Beiträge von findorffer

    Ich habe oben noch zwei Bilder zusätzlich eingefügt. Hier geht´s jetzt um

    Verluste durch Privatisierungen

    Grützmacherstraße und Kirchenstraße:

    Grützmacherstraße

    Der Name stammt von dem früher dort betriebenen Gewerbe der Gortemaker, der Grützmacher, die Buchweizen, Hafer und Gerste von den Hülsen trennten und dann mahlten. Die Grützmacherstraße besteht zwar noch, ist aber nicht mehr in ihrer ursprünglichen Form nutzbar, da sie nach einem Verkauf an die Sparkasse Bremen mittig durch ein Treppenhaus unterbrochen worden ist.

    Von Norden:

    Von Süden:

    Treppenhaus mitten in der Grützmacherstraße als Barriere:

    Kirchenstraße
    Die Kirchenstraße gibt es nicht mehr. Sie führte einst zur Martinikirche, der sie ihren Namen verdankt. Nach Jahrhunderten wurde sie vor ca. 20 Jahren für einen Hotelbau geopfert. Am rot gekennzeichneten Oval war der Beginn der kleinen Kirchenstraßen.....

    ...rechts am roten Oval war der Verlauf der Kirchenstraße Richtung Martinikirche.

    Grünenkamp

    unten links...

    Der bis dahin größte Platz in der Neustadt, der Grünenkamp, bestand bis ca. Anfang der 2000er-Jahre. Dann wurde er an Beck´s verkauft. Früher eine Weide, dann von 1890 bis 1934 Standort des Bremer Freimarktes, wurde er schließlich als Parkplatz und Veranstaltungsfläche wie beispielsweise für den Zirkus Roncalli genutzt. Die Fenster des Neubaus grün wie die Beck´s-Flaschen.

    Bremens verschwundene Straßen, Plätze und Brücken


    Wir beschäftigen uns ja hier im Forum vornehmlich mit Gebäuden. Ich möchte mal den Blick auf verschwundene Straßen, Plätze und Brücken werfen. Letztere sind schon dargestellt worden, deshalb nur zusammenfassend einige hinweisdienliche Bilder.

    Die Brautbrücken (dargestellt unter Süd/Neustadt und Altstadt). Erstmal ein Ausschnitt aus dem Stadtplan, schwarzes Oval kennzeichnet den ursprünglichen Standort der Brautbrücken, das Oval darüber den der "Große Hundestraße":


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    Große Weserbrücke als Teil der Brautverbindung zur Altstadt. Abgerissen 1960/61 (Bild von Mantikor unter Altstadt, Seite 11)

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    Hier der zweite Teil der Brautbrücke über die Kleine Weser, historisches Foto von 1890:

    Was die verschwundenen Straßen und Plätze angeht, so geht es um Verluste, die seit Jahrhunderten das Stadtbild prägten. Die Verluste kamen zustande durch Privatisierungen, moderne Stadtplanungen und Namensänderungen wie im Falle der Großen Hundestraße in der Bremer Innenstadt. Es handelt sich um eine Straße, die seit dem 8/9. Jahrhundert besteht. Sie verlor nach ca. 1200 Jahren ihren ursprünglichen Namen mit dem Bau der Lloydpassage 1990 und heißt heute: LLOYDPASSAGE !: Warum dieser Name? Offiziell soll damit an den Norddeutschen Lloyd erinnert werden - Erinnerungskultur als imagesteigernder Faktor - dessen palastähnliches Geschäftshaus im Stile der Neorenaissance für das republikweite größte Warenhaus des Hortenkonzerns 1968 abgerissen wurde. Mit großer Zustimmung der Politik. Der Hortenbau steht noch immer und bildet die nördliche Grenze der Lloydpassage. Inoffiziell allerdings geht es wohl auch darum, in dieser konsumfreudigen Ecke einen für den Konsum ungünstigen, vielleicht sogar abstoßenden Straßennamen - Große Hundestraße, da assoziiert man Hundescheiße und kläffende Köter - dem Stadtbild zu tilgen. Dabei hat die Große Hundestraße, der Name verweist darauf, dass es auch eine Kleine Hundestraße gibt, nichts mit Hunden zu tun, sondern ist wohl, auch wenn der Name nicht abschließend geklärt ist, eher darauf zurückzuführen, dass es sich um eine "Hinterstraße" handelte: Vorne, an der Obernstraße, standen die großen Häuser des Bremer Bürgertums, die von hinten beliefert wurden.

