Beiträge von Altbaufreund

    Meckern? Ich dachte dabei eher an einen interessanten Vergleich zum Wiederaufbau einiger süddeutscher Städte, der sich im wesentlichen an den Strukturen und am Stil der alten Stadt orientiert hat. Und der hier eigentlich immer wieder in der Kritik stand, da eben nicht alles exakt rekonstruiert und vieles vereinfacht wiederaufgebaut wurde.

    Sicher besitzt der neu aufgebaute Stadtkern Le Havres eine weitaus höhere architektonische Qualität als Betonbauten späterer Jahre. Aber deswegen gleich Weltkulturerbe? Ich weiss ja nicht….

    Gut, die Meinungen gehen da natürlich auseinander. Aber diese Art des Wiederaufbaus war auch in Deutschland in Städten geplant, in denen es die Mitglieder des Forums heute sicher nicht gerne sehen würden – glücklicherweise hat man sich aber für die o.g. Variante entschieden.

    Und auch die höhere Qualität der Architektur ändert m.E. nichts daran, daß die meisten Gebäude von der Formensprache her halt einfach „Schuhkartonhäuser“ sind.

    Wurde hier eigentlich schon mal die Stadt Le Havre angesprochen, die nach schwersten Zerstörungen im II. Weltkrieg nicht wirklich „wiederaufgebaut“, sondern eher an alter Stelle neu errichtet wurde. Neu errichtet – denn: es entstand eine Stadt mit geradlinigen Straßenzügen und Betonarchitektur.

    Wie man an solchen alten Bildern sieht, muß Le Havre vor dem Krieg eine sehr malerische Stadt gewesen sein.

    Heute stehen die Schuhkartongebäude der Nachkriegszeit zu allem Übel als Welt“kultur“erbe der Unesco auch noch unter besonderen Schutz :kopfwand: .

    Bilder bei Wikipedia: http://commons.wikimedia.org/wiki/Le_Havre?uselang=de\r
    commons.wikimedia.org/wiki/Le_Havre?uselang=de

    Da fällt mir eigentlich nichts mehr dazu ein…höchstens eine vielleicht: Frankreich, das exakte Gegenteil von Polen...

    Wie man aus meinen anderen Beiträgen ja schon teilweise herauslesen konnte, bin ich kein Freund einer autofreundlichen Verkehrspolitik.

    Einerseits weil ich für eine rigorose Bevorzugung der Schiene als leistungsfähigeres, sichereres, umweltfreundlicheres und einfach fortschrittlicheres Transportmittel bin.

    Aber auch, weil die Idee der „autogerechten Stadt“ weltweit enorme Schäden an historischen Stadtbildern angerichtet hat.

    Nordamerika blieb von den Zerstörungen des II. Weltkriegs zwar verschont aber man könnte meinen, die Autolobby hätte dies an Ansporn genommen noch weitaus schlimmer zu wüten als ihre europäischen Gesinnungsgenossen.

    Einer dieser Fälle dürfte die Stadt Boston im Boston im US-Bundesstaat Massachusetts sein.

    Es geht hier um eine Hochstraße aus den 50er Jahren in genau dieser Stadt und ihren Ersatz durch einen Tunnel.

    Für die Hochstraße, die auf 75.000 Fahrzeuge pro Tag ausgelegt war, haben die Bulldozer eine breite Schneise in die gewachsene, kleinteilige Bebauung geschlagen. Über Jahrzehnte hinweg zerschnitt dann der „Schandfleck“ die Stadt in mehrere Hälften.

    Hier geht es nun zu den weiteren Informationen und Bildern:

    - die Wikipedia-Seite auf Deutsch: http://de.wikipedia.org/wiki/Big_Dig\r
    de.wikipedia.org/wiki/Big_Dig
    - was wenige Jahre zuvor in Europa die Bomber erledigten, erledigte in Nordamerika die Spitzhacke: http://www.bostonmuseum.org/haymarkethistory.html\r
    http://www.bostonmuseum.org/haymarkethistory.html
    - Altstadt-Inseln zwischen modernistischem Schrott, nach Bau des Tunnels und Abriß der Hochstraße: http://www.bostonmuseum.org/location.html\r
    http://www.bostonmuseum.org/location.html
    - eine Bilderserie über den Bau und Betrieb des Hochstraßen-Monsters: http://www.boston.com/traffic/bigdig/galleries/artery/intro.htm\r
    http://www.boston.com/traffic/bigdig/ga ... /intro.htm
    - Bilderseiten – Automobilismus in seiner höchsten Perversion:
    http://www.flickr.com/photos/28175182@N07/page3/\r
    http://www.flickr.com/photos/28175182@N07/page3/
    http://www.flickr.com/photos/28175182@N07/page4/\r
    http://www.flickr.com/photos/28175182@N07/page4/
    - am Schluß noch ein erfreuliches Foto – der Abriß der Hochstraße: http://www.flickr.com/photos/ymuchomas/3285936678/in/set-72157622413708578/\r
    http://www.flickr.com/photos/ymuchomas/ ... 413708578/


