Die Bebauung am Goetheplatz ist wohl ein Block, dem 5 unterschiedliche Fassaden "vorgehängt" wurden. Mäckler hat an dieser Stelle das beste rausgeholt. Ansonsten hätten die Investoren einen Zaha Hadid Dekonstruktivismus-Klotz gebaut. Gründerzeitlicher Historismus stand überhaupt nicht zur Debatte und war bei den Investoren mit Sicherheit völlig unrealistisch.
Das ist erstmal festzuhalten. Aber fassen wir nochmal zusammen: die vier Häuser an der Goetheplatz-Westseite, errichtet um 1950 nach vollständiger Zerstörung der Vorgängerbebauung (mehr dazu und Fotos von mir hier) wurden von einer Investmentgesellschaft zwecks Neubebauung erworben, die dann auch ziemlich bald und barsch den teils alteingesessenen Geschäften und Bewohnern die Mietverträge kündigte. Die 1950er Jahre-Bebauung hatte meiner persönlichen Meinung nach abzüglich einer gewissen Heruntergekommenheit durchaus ihre Qualitäten (Fotos (DAF-Link).
Aus einem internationalen Architekturwettbewerb ging ein enger Kreis von drei Büros hervor: die Frankfurter KSP Jürgen Engel Architekten (Entwurf (DAF-Link, siehe oben) sowie Prof. Christoph Mäckler Architekten (Entwurf (DAF-Link, siehe unten) und sowie die Londoner Zaha Hadid Architects (Entwurf (DAF-Link). Auch solche tollen Sachen (DAF-Link) waren übrigens dabei, flogen aber früh raus.
Der Investor wollte vom Raumprogramm her einen Block mit gleichen Stockwerkshöhen, und das natürlich zu geringstmöglichen Kosten. Deswegen war auch lange Zeit der Entwurf von Zaha Hadid Architects im Rennen, flog dann aber wohl auch auf massiven Druck seitens der Stadt zuerst raus, dann auch schließlich der von KSP Jürgen Engel Architekten. Persönlich hatte ich ja sehr große Zweifel an dem Projekt, insbesondere, weil die die 1950er Jahre-Bebauung zwar heruntergekommen, aber in den Details doch schon sehr wertig war, wurde aber positiv überrascht.
Warum? Erstens, weil sich die Mäckler-Neubebauung in Bezug auf die handwerkliche Qualität, wie die nachfolgenden Fotos von mir, die zwar schon ein paar Monate alt sind, jedoch die wichtigsten Details bereits zeigen, keinesfalls hinter der Vorgängerbebauung verstecken muss. Das ist heutzutage alles andere als selbstverständlich.
Zweitens, weil es an dieser Stelle, durch wen auch immer, geschafft wurde, wieder echte Dächer in der Innenstadt von [lexicon='Frankfurt am Main'][/lexicon] einzuführen. Man beachte die Ausführung gegenüber Mäcklers Wettbewerbsentwurf, der noch Flachdächer vorsieht! Als Außenstehender kann man diese Begeisterung vielleicht nicht nachvollziehen, aber das dürfte so mit das erste Mal seit dem Zweiten Weltkrieg sein, dass innerhalb der historischen Stadtmauern wieder Gebäude ohne Flachdach gebaut werden. Sie wirken (hoffentlich nicht mehr lange) geradezu wie ein Fremdkörper innerhalb der kastrierten Dächerlandschaft, gut zu erkennen etwa hier (DAF-Link).
Natürlich kann man manches kritisieren. Die langweilige 1960er Jahre-Fassade von Goetheplatz 5 mit ihren Fensterbändern. Das Dachmaterial, dass es nicht Schiefer ist. Aber sonst? Fällt es mir schwer, etwas zu finden, was im Gegensatz zur Vorgängerbebauung (der 1950er Jahre) und der im Hinblick auf traditionelles Bauen immer noch sehr zurückhaltenden Baupolitik in [lexicon='Frankfurt am Main'][/lexicon] nicht einen erheblichen Schritt nach vorne darstellt. Übrigens wurde auch die historisch überkommene Gliederung des Baublocks in sechs Parzellen wiederhergestellt, die die Vorgängerbebauung (der 1950er Jahre) durchbrochen hatte.
Klar, auch ich hätte mir die Rekonstruktion der Deutsch-französischen Kirche gewünscht. Aber die hat man (außerhalb kunsthistorischer Kreise) noch nicht mal vor dem Krieg als wirklich wertvoll betrachtet, geschweige denn, dass heute vielleicht noch 100 Frankfurter überhaupt wissen, was die war.
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