem Amt entsprechend behandelt:

    Zitat

    "The Oba was eventually captured by the British consul-general, Ralph Moor. He was deposed and exiled, with two of his eighty wives, to Calabar.[22]"

    Benin Expedition of 1897 - Wikipedia

    Unterm Strich ist der vollständige, recht sachlich gehaltene Beitrag im englischen Wikipedia sehr aufschlußreich, zeigt er doch insgesamt im kritischen Für und Wider den gesamten Umfang dessen auf, was 1897 in Benin passierte.

    Geschichte, und zwar alle Nuancen und Facetten sind interessant, da sie uns aufzeigen warum wir heute anders handeln und denken. Eine post festum moralische Verurteilung und ideologischer Ikonoklasmus verstellt eher den Blick auf das was wir gelernt und erreicht haben.

    Aber zurück zum Umgang mit unterlegenen Gegnern in Kriegen. Neben der Tatsache, dass jeder jeden gerne plünderte, gibt es hierzu auch gut dokumentierte Sachstände wie z. b. den Prager Kunstraub anno 1648 durch die Schweden, während der laufenden Friedensverhandlungen:

    Prager Kunstraub – Wikipedia

    Müssen wir hier jetzt auch restituieren lassen? Und an wenn, die Tschechische Republik oder das Haus Habsburg oder den Rechtsnachfolger des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation?

    Nun zurück zu den Benin Bronzen, weniger Haltung, mehr Faktendiskussion und vor allem ein kritischer Diskurs wie oben begonnen ist in der Tat hilfreich.

    Kommen wir in der Diskussion der Benin Bronzen zurück zu den Quellen:

    Der von Klaus-Jürgen Gadamer in Tichy's Einblick abgedruckte Artikel zu der Rückgabe der Benin Bronzen setzt sich quellenreich mit einer besonderen Facette des bislang abgelaufenen Prozesses auseinander. Insofern sollte man die Quellen primum würdigen und dann diskutieren.

    In der Sache ist er vergleichbar mit den Artikeln von Frau Professor Brigitta Hauser-Schäublin (Ethnologin, lehrte vor ihrer Emeritierung unter anderem in Köln, Göttingen, New York und Paris) in der FAZ:

    Benin-Bronzen werden Privatbesitz des Oba: War das der Sinn?
    Afrikas Welterbe wird Privatbesitz: Der scheidende nigerianische Staatspräsident hat sämtliche Benin-Bronzen an die Königsfamilie in Benin City übertragen.…
    www.faz.net
    Benin-Bronzen in Gefahr: Wie ein Welterbe verloren geht
    Die von Deutschland finanzierte Datenbank „Digital Benin“ will den weltweiten Bestand an Benin-Bronzen dokumentieren. Was sie nicht zeigt, sind die vielen…
    www.faz.net
    Brigitta Hauser-Schäublin zur Rückgabe der Benin-Bronzen
    Die Rückgabe der Benin-Bronzen an Nigeria dient den deutschen Wirtschaftsinteressen in Afrika. Menschenrechte und Moral müssen dabei zurückstehen. Ein…
    www.faz.net

    Was wir hier z. Zt. (und das sehe ich völlig wertfrei) erleben ist eine besondere Facette des Ikonoklasmus (zu dem Thema hat ja Prof. Hermann Parzinger umfangreich publiziert) und zwar die Restitutionsfrage.

    https://www.jstor.org/stable/j.ctv2c5qb92

    Rechtlich gesehen hat man aus guten Gründen diese erst ab 1907 mit der Haager Landkriegsordnung kodifiziert.

    https://www.bundestag.de/resource/blob/561162/d41c5c7c2312cbd82286e01677c187e8/WD-10-023-18-pdf-data.pdf

    Allerdings ist nichts davon letztlich rechtlich bindend, sondern eine Frage des gegenseitigen Entgegenkommens.

    Guangzhou - Cathédrale du Sacré-Cœur-de-Jésus (Herz-Jesu-Kathedrale, 广州石室圣心大教堂, Guǎngzhōu shíshì shèngxīn dà jiàotáng), erbaut 1863-1888 von der Pariser Mission, am Nordufer des Perlflusses in der Altstadt (Bezirk Yuexiu) gelegen.

    Seit 1996 auf der Liste der Denkmäler der Volksrepublik China.

    Der Gottesdienst wurde in englisch durch einen philippinischen Priester gehalten, Kirchenordner durchgehend Afrikaner (aus Mali), Besucher Afrikaner und Chinesen.

    Von der ca. halben Million Afrikaner die in China leben, leben ca. 15.000 in Guangzhou. Geschäftsleute überwiegend aus Nigeria und Mali.

    (Eigene Bilder, Copyright bei mir)

    Sine ira et studio

    Hier noch einige lesenswerte Titel zum Hintergrund:

    Muslimische Sklaverei
    www.google.de

    Geschichte ist ein fließendes Kontinuum, schon Adenauer sagte: "Was kümmert mich mein Geschwätz von gestern. Nichts hindert mich daran klüger zu werden"

    Insofern sollte man den akademischen Diskurs des "et audiatur et altera pars" pflegen und die kritische Quellenanalyse in den Vordergrund stellen.

