Beiträge von Anna

    Zitat von "Georg Friedrich"

    Vierzehnheiligen

    Krohne schob nun allerdings eigenmächtig den Chor nach Osten, sodass der Gnadenaltar nicht mehr für die Vierung vorgesehen werden konnte.

    http://de.wikipedia.org/wiki/Vierzehnheiligen

    Die Baugeschichte liest sich interessanter als jeder Kriminalroman, schließlich handelte es sich um einen jahrhundertelangen Konflikt zwischen Kloster Langheim, acht Kilometer östlich von Lichtenfels gelegen und den Bamberger Bischöfen, Langheim unterlag jedoch auf Dauer. Kloster Langheim war eine gewaltige Anlage, es ist zu Beginn des 19. Jahrhunderts zu über der Hälfte abgebrannt, aber die verbliebenen Gebäude geben heute noch einen guten Eindruck von der einstigen Größe und der barocken Pracht. Wer es ganz genau wissen möchte (es lohnt sich), gegenüber dem Friseurladen gibt es ein kleines Museum, dessen Mittelpunkt ein Modell der ehemaligen Klosteranlage ist und dann hält man den Atem an...)
    Jedenfalls wollte der Abt von K. L. seinerzeit lieber die Kirche des Klosters vergrößern und erneuern (ein Entwurf dazu, ebenfalls genial, hängt in der Wirtschaft des Ortes an der Wand, ebenfalls v. B. Neumann), während Bamberg auf der Errichtung der Wallfahrtskirche bestand, die von Langheim aus zu errichten und zu bezahlten war !
    Weshalb kam es nun zu dieser Ostverschiebung des Baues? 14heiligen liegt an einem Hang, auf demselben war die Wundererscheinung geschehen und zwar auf einem ganz bestimmten Fleck Erde. Da nun die gewaltige Basilika aufgrund der Hanglage ausgedehnte Terrassierungaarbeiten und damit verbundene hohe Kosten nach sich gezogen hätte, ließ Mösinger den Bau (heimlich) nach Osten verschieben, so daß der heilige Ort nicht mehr in der Vierung lag.
    Balthasar Neumann wurde von Bamberg nach Kronach zu einer Inspektionsreise geschickt und sollte, weil es so praktisch auf dem Wege lag, auch den Fortgang der Arbeiten in 14heiligen überprüfen. Als er die Eigenächtigkeiten feststellte, soll er vor Wut geschäumt haben, wie nie davor und danach in seinem Leben, weil eigentlich damit das ganze Projekt sinnlos geworden war. Auf sanften Druck des Fürstbischofs hin entsann er dann die rettenden Pläne, die diesen Bau eigentlich zum genialsten Kirchengebäude machen, das mir bekannt ist, noch beeindruckender als die Wieskirche, zumindest was die Barockkirchen angeht:
    er beschrieb in den Kirchenraum Ovale und Kreise dergestalt, daß der Nothelferaltar, der auf der Stelle der Erscheinung steht, nunmehr optisch iden Mittelpunkt der Kirche darstellt. Es ist eine unglaubliche Überraschung, was man dort erlebt:
    zuerst der Eindruck vom Tal aus (besonders schön am Nachmittag, wenn sie golden in der Abendsonne erstrahlt), dann der Aufstieg, wenn sie über einem thront; dann erwartet man aufgrund der äußeren Erscheinung eine Basilika mit Mittel- und zwei Seitenschiffen, doch beim Betreten löst sich der Raum ins Überirdische auf, die Steine beginnen zu tanzen, man befindet sich tatsächlich in einem Grenzbereich zwischen Himmel und Erde. Von innen wird man 14 - Heiligen nie begreifen, egal, wie oft man dort ist, es bleibt stets ein Wunder; hinzu kommt die Akustik, hört Euch mal dort ein Konzert an. und dann der Blick hinüber auf Kloster Banz und die Klosterkirche von J. Dientzenhofer bietet einen spannenden Vergleich.

    Zitat von "JimPanse"

    Um noch mal auf den Tip von Anna zurückzukommen.
    Falls jemand von euch mal in Bayreuth ist. Schaut euch unbedingt das Steingräber-Haus an.
    Im ersten Stock , wo die Konzerte stattfinden, befinden sich absolut fantastische und geschmackvolle Barocksäle.

