Umbau Bedué-Komplex
Heute war ich bei der laut Bausenatorin Hagen 71. Sitzung des Lübecker Gestaltungsbeirats. Eines der Themen war der Umbau des Bedué-Komplexes im Gründungsviertel.
Dieser Komplex umfasst ca. 3/4 des unteren Baublocks zwischen Braun- und Fischstraße. Ursprünglich wollte die Familie Bedué den Komplex verkaufen, will ihn aber jetzt doch selbst - im wesentlichen im Bestand - umbauen. Vermutlich ist uns damit ein weiterer Investoren-Großbau erspart geblieben. Die Bauten stammen aus den 50er Jahren. Neben Wohnnutzung betrieb Bedué im großen Eckbau Fischstraße/Einhäuschen-Querstraße ca. 50 Jahre lang einen Elektrogroßhandel. Dieser Gewerbebau soll nun auch zu Wohnzwecken umbgebaut werden. Zudem wird das niedrige Garagengebäude mit der Durchfahrt an der Fischstraße aufgestockt und ebenfalls der Wohnnutzung zugeführt.
Zunächst stelle ich den Komplex mit einigen Bildern vor - wir gehen einmal von der Braunstraße aus herum:
Abb. 1: Braunstraße, Eckhäuser an der Einhäuschen-Querstraße. Das linke Haus aus den 50er Jahren gehört zum Bedué-Komplex. Im Erdgeschoss und im Keller befindet sich eine Musikschule, in den Obergeschossen Wohnungen. Das rechte Haus gehört wie bereits bekannt zum Investorenkomplex des Gründungsviertel-Projekts.
Abb. 2: Blick auf das Eckhaus in Gegenrichtung. Die beiden linken Häuser gehören nicht Bedué, aber die gesamte rechts zu sehende westliche Seite der Einhäuschen-Querstraße. Hinten, das Eckhaus an der Fischstraße, ist der besagte Elektro-Gewerbebau.
Abb. 3: Blick von der Fischstraße in die Einhäuschen-Querstraße. Im Vordergrund der Gewerbebau, rechts daneben das niedrige Garagengebäude mit der Durchfahrt zum Innenhof. Dahinter dann ein weiteres Wohnhaus an der Ecke zur Straße "An der Untertrave", das auch zum Komplex gehört. Letzteres ist aber von den Baumaßnahmen nicht betroffen.
Abb. 4: Das Garagengebäude in der Fischstraße. Hier wurde nach dem Krieg nie etwas adäquates gebaut - wohl aus Kostengründen wie ich heute zu vernehmen meinte. Das ist die größte "Fehlstelle" im gesamten Komplex.
Abb. 5: Blick zurück in die neu bebaute Fischstraße.
Abb. 6: Die Nordwest-Ecke des Komplexes Ecke Fischstraße/An der Untertrave. Die drei rechts zu sehenden hellen Vorkriegs-Häuser gehören nicht zum Komplex.
Nun zur Vorstellung der Planung aus der GBR-Sitzung:
Der Umbau wird von Bruch+Suhr Archtikten, Lübeck, geplant und gestaltet sich wie folgt (die mindere Bildqualität bitte ich zu entschuldigen, beim Abfotografieren vom Beamer ging es nicht besser):
Abb. 7: Zunächst wurde der Komplex vorgestellt. Links ist die Baugrube des inzwischen fertigen Investorenbaus zu sehen.
Abb. 8: Grundriss des Baublocks. Nicht zu Bedué gehören die noch aus der Vorkriegszeit stammenden Häuser Braunstraße 38 und An der Untertrave 105-107.
Abb. 9: Ursprünglicher Entwurf an der Einhäuschen-Querstraße. Der Querflügel des linken Hauses sollte aufgestockt werden, ansonsten waren im wesentlichen Gauben und Dachfenster für den Ausbau der bisher ungenutzen Dachgeschosse geplant.
Abb. 10: Aktueller Entwurf an der Einhäuschen-Querstraße: Auf die Aufstockung wurde verzichtet und die Gauben/Dachfenster verändert. Zum Istzustand ändert sich hier also nicht besonders viel. Die Gebäude sollen von innen gedämmt werden, so dass die Außenansichten unverändert bleiben.