    Jetzt also Lloydpassage statt Große Hundestraße. Links der riesige Hortenbau mit Eiermann"verzierungen" als schnell erkennbares Markenemblem des Kaufhauskonzerns:




    Nun war heute zu lesen, dass das Grundstück des Medienhauses bebaut werden soll - von einem auswärtigem Bauunternehmen. Italiano ist pleite - das gönne ich diesem Abrisskasper - aber schöner als der Neubau, den er sich vorgestellt hatte, wird der Nachfolgebau auch nicht, der orientiert sich nämlich am italianoentwurf.

    Da ich schon in Schwachhausen bin, noch ein abgeschlossenes Neubauprojekt in der Emmastraße. In einem überbordenden Anfall von Kreativität haben sich die zeitgenössischen Architekten total verbogen und aus sich rausgeholt, was nur rauszuholen war:

    Ca. 120 Jahre vorher, Scharnhorststraße - da waren Könner am Werk: harmonisch, erhaben, schön.

    Und bei all der Aufregung über eine Feuchtwiese in Lesum ist der richtige Aufreger hier untergegangen. Die Detailplanungen des Speicherviertels in Bremen-Vegesack auf der "Werftbrache" sind veröffentlicht. Das Projekt war insofern interessant, als dass hier eine "neue Altstadt" geschaffen werden sollte. Die Umsetzung erinnert mich in vielerlei Hinsicht an ähnlich gut gemeinte Projekte aus den 1980er Jahren.

    Ich kann bei der neuen HavenHööft-Bebauung in Bremen-Vegesack keine eindeutige Bewertung abgeben. Als POSITIV empfinde ich den weitgehenden Verzicht auf Flachdächer und eine abwechslungsreiche Dachlandschaft. Auch die Verwendung von roten Ziegeln finde ich gut.

    Im Positiven steckt aber auch schon wieder das Negative: Die begrüßenswerten Satteldächer am Vegesacker Hafen sollten schon 1998 nach Forderung einer Bürgerinitiative dort entstehen. Hätte die Politik damals schon ein positives Verhältnis zur Bürgermitbeteiligung gehabt, das HafenHööft des Investors Albrecht, paternalistisch durchgesetzt von dem CDU-Wirtschafssenator Josef Hattig, wäre vermieden worden und damit ein graue Energie verschwendender Abriss des gesamten Gebäudebestands auf dem Areal. Die Politik muss einfach mehr die Bürger mit einbeziehen, die Bebauung ist dann gefälliger, wird von der Bevölkerung eher akzeptiert und man spart Unmengen von Geld. Was mir weiter nicht gefällt ist der Baucontainer mit den weißen Ziegeln - ich hasse weiße Ziegel - , dort soll die neue Polizeistation angesiedelt werden. Sicherlich eine Unterstützungsaktion für den Investor, damit der finanziell besser planen kann und abgesichert ist.

    Ferner gefällt mir die südliche "Planung" an der Lesum nicht, es wirkt irgendwie ausgefranst, ein wenig wie ödes Niemandsland.

    Vor zwei Jahren, als alles noch im Entstehen war, hatte ich mich mit dem Architekten Axel Spellenberg in Verbindung gesetzt und ihn gebeten, einen Gegenentwurf zu machen. Gleichzeitig nahm ich Kontakt zur Chefredaktion der Zeitung "Die Norddeutsche" auf, und wies auf den neuen Planungsentwurf Axel Spellenbergs hin, den ich als gelungen empfand und der mir wesentlich besser gefiel als das, was da bisher vorlag, besonders die Hochhausplanung missfiel mir. Mein Eindruck war, der Chefredakteur der Zeitung sah das genau so, denn es folgte daraufhin ein Interview mit mir und mit Axel Spellenberg durch eine Redakteurin und einige Tage später dann widmete sich "Die Norddeutsche" mit einer ganzen Seite des Themas. Gezeigt wurde der Entwurf Spellenbergs begleitet von zwei diese Gegenentwürfe positiv bewertenden Artikeln, einmal der Chefredaktion und dann der Redakteurin, die die Interviews mit uns geführt hatte.

