Beiträge von Heimdall

    Vom Ort der Varus-Schlacht war hier überhaupt nicht die Rede. Bitte also nicht zu weit abschweifen. Und einige vom Kriegstross mitgeführte Waffen, Münzen und Töpfe sollten nicht mit der Errichtung von Bauwerken verwechselt werden. Nicht ohne Grund befand sich der Varus-Tross auf dem Weg vom Sommerlager in das sichere Winterlager bei Xanten. Warum wohl? Weil es im wenige Jahre zuvor erstmals "römisch besetzten" Germanien östlich des Rheins (das muß man sich als einzelne Heeresgruppen inmitten einer riesigen Waldlandschaft mit kleinen germanischen Siedlungen vorstellen) eben weder eine gut ausgebaute Infrastruktur noch sichere Verteidigungsanlagen oder gar größere Ortschaften gab. Die wenigen Stützpunkte bzw. Kastelle wurden im Gefolge der Schlacht ganz schnell von den Germanen unter Arminius überrannt. Wir reden hier von einem Zeitpunkt von 12 v. Christus bis 9 n. Christus, also etwa 20 Jahre, unterbrochen durch Aufstände und Kriegszüge. Nach der Varusschlacht kam es noch zu einem letzten Rachefeldzug des Germanicus. Dann war auch wegen der Kosten der Ofen aus. Absurd ist es deshalb, von größeren Steinbauten oder Aquädukt-Anlagen in Niedersachsen auszugehen, auch wenn man dort im Boden ein paar alte Münzen finden mag (die vielleicht auch von Germanen einst geraubt sein mögen). So jedenfalls der aktuelle wissenschaftliche Stand.

    Ich habe erst unlängst einen sehr ausführlichen und auf dem neuesten Forschungsstand befindlichen Aufsatz gelesen über die strategischen römischen Pläne und die letztliche Aufgabe der kurz erörterten Idee einer Elbe-Grenze seitens des römischen Imperiums. Ich finde ihn leider nicht mehr. Jeder Laie kann sich aber auch selber ein Geschichtsbuch besorgen und über dieses die Grundkenntnisse zu jener Zeit aneignen.

    Ich glaube kaum, daß man im 19. Jahrhundert von der Deutung ausging, römische Bauten östlich des Rheins zu finden. Dort zogen - wie gesagt - nur einige Truppen durch, die den Versuch unternahmen, die Elbe-Grenze zu erzwingen. In dem Gebiet dürften sich, weit verstreut, nur einige wenige Legionslager befunden haben, in der Regel Holz- und Zeltbauten. Von Aquädukten oder großzügigen Tempelanlagen kann überhaupt keine Rede sein. Germanien blieb, dank Arminius, frei! :D

    @Palantir

    Nein, das von Dir gezeigte Palais ist der Bau am Markt, der in der ersten Fotostrecke nach dem Denkmal des alten Dessauers zu sehen ist. Es ist bereits seit längerem saniert. Der Kristallpalast befindet sich weiter hinten in Richtung der Kirche.

    Hier noch ein paar Infos und Bilder bzgl. des Palais Branconi / Kristallpalast

    Hier etwas zur Geschichte:
    http://www.db3.dessau.de/main/deu/00_diverses/thema_aktuell/2004-02-27_kristallpalast/kristallpalast_10.htm</a>

    Hier die Internetseite des Fördervereins:
    http://www.kristallpalast-dessau.de/

    Innenreste:
    http://www.fotocommunity.de/pc/pc/cat/7043/display/2325972

    Hier wurde beraten. Worum es exakt geht, kann ich daraus nicht entnehmen...
    http://www.db2.dessau.de/bi/ydocstart.asp

    Dabei muß man sich doch im klaren sein, daß die Römer östlich der Rheingrenze nur ganz wenige Jahre agierten und nach der Schlacht im Teutoburger Wald auch keinen richtigen Fuß mehr nach Germanien hereinbekamen. Danach wurde das Ziel einer Eroberung Germaniens samt Elbe-Grenze aufgegeben. Abseits der westlichen Landeskante irgendwelche Aquädukte und größere Bauten zu finden, ist für Deutschland, also den Großteil rechts des Rheins und nördlich der Donau, wohl eher Phantasie.

    Moderationshinweis (Palantir):
    Die folgenden Beiträge sind aus dem Galeriestrang "Dessau und Umgebung" hierher verschoben.

