Quote from "Georg Friedrich"Vierzehnheiligen
Krohne schob nun allerdings eigenmächtig den Chor nach Osten, sodass der Gnadenaltar nicht mehr für die Vierung vorgesehen werden konnte.
Die Baugeschichte liest sich interessanter als jeder Kriminalroman, schließlich handelte es sich um einen jahrhundertelangen Konflikt zwischen Kloster Langheim, acht Kilometer östlich von Lichtenfels gelegen und den Bamberger Bischöfen, Langheim unterlag jedoch auf Dauer. Kloster Langheim war eine gewaltige Anlage, es ist zu Beginn des 19. Jahrhunderts zu über der Hälfte abgebrannt, aber die verbliebenen Gebäude geben heute noch einen guten Eindruck von der einstigen Größe und der barocken Pracht. Wer es ganz genau wissen möchte (es lohnt sich), gegenüber dem Friseurladen gibt es ein kleines Museum, dessen Mittelpunkt ein Modell der ehemaligen Klosteranlage ist und dann hält man den Atem an...)
Jedenfalls wollte der Abt von K. L. seinerzeit lieber die Kirche des Klosters vergrößern und erneuern (ein Entwurf dazu, ebenfalls genial, hängt in der Wirtschaft des Ortes an der Wand, ebenfalls v. B. Neumann), während Bamberg auf der Errichtung der Wallfahrtskirche bestand, die von Langheim aus zu errichten und zu bezahlten war !
Weshalb kam es nun zu dieser Ostverschiebung des Baues? 14heiligen liegt an einem Hang, auf demselben war die Wundererscheinung geschehen und zwar auf einem ganz bestimmten Fleck Erde. Da nun die gewaltige Basilika aufgrund der Hanglage ausgedehnte Terrassierungaarbeiten und damit verbundene hohe Kosten nach sich gezogen hätte, ließ Mösinger den Bau (heimlich) nach Osten verschieben, so daß der heilige Ort nicht mehr in der Vierung lag.
Balthasar Neumann wurde von Bamberg nach Kronach zu einer Inspektionsreise geschickt und sollte, weil es so praktisch auf dem Wege lag, auch den Fortgang der Arbeiten in 14heiligen überprüfen. Als er die Eigenächtigkeiten feststellte, soll er vor Wut geschäumt haben, wie nie davor und danach in seinem Leben, weil eigentlich damit das ganze Projekt sinnlos geworden war. Auf sanften Druck des Fürstbischofs hin entsann er dann die rettenden Pläne, die diesen Bau eigentlich zum genialsten Kirchengebäude machen, das mir bekannt ist, noch beeindruckender als die Wieskirche, zumindest was die Barockkirchen angeht:
er beschrieb in den Kirchenraum Ovale und Kreise dergestalt, daß der Nothelferaltar, der auf der Stelle der Erscheinung steht, nunmehr optisch iden Mittelpunkt der Kirche darstellt. Es ist eine unglaubliche Überraschung, was man dort erlebt:
zuerst der Eindruck vom Tal aus (besonders schön am Nachmittag, wenn sie golden in der Abendsonne erstrahlt), dann der Aufstieg, wenn sie über einem thront; dann erwartet man aufgrund der äußeren Erscheinung eine Basilika mit Mittel- und zwei Seitenschiffen, doch beim Betreten löst sich der Raum ins Überirdische auf, die Steine beginnen zu tanzen, man befindet sich tatsächlich in einem Grenzbereich zwischen Himmel und Erde. Von innen wird man 14 - Heiligen nie begreifen, egal, wie oft man dort ist, es bleibt stets ein Wunder; hinzu kommt die Akustik, hört Euch mal dort ein Konzert an. und dann der Blick hinüber auf Kloster Banz und die Klosterkirche von J. Dientzenhofer bietet einen spannenden Vergleich.