    Ich stelle jetzt den hervorragenden Entwurf Axel Spellenbergs hier noch mal vor, besonders die Planung des Areals südlich zur Lesum hin ist besser gelöst als bei der aktuellen Planung - man vergleiche die Lagepläne -, das Ganze wirkt in sich einheitlicher und abgerundeter, wie aus einem Guss.

    Zuerst zwei Lagepläne:

    Zum Vergleich der aktuelle Entwurf, man beachte das Areal rechts zur Lesum hin, ausgefranst und ungestaltet:

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    Detailansichten:


    Ich habe auf den Strang geklickt, weil ich dachte, dass es - und sei es im weiteren Sinne - um Architektur in Bremen-Nord geht. Gelandet bin ich in einer Parteienschelte wegen der Umwandlung einer Feuchtwiese in ein Laichgebiet für Fische.

    Also - wirklich ....

    Ich glaube, es handelte sich hier - gut erkennbar - um einen satirischen Beitrag.

    Architekturforum Architectura Pro Homine

    Das Forum für Denkmalschutz, Baukultur und Rekonstruktion von Stadtbild Deutschland e.V.

    Was bedeutet "Stadtbild Deutschland"? Es geht dabei doch wohl - unbestritten - um die Stadtbilder in Deutschland, oder etwa nicht?

    Neben den Gebäuden gehören zu den Stadtbildern Deutschlands:

    Historische Stadtmauern, Plätze, Denkmäler, Brunnen, Straßen, Wege oder wegähnliche Verbindungen, Straßenbäume, Parks, gestaltete und ungestaltete Grünanlagen, Spiel- und Sportplätze, Stadien, Flüsse und Flusslandschaften (wie im geschilderten Fall), Parzellengebiete (woanders auch als Schrebergärten bekannt), in Hafenstädten wie Bremen natürlich die Häfen mit den hafentypischen Gebäuden, ferner Industrie-, Handels- und Logistikanlagen, Bahnhofsanlagen mitsamt den Bahnhöfen, weitere Anlagen des öffentlichen Nahverkehrs, Flugplätze, Zoos und Tiergehege usw. Alle aufgezählten Bereiche gehören selbstverständlich zu einem Stadtbild und damit kann sie jeder der Forumsteilnehmer hier einstellen, besprechen und, wenn gewollt, auch problematisieren.

    Nach dieser statischen, weil aufzählenden, gibt es aber auch noch eine dynamische Ebene. Hierbei geht es darum, gezeigte Objekte in einen inhaltlichen Kontext zu stellen. Da reichen keinen linearen Erklärungen aus, sondern dazu bedarf es unter Einbeziehung der historischen, architektonischen, stadtplanerischen, kulturellen, ökonomischen und politischen Bedingungen einer systemischen Analyse. Das ist von mir jetzt nicht so gemeint, dass jeder einzelne hier diesen "Katalog" abarbeiten muss - keinen Druck bitte -, sondern es geht darum, dass dies hier im Forum als Anspruchsprofil möglich sein kann. Man muss auch nicht alles, was ich hier aufgezählt habe, "abarbeiten", sondern man kann sich einzelne Punkte zwecks Kontextbildung , eben das, was für den liefernden Foristen von Interesse ist, heraussuchen. Bei mir war das in den letzten Beiträgen die die Stadtplanung entscheidende politische Seite.

    Die Politik steht am Anfang eines kausalen Prozesses. ihre Entscheidungen - ob aktiv durch das Durchwinken von Abrissverfügungen oder passiv durch Unterlassungen (z. B. die Veränderung der Baugesetze), bestimmen maßgeblich unsere Stadtbilder. Und darauf soll nicht mehr hingewiesen werden? Kommt es zu Veränderungen im Stadtbild, an deren Ende ein abgerissenes historisches Gebäude steht, müssen doch die einzelnen Schritte, als Kaskadeneffekt, der zu einem bedauernswerten städtebaulichen Zustand geführt hat, hier kommuniziert werden können.

    Ich kann mir nicht vorstellen, dass es bei Stadtbild Deutschland verboten sein soll, politische und wirtschaftliche Zusammenhänge zu den Gebäudeverlusten herzustellen. Und das gilt wohl gleichermaßen auch für die Verluste oder Veränderungen von Naturflächen. Soll man dann hier im Forum nicht mehr Ross und Reiter, soll man die Widersprüche der Politik nicht mehr nennen dürfen, nur weil jemand Bilder von Gebäuden sehen will?