Abb. 11: Ursprünglicher Entwurf an der Fischstraße. Im Gegensatz zu eben gezeigten Einhäuschen-Querstraße ist hier eine deutliche Änderung zu sehen - das niedrige Garagenbebäude wird durch einen Wohnhaus-Neubau ersetzt.
Abb. 12: Fischstraße, aktueller Entwurf: Der ursprüngliche Entwurf erschien dem GBR bei einer früheren Vorstellung zu massiv und wurde um ein Geschoss herabgezont. Ich kann das nicht ganz nachvollziehen, da die Häuser links und rechts auch ein Stockwerk höher sind und auch die Vorkriegsbebauung höher war. Die Masse kommt eher durch die Traufständigkeit zustande als durch die Höhe. So ein Bau passt eher an eine Querstraße als an die hochkarätige Fischstraße. Zudem fehlt mir jetzt hier die beim Vorentwurf vorhanden gewesene vertikale Fassadengliederung.
Bei diesem Entwurf soll das EG des Garagengebäudes erhalten (daher die vier kleinen Fenster) und vom Material her abgesetzt werden. Als Grund hierfür wurde die CO2-Einsparung gegenüber einem kompletten Neubau angegeben. Also ich kann mir jetzt nicht vorstellen, dass das bei einem so kleinen Bauvolumen irgendwie von Bedeutung wäre...
Die Durchfahrt soll verkleinert werden, muss aber leider bestehen bleiben, da es Wegerechte zu den nicht zum Komplex gehörenden Häusern gibt.
Abb. 13: Rückseite ander Einhäuschen-Querstraße, Entwurf und Ist-Foto: Hier sollen für die Wohnnutzung noch diverse Fenster eingebaut werden.
Abb. 14: Rückseite des Neubaus an der Fischstraße. Die Obergeschosse sollen mangels Platz für eine innere Treppe über einen Laubengang erschlossen werden.
Der Entwurf wird sich wohl noch ein wenig ändern, der Beirat bemängelt folgendes:
- Die Dachflächenfenster am Eckhaus an der Braunstraße sind nicht erwünscht
- Die vier kleinen Fenster des alten Garagenbau-EGs werden als nicht passend für die Wohnnutzung angesehen und sollten vergrößert werden.
- Die vielen verschiedenen Fenstergrößen an der Rückseite des Gewerbebaus sollten nochmal überarbeitet werden.
- Die Erschließung über den Laubengang an der Rückseite der Fischstraße sollte im Hinblick auf den Winter geändert und doch irgendwie nach innen verlegt werden.
Der Architekt überlegt noch, ob irgendeine Fensterteilung verwendet werden soll (was ich hoffe).
Mein Senf zu der Sache:
Ich hatte gehofft, dass der Komplex komplett abgerissen und das Grundstück nach dem Vorbild des restlichen neuen Gründungsviertels mit einzelnen giebelständigen Häusern neu bebaut werden würde - auch wenn die alten Parzellen durch die Verschiebung der Querstraße nicht mehr exakt zur Verfügung gestanden hätten. Ein Umbau im Bestand ist meiner Meinung nach nur die zweitbeste Lösung. Andererseits hätte es mit einem weiteren Investoren-Großbau auch noch schlimmer kommen können.
Es ist immerhin sehr erfreulich, dass die Quasi-Baulücke an der Fischstraße geschlossen werden soll, was das Straßenbild hier erheblich aufwerten wird, auch wenn der Entwurf für diese Lücke nicht der große Wurf ist. Anstatt eines langen niedrigen traufständigen Hauses wären zwei Giebelfassaden für die Fischstraße sehr viel angemessener gewesen - auch im Zusammenspiel mit dem bereits bestehende Giebel des Gewerbebaus. Ich sehe aber auch ein, dass die Tiefe des Baukörpers für Giebelhäuser problematisch wäre, da der Innenhof nicht überbaut werden kann/soll.
Immerhin kommen/bleiben überall Satteldächer, auch wenn mir deren Neigung zu gering ist. Beim Gewerbebau hätte die Traufe bei gleicher Firsthöhe ein Stockwerk tiefer liegen müssen. Ich hoffe, das hier zumindest noch Fensterteilungen kommen werden, um den ganzen etwas die Tristesse zu nehmen, die der Komplex in meinen Augen ausstrahlt.
Alle Fotos von mir, alle Entwürfe Bruch+Suhr Architekten, Lübeck