    So, und jetzt hoffe ich, daß ich niemandem hier das Wochenende verdorben habe.

    Exilwiener:

    Das kann durchaus so sein – obwohl ich die Bauten eben gleichermaßen auch aus architektonischer Sicht als geringwert betrachte! Mehr noch stört aber das ganze „Drumherum“, das wegen der ursprünglichen Nutzung dieser Bauten veranstaltet wird. Kaum eine andere Stadt, die im Nationalsozialismus eine nennenswerte Rolle spielte, behauptet heute, ihr Name wäre untrennbar mit dem Nationalsozialismus und seinen Verbrechen verknüpft und daher ein „braunes“ Symbol.

    Weder Berlin (ehemalige Reichshauptstadt und damit Hitlers Regierungssitz) und München (ehemalige Hauptstadt der Bewegung, der Ort, an dem der Gefreite seine mörderische Karriere begann) tun dies, oder zumindest nicht in diesem extremen Ausmaß wie Nürnberg, obwohl beide Städte ja Grund dazu hätten.

    Seitens der offiziellen Geschichtspflege der Stadt Nürnberg wird den Jahren 1933 – 1945 der weitaus breiteste und umfangreichste Raum eingeräumt, obwohl das wichtigste Kapitel der Stadtgeschichte ja eigentlich die Geschichte der Freien Reichsstadt Nürnberg darstellt… Ich sage hier ganz offen, daß ich durch die intensive Pflege der Nazi-Geschichte mittel- bis langfristig einen schweren weltweiten Imageschaden für die Stadt befürchte.

    Gegen eine Pellerhof-Rekonstruktion war die Stadt aus finanziellen Gründen, bei der Zeppelintribüne sieht man die Instandsetzung hingegen trotz ungeklärter Finanzen schon als beschlossene Sache an. Ich meine, welches Bauwerk ist denn wichtiger für die Stadtgeschichte und architektur- und kunsthistorisch weitaus hochwertiger und bedeutender...

    Ansonsten: klar kann man verstehen wenn ein Architekt die Chance erhält, seine Visionen zu verwirklichen, daß er dann in den seltensten Fällen „Nein“ sagen wird. Aber es kommt eben auch darauf an, wo und für wen. Und bei Diktaturen ist da einfach eine klare Grenze erriecht. Wer sie als Architekt trotzdem überschreitet, macht sich unweigerlich zum Handlanger eines Terrorregimes. Und das chinesische Terrorregime hat genau wie damals die Nazis Unmengen Blut an den Fingern kleben. Wie die Nazis betreiben Maos Erben Lager für Regimegner, wie die Nazis unterdrücken Maos Erben brutal andere Völker (siehe TIbet...) oder betreiben Assimilierungsprogramme für ethnische Minderheiten...

    Fakt ist eben daß sich solche Großplanungen wie in China in einem demokratischen Staatswesen kaum oder eben wesentlich schwerer, nach langjährigen Genehmigungsverfahren, umsetzen lassen. Die schnelle Umsetzung in der sog. "Volks"republik geht eben nur deswegen, weil die Menschen nicht nach ihrer Meinung gefragt werden, weil dort keiner den Mund aufmachen machen darf (es sei denn, er möchte sich im Gefängnis oder einem Lager wiederfinden...).