    Bremen-St. Magnus

    Über die widersprüchliche Politik der grünen Regierungspartei habe ich mich als ehemaliger Grünensympathisant schon häufiger hier im Forum aufgeregt. Nun ist Politik in einem Architekturforum nicht jedermanns Sache. Gleichwohl bestimmt sie ja, ob Gebäude erhalten oder rekonstruiert werden. Leider geht es ohne die Politik nicht. Besonders aufgeregt haben mich - in den verschiedenen Strängen - die Baumfällungen, angestoßen durch die grüne Umweltsenatorin. Ebenfalls aufgeregt hat mich deren Argumentation. Die das Klima schützenden Bäume wurden für den Bau einer das Klima schützenden Straßenbahn abgehackt - 180 Stück, auf die zur Kompensation 15 Neuanpflanzungen pro Baum zwecks gleichem Klimaschutz kommen müssten. Oder der Bau eines "Klimahauses" in Schwachhausen, für das eine das Klima schonende Grünfläche mit Wäldchen verschwinden soll. Oder die Fällung von zwei Kilometer Platanen, im Strang Neustadt dargestellt. Die Bürgerinitiative BI Platanenrettung Bremen geht seit Jahren dagegen an.

    Welchen Wahnsinn das grün geführte Bau- und Umweltressort hier in Bremen verzapft, war kürzlich schon der Chefredakteurin des Weser-Kurier einen bissigen Kommentar wert. Nicht weniger bissig war nun ein Bericht von extra 3, dessen Link ich hiermit einstelle, weil er den ganz normalen grünen Irrsinn in Bremen sehr anschaulich verdeutlicht:

    https://www.ndr.de/fernsehen/send…extra20548.html

    Es geht um eine Feuchtwiese direkt an dem Lesum, einem Nebenfluss der Weser, im Bremer Norden, in Bremen-St. Magnus.

    Wenn der statistische Trend so weiter geht, dürfte es dieses Jahr erstmals mehr Architekturabsolventen als Maurerazubis geben.

    Gab es 1997 noch 36.417 Maurerazubis waren es 2019 nur noch 8.438

    https://de.statista.com/statistik/date…maurerhandwerk/

    Bei den Architekturabsolventen stieg die Zahl 1997 von 5.643 auf 8.261 im Jahr 2019

    https://bak.de/wp-content/upl…tur_bis2019.pdf

    Dabei waren die Baumeister der für mich wohl schönsten Gebäude Deutschlands, dem Bremer Rathaus und der Frauenkirche in Dresden, gar keine Architekten, sondern Lüder von Bentheim war Steinmetz und George Bähr war Zimmermann. Wenn ich deren Schöpfungen mit dem unsäglichen Schrott der modern ausgerichteten Architekten heute vergleiche, kann ich nur sagen:

    Maurerazubis, nehmt euch vor, nach euerer Ausbildung - vielleicht noch ein Meistertitel hinterher - Häuser nach eurem privaten Ansprüchen und euerer Handwerkskunst zu bauen, aber bitte ohne Architekten. Zeigt, was ihr könnt und wozu das Handwerk in der Lage ist. Eure Gebäude werden bestimmt nicht unansehnlicher aussehen als das, was uns heute so geboten wird. Eure Vorbilder sollten sein: Lüder von Bentheim und George Bähr, beides begnadete Handwerker.

    Das Weserwehr

    Im März 1981 kam es zum Durchbruch der Weser im Neustädter Ortsteil Habenhausen, links der Weser. Das geschah auch deshalb, weil das alte Weserwehr, mit einer Fußgängerbrücke über das Wehr gebaut zwischen 1906 und 1911, im zweiten Weltkrieg durch Bomben und 1945 durch eine Sprengung beschädigt worden war und trotz Reparaturen nicht mehr seine eigentliche Funktion erfüllen konnte. Seit November 1980 ließ sich auch einer der Wehrkörper nicht mehr bewegen, was zum Weserdurchbruch 1981 beitrug. Daraufhin entschloss sich das Land Bremen zum vollständigen Ersatz der Anlage.


    Links das Weserwehr:

    Das Wehr bestand aus zwei Teilen: einmal das eigentlich Wehr, das den Wasserstand regulierte und zum anderen aus dem Wasserkraftwerk. Die Turbinen des Wasserkraftwerks, untergebracht in einem großen Backsteinbau, gingen zwischen 1915 und 1917 in Betrieb. Das Wasserkraftwerk deckte zu der Zeit etwa die Hälfte des Bremer Elektrizitätsbedarfs ab.