    Das betreffende Bild von "Sebaldt":

    Moderation - Ende.
    _____________________


    Auf dem Bild vor der Kath. Peter-Pauls-Kirche ist rechts ein ruinöser Bau angeschnitten. Ich hatte im Hinterkopf, einmal gelesen zu haben, daß es sich um ein noch ruinöses Palais an der Zerbster Straße, der Hauptstraße also, handele. Fündig bin ich bei meiner Recherche geworden. Es handelt sich um das klassizistische Palais Branconi, 1795/96 nach Entwürfen von Erdmannsdorff errichtet.

    http://www.burgeninventar.de/html/saan/DESS_big.html

    http://www.staedtefoto.de/details.php?im…7pdq5vd87vm6l7s

    Nun habe ich bei wikipedia gelesen, daß sich seit Herbst 2008 eine Bürgerstiftung in Gründung befinde. Diese Stiftung verfolge das Ziel einer Revitalisierung des Standortes als Kultur- und Kongresszentrum. Und der Stadtrat von Dessau-Roßlau habe in öffentlicher Sitzung am 10. Dezember 2008 einen Bebauungsplan für das Areal Branconi/“Kristallpalast“ mit Festschreibung der Nutzung als Kongress- und Kulturzentrum beschlossen. Weiß jemand näheres? (Vielleicht unser Freund von der Wallwitzburg, wenn er ins Forum schauen sollte) Ist mit einer weitgehenden Fassadenwiederherstellung zu rechnen? Und in welchem Zeitraum?

    Das wäre überhaupt eine Lösung. Man würde die linken Chaoten einfach einen Monat lang ungehindert wüten und alles kaputtschlagen lassen. Und danach sind sie dann ausgepowert und werden auf einmal ernüchtert feststellen... - es gibt kein Bier mehr, mit dem man sich volldröhnen kann (alle Flaschen kaputt), es gibt kein Auto mehr, mit dem man zur nächsten Party oder Demo fahren kann (alles abgefackelt), es gibt kein Geschäft mehr, in dem man sich warme Klamotten und Schuhe kaufen kann (alles eingeschlagen), es gibt keine Imbissbude mehr, bei der man sich was Warmes holen kann (Lagerhäuser geplündert), es gibt niemanden mehr, der anderer Meinung ist (alle eingeschüchtert und verstummt; - wie langweilig), es gibt keine Polizei mehr, wenn einem selber mal was unangenehmes passiert (hat sich zurückgezogen), usw.

    Dann werden sie sich ganz doof das grüngefärbte Haupthaar kratzen. Denn endlich ist das eingetreten, was sie sich immer gewünscht haben. Willkommen in der Steinzeit.

    Sehr gut! Solche Leute machen sich um ihre Stadt verdient. In einigen Jahren, wenn dem Einkaufscenter-Wahn im Zuge schwindender Kaufkraft und verbrauchter Spekulationsmillionen die Puste ausgehen wird, wird man es dem alten Herrn danken.

    Im hessischen Offenbach gab es vor Jahren mal so einen Fall beim Bau des OFF-Centers mit seinem "Cinemaxx"-Multiplexkino. Ein Galerist verkaufte einfach, trotz hoher gebotener Summe, seinen Gründerzeit-Altbau an der Berliner Straße nicht. So mußte der verärgerte Investor umplanen und seinen Komplex wiederum um das tief in den Hinterhof reichende Gründerzeit-Grundstück herumbauen. Der Kleinteiligkeit der Straße hat diese Großtat einen Gefallen getan. Auf dem Bild sieht man den schmucken erhaltenen Altbau inmitten des modernen Baukomplexes. Es ist das braune Haus in der Bildmitte, die oberen Stockwerke allerdings halb von Bäumen verdeckt.
    http://www.offenbach.de/stepone/data/i…er_Strasse1.jpg

    Zitat von "Schloßgespenst"

    Ich habe mittlerweile den Eindruck, die Kasseler Stadtväter sind in den ersten 30 Jahren nach dem Krieg mit ihrer Stadt schlimmer umgegangen als die meisten SED-Regierungen. :kopfschuetteln:

    Ganz richtig. Diesen Eindruck habe ich auch schon lange. Fragt sich, wann eine Gegenbewegung einsetzt.