    Und nicht nur das, es wäre ein Frevel, nach B. zu fahren und nicht das markgräfliche Opernhaus zu besichtigen, ich behaupte mal ganz frech, daß es das schönste und märchenhafteste der Welt ist. :lachen:
    Ebenso beeindruckend das Neue Schloß, von außen die Schrumpfversion von Versailles, von innen verspieltes Rokoko und natürlich Wagners Villa Wahnfried mit der hinreißenden Akustik und den vielen Fotos, unter demjenigen mit dem amerikanischen GI, der in der zerbombten Villa an Wagners Flügel sitzt. :boese:

    Einen Katzensprung außerhalb der Stadt liegt die bezaubernde Eremitage, ebenfalls eine Anlage wie nicht von dieser Welt, das Schlößchen mit so vielen farbigen Inkrustationen verziert, daß man es im Sonnenlicht für einen vom Himmel herabgelassenen Traum halten möchte.

    Zitat von "skypirate"

    Wo wenn nicht dort 8)

    Z.B. in Gohlis - Süd, dort ist die Villenbebauung aufgelockerter, in den Straßenschluchten des W.str.viertels fühlt man sich zuweilen eingeklemmt; es gibt dort Bäume und man findet fast immer direkt vor dem Haus, wo man halten will, einen Parkplatz. Das Gohliser Schlößchen liegt um die Ecke und das Rosental vor der Haustür.

    Zitat von "Brandmauer"

    Wer hat Dir denn das erzählt?
    Eigentlich kenne ich nur vier Völker, die berufsmäßig antideutsche Gefühle auf Dauerflamme halten, die Engländer, die Polen, die Tschechen und Gottes auserwähltes Volk von eigenen Gnaden im östlichen Mittelmeer.
    Ansonsten bist Du in ganz Lateinamerika als Deutscher um ein vielfaches willkommener, als ein Yankee, in Asien, speziell Japan, ist unser Ansehen ähnlich hoch, ob Du nach Spanien, Irland, Rußland oder Serbien kommst, überall werden die Gesichter freundlich, wenn Du als Deutsche oder Deutscher auftrittst.
    Zumindest meine Erfahrung.

    RMA

    Wieso Apotheke? Sehr oft werden dort ein und derselbe Titel von mehreren Antiquariaten zu unterschiedlichsten Preisen angeboten und dann kann ich beim Preiswertesten bestellen!
    Was Du dort schilderst, ist einfach ein Glücksfall, daß jemand etwas verkauft, von dessen Wert er keine Ahnung hat; das dürfte doch eher die Ausnahme sein.
    Ich habe mir jedenfalls den größten Teil meiner Bibliothek über die ZVAB zusammengestellt und bin gut damit gelaufen, apropos, vielleicht bekommen wir ja noch Bilder von der St. Gallener Klosterbibliothek zu sehen, dann hätten wir eindeutig die Kurve genommen.

    RMA

    War ja nur'n Scherzle und siehe, wie das Thema eine neue Wendung nimmt.
    Apropos antiquarische Bücher:
    viel ergiebiger als Ebay ist in diesem Falle die "ZVAB", dort findest Du Millionen von Büchern in Tausenden von Antiquaritaten zwischen Flensburg und Kap Horn.

    Danke für die beeindruckenden Fotos, was für ein Bürgerstolz muß mal in dieser Stadt geherrscht haben.
    Die Firma Blüthner betreibt ein Ladengeschäft gleich um die Ecke vom Marktplatz und wenn man kein Kleingeld für einen Flügel in der Tasche hat, so läßt sich dort immerhin preiswert Notenmaterial erwerben.
    Es ist überhaupt ein Wunder, daß noch hochwertige Pianos und Flügel in Deutschland gebaut werden, so bei Steingräber in Bayreuth (es gibt in den herrlichen Firmenräumen in der Jean - Paul - Straße eine beeindruckende Werksausstellung, gelegentlich finden auch Werksführungen statt) oder bei Schimmel in Braunschweig.
    Wollen wir hoffen, daß die künftigen Bewohner dieser schönen Häuser dem Namen des Viertels die gebührende Ehre erweisen und demnächst durch die geöffneten Fenster Musik von Schumann und Liszt erklingen möge. :P

    Diese Leute sind doch einfach nur genial. und wenn es ein Anstoß wäre, die Gemäldegalerie aus der Ödnis der 90ger Jahre Galerie beim Potsdamer Platz ins Schloß zu translozieren, wäre das ein wundervoller Nebeneffekt, denn dort hängen Weltklassebilder, allein die Vermeers und Rembrandts, seufz und man bräuchte künftig nur noch zwischen Schloß und Museumsinsel hin - und her zu laufen.

