Beiträge von Klinker

    Ich kann mir nicht vorstellen, wer in aller Welt von so einem Bergfried - der im übrigen den bisherigen, hochaufragenden Turm in den Schatten stellen würde, womit nun auch klar sein dürfte, dass die Idee des Bergfrieds von einem gewissen Hang zur Gigantomanie durchtränkt ist - etwas haben soll. Das Ding würde das Schloss erschlagen und die ganze Welt würde darüber lachen, dass in Bayern die Leute so rückständig seien, an den Plänen des Kini festzuhalten und sie unbeirrt durchzusetzen und dabei nicht merken, dass sie sich mit das Beste, was sie haben, der Lächerlichkeit preisgeben. Nein, so sind wir nicht, dass wir uns zum Gespött der Menschheit machen, die aus unnachvollziehbaren Wünschen nach einer Vervollkommung das Bisherige geradezu zerstört.


    Das ist doch wohl etwas zu pessimistisch gedacht.

    Nochmals, hierbei geht es nicht um einen Totalabriss von Schloss Neuschwanstein.


    Dann doch lieber in Ludwigsburg östlich des Schlossgartens eine Barockstadt errichten. Wäre auch nicht übermäßig sinnvoll, aber weit sinnvoller, wenn man schon unbedingt das Erbe der Vergangenheit umgestalten muss.


    Meinetwegen kann Ludwigsburg auch weitergebaut werden. Daran soll es nicht scheitern.


    Aber wie gesagt, die Vorstellung, dass Neuschwanstein äußerlich unvollendet sei, ist schon schwer in den Kopf reinzukriegen.


    Dass Neuschweinstein unvollendet ist, ist keine Vorstellung, sondern eine Tatsache. Ansonsten spricht es für den Entwurf, dass das Schloss auch unvollendet einen guten Eindruck macht.


    Ansonsten ist es sowieso klar, dass ein Weiterbau nie kommt.


    Man sollte niemals nie sagen. :wink:


    Im Prinzip spricht ja nichts dagegen, ein Bauwerk nach langer Zeit zu vollenden - man denke nur mal an den Kölner Dom oder das Hambacher Schloß


    Oder das Ulmer Münster oder die Wartburg oder den Michaelertrakt der Wiener Hofburg ... Bei all diesen Beispielen behauptet auch niemand, dass die Fertigstellung den Gesamteindruck zerstört hätte und dass der unvollendete Zustand besser gewesen wäre als der jetzige.

    Ach ja, mir fällt gerade ein, dass sich in Ludwigsburg westlich des Schlosses die Innenstadt befindet. Ursprünglich sollte auch östlich des Schlosses eine genauso große Fläche städtisch bebaut werden. Von der zu Barockzeiten geplanten Innenstadt fehlt also die Hälfte. Was wir heute als Innenstadt vorfinden, ist also aus historischer Sicht äußerst unvollständig. Müsste man nach der Logik des Vervollständigens da nicht auch dringend drandenken, die andere Hälfte noch zu bauen? Im Gegensatz zu der Vervollständigung von Neuschwanstein hätte man für die Neubauten dann auch Nutzungsmöglichkeiten.


    Eine Stadt umzubauen, ist aber immer noch ein bisschen aufwendiger als ein Schloss zu vollenden.


    Neuschwanstein ist allenfalls ein liebenswerter Kitschbau, aber keine künstlerische Offenbarung. Die Romantik hat weit Besseres hervorgebracht.


    Zum Beispiel?


    Man kann von Neuschwanstein halten was man will aber durch diesen Turm würde es endgültig zum Cinderella-Schloss verkommen.
    http://www.mosesong.com/blog_images/la…8_orlando23.jpg :thumbdown:  :kopfschuetteln:  huh:)


    Das Cinderella-Schloss ist eine Attraktion in einem Themenpark und kein richtiges Schloss. Der Vergleich hinkt.


    Ich wollte noch einmal darauf hinweisen, dass auch mehrere Innenräume von Schloss Neuschwanstein nicht fertigestellt wurden. Der Bergfried und die Schlosskapelle sind nicht die einzigen "Problemzonen".

    Wenn man gewollt hätte, hätte man durch eine Rekonstruktion des Lesesaals der Berliner Staatsbibliothek eine Raumschöpfung wiedergewinnen können, die einen vergleichbaren Anspruch von nationaler Repräsentation wie die Washingtoner Kongressbibliothek erfüllt hätte. Aber das war sogar 70 Jahre nach dem Zusammenbruch des Reiches noch nicht durchsetzbar.


    Der Lesesaal der Library of Congress wäre zwar immer noch eine Nummer größer, aber der alte Lesesaal der Berliner Staatsbiliothek sähe mit Sicherheit eindrucksvoller aus als der neue.

    Alter Lesesaal

    Neuer Lesesaal

    Ich kenne leider nicht die originalen Pläne und beim Bildindex hab ich nichts gefunden also kenn ich keine originalen Maße, aber ein Bergfried ist eigentlich immer der höchste Turm und dominiert die restliche „Burg“, wie auch auf dem ersten Bild zu erkennen ist.


    Stichwort: "Neuschwanstein Entwurf"


    Dieser Turm wird dort wohl absichtlich aus einer Perspektive gezeigt in der Derselbe keine bestehenden Gebäude verdeckt.