    Zitat von "Schloßgespenst"

    und für die Altstadt gibt es sogar einen eigenen Strang (in dem außer mir kaum noch jemand etwas schreibt in letzter Zeit).

    Na ja, Dein letzter Beitrag dort ist vom 27.4. und mein letzter auch. Aber das ist doch auch egal, ist ja kein Wettbewerb hier. Wenn ich wieder etwas höre oder entdecke, werde ich das dort schon kundtun.

    Zitat von "RMA"

    Also das mit den zusammenstürzenden WTC-Türmen scheint mir doch *sehr weit* dahergeholt. Den Vorwurf könnte man ja so ungefähr jedem in dekonstruktivistischem Stil ausgeführten Wolkenkratzer machen.

    So ist es. Man muß dazu verstehen, daß der Dekonstruktivismus der Manierismus der Moderne ist. Eine Moderne, die ja gerade aussehen soll, als hätte sie jemand mit dem Hammer oder Abrisskrahn zertrümmert, als sei sie zerbrochen oder zersplittert, als stürze sie gerade zusammen. Dekonstruktivismus bedeutet "Einstürzende Neubauten". Es ist ist eine Moderne der völligen Entheiligung, die sich und ihre klassischen Bauhaus-Dogmen sogar selber ironisiert. Alles ist möglich, aber alles ist auch nur noch ein Witz, ein kurzer Effekt. Mehr ist nicht hinter dem Dekonstruktivismus. Er ist das Ende der Moderne und ihr Höhepunkt. Er führt sie zur Vollendung ihrer Form, also zur völligen Entformung. Nun bleibt zu schauen, wie lange er sich hält, wie lange die ökonomischen Verhältnisse seine aufwendigen und sanierungsanfälligen Konstrukte mittragen, und wie viel städtebauliche Verwüstung er in dieser Zeit noch anrichten kann.

    Der Bau ist heute ein Solitär und insofern auch proportional und geometrisch stimmig. Der Vergleich zur Proportionsverschiebung in Potsdam träfe somit nicht richtig. ("wissen.de" hat diesen aber auch nicht vollzogen, sondern nur ein Beispiel für ein wirkliches Problem aufgezeigt.) Sollte sich die städtebauliche Situation einmal ändern, kann man über die Anfügung der kleinen, eher unbedeutenden Gebäudereste noch einmal nachdenken, wie auch "PJG" richtig sagte. Für Frankfurt gibt es derzeit aber wirklich wichtigere Themen, vor allem, wie es mit der Altstadt weitergeht oder ob wir dort am Ende nur ein - wenngleich kleinteiliges - Ausleben "junger" Architekturideen bekommen.

    Es gibt noch eine dritte Variante. In Frankfurt gab es viele Pläne für das alte Straßenbahndepot in Sachsenhausen. Und was ist nun rausgekommen? Ein schicker Rewe-Supermarkt...

    http://www.baunetz.de/meldungen/Meldungen-Strassenbahndepot_in_Frankfurt_umgebaut_741296.html</a>
    http://www.deutsches-architektur-forum.de/forum/showthread.php?t=4566&page=4

    Aber auch immerhin das Bibliothekszentrum des Stadtteils...

    http://www.frankfurt.de/sixcms/detail.…halt%5D=4365698

    Zitat von "Heimdall"


    Auf den Brückenköpfen der Nibelungenbrücke standen bis 1945 die Modelle von vier Figuren der Nibelungensage: Siegfried, Kriemhild, Gunther, Brunhild. Die großen Gipsmodelle wurden von Alliierten dann in den Fluß gestoßen. Ich habe die monumentalen und mit Symbolen angereicherten Figuren auf alten Fotos in einem Buch gesehen, und mir gefallen sie gut, auch hinsichtlich der Stadtraumgestaltung.

    Auf obigem Bild sieht man zwei der Figuren nun sehr gut. Sie stammen von Bernhard Graf Plettenberg. Ich plädiere absolut für eine Neuausfertigung, notfalls in einem günstigen, wetterfesten Gußmaterial. Leider aber wird man derzeit eine Aufstellung am alten Standort politisch nicht durchsetzen können. Zur Not stellt man sie für diese "Zwischenzeit", bis man entspannter agiert, in einem Figurenpark aus. Wäre das nicht eine Aufgabe für einen interessierten Künstler?

