Beiträge von Minifutzi

    Da gebe ich dir recht! Ein absolut grandioser Beitrag des rbb :thumbup:
    Die Absurdität derartiger Gestaltungen ließe sich ja bei nahezu 90% der aktuellen Bauprojekte auf ähnliche Weise offenlegen. Nur macht das die Presse meistens nicht, sondern wiederholt brav das, was die Architekten ihnen in die Gebrauchsanweisung geschrieben haben.

    Ich empfehle Efeu. Ist umweltfreundlich, sieht gut aus und hat an der Ostseite auch eine gewisse Tradition.

    Das war damals schon mein erster Gedanke als ich den Entwurf für diese Promenade gesehen habe.
    Wäre in jeder Hinsicht die beste Lösung, da die Spreemauern früher ebenfalls berankt waren und man somit auch gleich noch die viel beschworene Fassadenbegrünung erhält.
    Und um Graffiti muss man sich auch keine Gedanken mehr machen.

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    Mit dieser Besinnung auf Bestandserhalt statt Neubau (was ja ökologisch absolut sinnvoll ist) sollten wir vorsichtig sein, denn das könnte für uns als Reko-Befürworter auf dem Weg zur schöneren Stadt auch schnell zum Bumerang werden.
    Sowas hätte man in der Abrisswut der Nachkriegszeit gebraucht. Jetzt aber stehen die 70er-Jahre-Klötze da und dürfen dann aufeinmal nicht mehr durch ansprechenderes ersetzt werden.

    Was wollen die Grünen eigentlich? Noch nachhaltiger, als mit einer rekonstruierten Bauakademie, geht es doch gar nicht.

    Der Bau ist einfach zeitlos und wird sicher nicht in 20, 30 Jahren wieder abgerissen werden. Die Baumaterialien unter der wiederaufgebauten Fassade, können ebenfalls sehr nachhaltig ausgewählt werden.

    Hoffentlich hat der Ortsverband Berlin diese Geschichte auf dem Schirm und reagiert gegebenenfalls mit einer Pressemitteilung.

    Ich sehe ebenfalls keinerlei Widerspruch zwischen Nachhaltigkeit und Rekonstruktion. Unter der Ziegelfassade kann das Gebäude ja in Materialität und Isolierung den neuesten Standards entsprechen.

    Ohnehin sollten wir viel öfter in diese Richtung arguemntieren, denn zusammen mit der bereits angesrpochenen Zeitlosigkeit der Fassade, die eben nicht irgendwelchen kurzlebigen Strömungen folgt, ergibt sich so ein sehr nachhaltiges Gesamtkonzept.

    Vielleicht ein Resultat des modernen Kunstbegriffs, nach dem nicht mehr die handwerkliche Ausführung, sondern der schöperische, kreative Prozess die eigentliche Kunst ist.
    Wer in der Szene ernst genommen werden will, muss irgendwas kreieren - und wenn es Fettecken sind (um auf ein aktuelles Thema Bezug zu nehmen :wink:).

    Ich habe noch nirgends von seriöser Seite das Argument gehört, Rekonstruktionen seien pauschal undemokratisch (Ausnahmen mögen so belastete Bauten wie die Garnisonkirche in Potsdam sein).

    Pauschalisieren möchte ich das tatsächlich nicht, wie die von dir genannten Beispiele ja zeigen. Aber die von mir beschrieben Praxis begegnet einem jedoch auf Schritt und Tritt.
    Gerade in der jüngsten Debatte um die Rekonstruktion des Frankfurter Schauspielhauses wurde diese Argumentation doch wieder deutlich.

    Hier nur auf die Schnelle ein Biespiel aus der FR:

    "Das Glasfoyer mit seiner Transparenz und den schönen „Wolken“ von Zoltán Kemény steht exemplarisch für den Aufbruch in eine demokratische Kultur der Nachkriegsära. Der Dialog von Außen und Innen, den die Glasfassade ermöglicht, die ihrerseits wie ein Gesicht auf die Stadt schaut, war in den 60er Jahren ein Statement der ästhetischen Moderne. Es unterstrich, dass die Stadtgesellschaft offen sein wollte für Neues."

    Der Seeling-Bau schotte sich dagegen in seiner monumentalen Wucht nach außen ab und sei deshalb das genaue Gegenteil usw. usw.

    ... Die Wohnungsnot war riesig, der Druck des Wiederaufbaus auch. Es musste schnell Wohnraum geschaffen werden und die schlimmsten Kriegszerstörungen beseitigt werden, damit Infrastruktur und Verwaltung wieder funktionierten. An filigrane Rekonstruktionen war abgesehen von einigen Leitbauten kaum zu denken...

    Das Problem hatten die Polen aber auch tegula. Und trotzdem haben die's mit dem Wiederaufbau ihrer Innenstädte hinbekommen.

    Was die Grabenkämpfe angeht gebe ich dir aber recht.

    Meiner Ansicht nach, ist der Kern des Problems auch eher ein anderer.

    Zeitgenössisch zu bauen ist für die allermeisten Architekten schlicht einfacher. Es bedingt weniger Planung, entspricht dem was in der Hochschule gelehrt wurde und meistens ist es auch noch biliger (zumindest in den geschönten Vorfeldberechnungen).
    Weil diese Dinge aber natürlich nicht als Argument taugen, warum jetzt hier der nächste Riegel anstatt einer Rekonstruktion entstehen soll, bedient man sich einer moralischen Begründung und welche wäre da geeigneter und durchschlagender als die Alternative "undemokratisch" zu nennen. Die Entscheider in der Politik trifft das ins Mark und wer will sich schon dem Verdacht aussetzen rückwärtsgewandt zu sein. Den Investoren wiederum ist eigentlich schnuppe was gebaut wird, hauptsache es bringt fette Rendite.

    Somit ist ein Großteil des Gefasels über rechte und linke Räume eine Scheindebatte, die von den Architekturbüros angeschoben wird, um für ihren Mist einen Käufer zu finden.

    Die Fassade ist definitv weg.

    Ich habe lange in Kassel gewohnt und erinnere mich an einen Artikel über die Einweihung des "wiederaufgebauten" Bahnhofs, in dem die Glasfassde überschwenglich gelobt wurde. Endlich hätte Kassel nun auch einen modernen Bahnhof mit dem es sich sehen lasse könne. Dem alten Backsteinklotz würde wohl niemand nachtrauern, so stand es dort sinngemäß.

    Leider finde ich den Artikel nicht mehr.