    Das alte Wasserkraftwerk, ein wunderschönes, schon fast burgähnliches Klinker-Gebäude knapp 100 Meter flussaufwärts des heutigen, neuen Weserwehrs gelegen, ist nach einem Senatsbeschluss von 1987 abgerissen worden. Eine Turbine ist im Deutschen Museum in München ausgestellt. Weitere Originalteile der Maschinen lagern noch bei Energieversorger swb AG. Und im Kraftwerk Hastedt gleich neben dem Weserwehr gibt es auch noch ein großes Modell des einstigen Wasserkraftwerks, das von einem Angestellten der Baubehörde in filigraner Kleinstarbeit gebaut wurde. Ich hatte vor ca. 20 Jahren Gelegenheit, nach einem Anruf in der Baubehörde, diese Modell zu besichtigen.

    Gegen den Abriss gab es seinerzeit großen Widerstand, eine Bürgerinitiative versuchte 1987 vergeblich, vor dem Abriss zum Wasserkraftwerk zu gelangen, scheiterte aber an einem Drahtverhau, der vor dem Übergang den Weg versperrte. Auch im Beirat Hemelingen gab es Widerstand, denn dieser setzte sich dafür ein, dass das schön anzusehende Wasserkraftwerk - immerhin ein Wahrzeichen des Stadtteils - erhalten bleibt und dort ein Industriemuseum eingerichtet wird. In die gleiche Richtung ging die Initiative einiger Bremer, das Ensemble Wasserkraftwerk und Weserwehr mit einem kleinen Museum zur Geschichte der Bremer Stromerzeugung aus Wasserkraft zusammen mit einem Park zu erhalten. Vergeblich - der Senat unter Bürgermeister Klaus Wedemeyer agierte, wie später auch bei dem Abriss der Senatsvilla, UNERBITTLICH!

    Identitätsstiftendes Wahrzeichen des Stadtteils: Das Wasserkraftwerk wäre sicherlich ein guter Ort für ein Technikmuseum gewesen.

    Stattdessen:

    Die Bürgerinitiative gegen den Abriss des Wasserkraftwerks 1987 war nach meiner Erinnerung die zweite große Widerstandsbewegung nach dem Abriss des Schlachthofes 1980. Auch dort gab es eine Initiative aus Bürgern, Architekturprofessoren, Kulturschaffenden- und Interessierten, die sich gegen den Abriss positionierten und Alternativnutzungen vorschlugen, unterstützt von einem langen Demonstrationszug vom Viertel bis zum Marktplatz. Aber, wie bereits ausgeführt, wir sind im SozialDEMOKRATISCHEN Bremen, da ticken die Uhren etwas anders, wie geschrieben: UNERBITTLICH! Man könnte glatt annehmen, dass dieses Verhalten letztendlich auch Vorbildcharakter für private Investoren hatte bis hin zu dem unsäglichen Herrn Italiano mit seinem Abriss des Medienhauses. Wie sollen hier Gebäude erhalten werden, wenn schon die Stadt selbst als deren Vernichter auftritt und damit auch eine Botschaft an die private Bauwirtschaft sendet.

    Ich halte Bürgerinitiativen - auch wenn es hier im Forum einige gegenteilige Meinungen dazu gibt, die dem Nimby-Quark-Argument von Politik und Baubehörde auf dem Leim gehen - nach wie vor für wichtige Akteure der freien Meinungsäußerung und Elemente des demokratischen Willensbildungsprozesses, besonders im Bereich der Stadtplanung bilden sie oftmals den einzigen Gegenpart bei Entscheidungen im Bereich der Stadtplanung und dem Gekungel zwischen Politik und Investoren. Es hat hier schon Skandale im korruptionsanfälligen Baubereich gegeben, aber das Weserwehr hatte in dieser Richtung damit nichts zu tun.

    Das neue Weserwehr heute, rechts unten im Bild stand das alte, abgerissene Wasserkraftwerk:

    Sind das postmoderne Häuser? (Dafür wirkt die Giebelform sehr ungewöhnlich.) Oder sind das Häuser aus dem Jugendstil? (Dafür sind die Fassaden aber extrem gepflegt und neu wirkend.)

