Beiträge von nothor

    Ja, aber ist das denn nicht grundsätzlich zu hinterfragen? Das ist doch ein Irrweg, so zu bauen, oder nicht? Die giftige Fassade an Altbauten ist unnütz, an Neubauten ist sie aber notwendig. Was, wenn du in so einem Haus eine Wohnung kaufst? Rückbau unmöglich, du wohnst gezwungenermaßen im Müll!

    Webmaster, es ist zwecklos.

    Immerhin räumt er ja ein, dass bei "historischen Gebäude" Styropordämmung nicht nötig sei.
    Das ist zwar auch nur das Nacherzählen von Binsenweisheiten auf Stammtischniveau ohne sachliche Grundlagen zu liefern, ich kann allerdings damit leben.


    Womit ich nicht leben kann ist, dass es eine Binsenweisheit ist, wonach Wärmedämmung die Klimaerwärmung aufhält oder verlangsamt. 82 Millionen Deutsche verpacken jedes Jahr vielleicht 10.000 Häuser in Styropor. Das Styropor wird aus Erdöl in Osteuropa energieaufwändig mit Atomenergie hergestellt und von Lastwagen auf die deutschen Baustellen geschafft. Hier wird es dann mit Kunststoff-verbundkleber an die Fassade geklebt und mit fungizidgetränkten Putz bedeckt. Damit es innen keinen schimmel gibt, wird eine automatisch-elektrische Lüftungsanlage installiert, deren Teile in China unter Nutzung wertvoller seltner Erden hergestellt werden und die mittels Schiff und LKW ebenfalls auf die Baustelle transportiert werden. Die Lüftungsanlage braucht bestenfalls nur wenig Strom fäuft aber das ganze Jahr und ist nun neben dem Kühlschrank das zweite elektrische Gerät in einem Haus, das niemals abgestellt wird. Jährlich kommt der Wartungsservice ins Haus.

    Ähnliches zur Energiesparlampe.

    Die übrigen 6,99 Millarden Menschen lassen ihre hunderte Millionen Häuser wie sie sind. In den meisten existiert das Problem des heizens gar nicht, die meisten davon haben umgekehrt ein problem mit Hitze und Kühlen mit billigen, schadstoffhaltigen und stromfressenden Klimaanlagen, deren Strom aus Öl- und Kernkraftwerken stammt und die viel Wärme produzieren.

    Aber es gibt Menschen, die sind überzeugt das Styropor der richtige Weg ist.

    Früher hat man hohe Decken gehabt, damit waren die Wohnungen im Sommer hell und kühl. Das Problem der ineffektiven Heizung durch Wärmekonvektion aus Radiatoren am Fenster gab es nicht, da mit Kachelöfen geheizt wurde, die mittels Wärmestrahlung heizen. jeder kennt das Phänomen am Lagerfeuer, dass die Hitze eigentlich nach oben steigt, man es aber trotzdem nicht davor aushält weil es einen fast verbrennt.

    Dachreiter, danke für deinen Beitrag. Ich denke das wäre ein gesellschaftlich sinnvoller Konsens. Für jedes Haus eine individuelle Lösung. Ich bin auch überzeugt, dass von allen Verwendungsszenarien für Erdöl jene die ökologisch unbedenklichste ist, es in CO2 zu verwandeln, anstatt in Plastik.

    Das Problem ist halt leider, dass die Debatte um energetische Ertüchtigung heute politisch und ökonomisch geführt wird, und nicht ökologisch.
    Ich glaube auch, dass das Thema deutlich weniger Aufregung erzeugen würde, wenn man von staatlicher Seite nicht die Montage von Wärmedämmverbundsystemen an Vorkriegsaltbauten befördern würde, was dem Allgemeinempfinden nicht so ganz zuträglich ist, sondern eine Abwrackprämie einführen würde für Heizungsanlagen und Fenster älter als 30 Jahre und Dächer älter als 40 Jahre... zum Beispiel. Die Auswirkungen auf das Stadtbild wären minimal und der Wertschöpfungsprozess im Handwerksgewerbe gewinnbringender, da die Arbeit höhere Qualifikation erfordert und die verbauten Teile (Fenster, Türen, Heizkessel, Radiatoren) durchaus Made in Germany sein sollten.
    Weiterhin wäre das v.a. bei den heizungsanlagen ein lohnendes Geschäft für die Rückgewinnung tausender Tonnen ineffizient eingesetzten Altmetalls.

