Am besten zaht man die Laender wo dieser Kolonial Kunst herkomt viel Geld fuer die Objekte und dann denke ich, ist alles Ok? [...]
Das könnte eine mögliche Lösung sein.
Dann stellt sich aber die Frage nach der Legitimität eines solchen Deals. Sie haben vorgeschlagen, die "Länder" zu bezahlen, sozusagen nachträglich. Dabei darf man nicht vergessen, dass es sich dabei um postkoloniale Konstrukte handelt, und nicht um Verhandlungspartner, die als Nachfolger der rechtmäßigen Eigentümer gelten können.
Viele Völker und Stämme dieser Zeiten gibt es nicht mehr. Die Begegnungen der europäischen Staaten mit außeräuropäischen Kulturen, die mititärisch und "kulturell" (was immer man mit "Kultur" meint, was ja auch nur ein europäischer Begriff ist, der nicht ohne weiteres auf die ganze Menschheit aller Zeiten ausgedehnt werden kann) nicht mindestens ebenbürtig waren, diese Begegnungen waren ausnahmslos disruptiv und katastrophenartig.
Die entwendeten Artefakte sind heute zum großen Teil an ihren räumlichen Herkunftsorten ebenso entwurzelt wie sie es hier sind. Es gibt nur noch Aufzeichnungen über ihre Verwendung, und die größtenteils aus europäischer Sicht.
An einen anderen Staat, der von einer ehemaligen Kolonialmacht gegründet wurde, Geld zu zahlen, sieht aus, als würde man sich vom nach heutigen Maßstäben offensichtlichen Unrecht loskaufen, auch wenn diese Länder das Geld sicherlich gerne nehmen würden. Die Weltkatastrophe der europäischen Expansion kann man damit nicht korrigieren.
Das führt zu dem Gedanken, ob ein - natürlich von Europa aus - initiierter Dialog um diese Artefakte mit einer Auswahl der heute am Herkunftsort lebenden Menschen überhaupt mehr sein kann als ein paternalistisch-herablassender Akt, der die Katastrophe verkleistert.
Sich mit der Ratlosigkeit abzufinden, die sich breit macht, wenn man Reste untergegangener Zivilisationen und Stämme nur in der Dimension der materiellen Eigentümerschaft betrachtet, könnte ein erster Schritt zu einem in unserer Zeit gefühlt richtigen Umgang damit sein. Was aber nicht ausschließt, dass spätere Zeiten das ganz anders sehen.
Man darf nicht vergessen, dass die Maßstäbe unserer Zeit auch nur kurzlebig sind. Die ganze Debatte um die Ausstellungen im HuFo ist ein Produkt der Gegenwart und nur aus dieser heraus zu verstehen. Man muss nur wenige Jahrzehnte zurück sehen, um eine Ahnung davon zu bekommen, wie die kurz die Halbwertszeit der jeweils verkündeten ewigen Werte in der westlichen Welt ist. (hier las ich mal das Wort "absolut" und musste laut lachen).
Nach 30 Jahren werden sich die dann ergrauten Politiker, Kulturschaffenden und alles was sich heute für wichtig hält, für ihren Paternalismus und die Gängelung ihrer Jünger in Grund und Boden schämen.