    Die Gebäude auf dem Teerhof stammen aus den 1980/90er-Jahren. Auf dem letzten Bild mit den Platanen siehst Du zwischen den beiden ersten Bäumen die Rückseite dieser Häuserreihe. Rechts neben der ersten Platane ist verdeckt das hohe Ziegelgebäude mit der ornamentalen Gestaltung im oberen Bereich, die Du erwähntest, zu sehen.

    In Ergänzung zu meinen Beiträgen # 81 und # 86 habe ich noch einige Bilder:

    Da wäre erstens noch eine Häuserreihe auf dem Teerhof mit Giebeln in holländischer Anmutung, die auf # 86 schon im Hintergrund zu sehen war.

    Dann hatte ich ja schon die seit dem Mittelalter bestehende Verbindung zwischen Alt- und Neustadt über die Brautbrücke angesprochen. Hier nun der Blick von der Neustädter Seite mit der fehlenden Brücke über die Kleine Weser im Vordergrund, Hinter mir die Neustädter Brautstraße, die ihren Namen dieser Brückenverbindung verdankt:

    Die historische Situation:

    Links und rechts der ehemaligen Brautbrücke stehen an der Kleinen Weser über einer Gesamtstrecke von zwei Kilometern bizarre Platanen . Diese sollen nun nach Vorschlag der grünen Bausenatorin gefällt werden, um in Zusammenhang mit entsprechenden Bauarbeiten den Hochwasserschutz zu gewährleisten.

    Und welcher der beiden Entwürfe wird gebaut?

    Das habe ich mich auch gefragt. Erst dachte ich, dass hier vielleicht, bedingt durch die Perspektive, eine Rundbogenanmutung erzeugt wird, aber ich glaube - Heinzer hat das ja schon ausgeführt - dass der erste Entwurf genommen wird.

    Ich weiß nicht, wie es in anderen Städten aussieht, oftmals entstehen ja gewisse Moden, Trends, die die Architekten dann untereinander austauschen....in Bremen scheinen sich jetzt bei der Fassadengestaltung immer mehr Rundbogenfenster im Untergeschoss durchzusetzen. Hier schon öfters dargestellt das Jacobshaus in der Obernstraße:

    Etwas weiter gegenüber entsteht jetzt ein Neubau der Berliner HD- Investorengruppe: Oben Raster, unten Pflaster.....

    Und neben dem Hauptbahnhof entsteht ein neuer Busbahnhof mit Reisezentrum und Hotel, bei denen es allerdings gewaltig dudlert:

    Grundsätzlich ist diese neue Gestaltung der Erdgeschosse positiv zu werten, sie schließt sich der historischen Architekturkursprache an, aber es sind auch zum Teil wieder die typisch für die Moderne endlosen Wiederholungen von Gestaltungselementen und in den Obergeschossen ist eh alles gleichförmig wie bisher. Dennoch ist die Abkehr vom rechten Winkel erst mal ein Rückschritt, der ein Fortschritt ist. Sozusagen zurück in die Zukunft.

    So, jetzt nochmal, ich hoffe, die Bilder sind nun sichtbar. Was bei #82 - von mir inzwischen gelöscht - nicht geklappt hat, kommt jetzt hoffentlich hier besser rüber. Also, der gleiche 82er-Text, diesmal mit Bildern.

    Ach, schön sieht´s aus, was uns die Moderne hier auf der "Altstadt"-Seite hinterlassen hat. Links 70er-Jahre, rechts der Deutschlandsitz der Logistikfirma Kühne & Nagel an dem Platz ihrer Gründung. Der hohe Bau verstellt den Neustädtern jetzt den jahrhundertalten Blick auf den Dom, anstelle des niedrigen Teils des K & N-Baus links daneben bestand hier seit dem Mittelalter und auch noch in der Nachkriegszeit die alte Brückenverbindung von der Alt- in die Neustadt. Es gibt da doch diesen Spruch von Seiten der Modernisten, mit bestimmten Neubauplanungen den bis dahin gewohnten Status quo radikal zu verändern und damit unumkehrbar zu machen.

    Als hätte es Alexander Mitscherlichs "Die Unwirtlichkeit unserer Städte" nie gegeben, als hätte Jane Jacobs nie über die seelenlosen Gebilde amerikanischer Großstädte ohne menschliche Qualität geschrieben und Robert Venturi sich nicht über die fehlende Ikonologie und Sprachlosigkeit moderner Architektur ausgelassen.