    Freilich, das Geschäft um Styroporschalungen ist lohnender. Die Entsorgung in einigen Jahren wird schließlich auch was kosten.

    Ich mag deine Beiträge. Deine gedankengänge sollte man weiter verfolgen. Denn vermutlich können in Styropor gepackte Häuser bestimmt schwimmen, also passiert Paris und Rom vermutlich nichts.

    Es ist ja nichts dagegen zu sagen, auf dem jeweils aktuell technischen Stand zu bauen. Das sagt aber nichts über die Sinnhaftigkeit nachgerüsteter Dämmung aus. Was nicht zusammen passt soll auch nicht zusammenkommen. Außerdem sollte man in Friesland im Sommer in der Wohnung keine Teelichter anzünden. Gefahr eines Hitzetods. Minuspunkt für die Dämmung.

    Aquarien sind nun kaum vergleichbar mit einem Gebäude und können daher zum Vergleich nicht heran gezogen werden. Im Aquarium ist es per se nass. Das mit Wohnraumklima zu vergleichen ist dumm. Minuspunkt für unüberlegte Dämmmaßnahmen.

    Richtig, neue Fenster bieten die größte Ersparnis. Das war aber schon von alters her so, wenn man ein Butzenglasscheibenfenster aus dem 16. Jahhundert gegen die Doppelkastenfenster von 1890 setzt, ist auch da der Unterschied gigantisch. Fenster sind bewegliche Teile und nutzen sich nach mind. 50 Jahren ab. Heutige Fenster haben jüngere Lebenszyklen als frühere. Mit Dämmung hat das nichts zu tun. Minuspunkt.

    Ich kenne auch Leute, die das durchgemacht haben. Die Wohnung ist tatsächlich warm. Aber warm ist nicht alles, das Raumklima ist feucht und schadstoffbelasteter als vorher. Die Miete oft höher als vorher plus Heizkosten, sofern man überhaupt die Sanierung durchgehalten hat. Neu gedämmtes Haus, altes Lüftungsverhalten = Schimmel hinter dem Bett. Schadstoffe in der Luft, Kopfschmerzen, kranke Kinder, Allergien, kaputtes Immunsystem, hohe Arztkosten. Minuspunkt für die Dämmung.

    Stimmt, Köln kenne ich auch gut, das ist tatsächlich ein Eldorado für Architekturfans. Kannst froh sein dort zu leben, die haben's raus. Gut, dass nur in Wien, Rom und Paris so massiv gedämmt wird, dass diese Städte unansehnlich geworden sind. Minuspunkt für die Dämmung.

    Absolut korrekt, du sprichst mir aus der Seele. Das ist wie 50 km zur billigeren Tankstelle zu fahren, anstatt vor der Haustür zu tanken. Milchmädchenrechnungen. Das Problem dabei ist, Milchmädchenrechnungen enttarnen sich recht schnell und werden als Skandal diskutiert. Hier agiert jedoch die Politik, die mit unser aller Geld entsprechend umschichtet, und so den Schaden noch vergößert und jene profitieren lässt, die den Schaden verursachen, sich dabei aber loben, Ökologische Verantwortung zu übernehmen. Wirklich ökologisch ist es doch, eine Sache bis zum Auslaufen ihrer Nutzbarkeit zu benutzen, und dann durch das modernste und aktuellste zu ersetzen. Jede andere Maßnahme ist ökologisch fragwürdig und einzig wirtschaftlich motiviert.

    Es floriert nach wie vor die Parkraumbewirtschaftung. Ich bin auch nicht sonderlich neugierig auf die neuen Augustinerhöfe. Sie werden den Blick auf die derzeit sichtbaren schönen alten Hinterhofgebäude völlig verstellen.

    Das ganze Viertel ist sehr geprägt von den Umbauten zur "Autofreien Stadt" aus den 60'er Jahren. Breite schenisen wurden da durch die geschlossenen Gründerzeit-Häuserzeilen geschlagen und dadurch geraten die an sich schon recht breiten Straßen sehr zugig. Überall Autos, keine Aufenthaltsqualität für Fußgänger. Trotzdem glaube ich dass das Projekt funktionieren wird. Die Location ist weltweit vermarktbar. Ist eigentlich geplant Querriegel im Innhof zu bauen? Wenn ich mir die Wohnungsflächen von bis zu 290 qm ansehe....

