Beiträge von Stenger2

    Ich darf mich als Eigentümer, baubegleitender Architekt und "Sanierer" des Hauses in der Pfettrachgasse 7 in Landshut sehr für die Beiträge in diesem Forum dazu bedanken. Derartig professionelle Reaktionen, Fragen und Einschätzungen hervorzurufen, ist für mich und uns stets auch gewinnbringend.

    Aus der intensiven Beschäftigung mit dem Haus kann ich möglicherweise an der Beantwortung einiger Fragen mitwirken.

    Zur Endbehandlung der Blockfassade:

    Zwar lassen sich noch heute Urschichten aus rotpigmentierter, dünner Kalkschlämme erkennen, die direkt auf das Holz aufgetragen waren, jedoch sind aus unserer Erkenntnis prinzipiell 2 Phasen an der Fassade zu unterscheiden. Zum einen die bauzeitliche spätgotische Phase (Dendro 1486) -unserer Auffassung nach mit innen und aussen gebisterter, ansonsten unbekleideter Holzoberfläche und sehr kleinen Blockhausfenstern (ca. 30x30 - jeweils halb im Blockbalken), einfach oder symmetrisch gespiegelt nebeneinander, wie sie an ländlichen Bauernhäusern üblich waren (zum Glück ist ein gut erhaltenes Fragment einer Nische des hölzernen Einschubladens innen vorhanden). Für uns stellt diese Phase den Zeitraum der räumlich- funktionalen, festen oder losen Zuordnung in den Bereich des Klosters Seligenthal (Gebiet noch zugehörig dem Bistum Regensburg) dar, Eigentümer zu dieser Zeit listen im Landshuter Hausbuch als Handwerker, Schwaiger, Gastgeb). Das Haus liegt genau am Schnittpunkt zweier heute verrohrter Bäche, mit dem Kloster zugewandtem Zugang und Stube.

    Die zweite Phase ist für uns die -möglicherweise auch im Zuge der Säkularisation des Klosters oder aber der über die Isar hinausgehenden Stadtentwicklung zu sehende "Zuwendung zur Stadt" im Barock. Nun wurden -bereits in erheblicher, heute noch ablesbarer "Schieflage" neue Fensterformate eingesetzt, Größen nun 65x55 bzw. 65x85 - jedoch immer noch sehr mit Rücksicht auf die Balkenstatik, nicht weiter als halb in den Blockbalken oben und unten eingreifend. In diesem Zuge erfolgte wohl die Behandlung mit erst weisser, dann ziegelrot pigmentierter, zarter Kalkschlämme, fast so, als wolle man ein -wertigeres- städtisches Backsteinhaus simulieren.

    Wir halten diesen "Richtungswechsel" für sehr interessant, denn hier wird aus einem "Haus vor der Stadt" (auch VOR den Isarbrücken) ein "Haus in der Stadt". Wir haben uns deshalb in Absprache mit den Behörden entschieden, diese Phase bzgl. der Fensterformate weiter aufzunehmen.

    Zur Oberfläche des Holzes: nach Ausfachung der Balkenfugen mit Lehm wird der historische Bister(Buchenholzruss)anstrich als dunkelbraun/schwarzen Holzschutz über Alt- und Neuholz aufgebracht werden, auch um die starken Farbunterschiede der Holzreparatur zu mildern.

    Kleine Korrektur zu den o.a. Beiträgen:

    Die beiden kleinen Fenster waren in den der Stube nebenliegenden Kammern (Unterteilungen inenn noch ablesbar) im EG angelegt, dies haben wir aber selbst sehr spät herausgefunden.

    Dendro, wie erwähnt 1486, nicht 1482 - einer der Fichtenstämme war zu diesem Zeitpunkt 390 Jahre alt.

    Das Haus steht für Interessierte gerne zur Besichtigung offen.

    Noch einmal herzlichen Dank für die freundliche Reaktion auf "unser" Haus und das der wunderbaren Landshuter Kollegen Wager/Gärtner/Knoch, mit denen wir in großartigem Austausch sind.