    Zitat von "jörg"

    Der Tag führte noch zu einer weiteren sensationellen Erkenntnis: Ich habe einen Verwendungszweck für den "Tisch" entdeckt. Er eignet sich hervorragend, um von oben die gezeichneten Umrisslinien der zukünftigen Altstadt zu fotografieren.

    Und er wird Dir noch eine Weile erhalten bleiben. Ich habe erst vorletzte Woche beim Besuch der Darwinismus-Ausstellung in der Schirn gesehen, daß mehrere Handwerker mit der Sanierung beschäftigt waren. Sandsteinplatten wurden offenbar ausgebessert usw.
    Kann man nur auf einen Bulldozer oder Baukran hoffen, der mal dagegen rast.

    Um diesen absurden und ohnehin nur als Provokation gemeinten Quatsch noch eine Spur weiter zu führen: Soll er doch den "Palast der Republik" rekonstruieren, wenn er dafür Spender findet, aber zum Wasser hin mit der rekonstruierten Ostfassade des Schlosses. Das wäre doch mal eine interessante Verquerung. Ein Schloß mit moderner Wasserfassade, ein "Palast" mit historischer Wasserfassade. Von der Ostgalerie des Schlosses schaut man dann auf die eigene Ostfassade. Spannungs- und kontrastreicher ginge es nicht mehr. Aber, mehr braucht man dazu nicht zu sagen. Der "Palast" wird nicht wiederkehren, außer in den hämischen Phantasien einiger Ostalgiker und frustierter Architekten. Diskussion also überflüssig. Gegen eine Wiederherstellung des Marienviertels sei nichts gesagt, wenn es aber zu Ergebnissen einer "kritischen Rekonstruktion" wie in der Kasseler Unterneustadt führen sollte, plädiere ich für eine Beibehaltung der Freifläche.

    Na, schlimmer geht´s immer. Wenn man sich jetzt nur noch auf den (fundamentalistischen?) Standpunkt stellt, daß ohne Rekonstruktion ohnehin alles egal ist, steht der weiteren Verschlimmerung der Stadtbilder in Richtung Gewerbepark Bottrop oder Ausfallstraße Baltimore/Maryland ja nichts mehr entgegen. Erinnert mich ein wenig an die Haltung bestimmter orthodoxer Juden, die vor der Wiederkehr des Messias keinen Sinn in irgendwelchem politischen oder ökonomischen Engagement sehen. So wünschenswert eine Rekonstruktion also sein mag, sie ist hier derzeit nicht einmal vorsichtig angedacht, insofern eine Diskussion darüber in diesem Zusammenhang auch fruchtlos.

    Interessant finde ich einen anderen Aspekt - so denn das Projekt im oben beschriebenen Sinne realisiert wird. Sobald ein Rekonstruktionsprojekt wie der "Zuckerhut" auf die Tagesordnung kommt, entdecken einige Bürger und Denkmalschützer ihre Liebe zu den abwegigsten Mauerstücken der Nachkriegszeit. Dann wird sogar ein kleiner Verkaufskiosk als schützenswertes Kleinod herausgehoben, nur eben um eine Wiederherstellung älterer Architekturelemente zu be- oder verhindern. Kiesows unlängst getätigte Äußerungen, daß jetzt mal Schluß mit den Rekos sein müsse, spricht für sich. Steht hingegen ein moderner Umbau an, so ist von einer Erhaltung der Nachkriegsarchitektur kaum mehr die Rede, sogar wenn es sich, wie im hier beschriebenen Fall, um eindeutige kunsthandwerkliche Zeitzeugnisse handelt (Tierkreise auf der Tür, beschriebene Stadtgeschichte im Putz). Es wird deutlich, daß der Denkmalschutz in Streitfragen offenbar zunehmend die Rolle eines verlängerten Instruments der modernistischen Lobby spielt.

    Ich habe ja, lieber "ursus c.", im Gegensatz zu Dir keinerlei Probleme mit dem (Wiener) Historismus, aber für diese schönen Bilder möchte ich herzlich danken. Ja, die Wiener Barockecken haben natürlich ihren Charme. Leider nur, daß man im Griechenbeisl den Tisch reservieren muß, sonst wäre ich auch dort schon gelandet und nicht bei nah gelegenen Italienern. Der Turm ist mir übrigens dennoch aufgefallen.