    Kommentar und Quellen zu Beitrag # 651 + 652

    Benin Bronzes
    Learn about these elaborately decorated sculptures from the West African Kingdom of Benin.
    www.britishmuseum.org

    "In 1950 and 1951 the Museum deaccessioned some of the Benin plaques in the collection and these were subsequently sold, exchanged or donated to the Colony and Protectorate of Nigeria (25 in number) and the government of the Gold Coast (1)"

    Der Artikel des British Museum geht ausführlich auf die Provenienz und den gegenwärtigen Stand der Diskussion ein.

    Weitere Informationen gibt es hier:

    Benin Bronzes - Wikipedia
    en.wikipedia.org

    "In August 2022, an African-American slavery reparations activist group in the US, called the Restitution Study Group, petitioned against the United Kingdom's Charity Commission repatriating the Benin Bronzes to Nigeria. The group argued that in the country's history, African people had been complicit in selling captives into the Atlantic slave trade. Instead, the group suggested that descendants of enslaved Africans should have co-ownership over the Benin Bronzes in Western museums.[79]"


    Guangzhou - Shamian

    "Shamian used to be a sandbank with White Swan Pond to its south and Shaji to its north. "Huajie Pavilion" was built in Ming Dynasty to manage foreign trades; Xigu Fort was built in the mid Qing Dynasty to guard the city of Guangzhou. After the outbreak of the Second Opium War, Britain and France made a request in 1859 that Shamian should become a settlement under the pretext that "the previous commercial firms was destroyed in the war, so new ones must be established" and they dug an artificial river (now Shajichong) to the north of Shamian, making it an island. In 1861, Britain and France forced the governor of Guangdong and Guangxi to sign a lease and Shamian has become a settlement since then. It wasn't until 1946 did the Chinese government formally take back Shamian.

    After hundreds of years of development, consulates from more than 10 countries, 9 foreign banks and over 40 foreign firms, Canton Custom Club as well as Guangzhou Club emerged in Shaman. It is fair to say that Shamian has witnessed the vicissitude of the modern China, footsteps of historical figures like Sun Yat-sen and Zhou Enlai as well as major historic events, thus becoming the epitome of China's modern history and the history of concession.

    Shamian comprises near one hundred buildings, fully demonstrating the technique and artistry of western buildings while incorporating the Lingnan Culture, therefore, it is of a highly research and aesthetic value. In December 1996, the State, Council listed Guangzhou Shaman architectural complex as Important Historical Monuments under Special Preservation.

    The society of Guangzhou has always attached great importance to the protection of Shamian as a historical and cultural heritage. In 2010, an environmental comprehensive renovation project has been carried out at Shamian in strict accordance with the law for the preservation of cultural relics, which enables Shamian to be presented to the public with its original flavour and features: restore relics and reveal their original feature; flower street and ancient buildings; improve public facilities and upgrade people' 's livelihood: build flood control flower embankment to protect Shamian from flooding; a harmonious three-dimensional perspective, unique city furniture; the cultural theme of Shamian has won praise from various sectors.

    Shamian belongs, not only to Guangzhou, but also to China and the world as a whole."

    (Quelle Text vom 1. Bild)


    (Eigene Bilder, Copyright bei mir)

    Tsingtao Brauerei - Fortsetzung

    In China wird, u. a. als Folge des Ikonoklasmus der Kulturrevolution, extrem viel Wert auf die Erhaltung "nationaler Denkmäler" gelegt. Hierzu gehören Restaurierung, Pflege und Instandhaltung u.a. auch der kolonialen Substanz.

    Anteilseigner der Tsingtao Brauerei sind heutzutage:

    Tsingtao Brewery Group Company Limited30,83 %
    HKSCC Nominees Limited27,42 %
    Asahi Group Holdings19,99 %
    China Securities Finance Corporation2,99 %

    (Eigene Bilder, Copyright bei mir)

    Die Tsingtao Brauerei gegründet 1903. Das Bier gehört heute zu den Kultgetränken in China. Echte Profis können an der Ziffernfolge auf den Deckeln identifizieren wo und wann gebraut wurde und schwören auf die aus der Originalbrauerei in Qingdao.

    (Eigene Bilder, Copyright bei mir)

    Qingdao - Tsingtao (Von 1898 bis 1919 gehörte die Stadt als deutsche Kolonie Kiautschou zum Deutschen Reich)

    Bahnhof (1904) und evangelische Kirche (1908).

    Die Turmuhr und das Glockenwerk sind von der Fa. JF Weule (1836 - 1966) aus Bockenem im Harz.

    J. F. Weule – Wikipedia
    de.wikipedia.org


    (Eigene Bilder, Copyright bei mir)