    Keine Ahnung, auf den Luftaufnahmen sieht man nur die Dachlandschaft. Aber es gab wohl eine gewisse Ähnlichkeit zum links angeschnittenen Nachbarhaus in der Geuderstraße.

    Vielleicht hier die Straßenansicht: Bismarckstraße Nürnberg - Google Maps

    Aber die Fensterprofilierungen sind weg und die Fensterformen auch verändert. Möglicherweise war das Haus im Krieg schwer beschädigt worden(?!?!) Innen ist es aber noch im Originalzustand (Türen, Deckenstuck, Treppenhaus incl. Fenster).

    Danke TrierRekos95, ja, die recht große Wandfläche und die verhältnismäßig kleinen Fenster animieren dazu das Haus mit Schmuck zu bewerfen :)

    Hey Danke, sehr rustikal!
    Allerdings hab ich verschwiegen, dass es eben ein Nürnberger Jugendstilhaus von ca. 1910 ist. Und in Nürnbegr ist der Jugendstil relativ arm an Dekor und eher grob. Stuck wird selten verwendet, es wird eher geometrisch profiliert und viel mit Sandstein gespielt. In dieser Gallerie lässt sich das gut sehen: Link.

    Bin schon sehr auf eure Ideen gespannt!

    Dann will ich mal. Ich hab einfach mal in das bestehende Foto reingezeichnet: Zuerst der Ist-Zustand in s/w:

    Dann Vorschlag a) in eher üppigen Jugendstildekor:

    Dieser Vorschlag ließe sich wohl schon gut umsetzen, aber die Gestaltung passt nicht so recht ins Umfeld. Solcherlei Dekor hat dort kein einziges Haus. Es sieht im Umfeld eher aus wie Vorschlag b), der sich im Übrigen auch rein mit etwas Sgraffito-Putz und Farbe umsetzen ließe, ohne Stuckarbeiten:

    Des hier besprochene Haus wurde in mal um ein Vollgeschoss aufgestockt. Auf historischen Luftaufnahmen sieht man statt des vierten OG nur ein DG mit Rundgiebel. Ich denke mal das könnte man berücksichtigen, indem man das 4. OG nicht so verspielt gestaltet. Schön wäre es trotzdem, wenn das eine Perspektive hätte.

    Ich weiss nicht ob es mich beruhigen soll oder nicht, festzustellen, dass auch andernorts um jeden einzelnen Altbau gekämpft werden muss und leider auch oft verloren wird. In meiner Heimat Nürnberg regiert der Abrissbagger. Was wegzuschaufeln zu teuer ist wird mit stoyropor verpackt und weiss gestrichen, damit es nach 2 Jahren auch endlich schäbig aussieht wie die modernen gebäude, die nach erfolgreicher Vermarktung urplötzlich vergammeln.

    Mir tun diejenigen, die sich da ne teure Kiezwohnung angelacht haben, und in einigen Jahren mit den Nachwehen der energetischen Sanierung zu tun bekommen, jetzt schon leid. Das wird all die Ersparnisse auffressen, die der Niedrigenergiestandard bis dahin gebracht hat. Die Verantwortung hierfür wird natürlich niemand übernehmen.
    Geldvernichtung. Fast so gut wie an der Börse.

    Mit dem Gebäude ließe sich leben, aber die Erdgeschosszone ist ein schrecklicher Fehlgriff. Das Straßengefälle ist sicherlich nicht leicht zu bewältigen, aber hier ging das ja mal gründlich daneben. Jetzt, nachdem das Gebäude seit 1 Jahr in Betrieb ist, sieht man die Auswirkung dieser Fehlplanung. Die Erdgeschosszone ist tot. Es wirkt, als könne man die kahlen Grauglasflächen hochklappen um dahinter auf Mülltonnen zugreifen zu können.

    Sehe ich auch so. Es gibt keinen Grund, den Ist-Zustand der Altstadt so zu konservieren wie er ist, denn das wäre nichts schönes, nichts womit man sich dauerhaft rühmen kann. Was meinetwegen 1970 noch eine große Leistung war, nämlich dass dieses doch riesige zerstörte Gebiet wieder eine Innenstadt geworden ist, mit für damalige Verhältnisse modernem Wohnraum, ist nun, weitere 40 Jahre später, in die Jahre gekommen und steht immer mehr in der Kritik. Außerdem: Die Nürnberger wollen ja auch in Zukunft an Ihrer Stadt bauen, entwickeln und Visionen diskutieren.
    Aber jetzt und hier die Wiedererrichtung eines jeden einzelnen Gebäudes von vor '45 zu fordern, ist auch Unsinn: Viel zu teuer, zu aufwändig, zu langwierig, zu unsensibel und brachial. Also braucht man einen Plan.

