Beiträge von LaSt

    Die Visualisierung der gedrehten Turmspitze im letzten NDR-Video stammt aus den aktuellen Architekturplanungen vom Architekturbüro für das Ikareum, die voraussichtlich im Frühjahr abgeschlossen und öffentlich präsentiert werden sollen.

    Das auf den Webseiten des Otto-Lilienthal-Museums lilienthal-museum.de und ikareum.de, und auf der Webseite des Förderkreises Nikolaikirche Anklam e.V. nikolaikircheanklam.de noch die alte Grafik von 2011 gezeigt wird, liegt daran, dass die finalen Pläne noch nicht vorliegen.

    Die Grafik mit der stählernen offenen Turmspitze von 2011 war so nie als finale Turmspitze geplant, sondern als Diskussionsgrundlage für eine moderne, begehbare Alternative zur klassischen/historischen Turmspitze gewählt worden, um Aufmerksamkeit für den Wiederaufbau der Nikolaikirche als Museum anzuregen.

    Im April 2011 ist das Dach der Anklamer Nikolaikirche fertig geworden:


    Abbildung 1: Nikolaikirche Anklam mit neuem Dach (Südostansicht)

    Abbildungen des Dachstuhls:


    Abbildung 2: Dachstuhl aus ungefähr 16m Höhe


    Abbildung 3: Dachstuhl vom Boden aus (Blick zum Chor/nach Osten)


    Abbildung 4: Dachstuhl vom Boden aus (Blick zum Turm/nach Westen)

    Quellen: Förderkreis Nikolaikirche Anklam e.V. (Webseite)

    Naja, man darf ruhig zugeben, dass man bei ersten Ideen für die Neugestaltung z. B. bei der Turmspitze sehr kreativ ist, auch um Interesse am Wiederentstehen ebendieser zu erwecken und gleichzeitig eine ergebnisoffene Diskussion anzuschieben. Im Endeffekt entscheiden die Architekten und Ingenieure, was umsetzbar ist.

    Die Spitze wird sicher geschlossener als auf den ersten Entwürfen der Turmspitze als Aussichtsplattform werden und rein persönlich könnte ich mit einer Lösung ähnlich wie in Stettin leben, wenn die offenen Gestaltung nicht umsetzbar ist.

    Die Lösung einer komplett offenen Spitze wie in Rosow - der Besuch der Gedächtniskirche und der Ausblick von der Kirchturmspitze ist einfach beeindruckend - ist in Anklam schon aufgrund des höheren Turmes der Nikolaikirche schwer umsetzbar. Ein Mittelweg aus Rossin und Stettin ist aufgrund des daraus entstehenden Alleinstellungsmerkmals und wegen des spannenden Anblicks während der Errichtung per Kran oder Hubschrauber, was Anklam noch ein wenig einzigartiger machen würde.

    Aber ob und wie die Spitze entstehen wird, hängt auch vom positven Votum der Pomerania ab. Also, schön Daumendrücken!

    PS @ Lupi82: Ich verbringe seit mehreren Jahren sehr viel Zeit in verantwortungsvoller Position in der Nikolaikirche und fühle mich dem Förderkreis mehr als nur verbunden. Aber die Funktion als Vorsitzender ist mir zu stressig, da bin ich zu bescheiden... *gg*

    Hi,

    als Orts- und Nikolaikirchkundiger, der mehr durch Zufall auf diese Seite und diesen Thread gestoßen ist, muss ich trotz der sehr schönen Bilder und der gut zusammengefassten Wiederaufbaugeschichte der Nikolaikirche einige Anmerkungen machen:

    1. Die Pultdächer, die kleinen Dächer nördlich und südlich am Turm, und das sanierungsbedürftige Dach des Südanbau (Sakristei, Vorhalle und Südkapellen, nach der Zerstörung in den Jahren nach dem 2. Weltkrieg errichtet) sind nicht Bestandteil der aktuellen Baumaßnahme. Die Pultdächer sind aber Bestandteil eines aktuell laufenden Fördermittelantrags bei der Pomerania (Entscheidung im Februar 2011?), die dem Zweck der Wiederherrichtung des Turmes mit einer Turmspitze und einem Innenausbau ähnlich wie im Anklamer Steintor (Museum im Steintor) dient, während für das Dach des Südanbaus noch eine Lösung gesucht wird.

    2. Das neue Dach beinhaltete in einer frühen Planung direkt nach der Fördermittelzusage des Landes jeweils zwei waagerechte Lichtbänder auf der Nord- und Südseite und eine teilweise verglaste Fläche an des Ostseite (Chor), die für die zukünftige Nutzung mit einer kulturellen oder musealen Zielstellung eine natürliche Lichtquelle geboten hätte, wie man sie auch in anderen Museen, die nach dem 2. Weltkrieg restauriert wurden, findet (z.B. Bodemuseum o.Neues Museum in Berlin). Inspiriert wurden die Glasflächen auch durch das Notdach (1995/96 - 2010), das senkrechte lichtdurchlässige Dachplatten enthielt. Die Ideen für die Lichtbänder wurden dann im Laufe der weiteren Planung aus finanziellen Gründen (!) verworfen, so dass das neue Dach in einer dem Dach von 1945 angelehnten Form ohne Lichtbänder entstehen wird bzw. fast fertig ist.

