Beiträge von Jaro

    Die Begründung mit der Ausbeutung bezog sich auf die Anfangszeiten der Moderne, dass heute nicht weniger ausgebeutet wird, konnten sie damals ja nicht wissen, jeder handelt aus Überzeugung, oder? Klar, dass sich das ganze heute verselbstständigt hat, aber solange nicht jemand kommt und eine gelungene Symbiose aus Moderne und Traditionalismus schafft, der auch bezahlbar ist, wird sich an den Polaritäten nicht so viel ändern.

    Hallo zusammen,

    ich stimme vielem in diesem Forum hier zu, aber leider muss ich doch auch einmal die Realitäten verteidigen. Ich studiere momentan Architektur im 13. Semester (in Karlsruhe) und kann zu dem Thema "schöne Fassade" oder "schöne Ausschmückung von Räumlichkeiten", um die es hier in dem Forum nun ja hauptsächlich geht, schlicht und einfach sagen: Dazu ist leider absoulut keine Zeit. Fassaden sind im Prinzip nicht Teil des Entwurfs, die Fassade bleibt gewissermaßen übrig, sie ergibt sich einfach. Für einen Entwurf hat man 3 Monate Zeit - wenn man effektiv entworfen hat - ist man zwei Wochen vor Abgabe dabei, Grundrisse und Schnitte zu zeichnen und zähneknirschend zu akzeptieren, dass das jetzt der endgültige Entwurfsstand ist. Die letzten zwei Wochen gehen für Planreinzeichnung und Modellbau drauf. Die Fassade....tja, wie gesagt...Das was hier propagiert wird, würde in allen am Bau beteiligten Berufen, Entwurfszeit und Baukosten dermaßen in die Höhe treiben, dass Wohnen, Arbeiten, ja schlicht alle Tätigkeiten für die ein Gebäude benötigt wird (tja, da bleibt dann wohl nicht mehr viel übrig) unbezahlbar würde. Der Prunk, der hier so gefeiert wirf, begründet sich auf Ausbeutung vieler durch wenige Reiche. Die Ästhetik, die von DeStijl und Bauhaus propagiert wurde, kam durch das aufsteigende Bewusstsein für die Industrialisierung zustande, um aus der abzusehenden ästhetischen Not eine Tugend zu machen. Dass dabei das Detail auf der Strecke bleibt und die Komposition eher im großen Maßstab stattfindet, ist wohl logisch. Wie gesagt, mit der Zeit lernt man die modernistische Ästhetik zu schätzen, sie ist eben (wie jede) Erziehungssache. Schade ist jedoch natürlich, dass viele Architektenkollegen die baugeschichtliche nicht mal mehr tolerieren, still und heimlich natürlich doch, sieht man sich das Haus an, indem sie residieren oder ihr Büro beherbergen.