    Ideal wäre es natürlich, wenn "Die Linden" ab der Humboldtuni zur Sackgasse würde, am besten, sie würden spätestens ab dem Zeughaus zur Flanierzone. Wilhelm II. hat sie damals aus einem Anflug von Fortschrittsgeist zum Alex geöffnet, das sollte spätestens bei der Wiedereröffnung des Schlosses korriegiert werden.

    Exilwiener

    Vielleicht sollte man die Stelle besser untertunneln, denn wenn man ganz oben im Studio übernachtet, hat man einen Blick über die umliegende Landschaft, die den vom Pfingstberg glatt in den Schatten stellt.
    Irgendwie wärs schade.

    Zitat von "SchortschiBähr"


    oder ... mit verspieltem Akzent (@ Anna), sprechen!? :zwinkern:
    Was meint ihr? :?:

    Na sicher, schließlich müssen wir für alles dankbar sein, was uns die Brücke ins Bildungsbürgertum schlägt. :)

    Die griechische Mythologie hat nicht nur an den weltlichen Fürstenhöfen bei der Raumausmalung und den Tafelaufsätzen eine wichtige Rolle bezüglich Identifikation und Gesprächszündgeber gespielt, sogar die weltlichen Herren waren ihr außerordentlich zugetan. Man denke nur an Tiepolos großartiges Deckenfresko in der Würzburger Residenz, erbaut für eine Dynastie von Fürstbischöfen, da findet sich auf eijnem der größten Gemälde der Welt kein auch noch so versteckter christlicher Ansatz, kein Christus als strahlender Held, sondern Apollo ist die höchste Instanz des Freskos.

    Zitat von "SchortschiBähr"

    Übrigens, wenn hier von Postmoderne die Rede ist, kommt es mir vor wird im Forum oft die Nase gerümpft. In den 80er Jahren hat es zumindest die postmoderne Bautätigkeit fertig gebracht sich in den historischen Kontext gelungener einzufügen, als so mancher Neubau heutzutage...

    Sehe ich auch so, es war zwar keine in sich geschlossene Stilrichtung, die mal in die Kunstgeschichte eingehen wird, eher so ein - ismus, aber wir sollten der Po.mo. dankbar sein, daß sie wenigstens mit der Atemnot hervorrufenden Brutalität und Eintönigkeit der 70ger Schluß gemacht und ein wenig zu spielen angefangen hat. Sie war so eine Art Katharrsis, ein Hustenlöser. :zwinkern:

    Notabene, auch in der Gefahr, als Jeanne d'Arc zu enden:
    ich finde die Fassade auch nicht schlecht, sie hat so freches und dieser herrliche Erdbeerton, der belebt die Sinne ungemein, lecker!

    Zitat von "Exilwiener"

    Aber der Autor zeigt nolens volens wieder einmal auf, wozu die "zeitgenössische" Architektur heutzutage fähig ist...zu nichts, was auch nur annähernd einem Schlüter oder anderem damaligen Zeitgenossen Nahe kommen könnte.

    Das Problem liegt sicher in den Auftraggebern, Schlüters Chef in Berlin war Friedrich III., der spätere Friedrich I., König in Preußen, wie fast alle Fürsten ein gebildeter Mann, der zudem den Wettbewerb der besten Köpfe (Eosander von Goethe, Martin Grünberg, A. Schlüter, Jean de Bodt) bewußt förderte. Die Baumeister orientierten sich nach oben und nach ihren Kollegen aus und die Ergebnisse lassen uns den Atem anhalten.