    So geht Altstadt. Der Stammsitz der alten Bremer Handelsfirma Bachmann direkt an der Weser:


    Gegenüber des Bachmanngebäudes noch mal der Müller-Menckens-Bau auf der anderen Weserseite , diesmal von Norden gesehen:


    ^"Findorffer", Deine Links funktionieren nicht.

    Bei dem Gebäude wurde sogar mal etwas Ornamentik gewagt. Ein Schritt in die richtige Richtung. :daumenoben:

    Ich weiß zwar trotz meiner bescheidenen Computerkenntnisse, was "Links" sind - aber ich habe doch gar keine eingestellt, oder? Was meinst Du konkret mit "Links", die nicht funktionieren? Kommen die Bilder nicht an? Das wäre seltsam, da ich sie nach Aufruf des Stranges sehen kann.

    Teerhof-Luxusbebauung

    Wie bereits unter West/Findorff angekündigt, stelle ich hier nun das neue Bauprojekt auf dem Teerhof vor, dass sage und schreibe über 10 000 .--Euro pro qm kosten soll. Münchner Preisniveau in Bremen heißt: eine 100 qm Wohnung kostet dann schon mal eine Million Euro!!! Irrsinn!!! Leider liegen noch keine Bilder vor, wir befinden und noch ganz am Anfang. Die Garageneinfahrt für den Teerhof soll überbaut werden, erste Arbeiten dazu sind bereits im Gange. Der neue Gebäudestandort rückt arg an die seit dem Mittelalter bestehende Verbindung von der Altstadt in die Neustadt, die Brautbrücke lief einst über die Kleine Weser auf die Neustadter Brautstraße zu. Es gab immer noch die Hoffnung, dass die alte Verbindung in die Neustadt über den Bau einer Brücke wiederhergestellt wird. Aber davon ist z. Z. wohl nicht auszugehen. Es könnte sein, dass der jetzt anvisierte Neubau so nahe an den Belugabau rückt, dass an eine Brückenbebauung nicht mehr zu denken ist.

    Über dieser Tiefgarageneinfahrt wird gebaut, im Hintergrund: der Belugabau. Links und rechts beginnen schon die Erdarbeiten.

    Mit etwas Abstand gesehen, rechts die Kleine Weser, deren Anblick die Preise so hochtreiben kann. Wohnen am Wasser!

    Geradeaus Blick in die Brautstraße, die alte Brückenverbindung fehlt. Bin gespannt, ob das vorne frei bleibt.

    Hier nochmal die Brautstraße hinter der Kleinen Weser. Den historischen Brückenansatz kann man noch sehen.

    Und zuletzt ein relativ neues Gebäude, das mir seht gut gefällt und das an die Packhäuser erinnert, die hier einst auf dem Teerhof gestanden haben. Plus 5 auf der Heinzer-Skala. Architekt: Müller-Menckens:

    Ein Bekannter, seines Zeichens Immobilienkaufmann, verblüffte mich kürzlich mit der Aussage, Findorff ist das neue Schwachhausen (für Auswärtige: Schwachhausen gehört zu den hochpreisigen Stadtteilen in Bremen). Diese Feststellung hing mit einem Neubau zusammen, den ich hier unten darstelle, allerdings ist er noch nicht fertig. Es wird ein Quadratmeterpreis von 5100.-- Euro verlangt, Schwachhauser Preisniveau. Dafür muss ne´ Oma verdammt lange stricken.

    Aber es geht inzwischen noch höher, wie ich inzwischen erfahren habe. Auf dem Teerhof werden für ein Neubauprojekt, das noch gar nicht begonnen hat, 10 500.-- Euro verlangt werden. Wasser-Blick macht´s möglich. Da fällt sogar mir die Kinnlade runter, das sind Münchner Preise. Ich stelle dazu Fotos ein, da, wo sie hingehören, nämlich in den Strang Neustadt. Ich arbeite noch daran.

    Findorff, Leipziger Straße:


    Und so sieht es dann aus, wenn es fertig ist. Man achte auf den seit einiger Zeit immer wieder aufkommenden Werbespruch der "barrierefreien Wohnungen". Dazu habe ich ebenfalls noch ein Bild aus der Neustadt, kommt auch später:

    WOW, nun ist es also passiert!