    Zitat von "Oliver"

    Deutsche Architekten scheint es nicht zu stören für Diktatoren Städte
    zu planieren und komplett neu hochzuziehen. Natürlich mit den neuesten
    Sicherheitsstandards, damit auch zukünftig neue Monsterstädte geplant
    werden können. Eine demokratisch geprägte Bürgerschaft stört da nur.
    Von daher: Viel Erfolg in China und auf Nimmerwiedersehen. :schlaechter:

    Naja, zynisch könnte man da sagen: wie der Vater, so der Sohn. Speer Senior war ja auch drauf und dran für einen gewissen Gefreiten aus Braunau Berlin plattzumachen, um anschließend seine Monsterstadt "Germania" hochzuziehen. Und das schlimme ist, da wo er Monsterbauten errichtet hat, stehen diese heute unter Denkmalschutz oder werden mit Steuergeldern rehabilitiert :kopfwand:

    Diktatoren scheinen eine unglaubliche Anziehungskraft auf die Speers auszuüben... :daumenunten:

    Mir kommt bei den Begriffen "Zeppelintribüne" oder "Kongreßhalle" nur das GANZ GROSSE :übelkeit: :übelkeit: :übelkeit: ...da hat jeder Plattenbau einen höheren architektonischen Wert.

    Am besten man trägt diese Bauwerke Stein für Stein ab und verschickt sie nach China. Vielleicht kann sie Speer Junior ja in einer der neuen Monsterstädte integrieren - mit einer übergroßen Mao-Statue obendrauf....und zu den verbrecherischen Machthabern im Reich der Mitte würden diese Bauwerke ja auch sehr gut passen.

    Die privaten Bahngesellschaften in den USA haben sich nach dem II. Weltkrieg immer weiter auf den lukrativen Güterverkehr konzentriert, als die Konkurrenz durch den Inlands-Flugverkehr immer stärker wurde. Den Personenverkehr übernahm in den 70er Jahren dann die halbstaatliche Gesellschaft Amtrak. Und die ersetzte dann halt leider nach und nach viele der historischen Bahnhöfe durch kleine Haltepunkte (oft weit außerhalb der Stadtzentren), die für die wenigen verbliebenen Züge ausreichten.

    In den 90er Jahren gab es unter Clinton ja Pläne für ein Hochgeschwindigkeitsnetz, umgesetzt wurde das aber nur auf dem sog. Nordostkorridor an der Ostküste der USA, wo die Bahn bis heute eine wichtige Rolle im Personenverkehr spielt.

    Unter Obama gibt es jetzt einen neuen Anlauf, mal sehen was daraus wird, und in Buffalo scheint es Initiativen zu geben, die das Buffalo Central Terminal als Bahnhof für ihre Stadt mit einzubeziehen.

    Einige Informationen und Bilder zum Buffalo Central Terminal, dem früheren Hauptbahnhof der Stadt Buffalo im US-Bundesstaat New York.

    Leider war das im Art Deco-Stil errichtete Gebäude jahrelang nicht nur dem Verfall überlassen, sondern auch Vandalen ausgesetzt, die ihre Spuren sehr deutlich hinterlassen hatten.

    Das Gebäude gehört heute einem privaten Verein, der es renoviert. Der Verein betreibt dort regelmäßige Veranstaltungen bzw. vermietet es dafür. Bei einem Bauwerk dieser Größe ist klar, daß die Arbeiten nur sehr langsam vorankommen.

    Bilderalbum bei flickr - http://www.flickr.com/photos/dmealiffe/sets/72157600018533785/\r
    http://www.flickr.com/photos/dmealiffe/ ... 018533785/

    Homepage des Vereins mit Bildmaterial - im Menü einfach auf "Gallery" klicken, dort finden sich auch historische Aufnahmen aus der Zeit, als der Bahnhof noch in Betrieb war und sogar aus der Bauzeit - http://buffalocentralterminal.org/\r
    buffalocentralterminal.org/

    Artikel bei WIkipedia, ebenfalls in englischer Sprache - http://en.wikipedia.org/wiki/Buffalo_Central_Terminal\r
    en.wikipedia.org/wiki/Buffalo_Central_Terminal

    Auch die Webseite "Buffalo History Works" bietet eine Historie mit Bildmaterial zu diesem Bahnhof (auf Englisch)- http://www.buffalohistoryworks.com/terminal/\r
    http://www.buffalohistoryworks.com/terminal/

    Ich habe mir erlaubt meinen ersten Beitrag nachträglich zu editieren, nämlich den Link auf die Webseite der EIgentümer dieses Gebäudes zu entfernen. Grund ist daß auf der Startseite zwischenzeitlich makaberes Bildmaterial der besonders geschmacklosen und widerwärtigen Art Verwendung findet.

    Und damit paßt die Seite als Informationsquelle auch nicht wirklich zu einem seriösen Forum.

