Meine Mutter sagte mal, dass die Schweizer eine noch größere Begabung zur Stadtbildzerstörung und architektonischer Geschmacklosigkeit hätten, als die Württemberger. Und das müsse was heißen.
Ganz Abwegig sind solche Parallelen sicherlich nicht; es mag auf beiden Seiten der Hang zur Zweckmäßigkeit, zum Praktischen, eine Mentalität, bei der das Ökonomische großen Raum einnimmt, und eine geringe Sentimentalität beim Umgang mit historischer Bausubstanz eine Rolle spielen.
So sehr ich die Schweiz schätze; Ansichten wie die obigen und auch noch viel Schlimmeres, haben mich bei meinen Besuchen in der Schweiz schon früh verstört. Und der Kontrast zu den doch vielerorts bestehenden, in ihrer Solidität ruhenden, mal prächtigen, mal pittoresk-schmucken Städten bzw. Stadtteilen.
Was mir neben den international überall ähnlichen Hässlichkeiten als typisch schweizerisch spontan einfällt, sind unmaßstäbliche Hochhäuser auch in kleineren Städten, auch in der Alpenregion (ich denke geraden an den Blick auf Chur von der Autobahn) und die ausgiebige Verwendung von Sicht- und Waschbeton im innerstädtischen Bereich.
Philoikodomos gebe ich recht, dass verhältnismäßig in der Schweiz mehr hochwertige moderne Architektur zu finden sein wird als in Deutschland. Die obigen Beispiele (vielleicht mit Ausnahme von Bild 5 und 7) möchte ich dafür aber nicht als Referenz anführen. Bild 1 und die Ansichten von Lausanne weisen frappante Bezüge zur Ostblock-Architektur auf (wobei das in der Schweiz natürlich alles gepflegt ist, klar). Bild 7 (Gebäudeversicherung Luzern) zeigt ganz gefällige Nachkriegsarchitektur (in der Schweiz sollten wir vielleicht besser "Architektur seit 1945" sagen) so im Stile Sep Rufs, wenngleich dieser wohl etwas filigraner gebaut hätte.
Ich finde die Thematik sehr interessant. Meinen Betrag möchte ich keineswegs als Pauschalkritik verstanden wissen. Der schweizer Ist-Zustand wird die logische Folge langfristiger wirtschaftlicher Prosperität bei ziemlich geringer Siedlungsfläche sein.