    Das Bild stammt aus dem Jahr 1869, dem Jahr der Grundsteinlegung, damals gab es nichts zu verdecken.


    Wenn man sich nun aber in Gedanken diesen mächtigen Turm aus der bekannten Frontalansicht vorstellt (wie z.B. auf den €-Sondermünzen) wird man merken dass er den bisher dominierenden Palas mindestens teilweise verdeckt und zur Nebensächlichkeit degradiert.


    Der Palas würde nicht "degradiert" werden, sondern erhielte durch den Bergfried ein "Gegengewicht", was letztendlich dem Gesamteindruck zugutekäme.


    Wenn dies schon immer so gewesen wäre, würde ich dies trotzdem als „schön“ empfinden.
    Aber auf diese Weise wäre es nicht weniger als eine Verschandelung des gewohnten wunderschönen Blicks auf dieses prächtige Schloss.


    Auf den ersten Blick würde der Bergfried sicherlich ungewohnt erscheinen, aber nach einiger Zeit könnte man ihn sich gar nicht mehr wegdenken. Da die anderen Teile des Schlosses von Anfang an unter Berücksichtigung des Bergfrieds gebaut wurden, würde er sich harmonisch in das Gesamtensemble einfügen.

    Also äußerlich auf keinen Fall etwas verändern.
    Dagegen spricht neben den von Zeno aufgeführten Gründen noch, dass es gerade erst fertig renoviert wurde und jede Veränderung der äußeren Gestalt als Verschlechterung wahrgenommen werden würde.


    Es scheint hier teilweise die Vorstellung vorzuherrschen, dass eine Fertigstellung des Schlosses einem Totalabriss gleichkäme. Auf den ersten Blick würde nur der Bergfried mit der Schlosskapelle auffallen. Der Bauplatz ist bereits jetzt schon gut erkennbar hervorgehoben.

    Wer sich für die Entwürfe interessiert, sollte mal bei Bildindex.de nachschauen, da es im Netz ansonsten ziemlich wenig Bilder zu diesem Theme zu finden gibt. Vielleicht kennt jemand noch ein paar hilfreiche Links.

    Wie man ja sieht, kommt ein Haufen Leute, so dass es da droben völlig überfüllt ist. Und das, obwohl das Schloss nicht fertiggestellt ist.


    Diese Tatsache ist den Besuchern normalerweise auch gar nicht bewusst.

    Die unvollendeten Teile des Schloss stehen ja auch nicht so sehr im Zentrum des normalen Besucherprogramms.


    Vielmehr gehört die Baugeschichte und das Unvollendetsein wesensmäßig dazu. Da kann man nicht über hundert Jahre später daherkommen und so tun, als wäre der bisherige Zustand nicht gut genug.


    Das Unvollendetsein ist aber niemals so geplant gewesen. Ist es denn verwerflich, dass man ein Gebäude im Sinne des Erbauers vollendet?

    Es geht ja nicht darum etwas hinzufügen, was so nie angedacht worden ist.


    Was es da noch zu verbessern gibt, wird mir für immer ein Rätsel sein.

    http://lancastria.net/blog/wp-conten…castria-236.jpg


    Auf dem Bild kann man zum Beispiel denn Grundriss für die geplante Schlosskapelle gut erkennen.


    Da müsste doch vielmehr der Vorschlag kommen, "endlich" das Schloss Falkenstein zu bauen, auf dass nach Schwangau nun auch endlich Pfronten eine weltbekannte Touristenattraktion hat...

    https://en.wikipedia.org/wiki/File:Schl…smus_Ludwig.jpg


    Das könnte man durchaus in Erwägung ziehen. Allerdings wäre das ein anderes Thema.


    Moderationshinweis (Zeno): Direkt eingebundenes Bild wegen Urheberrechts durch Link ersetzt. Mein Beitrag war nicht urheberrechtswidrig und wurde fehlerhaft, nämlich mit eingebundenem Bild statt eines Links, zitiert.

    Wie allgemein bekannt sein dürfte, wurde Schloss Neuschwanstein nie fertiggestellt. Die Bauarbeiten wurden mit dem Tod Ludwigs II. aus Geldmangel größtenteils eingestellt. Da sich dieses Problem mit 1,4 Millionen Besuchern jährlich heutzutage erledigt hat, stünde einer Fertigstellung doch eigentlich nichts mehr im Wege.


    Idealansicht

    Geplantes Ritterbad

    Schlosshof mit geplanter Kapelle


    Was spräche für bzw. gegen eine Fertigstellung?

    Die ukrainische Stadt Odessa ist meiner Meinung nach ein echter Geheimtipp für Freunde historistischer Architektur.


    Oper: (Одеський національний академічний театр опери та балету)

    Frontalansicht

    Seitenansicht

    Blick in den Zuschauerraum


    "Nationale wissenschaftliche Bibliothek":
    (Одеська національна наукова бібліотека)

    Haupteingang


    Hotel Bristol:

    Blick von der "Puschkin-Straße"


    Liebmann-Haus: (будинок Лібмана)

    Blick von der "Sudowa-Straße"


    Passage:

    Innenansicht