    Was ich von den Gespenstertouren halte (nämlich gar nichts) habe ich weiter oben ja schon geschrieben.

    Da kann ich nur sagen WEITER SO!

    Wer weiss, vielleicht kommt man ja durch dieses Projekt in Nordhausen auf den Geschmack! Vor allem die Beseitigung der Plattenbauten wäre sehr wünschenswert. Es müssen nicht mal unbedingt Rekonstruktionen sein, aber eine kleinteilige Neubebauung im regionalen Stil würde das Stadtbild schon sehr aufwerten.

    Natürlich wäre mir auch beim Nachkriegsrathaus eine Rekonstruktion des Vorgängerbaus am liebsten. Aber man kann nicht alles haben und es gibt an anderen Stellen weitaus dringenderen Handlungsbedarf.

    Und das Problem mit den Parkhäusern läßt sich wie gesagt nur dann lösen, wenn man Alternativen schafft. Dazu muß die Erschließung der Altstadt mit U-Bahn, Straßenbahn und Bus verbessert und in den Randbezirken attraktive P&R-Möglichkeiten geschaffen werden, wo man dann mit dem ÖPNV zügig ins Stadtzentrum kommt.

    Eine Straßenbahnlinie durch die Sebalder Altstadt vom Hallertor zum Rathenauplatz ist ja ohnehin angedacht. Aber ratet mal wie die Gegner gegen das Projekt argumentieren: die Oberleitungen würde das "historische" Stadtbild verunstalten...

    Aber etwas anderes, was das Stadtbild weit mehr verunstaltet als eine harmlose Straßenbahn-Oberleitung: das City-Point, (Breite Gasse 5) - http://www.city-point-nuernberg.de/de/seite/das_center/bilder_vom_center/05_Bilder_vom_Center.php\r
    http://www.city-point-nuernberg.de/de/s ... Center.php. Ein Schuhkartongebäude, dessen Architekten die kleinteiligen Strukturen der Altstadt mit ihrem Klotz beharrlich ignorierten.

    Ich halte den Wiederaufbau des Potsdamer Stadtschlosses als Landtag auch eine praktikable Lösung.

    Hier geht es ja auch darum ein geschundenes Stadtbild zu reparieren. Dafür muß der Innenbereich nicht um jeden Preis originalgetreu wiedererstehen.

    Ich finde es gut wenn das Schloß saniert wird.

    Bei so einem schlechten Zustand scheint es aber wohl auch kaum anders zu gehen als mit einer "Radiikalsanierung".

    Und die Bilder aus der Stadt zeigen ja wirklich vorbildliche Sanierungsarbeit. Leute, im Westen - allen voran in Bayern - hätte sich da vermutlich ein modernistischer Architekt mit seinem kranken Hirn austoben dürfen...

    Le Corbusier ist auch mein Spitzenkandidat. Der Großmeister der Gewaltarchitektur schlechthin...

    Dicht gefolgt von Albert Speer, dessen brauner Monsterbauten eine Beleidigung für die großen Baumeister des antiken Griechenland und Rom darstellen, deren Stil er schamlos kopiert hat und dies in völlig überdimensionierter Weise.

    Dessen Sohn ist übrigens in Le Corbusiers Fußstapfen getreten - http://de.wikipedia.org/wiki/Albert_Speer_junior\r
    de.wikipedia.org/wiki/Albert_Speer_junior

    Mitgeplant hat dieser Herr auch an der Trabantenstadt Neuperlach - ein Viertel, mit dem nicht nur einem alten Dorf der endgültige Todesstoß als Dorf versetzt wurde, später wurde dieses Gettho dann v.a. durch den "Fall Mehmet" bekannt, der Abschiedung eines jugendlichen Seriengewalttäters aus eben dieser Plattenbausiedlung. Dadurch bekommt der Begriff "Gewaltarchitektur" auf diesem Weg eine ganz neue Bedeutung...

    Wenn es um mangelnden Respekt vor alter Bausubstanz geht... da fallen mir spontan die Namen Fritz Mayer und Walter Mayer in Verbindung mit dem Nürnberger Pellerhaus und dessen "Wieder"aufbau ein...

    Das Nachkriegs-Rathaus finde ich nicht mal so schlecht. Da sollte man eher die Bebauung auf der Südseite des Hauptmarktes beseitigen.