    Die heutigen Auftraggeber sind i.d.R. amusische, jedem Kunst- und Humanitätsverständis völlig abholde Beamte oder Wichtigtuer ohne jeglichen Bezug zum Bürger oder es sind Institutionen, wie Banken, Versicherungen oder international tätige Baugesellschaften.
    Der in deren Auftrag tätige Architekt schielt nach Effekten, teils, weil er seinen Kanon gar nicht mehr gelernt hat, teils aus Eitelkeit (die Ich -Bezogenheit in der modernen Kunst ist das größte Problem, man ist niemandem mehr gegenüber verantwortlich, weder dem HerrGott, noch dem Fürsten, noch seinem eigenen Gewissen), teile aus vorauseilend empfunden Gehorsam. Sie holen sich ihre Bestätigung einerseits von quasi gesinnungsmafiaähnlichen Zirkeln, die sich ständig gegenseitig belobigen, als auch von der Dummheit der Medien und des (meine das im neutralen Sinne) unerzogenen Publikums

    Eine echte Wende zur Selbsterziehung, in dem Sinne, daß Kunst und vor allem die Ars Publica, die Baukunst, wieder einen belebenden, erfreuenden, Hoffnung bereitenden und belehrenden Aspekt aufweist, könnten wir nur erwarten, wenn bedeutende Personen des öffentlichen Lebens mit guter Meinung, die sie billig unters Volk streuten, damit vorangingen; sei es der Bundespräsident oder irgendwelche Publikumslieblinge.

    Man muß sich wirklich vorsehen, daß man nicht politisch wird, denn wenn man bedenkt, daß es fast undenkbar war, daß ein Fürst nicht eine allseitig umfassende Ausbildung in Diplomatie, Musik, Dichtung, Reitkunst, Fremdsprachen, Staatsrecht, Theologie, Militär, usw. bekommen hatte, reicht heutzutage ein Jurastudium oder das Tragen von Helmut Kohls Aktentasche...

    Der Mann ist ja goldig, wie schön daß er rechtzeitig die Gefahr erkannt hat. Schließlich sind Lustgarten und Schloßpaltz derzeit beliebte Wohnquartiere, wo Opa Kulle und sein Enkel die Seele baumeln lassen und genüßlich vor der Mietskaserne Currywurscht kauen.

    Solchen Journalisten, aber auch den Redakteuren, die das durchgehen lassen, müßte man das Gehalt in Toilettenpapier gewickelt überreichen.

    Vielleicht entdeckt man in der nahegelegenen Charite bald, daß es sich um einen unheilbaren Virus handelt, der die zerebralen Steigleitungen zerknabbert, chi sa? :zwinkern:

    Die Welt steht oft auf dem Kopf - welchen Sinn machen denn die Goethe-, Schiller-, Klopstock- usw. - Häuser eigentlich? Klein Erna streift dort mit dem Kegelclub hindurch und hofft etwas vom Genius Loci zu erhaschen, in der irrigen Erwartung, daß von den Gesimsen etwas Musengeist auf sie heruntertropft? Umgekehrt wird ein Schuh daraus, das G. - haus z.B. in Frankfurt ist ein schönes Beispiel für ein Patrizierhaus seiner Zeit, aber so sahen viele aus, nur der Umstand, daß Jung-Wolfgang dort herumsprang, verdanken wir seinen Wiederaufbau und einen Blick durchs Fernglas in eine andere Zeit. Goethe aber dürfte kaum aufgrund der Raumverhältnisse zu dem geworden sein, als der er der Nachwelt überliefert ist, sondern aufgrund der Erziehung seines Vaters und den vielen Eindrücken, die er in Frankfurt erhielt.
    Insofern ist der Aufhänger stets ein dünner Faden, aber es wäre zu wünschen, wir hätten hunderte von Goethes', so stünden hundert schöne alte Gebäude mehr und die Brücke in unsere Vergangenheit wäre etwas breiter und prächtiger.

    Vielen Dank, solche Gegenüberstellungen sind das beste MIttel, um den Menschen die Wahrheit zu zeigen; es müßte für solche Bücher oder besser noch, für bundesweite Großplakate mit solchen Vorher-7Nachhermotiven einen bundesweiten Sponsor wie Herrn Plattner geben.

    Das Gedächtnis der Menschen ist kurz und es ratsam, es immer wieder aufzufrischen. Über die Wilhelmstraße gibt es desweiteren einen Band von Laurenz Demps, im sogen. 'Links'-Verlag, wenn ich mich recht entsinne.