    Der Neubau Ecke Auf den Häfen/Gertrudenstraße ist fertiggestellt und die Befürchtungen haben sich nicht nur bestätigt, sondern übererfüllt.

    Ein intaktes kleines Bremer Geschäftshaus, wie es für das Ostertor typisch war, wird abgerissen und es ist klar, dass das, was folgt, schlimmer wird.

    Der Abriss hat mich auch entsetzt, kam gerade neulich beim Aleco raus und dann das. Weiß jemand was da hinkommt und wem man das zu verdanken hat?


    ......und der Redakteur des Weser-Kurier, nach eigenem Bekunden ein Anhänger moderner Architektur, ist begeistert:

    Unter der Überschrift "Schöne Bauten" (!!!), "Bremer Beispiele für besseres Bauen (???)" lobt er die "originelle Architektur" und die Nachhaltigkeit des Neubaus.

    "Die Leute bleiben stehen. Das Blech ist gefaltet, mal so, mal anders, um durch das Spiel von Licht und Schatten Lebendigkeit zu erzeugen. Erster Eindruck: WOW!

    Na, wer hat hier wohl die Feder geführt, den Text ursprünglich formuliert? Nun, dem Redakteur ist nichts zu schwör, er erklärt selbst den Ursprung:

    Architekten brauchen eine Erzählung für ihre Pläne, besonders dann, wenn sie sich in Wettbewerben durchsetzen wollen. ...und erklärt auch gleich eine dem schnöden Laien in diesem Zusammenhang unbekannte Begrifflichkeit: Adressbildung sagen die Architekten, wenn ein Bauwerk die Identität des Ortes verändert.

    Das kann man wohl sagen! Vorher - Nachher:

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    Das erste Bild, der ursprüngliche Zustand, zeigt ein harmonisches Bild, die Gebäude, obwohl unterschiedlich, stehen in einem architektonischen Zusammenhang, da beißt sich nichts. Im zweiten Bild kommt die Moderne wieder mal mit ihren großen Stiefeln daher und zerstört. Sie benimmt sich immer noch wie ein gefräßiges Tier, das den Hals nicht voll genug bekommen kann und Breschen in eine gesunde und gewohnte Struktur schlägt. Was aber noch schlimmer ist: dort, wo sich solche Bauten etablieren, lenken sie die Aufmerksamkeit der unheiligen Allianz von Investoren und Architekten auf ein bisher intaktes Gebiet. Es sollte mich nicht wundern, wenn dieses Gebäude erst der Auftakt zu weiteren Untaten ist und in 10, 20 Jahren das gesamte Umfeld empfindlich gestört und stark verändert ist.

    Mich würde mal interessieren: Sehen auch die Russen diese grauenhaften Bilder, kommen die zerstörten Wohngebäude der Ukrainer auch in die Wohnzimmer der russischen Gesellschaft, z. B. über das Internet? Angesichts der massiven Zerstörungen historischer Architektur kann ich mir schon vorstellen, welche Berufsgruppen nach dem Krieg am meisten profitieren werden. Diese "Spezialoperation" wird das Gesicht der ukrainischen Städte dauerhaft beschädigen, denn welcher Baustil sich dann durchsetzen wird, wissen wir hier im Forum doch alle.

    Wer kann hier weiterhelfen?

    Bei zwei Gebäuden stellen sich Fragen nach dem zukünftigen Verbleib der Spolien:

    Was geschieht mit dem Giebel des Essighauses (diese Frage stellte ich schon mal weiter oben). Früher befand der sich ja an der Rückseite des Ceasar´schen Hauses am Domshof.

    Dem rechten Gebäude wurde der Giebel der Sonnenapotheke aufgesetzt, die um 1600 in der Sögestraße Nr. 18 von Lüder von Bentheim im Stil der Weserrenaissance entworfen wurde. Er soll jetzt an die Seite, sozusagen in die Schmuddelecke, verbannt werden, wie die Animationen zeigen.

    Aber was geschieht mit den folgenden drei Bauteilen:

    Die Weser-Renaissance-Zierquader, vermutlich Anno 1600

    Die Weser-Renaissance-Säule an der Rückseite des Gebäudes, ebenfalls 1600, also ebenfalls über 400 Jahre alt

    Und schließlich das Eingangsportal, vermutlich ebenfalls Weserrenaissance und evtl. auch Bestandteil der Sonnenapotheke