    Das "Neue Museum" hatte ich ganz vergessen. Aber auch die neueren Bauten des GNM halte ich für absolut häßlich, und die "Straße der Menschenrechte" ist auch alles andere als schön, wenngleich noch eines der erträglicheren Betonkonstrukte in der Altstadt.

    Ein weiterer "architektonischer Griff in die Kloschüssel": der Glasanbau am Künstlerhaus. Der ruinöse Vorgängerbau hatte einen schlechten, vorbelasteten Ruf da er als "Jugendzentrum KOMM" jahre- und jahrzehntelang als Treffpunkt für Gammelbrüder und verwahrloste Jugendliche diente. Kein Wunder daß an eine so prominenten Stelle zwischen Altstadt und Hauptbahnhof Handlungsbedarf bestand. Aber hätte es da nicht Alternativen zu diesem modernistischen Schrott gegeben? Ein rekonstruierter Originalbau hätte die Punker und Stadtstreicher nämlich genauso abgeschreckt wie der Glasbau...

    Was man m.E. auch irgendwann machen sollte: die Kuppel des Hauptbahnhofs wieder im Originalzustand rekonstruieren. Den Umbau im Innenbereich halte ich hingegen für sehr gelungen, obwohl ich schon etwas mehr originale Substanz erhalten hätte. Die jetzige Kuppel stammt aus der Zeit des U-Bahn-Baus, ist jedoch trotzdem besser als das Notdach der 40er / 50er Jahre das nach Kriegszerstörung der originalen Kuppel aufgesetzt wurde. Offensichtlich hatte es in den 70ern auch Pläne gegeben die Mittelhalle im Zuge des U-Bahn-Baus komplett abzureißen und durch einen Glasbau zu ersetzen, was scheinbar nur wegen der hohen Reinigungskosten verhindert wurde - das war die Zeit, als sich die Bahn nicht sonderlich um Sauberkeit auf ihren Bahnhöfen kümmerte.

    Hab mir mal überlegt bei welchen Gebäuden ich mir am meisten einen Abriß wünschen würde...hier meine "Hitliste" für Nürnberg:

    1. Kongreßhalle
    2. Zeppelintrüne
    3. Nachkriegs-Pellerhaus
    4. Scharrer-Gymnasium
    5. Altstadt-Parkhäuser (stattdessen Wiedereinfürhung der Straßenbahn in der Altstadt mit umfangreichen P&R-Plätzen in den Randbezirken)
    6. Sebalder Höfe
    7. AOK-Zentrale
    8. Ehemalige Hauptpost am Hauptbahnhof (Mischung aus braunem Bauen und West-Platte, architektonischer Sondermüll erster Güte)
    9. Plattenbauten am Plärrer
    10.Bundesagentur für Arbeit (Gewaltarchitektur erster Güte...)

    Wie man sieht handelt es sich vor allem um braune und modernistische Bauwerke, denen ich am liebsten mit dem Bulldozer zu Leibe rücken würde...dabei stellen die braunen Bauten eigentlich eine riesige Beleidigung für die Baumeister der Antike dar, deren Architektur die Architekturpfeife Speer damit nachgeäfft hat...

    Na wenn das kein gutes Projekt wird!

    Ich würde mir wünschen, das Sergej Tchoban und Jewgenij Gerasimov künftig auch in Deutschland bauen und den modernisitischen Architekten mit ihren bescheuerten Schuhkarton-Gebäuden dabei ordentlich die Leviten lesen!

    Zitat von "Zeno"


    Da es kaum möglich ist, ein paar hundert Häuser gründlich zu sanieren, habe ich wenig Hoffnung. Denn wer sollte das tun?

    Von heute auf morgen geht das natürlich nicht. Aber wenn man ein längerfristiges Programm auflegt sollte es da durchaus Wege und Mittel geben, ein Sanierungsprogramm durchzuziehen. Gibt es von Bund und Land nicht eigens eine Städtebauförderung?

    Natürlich erfordert das ein gewisses Durchaltevermögen aber wenn sich Fürth schon als "Denkmalstadt" definiert sollte man die Denkmäler auch pflegen. Und dazu gehört auch, Neu- und Anbauten in angepaßter Architektur auszuführen.

    Die Fenster der Häuser auf dem Bild von Zeno sehen mir übrigens mehr nach Einflügelfenstern aus, wie man sie in den 50er bis 70er Jahren verbaut hat. Die waren zwar noch aus Holz, hatten aber auch schon keine Sproßen mehr. Erkennbar sind diese Fenster an der alten Ausführung der Doppelverglasung, bei der beide Scheiben im Gegensatz zur "echten" Isolierverglasung in zwei separaten, aneinandergesetzten Holzrahmen gelagert sind. Da die alten Sproßenfenster teilweise noch vorhanden sind, zeigt dies, daß man auch damals nur das allernötigste in die Häuser investiert hat.