    3. Wie die Turmspitze und die Pultdächer nun endgültig aussehen werden, ist noch offen. Eine offene Turmspitze ist nichts Neues und findet sich in vielen wiederaufgebauten Kirchen wieder. Die gedrehte Spitze, wie man sie auf dem Bild von Schloßgespenst gut erkennen kann, nachzubauen, ist zum einen schwierig und sicher bei der Errichtung auch nach einigen Theorien nicht absichtlich erfolgt. Frühere Untersuchungen vor der letzten Restaurierungsmaßnahme von 1906-09 mutmaßten, dass die Drehung eher durch witterungsbedingte Verschiebungen im Dachstuhl der Spitze entstanden ist. Das der Teufel für die Drehung zuständig gewesen sein soll, entspricht zwar einer Sage aus Anklam, aber ihn beim Wiederaufbau einzubeziehen, halte ich für übertrieben. :D
    Die offene Gestaltung und die teilweise Nutzung der Turmspitze als Aussichtsplattform, wie man sie in der Gedächtniskirche Rosow und der St. Jakobikirche in Stettin findet, gehört mit zum Gesamtkonzept einer kulturellen und musealen Nutzung der Nikolaikirche unter dem Schlüsselwort 'Ikareum' (IKARus + musEUM). Beispiele für eine komplette Umnutzung der Kirche findet man zum Beispiel in der Neubrandenburger Konzertkirche. Wichtig und somit ein Ziel der gesamten Planung bleibt dabei aber, die Kirche in der äußeren Erscheinung und ihren Abmessungen so gut wie möglich an ihren historischen Ursprung anzunähern.


    Abb. 1: Gedächtniskirche Rosow, 27.06.2010

    4. Die Nikolaikirche wurde am 02. Oktober 2004 im Rahmen eines Stadtfestes für 99 Jahre + 50 Jahre Option in die Verantwortung der Hansestadt Anklam übergeben. Der Grund dafür: Die kleine evangelische Kirchengemeinde ist mit der älteren Marienkirche und der in 1950-er Jahren erbauten Kreuzkirche mehr als ausgelastet und war sicher auch froh, die zweite große Stadtkirche zum zweiten Mal in ihrer über 700-jährigen Geschichte in die Hände der Stadt zu übergeben.

    5. 2004, 2009 und 2010 sind zehn neue Fenster eingebaut und eingeweiht worden:
    - 2004, das Nikolausfenster nach Vorbild des 1909 gefertigten und 1943 beim ersten Bombenangriff auf Anklam zerstörten Bleiglasfensters mit gleichem Motiv und Namen - eingebaut in der Nikolauskapelle (östliche der beiden Südkapellen)
    - 2009, ein Gedenkfenster zur Erinnerung und zur Mahnung an die Zerstörung der Stadt und der Nikolaikirche im 2. Weltkrieg und an die vielen Opfer - eingebaut in der westlichen der beiden Südkapellen
    - 2009 u. 2010 acht farblose Fenster, davon drei Fenster (Südseite) mit Fensterscheiben mit sandgestrahlten Schriftzügen einer Spendenaktion des Förderkreises Nikolaikirche Anklam e.V.


    Abb. 2: Nikolausfenster (*2004, Fertigung durch Glasgestaltung Altlandsberg)


    Abb. 3: Gedenkfenster (*2009, Fertigung durch Glasgestaltung Altlandsberg)

    6. Ein Großteil der verbliebenen Fresken, vor allem in den Jochbögen, wurden mit Mitteln der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, teilweise mit Netzen und teilweise durch Restaurationsarbeiten vor der weiteren Zerstörung gerettet. Parallel zur gerade zu Ende gehenden Dachbaumaßnahme wurden 2010 nochmals Bestandsaufnahmen der Fresken vorgenommen und sollten somit eine gute Grundlage für weitere Sicherungsmaßnahmen bilden.


    Abb. 4: Nikolaikirche vom 24.01.2011


    Abb. 5: Nikolaikirche vom 24.01.2011

    Inzwischen waren die Nord- und die Südseite des Daches fast vollständig gedeckt und die Verschalung des Chores fast abgeschlossen.

    MfG LaSt

    Quellen:
    Abbildungen 1 - 3: Förderkreis Nikolaikirche Anklam e.V.
    Abbildungen 4 u. 5: eigene Fotos

    Änderungen wg. später gefundener Schreibfehler notwendig... Man sollte solche Schreibarbeiten halt nicht am frühen Abend machen