    Mein Traum von der Nürnberger Altstadt 2025 sieht so aus:
    - weniger Autos,
    - schmalere Straßen,
    - Straßenbahn mindestens in Form der Altstadtquerung
    - mehr Grün,
    - erlebbare Pegnitz
    - mehr Cafe's
    - wiederaufgebautes Pellerhaus innen und Außen
    - Verschönerung der Westseite des Hauptmarktes wie es baukunst-nbg schon mal visualisiert hat
    - verschönerter Egidienplatz, mit angepassten oder rekonstruierten Nachbargebäuden
    - Abriss der Tiefgarage in der Martin-Treu-Straße / Platnergasse (dort Besucher durchzuführen gleicht einer Exkursion in ein Elendsquartier huh:) )
    - Ergänzung der Giebelspitzen auf dem Hotel Deutscher Kaiser in der Kaiserstraße
    - vlt. noch andere Kleinigkeiten...

    Das alles wäre m.E. realisierbar und würde einen großen Sprung nach vorne bedeuten, wenn nicht parallel hierzu anderweitig Mist verzapft würde wie der Bibliotheksneubau am Cinecitta. Das ist eine echte Architektur-5 :thumbdown:

    Daneben wäre es phantastisch, wenn die Stadt private Initiativen finanziell unterstützen könnte, die, entsprechend eines Maßnahmenkataloges, einzelne Orte dem historischen Vorbild schrittweise annähert, z.B. durch Reko, historisierung oder wenigstens eine farbliche Zergliederung und Neugestaltung.

    Das wäre mein Maßnahmenplan, der sicherlich auch Mehrheitsfähig wäre.

    Aber es passieren leider auch so viele Rückschritte. Über den Umbau des Lebkuchenladens am Hauptmarkt habe ich mich sehr geärgert. Einme schöne mittelalterliche Holztür ist gegen eine Glastür ausgetauscht worden. Unmöglich war das, wo ist diese Tür hin? Hab leider kien Foto. So kleine Dinge finde ich sehr verstörend.

    @ Dexter

    Ich finde man muss das so betrachten. Die Städte befinden sich in einem Wettbewerb um Attraktivität für Touristen und Lebenswertigkeit aus Sicht der Einwohner. Und in einem durchlässigen Mitteleuropa, wo sich die Menschen zunehmend freier entscheiden können wo sie leben, studieren und arbeiten wollen, spielt auch das Stadtbild eine gewisse Rolle. Um Nürnberg herum putzen sich derzeit viele Städte besonders heraus. Man muss hierzu nur einmal [lexicon='Leipzig'][/lexicon], Dresden, Prag, Berlin, aber auch München, Würzburg und Augsburg ansehen.

    Die Leistung und das Vermächtnis des Wiederaufbaus der Nachkriegszeit sehe ich darin, dass eben eine konsequente Steigerung der Rekonstuktionsqualität möglich bleibt. Die Grundstücke und Straßenzüge existieren weitgehend. Es gibt keine hinderlichen Großbauten, Hochhäuser, Straßenschneiden, Riesenkreuzungen oder Shoppingmalls.

    Das heutige Nürnberg ist als Stadtbild leider kaum noch konkurrenzfähig. Einzelne Bauten stechen heraus, und jeder Besucher zückt den Fotoapparat. Aber die Wege dazwischen - insbesondere zwischen Hauptmarkt und Egidienplatz, führen an einer absolut nicht mehr zeitgemäßen Interpretation des Wiederaufbaus einer mittelalterlichen Großstadt vorbei. Besucher sagen mir dann oft "naja wirklich schön ist das ja hier nicht". Von weitem sieht es aus wie Mittelalter, und von Nahem sind sie dann enttäuscht. Es hat weder die schöne Aura des Alten, noch strahlt es moderne aus. Und dort, wo es finanzierbar ist, sollte einer Reko nichts im Wege stehen. Aus meiner Sicht ist die Diskussion um die Reko der Fassade des Pellerhauses lächerlich. Es gibt keine Alternative hierzu. Etwas besseres als das hat an dieser Stelle nie gestanden, und wird es auch nie wieder.