    Also ich bin für einen Abriß dieses Bauwerks. Was ich von den baulichen Hinterlassenschaften von Diktaturen halte, habe ich ja bereits in der Forumsrubrik "Restliches Europa" dargelegt und dort ebenso für einen Abriß der Mussolini-Bauten in Südtirol plädiert (welche übrigens heute noch von italienischen Rechtsradikalen für Aufmärsche genutzt werden...).

    Bei den hohen Kosten einer Sanierung darf man durchaus die Frage stellen, welche Nutzen sich daraus ergeben. Immerhin darf letztendlich der Steuerzahler dafür aufkommen. Und das Geld, das dafür ausgegeben wird, fehlt an anderer Stelle.

    Bereits bei der Installation des Informationssystem (diese Metalltafeln) versuchte sich der OB zu rechtfertigen, daß man dafür keine anderen Geldquellen angezapft hätte – „Für das Reichsparteitagsgelände tun sie was, aber für unserern Kindergarten nicht“. Ein klares Zeichen dafür, daß Nürnbergs Bevölkerung Investitionen in diese Hinterlassenschaften ablehnt oder ihnen zumindest extrem kritisch gegenübersteht.

    Und selbst wenn dafür keine anderern Finanzmittel angezapft werden, fehlt das Geld an anderen Stellen, da es anderweitig investiert werden hätte können, z.B. in den Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs oder den Bau neuer Grünanlagen.

    Ein Abriß dieser Bauwerke bedeutet ja nicht, daß man diesen Teil der Geschichte verdrängt. Die Geschichte der Reichsparteitage ist aber sehr umfangreich dokumentiert. Wer sich mit dieser Geschichte befaßt, findet dazu umfangreiches Material, und für den ist es wichtiger, zu verstehen welchem Zweck diese Veranstaltungen dienten, wie dies umgesetzt wurde. Doch ist dazu nicht unbedingt die Erhaltung der baulichen Hinterlassenschaften nötigt: das Märzfeld wurde in den 60er Jahren abgerissen, und ganz offensichtlich empfindet den Abriß heute kaum jemand als Verlust.

    Natürlich bin ich gegen eine Verdrängung, so wie dies München getan hat. Aber ich bin auch dagegen, die Reichsparteitage als wichtigstes Kapitel der Nürnberger Stadtgeschichte darzustellen oder den Namen der Stadt als „belastet“ hinzustellen.

    Wichtig wäre jetzt, endlich mit einer umfassenden Pflege der gesamten Stadtgeschichte zu beginnen. Und dabei sollte die Geschichte der Reichsstadt Nürnberg eine zentrale Rolle spielen. Auch andere positive Aspekte der Stadtgeschichte – wie Nürnbergs Rolle als wirtschaftliches Zentrum des Königreiches Bayern – sollten viel stärker herausgearbeitet, dokumentiert und gepflegt werden als bisher.

    Wenn Nürnberg die Pflege der Nazi-Geschichte aber noch stärker intensiviert als bisher, so befürchte ich auf Dauer tatsächlich einen beträchtlichen internationalen Imageverlust für die Stadt. Bisher verbanden Besucher aus dem In- und Ausland den Christkindlmarkt, die Burg, die Nürnberger Bratwürste und viele andere positive Aspekte mit der Stadt. Das dürfte aber naher Zukunft in den Hintergrund treten. Ausländische Investoren werden sich dann sehr genau überlegen, ob sie in einer Stadt mit so einem „braunen Image“ eine Niederlassung (wodurch ja Arbeitsplätze geschaffen werden…) eröffnet oder nicht.

    Daher sollte man bei der Zeppelintribüne die Abrißbirne sprechen lassen und lieber andere, wichtigere Zeugnisse der Stadtgeschichte wie das Pellerhaus rekonstruieren. Weitere Rekonstruktionen in der Altstadt wären ebenso angebracht wie Sanierungen in anderen Altbauvierteln. Und wenn man über die Stadtgrenze nach Westen blickt, so wäre die Fürther Innenstadt ein guter Ort, um die gesparten Finanzmittel zu investieren.